1. Besser eine Lerche heute, als eine Nachtigall morgen.
Böhm.: Milejší dnes pečený skřivan, než zítra kura. (Čelakovský, 256.)
2. De Lewark (Lerche) singt, de Wocke (Rocken) stinkt. (Königsberg.)
Sobald der Frühling kommt, wird das Spinnen in der Stube widerwärtig.
3. De Lêrk is'n Lork1, je düller he schrît, je ärger 't snît. – Danneil, 126a.
1) Eigentlich Name für Kröte, hier Scheltwort in der Bedeutung von Schelm. (S. ⇒ Kukuk 115.) Der Landmann in der Altmark erkennt die Lerche nicht als Frühlingsboten an.
4. Die Lerch singt am besten, wenn sie bey andern Lerchen ist. – Petri, II, 135; Sutor, 561.
Lat.: Se quaerunt et amant similes, simul undique clamant. (Loci comm., 184.)
[35] 5. Die Lerche fliegt hoch, aber sie baut ihr Nest auf der Erde.
Die Türken: Was niedrig fliegt, das nistet hoch, was hohen Flug hat, nistet niedrig. (Nordmann.)
6. Die Lerche hört lieber den Spatz als die Nachtigall. – Altmann VI, 506.
7. Die Lerche nistet an der Erde und singt hoch am Himmel.
Böhm.: Skřivánek nízko žive, ale vysoko Boho chválí. (Čelakovský, 8.)
8. Die Lerche muss an Lichtmess singen und sollte sie noch an demselben Tage erfrieren. – Reinsberg VIII, 88.
9. Die Lerche singt anders als die Krähe.
Die Russen meinen aber: Wenn du nach der Lerche siehst, so höre auch auf die (Blau-) Krähe. (Altmann IV.)
10. Die Lerche singt im Mai so fröhlich, weil sie keine Miethe zu bezahlen hat.
Holl.: De leeuwerik zingt vrolijk, omdat hij op meidag geene huisbuur te betalen heeft. (Harrebomée, II, 14.)
11. Die Lerche verkündet den Frühling.
Die Russen: Die Lerche ist des Frühlings Herold. (Altmann VI, 398.)
12. Die (geköppelten) Lerchen bringen schlecht Wetter, wenn sie auf dem Hofe singen. (Pommern.)
13. Die Lerchen fliegen nicht gebraten ins Maul.
Die Holländer: Gebratene Hasen laufen dem Schläfer nicht in den Mund. Die Russen: Die gebratenen Vögel fliegen nicht in den Mund. Die Engländer: Wer den Mund aufsperrt, bis er gefüttert werde, mag den Mund aufsperren, bis er todt ist. – Ihr könnt lange den Mund aufsperren, ehe euch ein Vogel hineinfällt. Die Dänen: Man könnte den Mund lange aufsperren, ehe eine gebratene Taube hineinflöge. (Reinsberg III, 135.)
Frz.: Les allouetes luy tomberont toutes rôties dans la bouche. (Leroux, I, 88.)
14. Eine Lerche, die singt, noch keinen Sommer bringt; doch rufen Kukuk und Nachtigall, so ist es Sommer überall. (Brandenburg.) – Böbel, 114.
15. Fallende Lerchen singen nicht.
16. Gebratene Lerchen fliegen einem nicht ins Maul.
Frz.: Les alouettes rôties ne se trouvent pas sur les haies. (Lendroy, 26.)
17. Je höher die Lerche fliegt, desto lieblicher singt sie. – Parömiakon, 1922.
18. Jede Lerche hat ihr Häublein.
Böhm.: Žádného není skřivánka, aby na jeho hlavĕ nebyla chocholka. (Čelakovský, 108.)
19. Lat de Lerke flêge, de Hâfke (Habicht) kröggt se doch. (Pillkallen.) – Frischbier2, 2399.
20. Lerche und Hamster werden einander nie errathen.
Der Dichter besinge den Reichen, der Reiche beschenke den Sänger, weil eine hungernde Nachtigall nicht am schönsten singt; aber schwerlich dürfte einer von beiden begreifen, worin der andere Frieden und Genüge findet.
21. Lerchen lassen sich nit unterm Hütlein fangen. – Lehmann, 91, 43; Sailer, 58; Simrock, 6343.
Von dem, was List und Mühe erfordert.
22. Lerchen und Rosen bringen des Frühlings Kosen.
Die Russen: Weil die Lerchen noch nicht genug den Frühling verkünden, lässt Gott auch die Rosen blühen. (Altmann V, 116.)
23. So lang die Lerche vor Lichtmess singt, so lang ihr nachher kein Lied gelingt. – Orakel, 257.
24. So lange de Lauwerk vör Péiderdag singet, so lange mot'n na Péiderdag wijer bucken. (Westf.)
25. So lange die Lerche vor Lichtmess singen will, so lange muss sie nach Lichtmess schweigen still. – Blum, 282; Orakel, 256; Böbel, 8; Reinsberg VIII, 87; Simrock, 6397.
Nur im allgemeinen dahin zu deuten, dass gelinde Witterung im Januar und Februar späte Kälte für den März und April befürchten lasse.
26. Wan a Lâsken föör Lâgtens (Lâgtemsklüünj) sjong, do mut's eftert swigge. (Amrum.) – Haupt, VIII, 370, 329.
Wenn die Lerchen vor Lichtmess singen, so müssen sie hernach schweigen.
[36] 27. Wenn de Leferke vor Lechtmess singt, mutt se na Lechtmess pîpen. – Kern, 749 u. 1189.
Wenn das Wetter vor Lichtmess zu schön ist, kommt gewöhnlich noch schlechtes Wetter nach. Wenn es zu kalt ist, verwandelt sich das Singen der Lerche in ein blosses Piepen.
28. Wenn die Lerche hoch fliegt und lange hoch oben singt, so verkündet sie schönes Wetter. – Reinsberg VIII, 59.
29. Wenn die Lerche zu hoch fliegt, frisst sie der Habicht. – Altmann VI, 462.
30. Wer hat die Lerche geschlagen?
Wenn ein Schade geschehen ist, will's niemand gethan haben.
Holl.: Raet wie stoot den leweric so?
Lat.: Cui culpa est imputanda? – Dic mihi sub cauda quis te percussit alauda? (Fallersleben, 607.)
31. Wo die Lerche ist, da ist der Kuckuk auch gern. – Luther's Tischr., 327a; Petri, II, 802.
32. Wo Lerchen singen, hört man Krähen nicht.
*33. Dat geit net as de Leferkes, in ên Nacht fett un mager (?). – Kern, 750.
*34. Die gebratenen Lerchen sollen ihm ins Maul fallen.
*35. Die gebratenen Lerchen werden ihm nicht in den Mund fliegen.
Engl.: The larks fall there ready roasted. (Bohn II, 168.)
Holl.: De gebraden leeuweriken komen u niet in den mond vliegen. (Harrebomée, II, 14.)
It.: Vi se legano le viti con le salsiccie.
*36. Die Lerchen mit dem Lichte fangen.
Frz.: Briller des alouettes.
*37. Eine Lerche schiessen.
Trunken, beim Gehen schiefe Linien beschreiben.
*38. Er will die Lerche singen lehren. – Altmann VI, 474.
*39. Hij lêt an Lask üütjfle an wol en Gus wedder hâ. (Amrum.) – Haupt, VIII, 359, 138.
Er lässt eine Lerche fliegen und will eine Gans wiederhaben.
40. Die Lerche muss am Lichtmess singen und sollt ihr auch der Kopf zerspringen. (Breslau.)
41. Lerchen fängt man durch Lerchen, Weiber durch Weiber.
42. Tausend Lerchen scheissen so viel wie eine Kuh.
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