[883] Rhodesĭa, großes, Cecil Rhodes (s. d.) zu Ehren benanntes Gebiet in Südafrika zu beiden Seiten des Sambesi, hervorgegangen aus dem Verwaltungsgebiet der Britisch-Südafrikanischen Gesellschaft (s. d.); der neue Name ist amtlich seit 1895 in Gebrauch. Das Gebiet, dessen Grenzen durch königliche Dekrete von 1898, 1899 und 1900 festgelegt sind, zerfällt in Süd-Rhodesia, südlich vom Sambesi, und Nord-Rhodesia, eingeteilt in Nordwest- und Nordost-Rhodesia, das nördlich von diesem Flusse liegt. R., dessen größte nordsüdliche Erstreckung vom Südufer des Tanganjikasees bis zum Limpopo reicht, grenzt im N. an Deutsch-Ostafrika und den Kongostaat, im W. an diesen, Portugiesisch-Angola, Deutsch-Südwestafrika, Britisch-Betschuanen-Protektorat, im S. außer diesem an die Transvaalkolonie und im O. an die portugiesische Provinz Mosambik und an Britisch-Zentralafrika-Protektorat. Für den Flächeninhalt und die Bevölkerung (1901) werden folgende Zahlen angegeben:
Das Land, das tropisches Klima hat, ist zwischen Meru- und Bangweolosee wellige Savanne und steigt gegen 1500 m an im Mutschingagebirge; es wird, abgesehen von kleinern Flüssen, vom Kafue (Nebenfluß des Sambesi) im SW. und vom Sambesi im N. bewässert. Dort verdichtet sich auch die sonst spärliche Bevölkerung, die Elfenbein und Kautschuk (in geringer Menge) zur Ausfuhr bringt.
Der wichtigste Teil von R. ist Süd-Rhodesia (s. Karte »Südafrika« bei Artikel »Kapkolonie«). Es hat meist schwachgewellte Ebenen, die in der Mitte dichte Waldungen tragen, oft aber steinigen Boden zeigen. Das Klima, gesund wegen der nächtlichen Abkühlung, weist große Temperaturgegensätze auf, die rasch und schroff auftreten. Jahresmittel 18°. Die Regenzeit dauert vom November bis März. Verheerend wirken oft Heuschreckenschwärme, Viehseuchen und Hagelschläge. Süd-Rhodesia umfaßt Matabeleland (im S.) mit der Hauptstadt Bulawayo und Maschonaland (im N.) mit der Hauptstadt Salisbury (s. die betreffenden Artikel); beide Städte sind durch Eisenbahn miteinander verbunden, die östlich nach Beira (Portugiesisch-Ostafrika) und südlich nach Kapstadt ihre Fortsetzung findet. Das Betschuanen-Protektorat ist durch die neueste Abgrenzung endgültig von R. ausgeschlossen. Maschonaland zerfällt in 18, Matabeleland in 11 Distrikte. Süd-Rhodesia, seit 1903 dem Südafrikanischen Zollverein angeschlossen, ist reich an Gold und andern Mineralien (Silber, Kupfer, Blei, Antimon, Arsen) und besonders an Kohle (in dem 630 qkm großen Wankiedistrikt bei den Viktoriafällen des Sambesi), das Maschonaplateau auch für Ackerbau und europäische Ansiedelung geeignet. Für die Ausbeutung der Goldfelder, deren Ausdehnung auf 5250 engl. QMeilen geschätzt wird, bestehen 300 Gesellschaften und Syndikate. Der deklarierte Ertrag betrug 18901904 (Dezember): 1,030,834 Unzen (1902: 194,170, 1903: 231,872, 1904: 267,737, 1905: 407,408). Der Wert der über die kapländischen Häfen eingeführten Güter betrug 1902: 674,275 Pfd. Sterl. (1901: 842,963); über Beira 590,830 (bez. 486,886). Für die Einfuhr im ganzen wird 1903/04: 1,576,619, 1904/05: 951,692, für die Ausfuhr 1904,05: 1,136,715 Pfd. Sterl. angegeben. Die Zolleinkünfte betrugen 1903: 128,673, 1904: 105,934 Pfd. Sterl. Zollfrei gingen 1902/03 ein für 1,363,329 Pfd. Sterl. (1901/02: 944,165). Au Städten sind außer den angeführten Hauptorten zu nennen: Victoria, [883] Umtali, Gwelo (im Minendistrikt, mit steigender Bedeutung), Enkeldoorn, Melsetter, Rusapi, Hartley, Selukwe, Tuli und Gwanda. Vermessen und in die Grundbücher eingetragen waren 1891 -1902 in Matabeleland 14,704,287, in Maschonaland 11,790,462 Acres. Salisbury, Bulawayo und Umtali haben Verwaltungsstellen, Schulen, Kirchen, Banken, Krankenhäuser, öffentliche Bibliotheken, zum Teil Zeitungen und wissenschaftliche Zeitschriften (Salisbury und Bulawayo), Munizipalverfassung. An Straßen, Postrouten existieren 3000 engl. Meilen, deren Unterhaltung 1901/02: 21,920 Pfd. Sterl. kostete, außerdem 650 engl. Meilen an Nebenstraßen in den Minendistrikten. Das Eisenbahnnetz (s. oben) dehnt sich immer mehr aus. 1897 wurde die Linie Vryburg-Bulawayo eröffnet, von Bulawayo ist 1903 eine andre in die Wankie-Kohlenfelder angeschlossen; sie hat 1905 bereits den Sambesi erreicht und ihn unterhalb der Viktoriafälle in einer großartigen Brücke (120 m über dem Wasserspiegel, mit einer Spannweite von 150 m von Pfeiler zu Pfeiler) übersetzt (1600 engl. Meilen nördlich von Kapstadt); daselbst ist eine neue Stadt, Livingstonia, gegründet. Die Bahn durch Nordwest- und Nordost-Rhodesia zum Tanganjikasee ist im Bau, ein Stück der von Cecil Rhodes kühn erdachten ersten transafrikanischen Eisenbahn; 1905 ist Kalomo, Hauptort von Nordwest-Rhodesia, schon erreicht. 1904 ist die Linie Bulawayo-Gwanda vollendet und Salisbury von Beira aus seit 1899 über Umtali zu erreichen. Die Post besitzt in Süd-Rhodesia 60 Anstalten, in Nordost-Rhodesia 25, in Nordwest-Rhodesia 6 (1903: 965,260 Briefe und Postkarten nach Südafrika; 317,148 über See; die Einkünfte betrugen 25,000, die Ausgaben 29,670 Pfd. Sterl.). Das Telegraphensystem in R. (mit 89 Stationen) hatte 1905 eine Länge von 4000 engl. Meilen (7093 Meilen Drahtlänge) mit Einschluß der Fernsprecher und der Linie der African Transcontinental Telegraph Company (Udjidji ist über Blantyre und Karonga bereits erreicht); 1902'03 wurden 169,566 Telegramme empfangen und 196,769 aufgegeben.
Nordost-Rhodesia, zwischen Nyassa-, Tanganjika-, Meru- und Bangweolosee (s. Karte »Äquatorialafrika« im 1. Bd.), zerfällt in 9 Distrikte (Tanganjika, Meru, Awemba, Luapula, Ost-, West- und Nordloangwa, Kafue und Zumbo) mit 21 Eingebornendivisionen. Die wichtigsten Verwaltungsmittelpunkte sind Fife und Abercorn, beide an der Stephensonstraße. Die Verteidigung dieses Gebietes liegt dem Britisch-Zentralafrikanischen Protektorat ob. Das Land, offen und wohlbewässert, ist für Viehzucht geeignet; Weizen und europäische Früchte gedeihen, auch wohl Faserpflanzen, Kaffee und Baumwolle. Gold ist im S., Kohle am Nyassasee gefunden; ausgeführt werden Elfenbein und Kautschuk. Für den Verkehr sorgt die Stephensonstraße, die zwischen Nyassa und Tanganjika auf 200 km wesentlich verbessert ist. Über Telegraphenverbindung s. oben.
Nordwest-Rhodesia oder Barotse- (Marutse-) Land umfaßt den nordwestlichen Teil des Gebietes mit fünf Stationen, von denen die von Kalomo Hauptort und Mittelpunkt für die Verwaltung ist. Barotseland im engsten Sinn ist die Ebene zu beiden Seiten des Sambesi in dessen meridionalem Lauf (15 bis 16° südl. Br.). Der Postdienst, der mit sechs Postanstalten eröffnet ist, wird von der Eisenbahn Bulawayo-Wankie-Kohlendistrikt und dann durch Boten versehen. Die Polizei wird durch Eingeborne ausgeübt. Der Sklavenhandel ist unterdrückt. Das bevölkerte, gutbewässerte Gebiet ist geeignet als Weideland und für Anbau von Reis, Weizen, Hafer, Kaffee und Gummibäumen. Der Hauptkraal des Königs Lewanika (s. Marutse-Mambunda) ist Lialui (15° südl. Br.).
R., dessen frühere Geschichte mit der der Britisch-Südafrikanischen Gesellschaft (s. d.) zusammenfällt, ist seit 1898 (mit Amendement von 1903) nebst Kapland, Basutoland, den beiden Burenkolonien und dem Betschuanen-Schutzgebiet dem Oberkommissar von Südafrika unterstellt, der durch den Minister des Äußern ernannt wird. Ihm zur Seite steht außer einem von der genannten Gesellschaft bestimmten Administrator ein Ausführender Rat (mit nicht weniger als 4 von der Gesellschaft bestimmten Mitgliedern) sowie ein gesetzgebender Rat (7 Mitglieder, die von der Gesellschaft vorgeschlagen und von der Regierung bestätigt werden, und 9, die von den stimmberechtigten Wählern erwählt werden) mit dreijähriger Legislaturperiode. Ferner ist eine Schutztruppe (800 Mann) vorhanden. Die Finanzen weisen noch immer ein Defizit auf, wenn auch dessen Höhe gegen früher gefallen ist (1901: 227,200 Pfd. Sterl.); hohe Einfuhrzölle sollen es herabdrücken. Weiteres s. in den Artikeln: »Matabeleland, Maschonaland, Britisch-Südafrika nische Gesellschaft, Ophir, Simbabye«. Vgl. de Waal, Reizen met Cecil Rhodes door de wilde wereld van Zuid-Afrika (Amsterd. 1896; engl. Ausg., Lond. 1896); Leonard, How we made R. (Lond. 1896); Du Toit, R., past and present (das. 1897); Thomson, R. and its government (das. 1898); »Information as to mining in R.« (das. 1899); Donaldson und Hill, Transvaal and R. Directory (das. 1899); Hensman, History of R. (das. 1900); Peters, Im Goldland des Altertums (Münch. 1902); Hall und Neal, The ancient ruins of R. (2. Ausg., Lond. 1904); Randall-Maciver, Mediaeval R. (das. 1906); Ferguson, Southern R., account ot its past history, present development (das. 1906).
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