1. Auss pfeiffenden Schülern wird selten etwas Gutes (Tüchtiges). – Petri, II, 30.
2. Bösen Schülern wird ein böser Meister gegeben. – Petri, II, 49.
3. Den Schulern gehören lange Klayder. – Henisch, 1439, 6; Petri, II, 79.
Lat.: Vestes talares debent portare scholares.
[379] 4. Der Schüler gereth nach seinem Meister. – Henisch, 1506, 20; Petri, II, 106.
5. Der Schüler ist nicht über den Meister. – Eiselein, 556.
Dän.: Discipelen er ei over mesteren. (Prov. dan., 110.)
Frz.: En nul endroit ne doit pas être, L'écolier par dessus le maitre. (Kritzinger, 258a.)
Holl.: De discipel is niet meerder dan zijn meester. (Harrebomée, I, 138a.)
It.: Il discepolo non deve esser sopra il maestro. (Pazzaglia, 206, 4.)
Lat.: Non est discipulus par cognitione magistro. (Philippi, II, 34; Eiselein, 556; Seybold, 367.)
6. Der Schüler tritt dem Lehrer auf die Schultern.
Lat.: Multi discipuli praestantiores magistris. (Cicero.) (Philippi, I, 262.)
7. Die Schüler sind die besten Hauspropheten für den Lehrer.
8. Ein Schuler ist in der schul ein Marterer, in der Kirchen ein engel. – Henisch, 896, 4; Petri, II, 225.
9. Ein Schuler muss nicht flugs wollen ein Juncker sein, sondern ein wenig die ruthe, straffe vnd Armuth leiden. – Henisch, 1163, 18; Petri, II, 225.
10. Ein Schüler muss vor seinem Schulmeister antworten. – Graf, 436, 295.
Eine ähnliche Befreiung von dem Gericht der Ortsobrigkeit, wie Edelleute und Geistliche, besassen auch die Lehrer und Mitglieder der Hochschulen; auch sie hatten sich nur vor ihrer nächsten Obrigkeit zu verantworten, d.i. wie es bei Rauch (III, 240) heisst: »Der Schulmeister, unter dessen Besen (Zuchtruthe) sie stehen.«
Mhd.: Ain schueler sol anntworttn vor seinem schulmeister. (Rauch, III, 240.)
11. Ein tüchtiger Schüler übertrifft den Meister. – Schlechta, 332.
12. Einem Schüler, den man muss treiben, wird nicht viel bleiben.
Die Chinesen: Ein Schüler muss eine Begierde zum Lernen haben und Vertrauen, dem Lehrer sein Gemüth zu eröffnen. (Hlawatsch, 190.)
13. Einen Schüler vernachlässigen ist ebenso schlimm als eine Jungfrau schänden.
»Da ich jung war«, sagt Luther, »führte man dies Sprichwort in den Schulen. Das sagt man darum, dass man die Schulmeister erschreckt, denn man wusste dazumal keine schwerere Sünde, denn Jungfrauen schänden. Aber lieber Herr Gott, wie gar viel geringer ist's, Jungfrauen oder Weiber zu schänden, gegen dieser Sünde, da die edeln Seelen verlassen und geschändet werden.« (Heuseler, 23, 92.)
Lat.: Non minus est, negligere scholarem, quam corrumpere virginem.
14. Es müssen sowol Schüler sein als Meister.
Holl.: Daar moeten zoowel discipelen zijn als leermeesters. (Harrebomée, I, 138a.)
15. Farender schuler bleibt ein spuler. – Franck, II, 69b; Gruter, I, 40; Petri, II, 309; Schottel, 1119b; Körte, 5433; Suringar, CCII.
Gruter fügt zur Erklärung hinzu: d.i. »er wird nit reich.« Bei Simrock (9267) lautet es: Fahrender Schüler bleibt ein Schüler. Olearius (Oeconom. rur., 31) sagt von ihnen: »Um Reminiscere wollen sie nicht mehr descere, auf Oculi lassen die Bücher sie; auf Lätare gehen sie aus dem Tare; auf Judica sind sie in patria; auf Palmarum haben sie par marum.« Saxum volutum non obdabitur musco.
16. Fleissige Schüler machen fleissige Lehrer. – Simrock, 9266; Körte, 9433; Braun, I, 4001.
17. Fleissiger Schüler, trewer Schulmeister. – Petri, II, 312.
18. Je tieffer Schüler, je hoher Gelehrter. – Petri, III, 396.
19. Lässiger Schüler bleibt ein Schüler. – Simrock, 9268.
20. Man findet mehr Schuler, dann (gelehrte) Meister. – Henisch, 1458, 63; Petri, II, 445; Körte, 5434; Braun, I, 4002.
21. Man findet vil schüler, die gelerter sind, dann jr meyster. – Tappius, 211a; Lehmann, II, 401, 12; Simrock, 4270.
Holl.: Een discipel wast zijn' meester wel over 't hoofd. (Harrebomée, I, 138a.)
Lat.: Multi discipuli praestantiores magistris. (Tappius, 210b; Eiselein, 556; Suringar, CXXIII.)
[380] 22. Mancher Schüler übertrifft den Meister. – Eiselein, 556; Simrock, 9269.
Auch die Türken, sagen: Der als tüchtiger Schüler sich gezeigt, wird im Werth den Meister übertreffen. (Vámbéry, Gesch. Bochara's, Stuttgart 1872, I, XVII.)
Holl.: Men vindt veel schoolkinderen geleerder dan hunne meesters. (Harrebomée, II, 257a.)
23. Meine Schüler können alles vom Blatte singen, was sie auswendig können, sagte der Schulmeister.
24. Schuler versudeln viel Bücher, ehe sie gelehrt werden. – Lehmann, 181, 20.
25. Viele Schüler übertreffen offt ihre Lehrmeister an Schalckheit. – Ritzius, S. 454.
26. Wer nie ein Schüler war, der wird kein guter Meister. – Petri, 739; Mathesy, 295a.
*27. Es sind fahrende Schüler.
Ritterlichkeit war die Lebenspulsader des Mittelalters und sie bildete auch das vorherrschende Element der Studentenwelt, in der sie sich nicht nur über die Dauer des Ritterthums und Mittelalters hinaus erhielt, sondern sich auch noch mit der altgermanischen Wanderlust und der Sucht nach Abenteuern verband. Diese waren es namentlich, welche die sogenannten fahrenden Schüler erzeugten, die sich von Schulen und Universitäten mit mehr oder weniger Wissen absonderten, um theils ein seltsames Wanderleben zu beginnen und nicht selten bis an das Ende ihres Lebens fortzusetzen, theils irgendwo sesshaft zu bleiben, durch sittenlose Aufführung die übelsten Beispiele zu geben und den verderblichsten Einfluss auszuüben. Die auf niedern Bildungs- und Gesittungsstufen Stehenden suchten im Vieltrinken und Raufen ihren Ruhm und ihre Freude. Viele von ihnen traten auch in allerlei Gestalten auf als Heilkünstler, Astrologen und Traumdeuter, als Schau- und Gaukelspieler, als Taschenspieler und Wunderthäter, als Magier höhern Ranges, als Musikanten und Sänger, als Klosterbrüder wie als Schalksnarren. Das Gewand, in dem sie staken, galt ihnen, gleich; immer deckte die Gugel (Kappe oder Kapuze, am Rock) den Schalkskopf. Die jüngern legten gern das Studentenkleid, die gereiftern den Professoren- oder Magistertalar an; allen aber war die Waffe, das Schwert, ein treuer und unzertrennlicher Begleiter. Ein solcher »fahrender Schüler«, aber wol höherstehend als die übrigen fahrenden Nekromanten (Schwarzkünstler), ist auch der durch einen Kranz von Wundersagen berühmt gewordene Doctor Faust gewesen. (Vgl. G. Freytag, Bilder aus der deutschen Vergangenheit, 3. Aufl., I, 88 fg.; ferner Monatshefte, XVII, 325; O. Dolch, Geschichte des deutschen Studententhums von der Gründung der deutschen Universitäten bis zu den deutschen Freiheitskriegen, Leipzig 1858; F.H. Meyer, Studentica, Leben und Sitten deutscher Studenten früherer Jahrhunderte, Leipzig 1857.)
*28. Zu solchen Schülern gehört solche Ruth. – Petri, II, 827.
Luther von den Bauern, als sie scharf gezüchtigt wurden.
29. Der Schüler soll auf des Meisters Schultern stehen und ihn übersehen.
Lat.: Datur meritis majorum nulla gloria. (Philippi, I, 111.)
30. Die Schüler müssen zuweilen spielen.
Bei Tunnicius (791): De klerke moten bytyden spelen. (Discipulis animi quandoque remissio danda.)
Lat.: Studium puerile fatiscit, laeta nisi austeris varientur festa profestis. (Ausonius.)
31. Ein Schüler auf eim Ross, ein Hur auf eim Schloss, ein Laus auf eim Grind sind drei stolze Hofgesind. – Schaltjahr, V, 477 aus A. Gartnerus, Proverbialia.
32. Ein Schüler ohne Lust ist ein Freier ohne Geld. – Harssdörffer, 475.
33. Viererlei Schüler sind: Schwämme, die fressen Guts und Böses; Trichter, die lassen, was zu einem Ohre eingehet, zum andern aus; Siebe, die nur das Böse behalten, und Futterwannen, die das Gute behalten und das Böse fahren lassen. – Harssdörffer, 470.
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