Köhler [3]

[244] Köhler, 1) Christian, Maler, geb. 13. Okt. 1809 zu Werben in der Altmark, gest. 30. Jan. 1861 in Montpellier, ging 1826 mit W. v. Schadow nach Düsseldorf, wurde 1855 Lehrer des Antikensaals und der Malklasse an der Akademie und erhielt den Professortitel. Von seinen meist durch Kupferstich und Lithographie vervielfältigten, durch treffliche Komposition, Formenschönheit und weiche Färbung ausgezeichneten Bildern sind die bedeutendsten: Rebecka am Brunnen, die Findung Moses', der Lobgesang der Mirjam, der Triumph Davids, die Braut, Semiramis, Hagar und Ismael, Susanna im. Bad, Julie dem entschwundenen Romeo nachsehend, Mignon, die Aussetzung Moses', Germanias Erwachen. Auch in Damenbildnissen leistete K. Rühmliches.

2) Louis, Klavierspieler, Komponist und Musikschriftsteller, geb. 5. Sept. 1820 in Braunschweig, gest. 16. Febr. 1886 zu Königsberg i. Pr., bildete sich als Musiker in Wien aus und lebte seit 1847 in Königsberg, wo er eine von ihm gegründete Musikschule für Klavierspiel und Komposition leitete. Von seinen zahlreichen theoretischen und pädagogischen Arbeiten sind hervorzuheben: »Die Melodie der Sprache« (Leipz. 1853); »Systematische Lehrmethode für Klavierspiel und Musik« (das. 1856–58, 2 Bde.; Bd. 1 in 3. Aufl. 1888); »Führer durch den Klavierunterricht« (das. 1859, 9. Aufl. 1894); »Der Klavierunterricht. Studien, Erfahrungen und Ratschläge« (das. 1860; 6. Aufl. von R. Hofmann, 1905); »Leichtfaßliche Harmonie- und Generalbaßlehre« (3. Aufl., Berl. 1880); »Der Klavierfingersatz« (Leipz. 1862); »Gesangsführer« (das. 1863); »Die neue Richtung in der Musik« (das. 1864); »Der Klavierpedalzug« (Berl. 1882) und »Allgemeine Musiklehre« (Leipz. 1883). Von seinen Kompositionen (darunter auch Opern, Instrumental- und Gesangstücke) werden besonders noch einige Etüden- und Unterrichtswerke geschätzt.

3) Reinhold, Literarhistoriker, geb. 24. Juni 1830 in Weimar, gest. daselbst 15. Aug. 1892, studierte in Jena, Leipzig und Bonn Philologie und[244] wurde 1857 Bibliothekar, später Oberbibliothekar an der großherzoglichen Bibliothek in Weimar. Als Schriftsteller hat er sich namentlich auf dem Gebiete der Märchen- und Sagenforschung einen hochgeachteten Namen erworben. Er schrieb: »Über die Dionysiaka des Nonnus von Panopolis« (Halle 1853); »Zu H. v. Kleists Werken« (Weim. 1862): »Dantes Göttliche Komödie und ihre deutschen Übersetzungen« (das. 1865); »Herders Cid und seine französische Quelle« (Leipz. 1867); »Wielands Oberon« (das. 1868); ferner gab er heraus: »Alte Bergmannslieder« (Weim. 1858); »Vier Dialoge von H. Sachs« (das. 1858); »Kunst über alle Künste, ein bös Weib gut zu machen« (eine deutsche Bearbeitung von Shakespeares »Taming of the shrew« von 1672, Berl. 1864); Schillers »Ästhetische Schriften« (Bd. 10 von Goedekes historisch-kritischer Ausgabe, Stuttg. 1871). Außerdem lieferte er wertvolle Anmerkungen zu Kreutzwalds »Esthnischen Märchen« (Halle 1869), zu Gonzenbachs »Sizilianischen Märchen« (Leipz. 1870, 2 Bde.), zu Bladés »Contes populaires rec.en Agenais« (Par. 1884), zu Gerings »Islendzk æventyri« (Halle 1882–84, 2 Bde.), zu Warnkes Ausgabe der »Laïs« der Marie de France (das. 1885). Aus seinem Nachlaß wurden »Aufsätze über Märchen und Volkslieder« (Berl. 1894) veröffentlicht.

4) August, luther. Theolog, geb. 8. Febr. 1835 in Schmalenberg (Rheinpfalz), gest. 17. Febr. 1897 in Erlangen, wurde 1857 Privatdozent, 1862 außerordentlicher Professor der Theologie in Erlangen, 1864 ordentlicher Professor in Jena, 1866 in Bonn und 1868 in Erlangen. Unter seinen Schriften sind zu nennen: »Die niederländische reformierte Kirche« (Erlang. 1856); »Die nachexilischen Propheten« (das. 1860–65, 4 Abtlgn.); »Lehrbuch der biblischen Geschichte des Alten Testaments« (das. 1875–93, 2 Bde.).

5) Ulrich, Altertumsforscher, geb. 6. Nov. 1838 zu Klein-Neuhausen im Großherzogtum Weimar, gest. 24. Okt. 1903 in Berlin, studierte in Jena und Göttingen, lebte dann in Italien und wurde 1865 Sekretär der preußischen Gesandtschaft in Athen, 1872 ordentlicher Professor der Altertumskunde in Straßburg, 1875 Leiter des neubegründeten archäologischen Instituts in Athen, 1886 ordentlicher Professor der alten Geschichte in Berlin. Sein Hauptwerk ist der 2. Band des »Corpus inscriptionum atticarum«, der die Inschriften vom Archon Eukleides bis auf Augustus enthält (Berl. 1877–95). Sonst sind die »Urkunden und Untersuchungen zur Geschichte des delisch-attischen Bundes« (Berl. 1870) hervorzuheben.

6) Gustav, Bergmann, geb. 1. April 1839 zu Zellerfeld im Harz, studierte seit 1855 in Klausthal, arbeitete dann seit 1860 praktisch in mehreren Gruben, war 1867 Beamter der preußischen Bergwerksabteilung auf der Pariser Weltausstellung, leitete 1868 die Ausstellung eines Museums für Berg-, Hütten- und Salinenwesen in Berlin, wurde 1870 Berginspektor in Lipine, 1874 Bergwerksdirektor in Karbitz (Böhmen), 1876 Lehrer an der Bergschule in Bochum, 1880 Professor der Bergbau- und Aufbereitungskunde in Klausthal und 1887 Direktor der vereinigten Bergakademie und Bergschule daselbst. Er schrieb: »Lehrbuch der Bergbaukunde« (Leipz. 1884, 6. Aufl. 1903); »Wörterbuch der bei Bergbau und Aufbereitung angewendeten technischen Ausdrücke«, deutsch, englisch, französisch (Klausthal 1885); »Die Störungen der Gänge, Flöze und Lager« (Leipz. 1886); »Leitfaden der Bergbaukunde« (3. Aufl., das. 1903); »Vorrichtungen und Maschinen zur Herstellung von Tiefbohrlöchern etc.« (mit Schulz, Bräuler und Zickler, im »Handbuch der Ingenieurwissenschaften«, 2. Aufl., Bd. 4, das. 1903). Auch gibt er mit Doeltz die »Berg- und Hüttenmännische Zeitung« heraus.

7) Karl, Jurist, geb. 14. Mai 1847 in Celle, studierte in Heidelberg und Berlin, wurde 1876 Landrat des Kreises Tuchel, 1878 Hilfsarbeiter im Reichskanzleramt, 1881 daselbst vortragender Rat, 1885 Direktor und 1890 Präsident des kaiserlichen Gesundheitsamtes. Außer mehreren eignen Schriften (»Statistische Darstellung des Kreises Naumburg«, Naumb. 1870, und »Allgemeines über die Ausbreitung und Bedeutung der Tuberkulose als Volkskrankheit«) veranlaßte er verschiedene gemeinverständliche Veröffentlichungen des Gesundheitsamtes, so das »Gesundheitsbüchlein« (10. Aufl., Berl. 1904); »Blattern und Schutzpockenimpfung« (3. Aufl. 1900); »Tuberkulosenmerkblatt« (1900), »Alkoholmerkblatt« (1903) u. a.

8) August, deutscher Gouverneur von Togo, geb. 30. Sept. 1858 in Eltville, gest. Mitte Januar 1902 zu Lome in Togo, studierte 1878–82 in Bonn und Leipzig die Rechts- und Staatswissenschaften, ging dann zur Verwaltung über, erhielt im Februar 1891 als Regierungsassessor einen Ruf in die Kolonialabteilung des Auswärtigen Amtes und wurde schon im Juni Richter in Deutsch-Südwestafrika. Seit 1895 Landeshauptmann von Togo, wahrte er 1897 als Mitglied der deutsch-französischen Konferenz für Abgrenzung der Kolonien Togo und Dahomé erfolgreich die deutschen Interessen, vertrat Ende 1899 zeitweise den Gouverneur von Kamerun und schloß 1901 als erster Kommissar die Grenzverhandlungen mit Frankreich ab. Unter seiner Verwaltung hat Togo einen erfreulichen Aufschwung genommen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 244-245.
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