[23] 1. Einer lests jm offt sauer wern, der ander thut es alls verzern. – Eyering, II, 53.
2. Einer will Sauer, der andere Süss, der eine Haupt, der andere Füss'. – Eiselein, 541.
3. Es wird keinem nichts, er muss es jhm lassen sawer werden. – Petri, II, 305.
4. Ich ess' nicht gern sauer, ich ess' nicht gern süss, ich mag auch keinen Bauer, denn der hat schwarze Füss'; 'nen Edelmann, den krieg' ich nicht, das weiss ich ganz gewiss; drum nehm' ich mir 'nen Bauersmann und wasch' ihm seine Füss'. (Pommern.)
5. Ich mag sie nicht, sie sind sauer, sprach der Fuchs, der gern Birnen gefressen hätte, der Baum ihm aber zu hoch war. – Schuppius, Tract.
6. Man muss es sich sauer werden lassen, ehe man unter die Haube kommt (oder: eine Frau wird). (Göttingen.)
7. Sauer bleibt sauer.
8. Sauer macht Appetit. – Schlesw.-holst. Jahrb., IV, 120.
Aus einer im Jahre 1700 angefangenen Handschrift der Marienbibliothek zu Rendsburg.
9. Sauer macht lustig. – Simrock, 8754; Braun, I, 3739.
Nämlich sauere Speisen. »Er ass stets sauere Gurken wobei er die Redensart im Munde führte: Sauer macht lustig.« (Grenzboten, Leipzig 1871, Nr. 1, S. 20.)
10. Sauer macht lustig, lustig macht beutelleer, beutelleer macht kopfschwer.
11. Sauer und Süss geben beide guten Biss.
Holl.: Zuur en zoet bijten goed. (Harrebomée, II, 513b.)
12. Sauer verdient und bitter verzehrt.
Wenn in der Schenke ein Bitterer angeboten wird.
13. Sawr vnd solt macht oldt. – Petri, II, 517.
Wer sauere und salzige Speisen vertragen kann, soll lange leben können.
14. Solt ich sauer werden, ehe ich inn den essig Krug komme? – Henisch, 951, 2.
Die Seite 951 ist dreimal da.
15. Sûr mâkt lustig, sä Gode to sîne Frô, to terslöög he ehr den Essigput up'n Kopp. – Peik, 130.
16. Sûr verdênt, söt vertêrd. – Hauskalender, III.
17. Was einem nicht ist sawr worden, das acht er nicht. – Lehmann, 38, 36; Petri, II, 592.
18. Was einem sauer wird, das schmeckt desto süsser.
Dän.: Det som var suurt at lide, er sødt at hukomme. (Prov. dan., 310.)
Lat.: Quae venit ex luto minus est accepta voluptas. (Gaal, 1341.)
19. Was einem sawer vnd schwer ankommen ist, dess gedenckt er mit desto mehr frewden. – Henisch, 1406, 3; Petri, II, 692.
20. Was ist sawr worden, das geht nöth herauss. – Lehmann, 38, 36.
21. Was nicht sauer wird, das wird auch nicht süss.
Lat.: Dulcior est fructus per multa pericula ductus. (Gaal, 1341.)
22. Was saur ankompt, das ist lieb (theuer, werth). – Franck, I, 53b u. 61b; Petri, II, 607; Körte, 6457; Schottel, 1126a; Gaal, 1341; Simrock, 8761.
23. Wat nicht sûrt, dat säut't ok nich. (Ostpreuss.)
24. Wer immer sauer sieht, auf den gibt man nichts.
Lat.: Severitas assidua amittit auctoritatem. (Philippi, II, 181.)
25. Wer nicht Sauer mit Süss vermischen kann, muss nicht nach Frankfurt auf die Messe gahn.
26. Wie sauer ist dieser Zucker!
27. Will er sauer, so will sie süss; will er Mehl, so will sie Gries; schreit er hu, so schreit sie ha; ist er dort, so ist sie da; will er essen, so will sie fasten; will er gehn, so will sie rasten; isst er Suppen, so isst sie Brocken; will er Strümpfe, so will sie Socken; sagt er ja, so sagt sie nein; trinkt er Bier, so trinkt sie Wein; will er dies, so will sie das; singt er Alt, so singt sie Bass; steht er auf, so sitzt sie nieder; schlägt er sie, so kratzt sie [24] wieder; will er hie, so will sie hott: es ist ein Leben, erbarm dich Gott. – Chaos, 653.
Gemälde unfriedlicher, unglücklicher Ehe, wie es Abraham a Sancta Clara in seinem Judas der Erzschelm entwirft.
28. Zu sauer und zu süss verderben das Gemüs.
Dän.: For sødt gir sliim, for suurt gir kneb. (Prov. dan., 173.)
*29. A sieht mächtig sauer. – Gomolcke, 1152.
»Sawersehen.« (Mathesy, 123b.)
*30. Das gehet jhm sawer vnter Augen. – Irenaeus, Spiegel.
*31. Dat es so sûr at et géärd1. (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 170, 161.
1) Ueber die starke Form géären und die schwache géiren für gähren vgl. die sprachlichen Bemerkungen von Woeste bei Frommann (V, 170, 161).
*32. Dat es so sûr at et krit1. (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 163, 161.
1) Von krîten = schreien, also schreiend sauer. (Vgl. darüber das Nähere Woeste bei Frommann, V, 170, 161.)
*33. Einem es sawr vnd süsse machen. – Mathesius, Postilla, XXIa.
*34. Einem sawr einschenken. – Nigrinus, Inquisition, 658.
*35. Er hat sich's sauer werden lassen.
*36. Er ist mit Sauer und Süss vertraut. – Eiselein, 541.
*37. Er ist weder sauer noch süss.
Ein Gaukelmann.
*38. Er lässt es sich sauer werden, seinen Zweck zu erreichen.
Frz.: Il y va de cul et de tête comme une corneille qui abat des noix. (Lendroy, 500.)
Lat.: Ungues arrodere. (Horaz.) (Philippi, II, 233.)
*39. Er muss sich's sauer werden lassen.
Er muss sich kümmerlich ernähren.
Frz.: Tirer le diable par la queue. (Lendroy, 1270.)
*40. Es ist (war) alles sauer, bis auf den Essig, wie bei Schulze's Gastmahl.
Wenn alles schlecht ist.
*41. Es sol jm sawr werden, er muss so viel dran setzen als ich. – Franck, II, 80b.
*42. Es sol jm sawr werden, wil er mich schlagen. (S. ⇒ Mann 1823.) – Franck, II, 51a.
*43. Hi as so süür üüs an Paan fol Müüsen. (Amrum.) – Haupt, VIII, 357, 97.
So sauer wie eine Pfanne voll Mäuse.
*44. Ich will Sauer heissen Süss. – Liedersaal.
*45. Mir wirdt es sawrer, denn S. Christoff. – Mathesius, Postilla, LXXVb.
*46. Sie sind sauer, ich mag sie nicht. – Luther's Ms., S. 9.
*47. So suër as 'n Wrang'. (Pommern.)
So sauer wie 'ne Wrange. Wrange von wringen = ringen, winden, drehen, krümmen. Wrange sonst auch = Kurbel, Handgriff zum Drehen eines grossen Rades z.B. an einer Drehrolle. Sich wrangen, sich wrangeln = miteinander ringen; »sich wringen« dagegen = sich krümmen, sich winden z.B.: He wringt sich als ein Wurm.
*48. Solt ich sawr werden, eh ich in den Essigkrug komme? – Petri, III, 11; Henisch, 951, 2.
Die Spalte 951 folgt bei Henisch dreimal nacheinander.
49 Man hat es sich sauer werden lassen, sagte der Budiker, da war sein Bier nicht trinkbar.
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