Schmieren

1. Dat will'k di s-mêren1, seggt de Potlapper, mîn Mûl mit Speck un Fett, un dîn Hals mit Ohrfîgen.Kern, 504.

1) Absichtlich statt sweren. Eine ähnliche Verwechselung findet in dem Schiffersprichwort statt: Gott ver-d-übbel (verdopple statt verdamme) oder verdüfel (verteufle) mîn Traktement, sä de Kok, do wull he sück verflöcken.


2. De am meisten smeret, am besten veret. Gryse, Laienbuch, Fr. 6.


3. De gôd smêrt, gôd fêrt. (Ostfries.) – Frommann, IV, 141, 314.


4. Je besser man schmiert, je glätter es geht.

Schon im Mittelalter vergleicht man dasjenige, was schnell geht, mit dem Begriff des Schmierens: Mîn ouge an sach daz si giengen alle tage als ein gesmirter wagen, eben unde lîse, niht bedrungen, daz in diu swert ûf den versen klungen. (Neidhart von Reuenthal, 55, 27.)


5. Gât schmieren, gât fuoren. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 308.


6. Schmiere dem Undankbaren die Stiefeln, er wird sagen, du verbrennst sie ihm.


7. Schmiere den Karren1 und füttere die Rosse, so geht der Karren besser.Graf, 411, 89.

1) Es ist hier der Rechtswagen gemeint.

Mhd.: Smere den karren und futer dy ros, so get der karre daste bas. (Homeyer, 369.)


8. Schmiere dich mit Honig, so fressen dich die Fliegen.


9. Schmiere und salbe hilft allethalbe. (Oberaargau.) – Schweiz, I, 72, 19; Simrock, 9125; Braun, I, 3928; Lohrengel, I, 593.

Engl.: If you grease a cause well, it will stretch. (Bohn II, 420.)

Frz.: Par des présents on vient à bout de tout.

It.: Bocca unta non può dir di no.

Lat.: Munera, crede mihi, placant hominesque deosque.

Schwed.: Smörj wäl, så åker du lätt. (Marin, 24.)


10. Schmiere wol, so fehrstu wol.Gruter, III, 78; Lehmann, II, 574, 31; Guttenstein, II, 28; Blum, 197; Pistor., IX, 26; Berliner Monatsschrift, XVI, 272.


11. Schmieren allein hilft nicht, man muss auch fahren, wenn man auf den Markt kommen will.

Auch russisch Altmann VI, 509.


12. Schmieren macht linde Hände und ein schmales Recht.Eiselein, 552; Lohrengel, I, 592.

»Schmieren macht linde Häut, ist ein gemeines Sprichwort.« (Mathesius, Sarepta, 98.)


13. Schmieren macht linde Leute1.Graf, 411, 86; Braun, I, 3929.

1) Leute für Häute scheint erst in neuerer Zeit als ein Schreib- oder Druckfehler entstanden zu sein. Die Lesart habe ich erst bei Braun und nach diesem bei Graf gefunden.


14. Schmieren und Salben hilft allenthalben, hilft's nett bei den Kärren, hilft's doch bei den Herren.Birlinger, 1141.


15. Schmieren und Salben hilft allenthalben; hilft's nett bei den Mädlen, hilft's doch bei den Rädlen. (Weilheim.) – Birlinger, 1141.


[276] 16. Schmiren macht lind hend.Franck, I, 74b; II, 170b; Lehmann, 288, 7.

Ich muss dahingestellt sein lassen, ob die vorstehende Lesart blos auf einem Druckversehen beruht oder auch einmal im Volksmunde gelebt hat; sie findet sich aber nur im ersten Theil von Franck und bei Lehmann, der sie wahrscheinlich dort entlehnt hat. Im zweiten Theil hat Franck selbst die allgemeine Form »häut« statt Hände.

Lat.: Munera pergentes corrumpunt undique mentes. (Seybold, 73.)


17. Schmiren macht lind heut.Franck, II, 170b; Gruter, I, 64; Petri, II, 530; Egenolff, 228a; Guttenstein, I, 122; Eiselein, 538; Sailer, 249; Körte, 5370; Simrock, 9126; Graf, 411, 91.

Das Schmieren soll aber auch einen wunderbaren Einfluss auf die Sehkraft der Augen ausüben. C.F. von Schweitzer sagt in einem seiner Sinngedichte: »Ihr Herrn Akademiker setzt einen Preis, dass der uns verkünde, wer's zufällig weiss, wie's kommt, dass mancher die Sehkraft verliert, dem man statt der Augen die Hand nur geschmiert. Und ein anderer wieder, schmiert man ihm sie nicht, Unsichtbares sehn mag, trotz blindem Gesicht.« (L. Schücking, Welt und Zeit, 25, 98.)

Frz.: Graisser la patte à quelqu'un.

Lat.: Muneribus vel dii capiuntur. (Franck, I, 74b; Seybold, 321.)

Schwed.: God smörja gjör huden week. (Grubb, 742.)

18. Wä jott schmïet, dä jot fïet. (Gladbach.) – Firmenich, III, 516, 15; für Niederösterreich: Frommann, III, 390, 16; für Hannover: Schambach, II, 258.


19. Wenn man schmiert, so gehts; schmiert man nit, so stehts.Chaos, 445.

It.: A voler che il carro non cigoli, bisogna ugner ben le ruote. – Le ruote non camminano se non si unguono. (Biber.)


20. Wer fett schmärt, leichte fährt. (Schles.) – Weinhold, 85.


21. Wer gôd schmêrt, gôd fört.Goldschmidt, 88; für Altmark: Danneil, 197; für Waldeck: Curtze, 357, 538; für Düren: Firmenich, I, 483, 60; für Minden: Firmenich, I, 483, 60; für Steiermark: Firmenich, II, 764, 10; für Strelitz: Firmenich, III, 74, 123.


22. Wer got schmêrt, dei got fährt.Frischbier2, 3363.


23. Wer gut schmiert (schmärt), der gut fährt. Petri. II, 766; Latendorf II, 28; Hollenberg, II, 15; Luther's Tischr., 337a; Schottel, 1127a; Hermann, I, 21; Bücking, 155; Eiselein, 552; Gaal, 1376; Simrock, 9127; Körte, 6726; Braun, I, 3930; Graf, 411, 88; Lohrengel, I, 701; Wuttke, 147; Boebel, 132; Grubb, 655; Rebhun, 25, 227; für Henneberg: Frommann, II, 409, 66; für Waldeck: Firmenich, I, 326, 58; für Stendal: Firmenich, III, 132, 10; für Trier: Laven, 194, 119.

Wird häufig entschuldigend gesagt, wenn die Butter zu stark aufgetragen wird. Man fügt auch wol hinzu: »Hülft's nit bei de Kärre, hülft's doch bei de Herre.« Wer gut bezahlt, Geschenke macht, dessen Sachen werden schnell und gut geführt. Die Böhmen versichern, dass, wer nicht schmiere, im Gesträuch hängen bleibe. »Wer da schmeret, der feret.« (Wicelius, Dialogorum.) »Darum«, folgert Abraham a Sancta-Clara (Bescheidessen), »muss das Schmieren nur nicht sparen, wer will in den Himmel fahren. Jesus ist in den Himmel gefahren von einem Berge, nicht vom Berge Carmel, nicht von Bergen Horeb, Nebo, Sion, Libano, Tabor, sondern von dem Oelberge, zu zeigen, der da will in den Himmel kommen, muss zu schmieren haben.« (Parömiakon, 2549 u. 2559.) In Schlesien: 'S hêst, war de schmêrt, dar fährt. (Gomolcke, 962.) »Man sagt: Wer schmert, der fährt, bei uns hält das nicht Stich. Allein ein Wagenrad, das durstig ist, muss sich, derweil es knarrt, die Axen lassen schmieren.« (Keller, 174b.)

Böhm.: Kdo nemastz, vezí v chrasti. (Rybicka, 185.)

Dän.: Hvo vel smører hand vel kjører. (Prov. dan., 515.)

Frz.: De mains vides-vides prières. – Il faut graisser le marteau. – La savonnette adoucit le poil. (Kritzinger, 637a.) – La voiture va ou voule mieux quand elle est bien graissée. – On ne fait rien qu'à graisse d'argent. – Pour bien charrier il faut bien graisser. – Pour faire aller la voiture, il faut graisser les roues. – Quand l'argent roule, tout va bien. – Qui mieux abreuve, mieux preuve. (Masson, 130.) – Sans amorcer l'aim on pêche en vain.

It.: In vano si pesca, se l'amo non ha esca. – La cariuola non frulla, se non è unta. (Gaal, 1376.)

Lat.: Auro conspecto saltem placabitur ille. (Chaos, 252.) – Beneficium accipere est libertatem vendere. (Henisch, 976, 40.) – Marsupium emungas, calamum quo [277] judicis ungas, suplex charta jacet, quando crumena tacet. (Gaal, 1715.) – Munera, crede mihi, placant hominesque deosque. (Binder I, 1040; II, 1947.) – Placatur donis Jupiter ipse datis. (Seybold, 443.) – Praeterea video, quod si non ungitur axis, tardius inceptum continuatur iter. (Philippi, II, 97 u. 105.) – Qui lucerna egent, infundant oleum. – Unicam rem praesentem, quam duo promissa malo. (Sutor, 80.)

Poln.: Kto smaruje to jedzie. (Lompa, 16.)

Schwed.: Den wäl smörjer han åker lätt. (Grubb, 84.)

Ung.: Kenve jár a' kerek. (Gaal, 1376.)

Poln.: Kiedy wóz nasmarujesz, jako bys trzeciego konia przyprzągł. – Kto szmaruje, jedzie. (Masson, 130.)


24. Wer schmerdt, der fert.Hauer, Kiij3; Franck, I, 74b; II, 170b; Gruter, I, 82; Petri, II, 766; Henisch, 976, 39; Lehmann, II, 851, 338; Hertius, II, 1, 4; Graf, 411, 87; Sailer, 66; Parömiakon, 2549; Hennig, 239; Frischbier2, 3363.


25. Wie man schmiert, so fährt man.

Jüdisch-deutsch in Warschau: As män schmiert, fuhrt män. Eine Fuhrmannsregel mit dem Nebenbegriff, dass ein Geschenk, dass Bestechung die Erreichung eines Zwecks fördere.


26. Wol geschmiert vnd vbel gefaren ligt bald vnter dem Karn.Petri, II, 809.


27. Wu du smiärs, so du färs. (Iserlohn.) – Woeste, 78, 313.


*28. Einen schmieren.

In Westfalen: En smeören, af smeören. Schmieren, abschmieren. Die Volkssage setzt diesen Gebrauch des smeören hoch hinauf, denn bei Geckensmeör im Lüdenscheidschen und allerdings in der Richtung des alten, vom Rhein nach dem Lennethal laufenden Heerwegs, soll ein Römerhauf abgeschmiert worden sein. Vermuthlich hat das nahegelegene Snårum (Schnellum) auch davon seinen Namen. (Frommann, III, 368.)


*29. Er hat gut geschmiert.

Ist betrunken.


*30. He schmêrt sik den Rache.Frischbier2, 3362.


*31. He smêrt em Honig um den Bart.


*32. Ich will ihm was schmieren.

Grimmelshausen (Springinsfeld) gebraucht die Redensart für Trinkgeld, Bestechung: »Er schmierte mir sechs Reichsthaler.«

*33. 'S hêst, war de schmährt, dar fährt.Robinson, 89.


[Zusätze und Ergänzungen]

34. Schmieren das rad zum gang wol richt; Gott dienen schadet nimmer nicht.

Lat.: Non unctura rotam, nec tardat missa dietam. (Loci comm., 41.)


*35. Dar schmeert mit fremdem Fett.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 1711.
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