Saturn

[945] Saturn (Saturnus), 1) der altitalische Erd- od. Saatgott, s.u. Kronos; 2) der zweite der sonnenfernen Planeten (jenseit der Asteroiden); sein astronomisches Zeichen ist ♄. Sein Durchmesser wird zu 15,507 astronomischen Meilen geschätzt, wornach sein körperlicher Inhalt dem der Erde etwa 735mal überlegen sein würde. Er ist somit nächst Jupiter der größte unter den Planeten. An Masse dagegen übertrifft er die Erde bei Weitem nicht in demselben Verhältniß; er ist vielmehr nur 103mal schwerer als die Erde, seine Dichtigkeit ist also nur 0,14, wenn man diejenige der Erde gleich 1 setzt, od. sie ist 0,76, wenn man die des Wassers = 1 setzt, er ist also im Ganzen weniger dicht als unsere meisten Holzarten. Der mittlere Abstand des S-s von der Sonne beträgt 9,53885, die halbe große Achse der Erdbahn = 1 gesetzt od. etwas über 197 Mill. Meilen; sein größter Abstand von der Sonne ist 208, sein kleinster 186 Mill.) Nl., seine Excentricität 0,05615, also bedeutend größer als die der Erde, welche nur 0,01679 ist; die Neigung seiner Bahn gegen die Ebene der Ekliptik 2°29' 36". Seinen Umlauf um die Sonne bewirkt er in 10,759,2 Tagen od. 29 Jahren 166 Tagen 23 Stunden; er kommt, wenn er auf selbigem mit der Sonne in Opposition steht, unserer Erde gegen 41 Mill. Meilen näher, als während seiner Conjunction mit der Sonne. Er erscheint dem Auge, obgleich mit etwas bläulichem od. graulich weißem Lichte, immer noch als ein Stern erster Größe, bes. während seiner Opposition zur Sonne, dann unter einem scheinbaren Durchmesser von etwa 20 Secunden, in der Nähe seiner Conjunction mit der Sonne aber nur von etwa 15 Secunden. Seiner langen Umlaufszeit wegen ändert er seine Stellung zwischen den Fixsternen nur sehr langsam u. verweilt etwa 21/2 Jahr in demselben Zeichen des Thierkreises; daher kommt die Erde immer nach etwa 1 Jahr 12 Tagen 20 Stunden wieder in gleiche Stellung zu ihm u. zur Sonne. Wenn er den Oppositionen nahe kommt, wird er etwa 130 Tage rückläufig. Die Schnelligkeit seiner Bewegung beträgt etwa 11/3 Meile in einer Secunde. Seine aus dem scheinbaren Fortrücken dunkler Flecken (knotenartigen) [945] Verdichtungen der atmosphärischen Streifen abgeleitete Achsendrehung beträgt 10 Stunden 29 Minuten 17 Secunden, doch dürfte diese Bestimmung wegen der Veränderlichkeit der Flecken, welche wahrscheinlich Wolkenbildungen sind, noch künftiger Verbesserung fähig sein. Die schnelle Achsendrehung des S-s läßt namentlich bei der geringen Dichtigkeit desselben eine bedeutende Abplattung erwarten; in der That istnach Bessels genauen Beobachtungen der scheinbare Äquatorialdurchmesser 17,05, der Polardurchmesser nur 15,38 Secunden, folglich die Abplattung, 1/10, gefunden worden; Herschel u. Schröter fanden früher große Abweichungen von einer regelmäßigen sphäroidischen Gestalt u. bedeutende Veränderungen mit der Zeit, doch geben Bessels neuere Messungen ganz, regelmäßige u. constante Werthe. Die Ebene des Äquators des S-s ist gegen die Saturnbahn um nahe 31° geneigt; es müßte also unter gleichen Naturverhältnissen wie auf der Erde der Unterschied der Jahreszeiten auf dem S. bedeutend größer sein, als auf der Erde, zumal da der Sommer wie der Winter jeder etwa 15 Jahre betrüge. Die Erscheinung der Sonne ist übrigens auf dem S. eine höchst verringerte, da die Sonne daselbst nur als eine Scheibe von 91/2mal kleinerem Durchmesser erscheinen muß u. 90mal schwächer als auf der Erde leuchtet. Eine der merkwürdigsten u. räthselhaften Erscheinungen am Sternenhimmel ist der Saturnring. Es umgibt nämlich den S. ein System von Ringen, frei schwebend im Raume, deren Ebenen unter einander u. mit der Ebene des Äquators des S-s fast genau zusammenfallen. Zuerst entdeckte Galilei kurz nach Erfindung der Fernröhre 1612 eine von der Kugelgestalt abweichende Form des S-s u. glaubte danach, er bestehe aus drei an einander befestigten Körpern (Saturnus triformis). Bei der Unvollkommenheit der Instrumente behauptete sich diese Meinung, bis Huygens 1655 entdeckte u. 1659 im Systema Sarturnium veröffentlichte, daß S. von einem dünnen, aber breiten frei schwebenden Ringe umgeben sei. Cassini bemerkte ferner 1715, daß dieser Ring aus zwei von einander gesonderten bestehe; gewöhnlich wird diese Entdeckung jedoch William Herschel zugeschrieben, welcher sie 1789–92 genau beschrieb. Nach den neuesten Messungen von Struve sind die Größenverhältnisse folgende. Zunächst ist der Halbmesser des S-s am Äquator 8545 Meilen, darauf folgt nach einem leeren Zwischenraum von 4122 Meilen der erste Ring mit einer Breite von 3708 Meilen, darauf nach einem leeren Zwischenraum von 387 Meilen der zweite Ring mit einer Breite von 2283 Meilen. Der äußerste Rand des Ringes ist also im Durchmesser mehr als doppelt so groß, als der S. selbst. Dagegen ist die Dicke des Ringes äußerst gering; sie ist von Herschel nur 20 Meilen gefunden worden u. Bessel berechnet sie aus den Störungen des innersten Saturnmondes auf 29 Meilen unter der Voraussetzung, daß der Ring mit dem Planeten selbst gleiche Dichte habe, wogegen sie Schröter auf 119 Meilen angibt. Die Lichtintensität der Ringe ist größer, als die des S-s selbst, u. der äußere ist noch heller als der innere. Der äußere Ring ist ferner von neueren Beobachtern, namentlich Short, Kater, Encke, durch seine, concentrische, schwarze Linien wieder als aus mehren Ringen zusammengesetzt gesehen worden, doch scheint dies nichts Stabiles, sondern mannigfachen Formenwechseln unterworfen zu sein. Endlich hat der Amerikaner Bond u. fast gleichzeitig der Engländer Dawies 1850 in dem Zwischenraume zwischen S. u. dem oben beschriebenen inneren Ringe noch einen dritten concentrischen, aber weit lichtschwächeren, dunkeln Ring entdeckt, welcher etwa den dritten Theil jenes Zwischenraums ausfüllt. Die Ebenen dieser Ringe, mit der Ebene des Äquators des S-s nahe zusammenfallend, haben gegen die Ebene der Ekliptik eine Neigung von 28° u. die Länge seines aufsteigenden Knotens beträgt 167°, des absteigenden 349°. Befindet sich also S. im östlichen Theile des Sternbildes des Löwen od. des Wassermanns, so geht die Ebene der Ringe gerade durch die Sonne; die letztere beleuchtet dann nur den scharfen Rand des Ringes, u. dieser ist dann von der Erde aus nur durch die besten Fernröhre als eine äußerst seine gerade Linie sichtbar. In den um 90° von den Knoten abstehenden Punkten dagegen ist die nördliche od. südliche breite Fläche der Ringe der Sonne möglichst zugewendet, u. sie erscheinen dann von der Erde aus als zwei Henkel, durch deren dunkle Öffnung auch dahinter befindliche Fixsterne beobachtet worden sind. Völlig unsichtbar wird der Ring für uns, wenn die erweiterte Ebene desselben entweder auf die Erde trifft, so daß wir nur die scharfe nicht beleuchtete Kante des Ringes erblicken, od. wenn sie so zwischen Sonne u. Erde durchgeht, daß der Erde die nicht beleuchtete breite Seite des Ringes zugewendet ist. Beides kann wegen des verhältnißmäßig kurzen Abstandes der Erde von der Sonne nur dann geschehen, wenn S. nahe dem Knotenpunkte seines Ringes ist, so daß es vorkommt, daß der Ring innerhalb eines Jahres dreimal verschwindet u. wieder sichtbar wird, nachher aber sieben Jahre lang sichtbar bleibt. Wenn bei der genauen Stellung im Knotenpunkt die scharfe Kante des Ringes erleuchtet ist, kann man durch sehr gute Fernröhre kleine Unebenheiten als lichte Punkte auf der breiten Fläche erkennen, u. durch Beobachtung derselben hat Herschel eine Rotation des Ringes gefunden, welche in 101 Stunde vollendet wird. Daß Schröter im Gegentheil ein unverrücktes Feststehen desselben beobachtet, hat sich später als ein Irrthum herausgestellt. Auch verlangt die Theorie für die stabile Gleichgewichtslage des Ringes nach Analogie des Kreisels eine Rotation u. zwar mit Rücksicht auf die Lage des Ringes 102/5 Stunde als Rotationszeit. Der Mittelpunkt des Ringes fällt nicht mit dem Saturnmittelpunkt zusammen, sondern ist nach Schwabe u. später nach Struve etwa 200 Meilen excentrisch. Bezieht man den Saturnring auf die Oberfläche des S-s, wie er sich nämlich darauf darstellen muß, so zeigen sich ganz eigene Verhältnisse. In den Polarzonen, welche über den 66.° der Breite hinausliegen, kann der S. auf dem S. am Himmel nie sichtbar werden. In den mittleren Graden der Breite aber muß er sich als ein Gewölbe am Horizonte, etwa 26mal so breit als der Vollmondsdurchmesser, darstellen. Nach dem Äquator hin muß er sich ganz schmal zusammenziehen, indem unter dem Äquator selbst nur noch seine schmale von der Sonne nie beleuchtete Kante gesehen werden kann. Für die Beobachter unter dem Äquator geht dieser schmale Bogen durch das Zenith, für die höheren Breiten erscheint er nach u. nach breiter u. zugleich dem Horizont näher; in 55° Breite gewinnt er seine größte Breiten-,[946] ausdehnung, tritt aber von nun an allmälig unter den Horizont u. ist bei 66° gänzlich unter diesem verschwunden. Unter den beiden breiten Flächen des Ringes ist aber immer nur die eine beleuchtet, u. diese ist gerade derjenigen Hälfte des S-s zugewendet, welche zugleich Sonnenschein hat, während die Nachtseite des S-s nicht allein nur die dunkle Fläche des Ringes erblickt, sondern auch bei Tagesanbruch durch seinen Schatten noch in eine lange Sonnenfinsterniß versetzt wird. Ein Zweck, wie etwa die Beleuchtung des nächtlichen Himmels auf der Erde durch den Mond, ist also bei ihm nicht vorauszusetzen. Der S. wird von acht Trabanten (Saturnmonden, Saturnsatelliten, Saturntrabanten) umkreist. Die scheinbaren Durchmesser aller sind so klein u. sie selbst so in den Strahlenkreis ihres Hauptplaneten versenkt, daß sie nur durch ziemlich stark vergrößernde Fernröhre sichtbar sind. Huygens fand den größten (den sechsten) zuerst 1655, dann Cassini 1671–84 noch vier andere, den achten, fünften, vierten u. dritten; die zwei innersten entdeckte Herschel 1789, endlich den siebenten entdeckten am 16. u. 19. Septbr. 1848 Bond in Cambridge u. Lassell in Liverpool. Man hat für sie namentliche Bezeichnungen eingeführt; sie heißen, vom S. aus gerechnet, nach der Reihe: Mimas, Enceladus, Tethys, Dione, Rhea, Titan, Hyperion, Japetus. Die Größe der beiden innersten u. des siebenten ist noch unbekannt; der sechste hat 1050 Meilen im Durchmesser, ist also größer als Mars; der achte hat 618 Meilen, der fünfte 360 Meilen, der dritte u. vierte 140 Meilen. Ihre Entfernungen vom S. sind, wenn man den Halbmesser des S-s = 1 setzt, nach der Reihe 3,3607, 4,3125, 5,3396, 6,8398, 9,5528, 22,1450, 28,00, 64,3590; der nächste ist also etwa 1/2-, der entfernteste 10mal so weit vom S. entfernt, als der Mond von der Erde. Von den Saturnmonden aus, zumal den näheren, muß S. von einer außerordentlichen Größe, u. zwar von dem nächsten aus, unter einem Sehwinkel von 24° 54', ja der Ring sogar im Durchmesser von 54° 42' sich darstellen, so daß dieser fast 1/3 des Gesichtskreises einnehmen muß. Die siderischen Umläufe sind, nach Erdenzeit bestimmt, für den ersten Saturnmond: 22 Stunden 37 Minuten 22,9 Secunden; für den zweiten: 1 Tag 8 St. 53 Min. 6,7 Sec.; für den dritten: 1 T. 21 St. 18 Min. 25,7 Sec.; für den vierten: 2 T. 17 St. 41 Min. 8,9 Sec.; für den fünften: 4 T. 12 St. 25 Min. 10,8 Sec.; für den sechsten: 15 T. 22 St. 41 Min. 25,2 Sec.; für den siebenten: 22 T. 12 St.? Min.? Sec.; für den achten: 79 T. 7 St. 53 Min. 40,4 Sec. Wahrscheinlich kehren die Saturnmonde, wie die Jupiters u. der Erdmond, dem S. während ihres Umlaufs immer dieselbe Seite zu, was man wenigstens daraus folgert, daß der achte Saturnmond auf der Westseite des S-s immer gut sichtbar ist, auf der Ostseite aber so an Licht verliert, daß er nur mit Mühe gesehen werden kann, u. also auf der dann uns zugekehrten Fläche weniger die Lichtstrahlen der Sonne zurückwirft, als auf der andern. Die Ebenen der Bahnen der sechs ersteren Saturnmonde liegen in der Ebene des Saturnrings u. haben also, wie dieser, eine Neigung gegen die Ebene der Saturnbahn von 30°. Auch ihre Knoten liegen vom S. aus in Einer Richtung. Die Bahn des äußersten aber hat nur eine Neigung von 22° 42' u. ihre Knoten sind über 21° von denen der übrigen S-e entfernt. Finsternisse der Saturnmonde kommen bei der starken Neigung ihrer Bahnen gegen die Ebene der Saturnbahn weit seltener vor, als bei den Jupitermonden u. es ist überhaupt nur bei dem vierten eine beobachtet worden. 3) (Phänon), in der Astrologie einer der sieben Planeten, denen man sonst der Reihe nach die Beherrschung eines Jahres zuschrieb. Das Jahr, in welchem er regiert, soll gewöhnlich feucht u. kalt sein. Theile des Körpers, welche man ihm bes. zueignete, sind: Milz, Blase, das rechte Ohr etc.; Krankheiten von dessen Influenz: viertägiges Fieber, Aussatz, Krebs, Gelbsucht, Lähmung etc. Von den sieben Wochentagen ist ihm der Sonnabend zugeeignet, welcher auch sein Zeichen ħ hat. 4) (Alchem.), unter den Metallen das Blei; Zeichen: ebenfalls ħ.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 14. Altenburg 1862, S. 945-947.
Lizenz:
Faksimiles:
945 | 946 | 947
Kategorien:

Buchempfehlung

Gellert, Christian Fürchtegott

Geistliche Oden und Lieder

Geistliche Oden und Lieder

Diese »Oden für das Herz« mögen erbaulich auf den Leser wirken und den »Geschmack an der Religion mehren« und die »Herzen in fromme Empfindung« versetzen, wünscht sich der Autor. Gellerts lyrisches Hauptwerk war 1757 ein beachtlicher Publikumserfolg.

88 Seiten, 5.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Sturm und Drang. Sechs Erzählungen

Geschichten aus dem Sturm und Drang. Sechs Erzählungen

Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Michael Holzinger hat sechs eindrucksvolle Erzählungen von wütenden, jungen Männern des 18. Jahrhunderts ausgewählt.

468 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon