Heirathen

1. Beim Heirathen trägt man die Lügen in der Wanne daher. (Nürtingen.)

Gerade zu dieser Zeit ist die Zwischenträgerei am thätigsten.

Frz.: En mariage trompe qui peut. (Bohn I, 17.)


2. Besser heirathen als Brunst leiden.

Dän.: Bedre at gifte sig end at brenne. (Prov. dan., 54.)


3. Der hat wohl geheurath, der ein frommes Weib hat.Mayer, I, 86.


4. Eh' es sich heirathen lässt, muss man erst suchen das Nest.


5. Ehe du heirathest, besinn' dich wohl, aus Honig wird bald saurer Kohl.

Der Spanier: Bevor du heirathest, siehe wol zu, was du thust, denn es ist kein Knoten, den du aufmachen kannst.


6. Es heirathet mancher am Morgen und steckt am Abend voller Sorgen.

It.: Tal è maritata la mattina, che se ne pente la sera. (Pazzaglia, 215, 10.)

7. Es heirathet mancher nach Geld und bekommt blos den Beutel.

Dän.: Mangen givter sig for en taske fuld of penge; naar de ere borte, har han tasken igien. – Mangen givter sig for en gaard, angrer det inden et aar. (Prov. dan., 240.)


8. Es lüstet sie alle zu heirathen, wie den Hund nach Osterbraten.Eiselein, 296; Simrock, 4518; Braun, I, 1247; Reinsberg I, 101.

Der Finne gibt dazu den Grund dahin an: Der Beweibte hat viel Sorgen, aber der Ehelose noch mehr. (Reinsberg I, 101.)


9. Es müssen sich nicht alle heirathen, die einmal zusammen gähnen.


10. Es würden noch mehr heirathen, wenn die Ehe nur ein Jahr dauerte.

Als die Sarazenen im 8. Jahrhundert in Europa bekannt wurden, bemerkte man, dass sie ihre Frauen auf eine gewisse Zeit mietheten und sie dann, wenn der Vertrag nicht verlängert wurde, wieder gehen liessen. (Wagenseil, Aehrenlese, Altenburg 1822, Nr. 29.)


11. Heirathe auf dem Fusse und bereue mit Musse.

Ironischer Rath der Engländer.

[477] 12. Heirathen bei kalter Küche geht bald in die Brüche.

Was liegt mir am Heirathen, wenn ich nichts zu essen habe, sagt man in Kleinrussland. Und in Mailand: Wer mit nichts heirathet, spürt die Folgen davon bis zum Tode. (Reinsberg I, 115.)


13. Heirathen der Weine taugt nicht.Estor, I, 590, 1470.

Das Mischen verschiedener Getränke untereinander oder mit Wasser war früher verboten.


14. Heirathen hat ein schön Gesicht, aber es ist eine theure Geschicht'.

Böhm.: Kdo so chce ženití, musí peníze mĕniti. – Kdo se žení, tolary mĕni. (Čelakovsky, 385.)


15. Heirathen, heirathen klingt gut, hat aber den Teufel unterm Hut.

It.: I matrimonj sono non come si fanno, ma come riescono. (Bohn I, 104.)

Port.: Casar, casar, e quedo governo. (Bohn I, 272.)


16. Heirathe nur, sollst 's Müthel wol sinken lassen. (S. Freien 42 u. 43.)

Port.: Casaras, e amansaras. (Bohn I, 272.)

Span.: Casarás y amansarás. (Bohn I, 208; Cahier, 3288.)


17. Heirathe über den Mist, so weisst du, wer sie (nämlich die Braut) ist.Blum, 659; Graf, 149; Simrock, 4523; Gaal, 873; Körte, 2731 u. 3385; Braun, I, 1257.

»Im Canton Luzern lautet es: Huret über e Mist, so weiss, wee si ist.«

It.: Moglie e ronzino piglialo dal vicino. (Gaal, 873.)

Span.: Quien lejos va á casar, ó va engañado ó va á engañar. (Bohn I, 249.)

Ung.: Jobb' a' szomszéd léanyát kettövel, mint sem az idegenét egy bünnel el-venni. (Gaal, 873.)


18. Heirathen aus Liebe gibt gute Nächte und am Tage Hiebe.

Frz.: Qui se marie par amours, une bonne nuit, deux mauvais jours. (Venedey, 92.)

It.: Chi si marita per amore sovente vive in pianti et in dolore. (Pazzaglia, 215, 8.)


19. Heirathen in Eile bringt Reu in Weile (oder: bereut man mit Weile).Simrock, 4517; Braun, I, 1252; Reinsberg I, 102.

In Mailand erzählt man: Er dachte bis zu dreissig Jahren daran, ein Weib zu nehmen; nach dem er daran gedacht, liebte er ein wenig und endete damit, es nicht zu nehmen. (Reinsberg I, 102 u. 103.)

Port.: Primeiro que cases, vé o que fazes. (Bohn I, 292.)


20. Heirathen in Hast bringt lange Last.

It.: Chi si marita in fretta, stenta adagio. (Bohn I, 86.)


21. Heirathen ins Blut thut selten gut.Eisenhart, 113; Graf, 141, 39; Sailer, 251; Simrock, 4522; Körte, 2728; Braun, I, 1254; Reinsberg I, 106.

Mit dem Christenthum fanden auch die mosaischen Eheverbote unter Blutsfreunden in Deutschland Eingang und Geltung. Die Päpste erweiterten diese Verbote immer mehr und bedrohten die ohne besondere Genehmigung der Kirche geschlossenen Ehen unter Verwandten mit der Rache des Himmels. Man hat nun allerdings behauptet, es sei dies geschehen, um desto grössere Dispensationssummen zu erhalten; aber es gibt sicher kaum eine wohlthätigere Beschränkung als diese von der Kirche gebotene, selbst wenn sie nur aus finanziellen Gründen erfolgt wäre; denn die Natur selbst will die Ehen unter Verwandten nicht, wie die Folgen beweisen, die vorherrschend solche Ehen früher oder später in ihren Nachkommen treffen. L. Schücking hat in seinen Geneanomischen Briefen (Frankfurt a.M. 1855) geschichtlich nachgewiesen, dass Ehen unter Verwandten aus physiologischen Gründen höchst nachtheilig sind. Blödsinn, Taubstummheit, Melancholie, Wahnsinn sind sehr häufig das Erbgut der Kinder aus Verwandtschaftsehen, besonders einer nicht unterbrochenen. Reihe solcher Ehen. – In ganz neuester Zeit hat auch Abd-el-Kader, in einem Schreiben an den französischen General Daumas, es als einen Hauptgrundsatz in der Erziehung edler arabischer Pferde nachgewiesen, blutsverwandte Thiere auseinanderzuhalten, weil sonst die Rassen verdorben werden. (Vgl. Schlesische Zeitung, 1867, Nr. 176.) – Von Ortschaften, in denen alles untereinander verwandt ist, sagt der Franzose: Ce n'est qu'un cul et une chemise. – Ils se tiennent tous par le cul comme des hannetons. – In Mailand sagt man: Wer sich mit Verwandten verheirathet, trägt raschen Tod oder langes Siechthum davon. (Reinsberg I, 106.)


22. Heirathen is god, ni heirathen is bäder (besser). (Rendsburg.)

Der Engländer: Es ist gut, spät zu heirathen. Ehrenwerthe Männer heirathen bald, weise gar nicht. (Reinsberg I, 102.)


23. Heirathen ist der erste Schritt zur Busse.

It.: Chi si marita si pone in camino per far penitenza. (Pazzaglia, 215, 5.)


[478] 24. Heirathen ist ein kitzlich Gedicht, es macht dünn die Beine und lang das Gesicht.

In Toscana heisst es: Wer ein Weib nimmt und versteht es nicht, macht sich dünn die Beine nnd lang das Gesicht. (Reinsberg I, 99.)


25. Heirathen ist ein langer Kauf.

Span.: Antes que cases, mire que haces, que no es ñudo que deshaces. (Bohn I, 200.)


26. Heirathen ist ein Ring, den man dem ungeleckten Bär durch die Nase zieht.Lucifer, Neuyork vom 11. Mai 1851.


27. Heirathen ist ein theuer Vergnügen.

War heirathet und baut, sagen die Franzosen, gibt das Seinige preis. (Reinsberg III, 27.)

Frz.: Qui se marie ou édifie, sa propre bourse il purifie. (Leroux, II, 309.)


28. Heirathen ist ein verdeckt Essen, daran man bis an den Tod zu kauen hat.Körte, 2727; Braun, I, 1251; Reinsberg I, 192.

29. Heirathen ist eine grosse Lotterie, hat viel Nieten und wenig Gewinne.


30. Heirathen ist Kartenspiel, wo sich die Königin mit dem Knechte paart.Winckler, IV, 30.


31. Heirathen ist kein Bauerndienst.Körte, 2727; Reinsberg I, 95.


32. Heirathen ist kein Geschleck.Reinsberg I, 92.

Port.: Mài, que cousa he casar? Filha, fiar, parir, e chorar. (Bohn I, 281.)

Span.: Madre, que cosa es casar? Hija, hilar, parir, y llorar. (Bohn I, 230.)


33. Heirathen ist kein Pferdekauf, Freier, thu' (oder: Blinder, thu') die Augen auf. (Ostpreuss.) – Frischbier, 307; Frischbier2, 1549; Reinsberg I, 92.

»Die Augen muss auch der Pferdekäufer trotzdem aufthun, um sich von dem Zustande des Gebisses zu überzeugen, nach welchem sich das Alter des Pferdes beurtheilen lässt«, bemerkt Fr. Hasenow in den Hausblättern (Stuttgart 1867), wo er unter der Ueberschrift: Nicht weit hergeholt, in einer Reihe von Artikeln deutsche Sprichwörter behandelt.


34. Heirathen ist leicht, aber haushalten ist schwer (keucht).Simrock, 4521; Braun, I, 1249; Reinsberg I, 96.

Daher sagt der Franzose: Man soll sich nicht verheirathen, wenn der Mann nicht zu Mittag und die Frau nicht zu Abend zu essen hat. (Reinsberg I, 96.)


35. Heirathen ist leicht gethan, doch schwer ist's voneinander gahn.

Böhm.: Snadno se oženiti, ale tĕžko rozženiti. – Ženitba jest, ale odženitby není. (Čelakovsky, 383.)


36. Heirathen ist Lotterie.Simrock, 4516; Reinsberg I, 92.

Darum sagt man in Venedig: Heirathen ist nicht für alle, einige werden schön davon, andere hässlich. Und in Mailand: Wer durch Heirathen glaubt Glück zu machen, ist wahrhaftig ein Tropf, so gross wie der Mond. (Reinsberg I, 99.)


37. Heirathen ist nicht Kappen tauschen.Simrock, 4514; Körte, 2727; Braun, I, 1250; Reinsberg I, 95.

In Luzern: Hürothe ist nid um Chappe tuschet.


38. Heirathen ist zum Wiederaufziehn kein Knoten, drum prüfe vorher die Noten.

»Aber diese Prüfung darf auch nicht allzu lange dauern, wie etwa bei Leibniz, der sich erst in seinem funfzigsten Jahre zu heirathen entschloss. Jetzt verlangte seine Auserwählte auch einige Bedenkzeit, und als diese sich im bejahenden Sinne entschieden hatte, nahm er sein Wort wieder zurück. Die Ehe, sagte er, ist gut; allein ein Weiser muss sein ganzes Leben darüber nachdenken.« (Einfälle, 250.)


39. Heirathen klingt maulrecht, macht aber zum Knecht.

It.: Maritar, maritar, suona bene, e porta male. (Pazzaglia, 215, 9.)


40. Heirathen klingt sehr angenehm, schmeckt aber wie getretener Lehm.

Port.: Casar, casar, soa bem, e sabe mal. (Bohn I, 272.)


41. Heirathen oder nicht heirathen; die Fliegen sind bös, aber auch bös die Bremsen.

Frz.: Schweiz: Maridé vo, maridé vo pâ; mô lé motzé, mô lé tavans. (Schweiz, II, 120, 8.)


42. Heirathen und Gehängtwerden hangt vom Geschick ab auf Erden. (S. Ehe 31.) – Reinsberg I, 91.


[479] 43. Heurathen ist leicht, aber ein Hausshaltung führen ist schwer.Lehmann, 373, 153; Venedey, 97.

Dän.: Giftermaal er let, men huusholdning er tung. (Prov. dan., 231.)


44. Heyrathen ist wolgethan, wenn mans recht fahet an.Petri, II, 375.


45. Hieroth1 deng Dôter, söns hieroth se sich selys. (Bedburg.)

1) D.i. verheirathe.


46. Ich heirathe nicht, sagte der Doctor, denn die Hazardspiele sind verboten.


47. Ik mot fôrts wedder heirathen, sagte Hensbuer zum Pastor, als er das Begräbniss seiner Frau bezahlte, de Kirschentid kummt bald, un da schull min Fru de olen Lynken (Sperlinge) wegjagen.Piening, 90.


48. Man sieht beim Heirathen mehr auf die Güter als die Gemüther.


49. Manche heirathet, als wollte sie lieben, und will nur kochen.


50. Mancher heirathete eine Frau mit Vermögen und musste dann den Schweinstall fegen.


51. Mit dem Heirathen lernt man klagen.

In Toscana heisst es: Sobald einer heirathet, betritt er das Sorgenreich. Wer nicht weiss, was Noth und Kummer sei, der nehme, ist er noch ledig, ein Weib. (Reinsberg I, 99 u. 100.)


52. Nicht das Heirathen, sondern das Kinderzeugen macht den Vater.Altmann V.


53. Spät zu heirathen ist gut; nie, besser. (Engl.)


54. Vor dem Heirathen muss(?) jeder tollen.

Böhm.: Každému před oženĕním tři léta třeštiti. (Čelakovsky, 385.)

Poln.: Każdy powinien przed ożenieniem trzy lata szaleć. (Čelakovsky, 385.)


55. Wä hieroth us dem Klockeklank, dem reut et all se Leave lank. (Bedburg.)


56. Was liegt mir am Heirathen, wenn ich nichts zu essen habe.

»Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich das nöthige Geld auch findet.« (Büchmann, 15.)


57. Was wol das Heirathen mag meinen? – Spinnen, Gebären und Weinen.

So fragt das spanische Mädchen und antwortet dessen Mutter. (Reinsberg I, 91.)


58. Welcher heirathet und fehlt, ist bald kämbelt (gekämmt) und g'strehlt; welcher aber heirathet und gerath, der hat genug Hausrath. (Schweiz.)


59. Wenn man heirade wöll, mot man erscht e Nest make.Frischbier2, 1552.


60. Wer auch arm heirathet, bekommt ein eigenes Haus an seinem Ende.


61. Wer das Heirathen bis aufs Alter und das Schiessen bis in die Stadt lässt, der ist betrogen.Frischbier2, 1550.


62. Wer durch Heirathen will machen sein Glück, ist ein Tropf von der Zehe bis zum Genick.


63. Wer heirathen will, brauche mehr die Ohren als die Augen.

Die Italiener: Heirathe nicht mit den Augen, sondern mit den Ohren. (Reinsberg I, 108.)

Böhm.: Kdo se ženíš, hledej sobĕ roveň. – Nerovní nesvorní. (Čelakovsky, 387.) – Než se ženíš, pošli uši mezi lidi. – Nežeň se očima, ale ušima. (Čelakovsky, 384.)

Poln.: Nierowni, niezgodni. (Čelakovsky, 387.)


64. Wer heirathen will, der suche seinesgleichen.

Doch nicht in dem Sinne, dass Herr von Habenichts das Fräulein von Leerbeutel, oder der Hunger die leere Küche, oder, wie die Polen sagen, der Bettler das Elend zur Ehe nimmt. Die Osmanen sagen: Heirathe die Tochter eines Niedern und gib deine Tochter keinem Vornehmern als du bist (Schlechta, 259): eine Regel, die, würde sie streng durchgeführt, überhaupt alles Heirathen aufheben würde. Auch so der Spanier. Willst du nicht immer Zank haben, sagt der Pole, so wähle dir eine Frau von gleichem Gewicht. Und der Serbe: Wer sich verheirathen will, suche eine Frau, die ihm gleich ist. (Reinsberg I, 116.)

Lat.: Aequalem tibi uxorem quaere, (Tappius, 127a.) – Si qua voles apte nubere, nube pari. (Ovid.) (Philippi, II, 190.)


[480] 65. Wer heirathen will, wähle ein Weib, das nie über einen Besenstiel hinausläuft.

Ein junger reicher Mann sagte zu seinem Freunde: »Diesen Besenstiel bestimme ich, um mir eine Gattin zu wählen.« Er hatte eine zahlreiche Gesellschaft, in der sich viel Jungfrauen befanden, bei sich, die er aus einem köstlichen Saale in ein nahes Gehölz führte. Auf dem Wege dahin lag der Besen, über den einige stolperten, andere schritten. Endlich kam ein Mädchen, die ihn aufhob und in eine Ecke des Gebäudes stellte. Diese wurde die wirthliche Gattin des jungen Mannes. Er hatte sich nicht getäuscht; die Ehe war eine glückliche.


66. Wer heirathet, eh' er klug ist, stirbt, eh' er reich ist.


67. Wer heirathet, hat das halbe Brot.

Weil er es mit der Frau theilen muss. Kann nach dem Wortlaut auch wol heissen, dass die Frau bei vielen Arbeiten als Gehülfin das halbe Brot erwirbt.


68. Wer heirathet heut oder morgen, kauft sich ins Reich der Sorgen.


69. Wer heirathet, kehrt Haus und Leben um.

Böhm.: Ženĕní, života zmĕnĕní. (Čelakovsky, 382.)

Poln.: Kto się oženi, to się odmieni. (Čelakovsky, 382.)


70. Wer heirathet nach Geld, verkauff die Freiheit in der Welt.

Holl.: Als 't huwlijk is om 't gelletje, dan wordt het vaak een helletje. (Harrebomée, I, 347.)


71. Wer heirathet oder baut ein Haus, der zieht den Beutel aus.


72. Wer heirathet, spielt eine Terne in der Lotterie.


73. Wer heirathet, thut wohl, wer ledig bleibt, thut besser.1 Kor. 7, 38; Schulze, 261; Venedey, 93; Simrock, 4520; Körte, 2726; Braun, I, 1255.

»Hast du viel Kind un wenig Brot im Hûs, so hättest du ein kleine Freud; nimmst du eine, die kein Kind macht, so hättest du gerne Kind. Nimmst du eine hübsche, so begehren sie andere Lüt auch, un ist hart zu behüten, dass viel Lüt ihr begehren. Nimmst du eine ungestalt; es ist leidlich zu haben, das niemand begehrt. Also nimmst du ein reich Weib, so hast du ein Frauen ein Meister überkommen und ein ewig verweisen: du Bettler. Nimmst du eine arme, so ist es hart, wie du sie erziehst. Nimm ein Weib, sie sei wie sie wöl, so red sie wider dich. St.-Hieronymus spricht: Sie haben es von ihrem Ursprung, sie seynd gemacht von einer krummen Ripp, darum so krümmen sie sich zu allen dingen.« (Einfälle, 241.) Die Spanier sagen: In den Krieg zu ziehen und sich zu verheirathen, kann man nicht anrathen. Und die Mailänder: Wohl thut, wer ein Weib nimmt, wer es nicht nimmt, besser. (Reinsberg I, 99.)


74. Wer heirathet, tritt eine lange Bussfahrt an.

Die Baskin denkt dagegen: Zu Baygorri ist das Geschirr irden; als man mich dorthin verheirathen wollte, war es golden. Oder: Ich hatte den Zug ins Kloster, aber der Wind trägt mich fort zur Heirath. (Reinsberg I, 78.)

Frz.: Qui se marie, se met en chemin pour faire pénitence. (Gaal, 1673.)

Lat.: Qui capit uxorem, capit absque quiete laborem, longum languorem, lacrymas, cum lite dolorem. (Gaal, 1676.)


75. Wer heirathet, um reich zu werden, löscht seinen Durst mit Salz- (oder See-) wasser.


76. Wer im Heirathen will Geld haben, der muss den Sack dazunehmen.


77. Wer jung heirathet, trägt (braucht) keine Greishosen.

Beinkleider, wie sie alte Leute tragen, weil er auch jung stirbt.


78. Wer ni heirathet, genitt (geniesst) sin Leben man halw. (Rendsburg.)


79. Wer übel heirathet, dem wird der Ehestand lang.

Span.: Quien mal casa, tarde enviuda. (Bohn I, 250.)


80. Wer übel heirathet, fühlt es all sein Lebtage.

It.: Chi mal si marita non esce mai di fatica. – Chi mal una volta ei marita se ne risenta per tutta la vita. (Pazzaglia, 215, 6 u. 7.)


81. Wer will heirathen, muss haben Weinberge, drin zu spaten, ein Haus zu wohnen und Feld zu Bohnen.

Span.: Antes de casar, ten casas en que morar, y tierras en que labrar, y viñas en que podar. (Bohn I, 200.)


82. Wer will heirathen ohne Wehe, nehme seinesgleichen zur Ehe.

Nach Stand, Vermögen, Bildung, Alter; doch verlangen die Sprichwörter, dass die Braut eine Reihe von [481] Jahren jünger sei. Die Polen bestimmen diesen Unterschied des Alters dahin, der Bauerjunge soll schon hinter dem Pfluge gehen, wenn das Mädchen geboren wird: Chlopiec za plugiem chodzi, dziewczyna się rodzi, zań wydać sie godzi. (Lompa, 6.)


83. Wer zu heirathen geht in die Fern', wird betrogen oder möchte betrügen gern.


84. Willst du heirathen, so besinne dich fein, sonst bekommst du Essig für den Wein.Parömiakon, 247.


85. Zum Heirathen und Duelliren gehört Muth.

Der Pole sagt: Wer mit zweien sich schlägt, ist kühn, kühner noch, wer heirathet und hat nichts. (Reinberg I, 115.)


86. Zum Heirathen und Seefahren muss man die Worte sparen.Faselius, 5; Simrock, 4515; Eiselein, 519.

Lat.: Nulli consulendum est ducere uxorem, transmarinam facere peregrinationem et sequi militiam. (Eiselein, 519; Binder II, 2294.)


*87. Bis du heirathest, ist alles besser.Frischbier2, 1551.

Sagt man beschwichtigend zu Kindern, wenn sie sich gestossen oder verwundet haben.


*88. Den kannst du dir heirathen.

Scherzwort der Mädchen in Bezug auf einen Buckeligen. Die Schles. Provinzialblätter (Jahrg. 6, 1867, S. 169 u. 218) haben eine Sammlung der sprichwörtlichen Redensarten begonnen, die man in Breslau (oder Schlesien) zur Bezeichnung der Buckeligen scherzhaft gebraucht, zu dem die obige gehört. Man sagt auch: Den kannst du mir (den werd' ich dir) zu Weihnachten schenken. Das ist ein Bild; nê, gar ein – Krüppelbild. Oder man ruft: Piccolomini (Anspielung auf picklich für buckelig) oder Kriegskasse (s.d.) und Ziethen.


*89. Der will heirathen und hat nicht einmal einen Feuereimer.

Neckwort in der Pfalz. Das unerlassliche Attribut der pfälzer Bürger ist der Feuereimer, ohne den ein dortiger Bürgermeister nicht einmal hat copuliren wollen: denn die erste Frage an den Bräutigam war nach dem Feuereimer. Daher das obige Neckwort. (Vgl. Bavaria, Die Pfalz und die Pfälzer, und Europa, Leipzig 1867, Nr. 200, S. 615.)


*90. Er heirathet ein altes Weib, wenn er einen Pfennig gewinnen kann.

Von einem, der alles für Geld thut.


*91. Heirathen, mag's übel oder gut gerathen.

Span.: Bien ó mal, casado me han. (Bohn I, 205.)


[482]

92. Beim Heirathen ist viel zu bedenken: die guten Frauen sterben zu bald, die bösen leben zu lang, die armen sind schwer zu ernähren, die reichen sind unerträglich stolz, der schönen ist übel zu hüten, und am Ende muss man seine Freyheit derjenigen opffern, die nicht einmal dafür dankt.Harssdörffer, 1183.


93. Du werst doch nit wollen heirathen aus Liebhaberei, bemerkte Itzig seinem Sohn, als dieser ihm gesagt, er habe Rebecka lieb.


94. Heirat, schmuck dich nahent zusammen; zu pett sollt du dich wenig schammen.Zingerle, Zwei Hexenprocesse.


95. Heirath den Pfannstiel, hast nicht weit ins Loch. (Rott-Thal.)


96. Heirathen gehört zu den wichtigsten Thaten.Devisenbuch, 79.


97. Heirathen hebt den Dienst auf.Horn, Spinnstube, 1859, S. 29.

In Bezug auf das Gesinde.


98. Heirathen ist die erste Dummheit, die man begeht, wenn man vernünftig geworden ist.


99. Heirathen und Schlittschuhfahren muss geschwind gehen. (Rott-Thal.)


100. Ich heirathe in die Fern', dann bin ich die Tochter eines grossen Herrn.

Böhm.: Vdej mĕ, matko, daleko, at' se chlubím vysokým rodem. (Čelakovský, 107.)


101. Ihn heirathen, sagte der Doctor zur Witwe, als sie ihn fragte, was sie mit ihrem Buchhalter machen solle, mit dem sie sich den ganzen Tag herumzanken müsse und den sie doch im Geschäft brauche.


102. Nahe heirat und ferne herrendienst sind die besten.Zimmerische Chronik, IV.


103. Wer heyrathet, soll eine nehmen ehrlichen Geschlechts; jung, damit sie ihm dienen kann; schön, damit sie ihm gefalle; fromm, damit er sie nicht hüten darf; reich, damit er sich ansehnlich ernehren kann.Wirth, I, 228.


104. Wer heirathet wegen der Mitgift, mit der Ehe oft Gift trifft.

It.: Chi si ammoglia per arricchire, spegne la sua sete con acqua salsa. (Giani, 1010.)


105. Wer heirathen will, sehe auf die Nachbarn.Sanders, 98.


[1421] 106. Zum Heirathen gehören Zwei.

Wenn die eine Person zwar Neigung hat, aber bei der andern fehlt sie, so kommt die Verbindung nicht zu Stande.

Jüd.-deutsch: Der Schiddech (Heirathspartie) in auf ein Seit tummid (immer) farteg (fertig).


*107. A hôt g'heirath. (Böhm.-Friedland.)

So sagt man beim Kegelspiel, wenn der König zuerst, und von ihm geschlagen, ein zweiter Kegel fällt.


*108. Die heirathen aufs Inleut Hausboden. Wurth, 161.

Man weiss nicht, worauf und wohin.


*109. Du kannst me heirathe, wenn de Geld hast.


*110. Eher heirathet der Wolf ein Schaf.

Lat.: Prius ovem lupus ducat uxorem. (Erasm., 366.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 1421-1422.
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