Kurz

1. Allzu kurz taugt kein Schurz.

Lat.: Brevis esse laborat, obscurus fit. (Binder II, 66.) – Brevia non semper levia, sed sapiens breviter dicere multa potest. (Seybold, 60.)


2. Je kürzer je besser (lieber).Gryphius, 50.

Frz.: Le plus brief est le meilleur. (Leroux, II, 249.)


3. Kort un Dick hät kên Schick, lang un grôt, dat lett gôd. (Altmark.) – Danneil, 185.

Ein schlank gewachsenes Mädchen sieht besser aus als ein kurzes dickes.


4. Kort un dick het kein(en) Schick; lang un saâr, dat is (oder: let) râr.Schambach, II, 278.

Eine kurze und dicke Gestalt wird als unschön, eine hochgewachsene schlanke dagegen als schön bezeichnet.


5. Kort un dick hett kin Geschick. (Oldenburg.) – Goldschmidt, 159; Bueren, 767; Hauskalender, I.

Der Menschenschlag in Oldenburg, namentlich auf der Geest, ist gross und derbknochig; den man dort »lütjet« nennt und auf den man das obige Sprichwort anwendet, der dort für 'n Drêkêsehoch gilt, passirt anderwärts noch für gross genug.


[1729] 6. Kort un dick is Bûrenschick (Bauernschick oder: -weise), schmoal un lank is stolten Gank, middenwank (mittenzwischen) is besten Gank. (Strelitz.) – Firmenich, III, 70, 1.


7. Kort un krägel (munter, vergnügt) is bäter, as lang un'n Flägel. (Oldenburg.) – Firmenich, I, 232, 36.


8. Korz on döck hoad kâ Geschöck, lank on schmoal stied allzeid wohl. (Trier.) – Laren, 185, 68; Firmenich, III, 547, 41.


9. Korz un dick – kä Geschick, lang un derr – Klappergescherr.Lohrengel, I, 452.


10. Kurtz vnd dicke hat kein Geschicke.Braun, I, 2105; Petri, II, 434; Simrock, 6111; Körte, 3644.

In der Schweiz: Kurz und dick hot kei Geschick. (Sutermeister, 140.)


11. Kurtz vnd gut ist's beste.Henisch, 1795, 64.


12. Kurz scheisst die Geiss.


13. Kurz uch däk äs e fräinjklich Uchebläk. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 333.


14. Kurz und bündig ist das beste.Pistor., V, 98.

Engl.: For brevity is very good, when w'are, or are not understood.

Lat.: Quidquid praecipies, esto brevis.


15. Kurz und dick ist ungeschickt, lang und schlank ist Edelgang.Frischbier2, 2257.


16. Kurz und gut beim Gottesdienst das Beste thut.Eiselein, 494; Simrock, 6110.


17. Kurz und gut gefällt jedermann.

Lat.: Brevitas delectat. (Philippi, I, 66; Froberg, 63; Schonheim, B, 14.)


18. Kurz und gut gethan steht jedem an.


19. Kurz und Gut im Nein, lang und gut, sagte der Pater beim Schmaus.Klosterspiegel, 33, 7.


20. Kurz und gut ist angenehm.Körte, 3645 u. 4574; Braun, I, 2104.

Es gibt lange und kurze, breite und schmale, trockene und nasse, klare und dunkle, einfache und geschmückte, matte und gewürzte, derbe und magere, gehaltvolle und hohle Reden. Ist eine Rede nicht unendlich reich an Ideen; so zieht man überall mit vollem Recht die kurzen, klaren und derben Reden allen andern vor. Bekannt ist Luther's Anweisung zum guten Predigen, die er einem Candidaten gab: »Tritt frisch auf, thu's Maul auf, hör' bald auf.«

Lat.: Brevitas delectat. (Binder I, 146; II, 380; Philippi, I, 66; Schamelius, II, 56; Seybold, 60.) – Grata brevitas. (Seybold, 203.)


21. Kurz und klein.

»Darumb das er (der Strauch) was kurtz vnd klein.« (Waldis, II, 437.)

Engl.: Short and big, looks like a pig. (Körte, 3644.)


22. Kurz von Gedanken und lang von Schlackwurst. (Thüringen.)


23. Man kann's kurz oder lang machen, wie der Mönch die Horas und der Reiter die Steigbügel.Klosterspiegel, 70, 9.


24. Wat dem Enen ze kurt ess, ess dem Angeren ze lang. (Bedburg.)


*25. Alles kort on klein kallen. (Meurs.)


*26. Dat is em kort tosneden.Dähnert, 250b.

Er kann nur kümmerlich leben, es ist ihm kurz zugeschnitten.


*27. Der ist auch nicht zu kurz gekommen, als man die Nasen ausgetheilt hat. (Rottenburg.)


*28. Einen kurz halten.

In Pommern: Man möt em kort hollen. (Dähnert, 250a.) D.i. man muss ihm nicht seinen Willen lassen, ihm wenig Freiheit gestatten.


*29. Einen kurz und lang heissen.

Ihm allerlei Schimpfnamen geben.

Frz.: Chauter Pouille à quelqu'un. (Lendroy, 810.)


*30. Einen kürzer führen.

Eine breslauer Kräuterin von einer trägen Magd: »Sie stiht auch kei maul uf biss haller lichter tag is. Ich wulde sie a su kürzer führen und ihrs Brudt Kirble hiher hengen, ober dau hott ich inna Wespan Nast gestirt.« (Keller, 166a.)


*31. Er het's kurz g'macht.Sutermeister, 107.

Er hat einen schnellen und leichten Tod gehabt.


*32. Er is zu kurz kumma.Sartorius, 171.

Er ist benachtheiligt worden; in dem Sinne: Er hat den Kürzern (s.d.) gezogen. »Der Adlerwirth is nit zu kurz kumma, wie die Noasa ausgathält worn senn.« (Sartorius.)


[1730] *33. Er ist z' churz fär e Wage und z' lang für e Charre. (Luzern.)


*34. Er kummt z' kurz wie de sterneberger Pfarrer, wo-n em en Kratte hinder de Kaste abegheit ist.Sutermeister, 45.


*35. Es kurtz vnd gut machen.Herberger, I, 704.


*36. Ich kam zu kurz mit ihm.

»Mit em (einem) Worte, se kummen bemmer (bei mir) zu kurtz.« (Keller, 151a.)


*37. Kort un klên mâken.Dähnert, 251a.

Etwas ganz verderben.


*38. Kort van der Sake, du giffst mî hundert Dâler. (Lippe.)

D.h. du sagst zu dem Handel ja; ein Wort, das sehr häufig im Verkehr gebraucht wird.


*39. Kort wie e Fort.Frischbier2, 2258.


*40. Kurtz vnd gut.Franck, II, 110; Egenolff, 104b; Gruter, I, 54; Erklärung, 23; Parömiakon, 1066.

In Pommern: Kort un gôd, d.i. ohne Umschweife. (Dähnert, 251a.) Kürze mit Güte verbunden ist in allen Angelegenheiten zu empfehlen, besonders aber in öffentlichen Vorträgen. Der Redner hat Verpflichtungen gegen seine Zuhörer; er kann nicht verlangen, dass sie blossem Gewäsch ihr Ohr leihen, ihre Zeit und mithin ihr Leben opfern. »Wie lautet dieses bey Tscherningen?« wird in Gryphius' Rätzel Weisheit (S. 37) gefragt und folgender Vers als Antwort gegeben: »Befleisse dich, wo noth im reden, kurtz zu seyn, wo kürtzlich wird geredt macht einer Rede Schein.« Es wird nämlich dort mitgetheilt, dass »ein schlesischer Poet Tscherning hundert Sprichwörter des Kaisers Alis in lateinische und deutsche Verse übersetzt und mit einigen gewiss lesenswürdigen Anmerkungen geziert habe.« Unser »Kurz und gut« wird aber durch den Tscherninger Vers nicht in Schatten gestellt. »Also unterlasse ich dergleichen unnöthige Ceremonien und sage gleichfalls: kurtz und gutt, es ist mir lieb, sie beyde allhier zu sehen.« (Keller, 135b.) »Ich will's ich (ich will's euch) kurtz und gutt, ja rund aussagen.« (Keller, 171b.)

Dän.: Et ord saa godt som 24. – Det er kun et ord paa at giøre. – Kordt og godt. (Prov. dan., 355.)

Frz.: Peu et bon.

Holl.: Kort en scherp. – Kort en goed. (Harrebomée, I, 441a.)

Lat.: Chilonius modus. (Seybold, 75.) – Sacra celerius absolvenda. (Egenolff, 104; Binder I, 1572; II, 2989; Buchler, 46; Seybold, 534.)

Schwed.: Kort om godt. (Törning, 97.)


*41. Kurz hat man's gern.Schamelius, 56, 5.


*42. Kurz und erbaulich.Klix, 33.


*43. Kurz, wie der Esel bricht die Furz.Murner, Vom luth. Narren.


*44. Kurz wie ein Furz.


*45. Kurz vnd rund.Mathesy, 389b; Herberger, II, 255.


*46. To kort scheten.Dähnert, 251a.

Zu wenig gezählt haben.


*47. Ueber kurz oder lang.Eiselein, 404; Braun, I, 2106.


48. Kurz und dick geit au a Stück. (Schwaben.)


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 2. Leipzig 1870.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Holz, Arno

Papa Hamlet

Papa Hamlet

1889 erscheint unter dem Pseudonym Bjarne F. Holmsen diese erste gemeinsame Arbeit der beiden Freunde Arno Holz und Johannes Schlaf, die 1888 gemeinsame Wohnung bezogen hatten. Der Titelerzählung sind die kürzeren Texte »Der erste Schultag«, der den Schrecken eines Schulanfängers vor seinem gewalttätigen Lehrer beschreibt, und »Ein Tod«, der die letze Nacht eines Duellanten schildert, vorangestellt. »Papa Hamlet«, die mit Abstand wirkungsmächtigste Erzählung, beschreibt das Schiksal eines tobsüchtigen Schmierenschauspielers, der sein Kind tötet während er volltrunken in Hamletzitaten seine Jämmerlichkeit beklagt. Die Erzählung gilt als bahnbrechendes Paradebeispiel naturalistischer Dichtung.

90 Seiten, 5.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.

432 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon