1. Dat's fehlt, säd' Johann Niklas sîn Kater, dôr härr he mênt, dat he up de Katt sêt, un he sêt up'n Törfsod1. (S. ⇒ Errare.) (Holst.) – Schütze, I, 154; Hagen, 99, 32; Hoefer, 582.
1) Stück Torf, worauf die Heide noch grünt. – Zur Bezeichnung und Verspottung arger Misgriffe.
2. Dat was gefält, hadde Zi-en-Di-erk sagt, da hadd 'n der Zi-e 'n Bart afmaken wollt un iär den Hals afsni-en. (Iserlohn.) – Woeste, 63, 33.
3. Dat wass gefehlt, sagte Hittendiyrk1, da woll 'e der Hitten2 den Bärt awhoggen un hogte ear de Sniute3 aw. (Büren.)
1) Eigenname, Ziegendietrich.
2) Ziege.
3) Schnauze.
4. Einmal gefehlt ist niemals gefehlt. – Kirchhofer, 171.
Frz.: Cela est bon pour une passade. (Lendroy, 1166.)
5. Es fehlet allzeit etwas, es fiel ehr ein Muck ins Aug. – Lehmann, 209, 14.
6. Es fehlet eben so sehr an der armen gedult, als an der reichen Mildigkeit. – Petri, II, 244.
7. Es fehlet vil, da die helfft an fehlet. – Henisch, 1040; Petri, II, 244.
8. Es fehlet wol einem, der Weiser ist. – Henisch, 1040; Petri, II, 244.
9. Es fehlt am Besten (an Geld).
10. Es fehlt ein ganzer Bauernschuh.
Sehr viel, weil die Bauern grosse weite Stiefeln tragen.
11. Es fehlt nur Ein Auge, so wäre die Kuh (der Gaul) gar blind.
Wird oft auf gefallene Jungfrauen angewandt.
12. Es fehlte manchem nichts als Kohl, wenn er nur Speck dazu hätte.
13. Es hat gefehlt, wo man vor Religiösen die Religion nicht mehr sieht. – Klosterspiegel, 42, 8.
14. Es ist gefehlt, wenn man dem Heiligen Geiste mit Knitteln nachhelfen muss, wie die Mönche (Pfaffen) zu Ephesus1. – Klosterspiegel, 60, 15.
1) Auf dem Concil im Jahre 449.
15. Es kann nicht fehlen, dass der weiss wird, der in die Mühle geht.
16. Es will niemand gefehlt haben.
17. Fehlen ist menschlich. – Mayer, II, 63.
Holl.: Fouten zijn menschelijk. (Harrebomée, I, 195.)
18. Fehlen ist menschlich, bereuen göttlich, aber fortsündigen teuflisch.
Lat.: Humanum est peccare, sed perseverare diabolicum. (Philippi, I, 183.)
[956] 19. Fehlen ist Menschlich, verthädigen ist Teufflisch. – Henisch, 1040; Petri, II, 310; Latendorf II, 14.
20. Fehlet einer im nutzen, so trifft er zu schaden. – Lehmann, 756, 20.
21. Nicht fehlen ist Englisch, sein fehl nicht wöllen erkennen ist Teufflisch. – Henisch, 1040.
22. Was man heut hat gefehlet, das treff man morgen. – Lehmann, 756, 19.
23. Wer fehlt, lernt!
24. Wer fehlt, wird gequält.
Muss büssen; jeder ist für seine Fehler verantwortlich.
Frz.: Les fautes sont personnelles.
25. Wer nicht gefehlt, hat nicht gelebt.
26. Wer noch nicht gefehlt, war noch nicht auf der Jagd.
27. Wer selten fehlt, dem wird leicht verziehen.
Lat.: Impune peccat, cum quis peccat rarior. (Philippi, I, 190.)
28. Wir fehlen alle mannichfalt, sprach die Aebtissin, als ihr der Bauch anschwoll. – Klosterspiegel, 27, 17; Simrock, 2335; Eiselein, 163.
Lat.: Quando tumet venter, produntur facta latenter. (Binder II, 2735; Eiselein, 57.)
29. Wir fehlen alle mannichfaltig. – Jac. 3, 2; Schulze, 287.
Holl.: Fouten zijn menschelijk. (Harrebomée, I, 195.)
Lat.: Suus cuique attributus est error. (Catull.) (Philippi, II, 208.)
*30. Da fehlt nicht das Tüpfli aufs i. (Nürtingen.)
*31. Der fehlt's nicht am Ellenbogen, sondern da (auf den Kopf zeigend). (Rottenburg.)
*32. Doas fehlt ok nôch! (Schles.)
Wenn einem etwas Ungebührliches zugemuthet wird, z.B. dem Beleidigten, seinem Beleidiger Abbitte zu thun.
*33. Er fehlte der Thür.
Um das Mislingen irgendeiner Bestrebung zu bezeichnen.
*34. Es fehlt ihm am Besten. – Frischbier, 173.
Was man nämlich fürs Beste hält – an Geld. Man sagt dafür auch: Es fehlt ihm an Eisen, an Kies. (Frischbier, 174.)
*35. Es fehlt ihm an einem andern Ort. – Eiselein, 163.
Nämlich im Kopfe.
*36. Es fehlt ihm, wie dem Hunde die Flöhe.
*37. Es fehlt ihm, wo es dem Goliath fehlte. – Parömiakon, 821.
Nämlich am Kopf, weil Goliath überall wohl bepanzert war, die Stirn ausgenommen.
*38. Es fehlt ihm, wo man die Ochsen hinschlägt. – Mayer, II, 66 u. 187.
*39. Es fehlt ihm zwei Finger hoch über der Nase. – Simrock, 7427.
An Verstande.
*40. Es fehlt noch ein Knopf, ehe der Rock fertig ist (oder: schliesst).
Lat.: Curtae semper abest nescio quid rei. (Horaz.) (Binder II, 679.)
*41. Es fehlt noch weit (oder: Weit gefehlt!).
Frz.: Vous en êtes à cent lieues. – Vous n'en approchez pas de cent lieues. (Lendroy, 910.)
Lat.: Aberras a janua. (Sutor, 165.) – Tota vita errat. (Sutor, 232.)
*42. Es fehlte eher einem an Holz, der ins Schiff fällt. (Altgr.)
Sprichwörtliche Uebertreibung, um einen solchen Vorrath einer Sache zu bezeichnen, dass man überall, wohin man sich wendet, davon findet. Da das Schiff selbst von Holz ist, so muss auch der, welcher hineinfällt, auf Holz fallen.
*43. Es kann nicht fehlen, sie müssen stehlen.
Von denen, die einen ihre Einnahme weit übersteigenden Aufwand machen.
*44. 'S fahlt em nischte ass anne rutzige Nose. – Robinson, 658; Gomolcke, 944.
45. Weit gefehlet, sagte jener, wollte seine Braut küssen und kam vor den Hintern. – Schaltjahr, III, 157.
*46. Dem muss was fehlen, der ist nicht gesund.
So sagte man zur Zeit der Weinlese 1858 in Mainz, wenn sich jemand nüchtern auf der Strasse zeigte. (Schlesische Zeitung, 1874, Nr. 459.)
[1253] *47. Der fehlt's in- und auswendig. (Niederlausitz.)
Der fehlt's bald hinten bald vorne. In Bezug auf eine kränkliche Person oder eine schlecht eingerichtete Wirthschaft.
*48. Dir fehlt's im Oberstöble. (Ulm.)
*49. Es fehlt ihm ober den Augen. – Schöpf, 22.
D.i. am Verstande.
*50. Es fehlt um keinen Bauern. – Schöpf, 640.
D.h. nicht gar zu viel.
*51. Es ist weit gefehlt.
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