1. Auf Donner folgt gern Regen. – Eiselein, 122.
2. Der Donner kommt schnell, zahle, was du schuldig bist.
3. Der donner schlegt gemeingklich die höchsten berge. – Henisch, 729; Petri, II, 84.
In mehrern dieser Sprichwörter steht, wie hier, die Wirkung statt der Ursache.
4. Der Donner schlegt gemeinlich hohe Thürme. – Pauli, Postilla, III, 191a.
5. Der donner schlegt nicht in heimliche gemach. – Henisch, 729; Petri, II, 84.
6. Der Donner warnet, eh' er schlägt. – Sutor, 44.
7. Donner im April viel Gutes verkünden will. (Westpreuss.) – Boebel, 88.
Man vermuthet ein fruchtbares Jahr, wenn es im März donnert, vielleicht weil die Erdfrüchte den fruchtbaren Gewitterregen bekommen.
Holl.: Den eersten donder in Maart vat men de elft bij den staart. (Harrebomée, I, 143.)
8. Donner im December fürwahr bringt viel Wind im nächsten Jahr. (Euskirchen.) – Boebel, 112.
9. Donner im Mai führt grossen Wind herbei.
10. Donner im Winterquartal bringt uns Kälte (Eiszapfen) ohne Zahl. (Ostpreuss.) – Boebel, 116; Simrock, 1657.
11. Donner schlegt in kein Secret. – Lehmann, 261, 2.
12. Dunner öwer de kahlen Baum bedütt kein guet Jahr (Fraeüjaer). (Westf.)
Holl.: Donder op den naakten tek, 't heele jaar geen nat gebrek. – Donder op eene dorre twijg kost aan menig' man zijn lijf. (Harrebomée, I, 143.)
[672] 13 Dunner un de Knütt, segt Säfkow.(?) (Mecklenburg.) – Hoefer, 885.
14. Ein Donner macht mehr Getümmel als zehn Blitze.
15. Ein Donner vertreibt den andern. – Lehmann, 50, 37.
16. Es ist übel, dem Donner entlaufen und unter den Blitz gerathen. – Winckler, XIII, 11; Reinsberg IV, 126.
Holl.: Hij is den donder ontloopen, en in den bliksem gevallen. (Harrebomée, I, 143.)
Poln.: Poprawil sobie z pieca na leb.
17. Froien Donner, viellen Hunger. (Marsberg.) – Firmenich, I, 320, 3.
18. Früher Donner, später Hunger. – Blum, 249; Bücking, 40; Kirchhofer, 320; Boebel, 121; Simrock, 1656.
Holl.: Vroege donder, late honger. (Harrebomée, I, 143.)
19. Man muss einen Donner mit dem andern vertreiben (schrecken). – Lehmann, 135, 19.
Holl.: De eene donder met den anderen verdrijven. (Harrebomée, I, 143.)
20. Spater donner, früer hunger; früer donner, spater hunger. – Henisch, 729.
21. Starker Donner, kleine Wetter. – Kirchhofer, 320.
22. Urben Dunner mit em blechne Hütte. – Robinson, 812.
23. Vom Donner fällt kein Baum, kein Staudt. – Lehmann, 135. 8; Kirchhofer, 320.
Von leeren Drohungen.
24. Wenn der Donner brüllt, schüttert die Erde.
Vom Zorn der Mächtigen und seinen Wirkungen.
25. Wenn Donner im December hausen, im nächsten Jahr viel Winde brausen.
26. Wenn Donner kommt im Julius, viel Regen man erwarten muss. (Duisburg.) – Boebel, 102.
27. Wenn Donner sich um Michel (29. September) find't, so bedeutet's grossen Wind. (Oels.) – Boebel, 47.
*28. Da soll der Donner in den Bettelsack schlagen. – Murner, Schelm., 38.
*29. Das Blaue, das vor dem Donner hergeht. – Schottel, 1137b.
Als Antwort etwa auf die Frage: Welchen Nutzen hat es? Was wird dabei gewonnen? D.i. eher Schlimmes als Gutes, weil man das dunkelblaue Gewölk, das dem Gewitter vorausgeht als gefährlich betrachtet.
*30. Dass dich der Donner erschlage. – Agricola I, 520; Latendorf, 175; Henisch, 727; Simrock, 1654.
Der Donner schlage dich! oder älter: Der ⇒ Hammer (s.d.) schlage dich! steht in Beziehung zu Donar, und den Begriffen von Tod und Teufel. (Grimm, Mythol., 166.) Diese Redensart gehört zu den Fluch- und dergleichen Formeln, die für das eigentlich Gedachte oder Gemeinte eine mildernde Verkleidung setzen (s. ⇒ Deutscher 1-3). Dazu dient hier auch das Wort Donner, das aber auch in sein vielen Formen eigentlich oder durch Stellvertretung eines Dinges, das donnert, in andern sprichwörtlichen Redensarten oder blossen Ausdrücken in diesem Sinne angewandt wird. A. Stöber hat eine Menge derselben im Elsass gesammelt, davon als hierher gehörend: Bîm Dunder! Bîm Dunder! Dass dich e Bumm (Bombe) platz! Dass dich der Duender! D'r Duener! D'r Dunder au! Potz Dunder! D'r Dontel! Potz Wetter! Zuem Dunner! Zuem Dunder! Potz Dunner unn Wetter! Dunnerwetter! Dunderwetter! Kritzdunnerwetter! Potz Hiehnerwetter! Dunnerschla! Ei ze schla dich ...! Dunderschiess (Donnerschoss)! Potz Dunderschiess! Zuem Dunderschiess! Dunderkeil (Donar's Keule, Keil, Hammer, Donnerkeile nennt man die Luftsteine, Aërolithen)! Donnerstrahl! (Fischart, Gargant., Kap. 34.) Dunnerwille! Dunderwischbele! Noch mehr verhüllend stehen folgende Wörter für Donner: Potz Plunder! Botz hundert! (Weinhold, Weihnachtsspiele, 79 u. 401.) Botz hunderttausend Elen vnd Enden. (Fischart, Gargant., Kap. 8.) (Frommann, II, 503; IV, 463.)
31. Donner im April ist des Winzers Will.
Frz.: Quand il tonne en Avril, vendengeurs prépeur vos barils.
32. Donner im Winter, Frucht im Sommer.
33. Donner im Winter, viel Kält ahinter.
34. Es ist nicht der Donner, der die Leute todtschlägt.
35. Man muss nicht gleich mit Donner und Blitz hineinschlagen.
Erst Güte versuchen, ehe man zum Aeussersten greift.
Lat.: Omnia prius experiri verbis, quam armis, sapientem decet. (Terenz.) (Philippi, II, 70.)
36. Wenn der Donner einschlägt und brennt, so stinkt alles nach Schwefel. – Petri, II, 633.
*37. A Dünner hot mich derschliegen. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Ausruf bei plötzlichem Erschrecken.
*38. Das wollte der rothhaarige Donner! – Wuttke, 22.
Nordfriesischer Fluch. (S. ⇒ Fuchs 387; ⇒ Kukuk.)
*39. Der Donner schlage darein.
[1181] *40. Der Donner schlage ihn drei Meilen tief in den Erdboden hinein.
Das Volk hielt die sogenannten Teufelsfinger, Belemniten, für Reste von Blitzen, als gleichsam abgesprungene Stücke vom Steinhammer des Donnergotts. Deshalb sprachen unsere Vorfahren nie vom Blitz, sondern immer vom Donner; ebenso ist in den alten Mirakelbüchern immer nur vom Donner die Rede; daher die obige Redensart. (Vgl. H. Holland, Donner und Blitz im altbaierschen Volksglauben in Westermann's Monatsschrift, 1864, S. 312 fg.)
*41. Donner und Doria.
Ausruf des Doria in Schiller's Drama Fiesco, I, 5.
*42. Donners Blauschein, hilf!
Nordfriesischer Fluch. Donars blôskên, help! Blau ist Wuotan's Leibfarbe; denn sein alle Seelen einhüllender Mantel ist der Aether, ein Kleid, das so weit reicht, als der Himmel blau ist. (S. Blaues 2 u. Agricola, 522.) Bei Reusch, Sagen des preussischen Samlandes 29 heisst es: »der mit der blauen Peitsche verfolgt den Teufel (den Riesen).« (Rochholz, Deutscher Glaube, II, 273.)
*43. Er isch als wie vom Donner geschlagen. (Solothurn.) – Schild, 77, 202.
Ganz verblüfft.
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