1. Bitt keins vmb ein Ding, dass du selbs nit thätest. – Henisch, 401; Lehmann, II, 48, 47; Eiselein, 81.
Lat.: Exige rem iustam, si non cupis inde repulsam. – Nil petes quod negaturus es.
2. Bitt' und nimm! – Körte, 635.
3. Bitt vnd thu die Hand darzu. – Henisch, 401.
Lat.: Ora et labora. (Philippi, II, 76; Binder I, 1306; II, 2440; Schonheim, O, 20; Seybold, 421; Wiegand, 431.)
4. Bitte nicht, wenn du nehmen kannst.
5. Bitten, fragen, suppliciren stehet frey, dann abschlagen ist zunechst dabey. – Lehmann, 66, 14.
6. Bitten hat den ritten. – Henisch, 401.
7. Bitten ist lang, befehlen kurz. – Simrock, 1107; Eiselein, 81.
8. Bitten ist niemand verwehrt (untersagt, verboten). (S. ⇒ Suppliciren.)
Lat.: Petere licet. (Wiegand, 1151; Schulblatt, 498; Binder II, 2562; Faselius, 200.)
9. Bitten ist unwerth, aber es macht nicht arm. – Körte, 636.
10. Bitten ist wohlfeil.
It.: Il domandar costa poca. (Bohn I, 102.)
11. Bittens und Wünschens geht viel in einen Sack. – Lehmann, II, 48, 48; Henisch, 401; Körte, 634; Simrock, 1108.
Lat.: Fert, ut plebs fatur, saccus, quod quisque precatur. (Sutor, 70.)
12. Bittest, sie thut's.
13. Das Bitten hat man umsonst.
Lat.: Orator non semper est operator (exorator). (Philippi, II, 77.)
14. Das mit bitten gekriegt ist, stehet dürr genug. – Henisch, 401.
Frz.: Acheter est meilleur marché que demander. (Cahier, 3899.)
15. Es bat jemand Gott um die Gnade, dass der Morgen tagen möchte; der Morgen tagte und er war blind. – Burckhardt, 721.
Wir haben oft viel Ursache die Erfüllung unserer Wünsche zu beklagen.
16. Es hilft kein Bitten und kein Beten. – Eiselein, 81.
17. Ich bitt' und bitt', lass ab nur nit, sprach das Weib zum Manne. – Eiselein, 81.
18. Ich bitte, alles zu lesen, es kostet ja nichts.
Diese in Wien sehr bekannte Redensart, welche bei den verschiedensten Anlässen angewandt wird, z.B. von Handelsleuten, um die Käufer zum Ansehen der Waaren zu ermuntern, der Gastgeber, um scherzweise zum Zulangen bei den verschiedensten Speisen und Getränken zu veranlassen u.s.w., verdankt ihre Entstehung dem im Mai 1861 ermordeten wiener Agenten Ignaz Binder, der seine Anzeigen, auf die man in allen Zeitungen stiess, stets mit den Worten schloss: »Ich bitte, alles zu u.s.w.« Sie wurde daher stadtläufige Redensart; man fand sie, wie Binder's Bild, bei allen Carnevalsfesten irgendwo angebracht.
19. Ich bitte dich, ist ein Mordgeschrei. – Henisch, 401.
20. Ich bitte dich ums Blut (Leiden) Christi (oder: ums jüngste Gericht). – Eiselein, 106.
21. Man muss nicht bitten von dem, der hat, sondern von dem, der wohl will. – Winckler, XX, 93.
22. Man soll niemand um etwas bitten, das einer selbst nicht thet. – Lehmann, 67, 28.
Lat.: Nihil petas, quod negaturus es. (Seybold, 350.)
23. Mit Bitten sündigt man nicht. – Neue Monatsschrift, Jauer 1802, S. 185.
24. Wann man einen (sie) bet, wer weiss was er (sie) thet. – Lehmann, 67, 33; Franck, II, 147b; Henisch, 337; Kirchhofer, 142; Simrock, 1117; Eiselein, 56.
Holl.: Als men de bruid bidt, zoo pieraarst ze. (Harrebomée, I, 99.)
Lat.: Collige thesaurum, qui gemmas vincit et aurum. (Sutor, 686.)
[389] 25. Was hilft alles Bitten, wenn jemand nicht helfen kann.
It.: Chi non può dar aiuto indarno ascolta. (Pazzaglia, 6, 8.)
26. Was man durch bitten bekompt, das ist Wildpret. – Lehmann, 66, 6.
27. Was man mit bitten erhält, bezahlt man am theuersten. – Henisch, 364.
28. Wenn wir sie bitten (uns um eine Frau bewerben), sagen wir: Herrin; wenn wir sie haben, heisst's: wie wir wollen. (Span.)
29. Wer bittet den Armen zur Hochzeit!
30. Wer bittet, der wird erhört, wer sucht, der findet, und wer anbösst, dem wird aufgethan, sagen die Nonnen. – Bebel.
31. Wer bittet, hat ein finsteres Gesicht, wer abschlägt, zwei.
32. Wer etwas gross will bitten, der muss dagegen schenken. – Lehmann, 67, 34.
33. Wer für den andern bittet, erlöst (oder: betet für) sich selbst. – Simrock, 1115.
34. Wer zum Bitten verzagt ist, macht andere beherzt zum Abschlagen. – Simrock, 1112; Eiselein, 81; Lehmann, 66, 13.
35. Wie gebeten, also abgeschlagen. – Pistor., II, 93; Simrock, 1113.
Frz.: A beau demandeur, beau refuseur. – A demande prompte, réponse lente.
36. Wir wollen yhn bitten, wie man dem esel thut. – Agricola, 741; Campen, 88; Latendorf, 144; Henisch, 399; Guttenstein, 122; Sailer, 105.
Lat.: Quae tua sunt cerne, pigris committere sperne. (Sutor, 579.)
37. Wo man des Bittens kein Ende macht, muss man des Abschlagens Anfang machen.
Dieser zum Sprichwort gewordene Ausspruch soll vom Kaiser Friedrich III. herrühren.
*38. A both mich hinger Gott und für Gott. – Robinson, 34.
*39. Einen bitten, wie man dem Esel thut. – Schottel, 1140.
*40. Einen überzwerch bitten um den langen Weg. – Eiselein, 81.
*41. Er bittet um einen Fisch und bekommt eine Schlange.
*42. Er lässt sich nicht zweimal bitten.
zu9.
Bei Tunnicius: Bidden is unwêrt, mer itar met nicht. (Turpe rogare licet, multos tamen undique ditat.)
zu11.
Bei Tunnicius (301): Der bede gân vele in einen sak. (Solo magna precum retinetur copia sacco.)
zu22.
Dän.: Man skal ikke bede usömme ligt. (Prov. dan., 50.)
zu23.
Dän.: Bliiol er beden mand. (Prov. dan., 73.)
zu27.
It.: Cosa per molto chieder data, caro è comperata. (Cahier, 2877.)
zu34.
Die Armenier sagen: Wer bittet, ist unverschämt, aber wer nicht borgt, ist noch einmal so unverschämt. (Ausland, 1871, S. 404.)
Dän.: Redd til at bede giör den anden dristig til at naegte. (Prov. dan., 468.)
43. Bitten ist dem Armen keine Schand. – Eyering, I, 242.
44. Bitten ist kein Schand dem Mann, aber nicht helfen, wenn man kann.
45. Bitten kann ein Jeder wol, aber ob er's haben soll.
Lat.: Orator non semper est operator (exorator). (Philippi, II, 77.)
[1004] 46. Bittet, so werdet ihr nehmen.
Dän.: Hvo som beder faaer; hvo som leder finder; banker paa hanneen oplades. (Prov. dan., 51.)
47. Den bittet man vergebens, der nicht helfen kann.
Dän.: Han bedes forgieves som ey kand hielpe. (Prov. dan., 51.)
48. Der ist genug gebeten, dem man die noth klagte. – Lehmann, 555, 25.
»Den man klagt sie keinen, man wolle denn Rath oder Hilfe haben.«
Dän.: At bede er tungere end arbeyde ondt at bede en om noget, nien verre at bede en uwerdig. (Prov. dan., 50.)
49. Es ist schlimm bitten um das, was jeder haben will.
Dän.: Ondt hat bedes det hver mand lyster og vaerre at faae. (Prov. dan., 51a.)
50. Es ist umsonst, einen bitten, der viel gelobet vnd nichts gibt. – Petri, II, 278.
51. Ich bitt' euch um die Schuppen, die Fische lass' ich euch.
Unter der Ueberschrift: Die goldenen Schuppen findet sich im Boten aus dem Riesengebirge, Hirschberg 1834, Nr. 52 eine historische Skizze.
52. Ich bitte sehr, wie Will sagt. (Danzig.) – Frischbier, I, 372.
53. Man bittet oft um Brot, wenn man's bekäme, es wäre der Tod.
Dän.: Ofte bedes det igien som bort kastes. (Prov. dan., 51.)
54. Man kann oft lange bitten, ehe man etwas bekommt.
Dän.: Man beder ofte stort til al faae det lille. (Prov. dan., 50.)
55. O bitte, bitte, seggte Brennes, as hei téin Jahr Gefängnîss krêg. (Wolfenbüttel.)
56. Wer bittet, dem soll man geben; denn es ist besser, dass er bittet, als wenn er stele. – Petri, III, 13.
57. Wer bittet, empfängt.
Böhm.: Kdo prosí, ten nosí. (Čelakovský, 8.)
58. Wer bittet, hat ein schwarzes Gesicht, wer abweiset, zwei. – Merx, 102.
Will sagen, es sei keine Ehre zu bitten, noch weniger, Bittende abzuweisen.
59. Wer freundlich bittet, dem soll man freundlich abschlagen.
Wenn man seine Bitte nicht gewähren kann, soll man ihm das wenigstens in freundlichen Worten sagen.
Lat.: Poscenti gnare subtiliter inficiare. (Reuterdahl, 734.)
Schwed.: Godher bidhiare skal hawa godhan syniara. (Reuterdahl, 734.)
60. Wer sie bet, wer weyss, was sie thet. – Franck, II, 44c.
61. Wer wiederholt bittet, erreicht zuletzt doch seinen Zweck. – Günsburg, III, 213.
*62. Er bittet vor Gott und nach Gott. – Frischbier, I, 373; Hennig, 31.
Heftig und angelegentlich.
*63. Man hat ihn gebeten, wie der Fuhrmann sein Ross. – Lehmann, 935, 13.
*64. Oan vorn un hinten bit'n. (Ob der Ems.) – Lindemeyer.
Recht inständig bitten.
*65. Öck bödd' di – öm drei Pund grene Sêp. (Sensburg.)
*66. Öck bödd' di – öm drei Pund Kohschêt. – Frischbier, II, 379.
Die zweite Hälfte dieser Redensart ist scherzhafte Ergänzung der vorausgegangenen ersten.
*67. Sein Sie schön gebeten, mit Füssen getreten.
Scherzhafte Bittform, auch Spott auf lästige Höflichkeitsform.
*68. Wenn ich 'n bäte vun Himmel bis uf de Arde, su thäd' a 's nich. (Schles.) – Frommann, III, 414, 548.
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