1. Die Geistlichen können ihre erste Predigt, die abgedankten Minister ihren frühern Einfluss und die Weiber ihre Hochzeitnacht nie vergessen.
2. Die Geistlichen sollen bei ihrer Bibel bleiben. – Pistor., I, 29; Simrock, 3192.
Will sagen, sie sollen sich nicht in Regierungsangelegenheiten mischen, weil sie da in der Regel mehr verderben als gut machen; sie sollen sich vielmehr dem Studium der Bibel widmen, wobei es wol der Volksbildung nicht schaden wird, wenn sie sich mit den Fortschritten der Naturwissenschaften in Bekanntschaft erhalten. Bunsen (Die Verfassung der Kirche der Zukunft) hält Theologen für einseitige und befangene Geschäftsmänner. Namentlich das Recht, meint er, hätten selbst die weisesten und besten Geistlichen verdorben. (Vgl. Die Epigonen, Leipzig 1846, I, 208.) Und Dupin sprach am 19. März 1844 in der französischen Deputirtenkammer den Wunsch aus: »Möge sich die Geistlichkeit in der himmlischen Sphäre, in die sie sich setzt, bewegen.« (Schles. Zeitung, 1844, S. 649.)
3. Die Geistlichen tragen kleine Kreuzlein hintennach, der Gemeine die grossen voran.
4. Die (römischen) Geistlichen wollen wol eigen Gut haben, aber nicht eigene Weiber. – Welt und Zeit, V, 77, 17.
5. Die gelehrtesten Geistlichen sind nicht immer die besten Seelsorger.
Frz.: Les meilleurs clercs ne sont pas les plus sages. (Leroux, II, 93.)
6. Ein Geistlicher zehntet den andern nicht aus.
Lat.: Clericus clericum non decimat. (Philippi, I, 85; Faselius, 46; Wiegand, 28.)
7. Geistliche können mit ihren langen Mänteln viel Dings bedecken. – Schuppius.
So bedeckten sie damit in den Südstaaten der nordamerikanischen Union das Institut der Sklaverei; denn die meisten Sklaven gehörten gerade den Geistlichen der verschiedenen Sekten, und zwar um das Jahr 1855 zusammen 660562, die meisten, nämlich 212565, den Methodisten. (Ausland, 1856.)
8. Geistliche reinigen das Gewissen, Aerzte den Leib, Juristen den Beutel. – Sailer, 135.
9. Geistliche spielen gern die erste Geige.
Einer der Beschlüsse des Concils zu Troyes im Jahre 877 lautete: »Die weltlichen Machthaber sollen sich in Gegenwart der geistlichen nicht eher niedersetzen, als diese es verlangen.« (Wagenseil, Aehrenlese, Altenburg 1832, 71, 132.)
10. Mancher wird ein Geistlicher genennet, der wol Pharisäer heissen könnte. – Opel, 376.
11. Wenn die Geistlichen reisen, so regnet es. – Erklärung, 3; Tenzel, Monatliche Unterredungen (1690), 1058 fg.
Man hat dies Sprichwort auf doppelte Weise zu erklären versucht. Einmal soll es daher entstanden sein, dass in den Gegenden, wo die Geistlichen den Zehnten einsammelten, sie gewöhnlich die Zeit wählten, in der es regnete oder Regen zu erwarten war, um die Bauern, die bei schöner Witterung mit Feldarbeiten beschäftigt sind, desto sicherer zu Hause zu treffen, was leicht zu bemerken war und zur Entstehung des Sprichworts veranlassen konnte. Nach einer alten böhmischen Chronik oder Historie von Joh. Dubrow soll aber das Sprichwort einen historischen Entstehungsgrund haben. Dort wird nämlich erzählt, dass der Bischof Adalbert von Prag wegen vieler Verdriesslichkeiten, die man ihm bereitet, sein Amt niedergelegt und sich nach Rom gewandt habe. (Vgl. Hartknoch's Preuss. Kirchenhistorie, Bd. 1, Kap. 1, S. 13 fg.) Als indess sein Nachfolger am Altar umgebracht worden war, hatten die Böhmen eine doppelte Gesandtschaft an den Papst geschickt, den Adalbert zurückerbeten und auch erhalten. »Adalbert«, erzählt der Chronist [1452] weiter, »zog mit sieben Mönchen in Böhmen ein. Plötzlich aber ward die grosse Dürre, welche das Land bisher geplagt hatte, durch einen so starken Regenguss vertrieben, dass viele Oerter überschwemmt wurden. Dies schrieben einige der Gottesfurcht der einziehenden Geistlichen zu, andere aber legten es ihnen zum Spott aus. Daher soll das obige Sprichwort unter den Böhmen entstanden sein.« Die Holländer sagen: Geestelijken aan boord geven lange reizen. (Harrebomée, I, 212.)
12. Wenn die Geistlichen zu weltlichen Sachen rathen, die Soldaten stets sieden und braten und die Weiber führen das Regiment, so nimmt es selten ein gutes End'. – Parömiakon, 2723.
13. Wenn ein Geistlicher stirbt, so hinterlässt er eine Stube mit Kindern und einen Karren voll Bücher. – Kirchhofer, 219.
14. Wenn Geistliche und Weltliche nicht an einer Stange tragen, so gibt's schele Augen.
15. Wer ein geistlicher soll werden, der gibt keinen Soldaten. – Lehmann, 129, 11.
*16. Er ist ein Geistlicher, wie der Teufel ein Apostel. – Schuppius.
17. Der Geistlichen Bart ist süss, bekommt aber sehr übel. – Frischbier, II, 430.
18. Die Geistlichen sagen: Gebet den Armen, aber nicht: wir wollen den Armen geben. (Kamnitz.)
19. Die Geistlichen segnen sich zuerst.
20. Die Geistlichen werden bezahlt für das Predigen, nicht fürs Thun. – Freybe, 196.
21. Ein Geistlicher bei Hofe ist wie ein Fisch auf trocknem Lande. – Harssdörffer, 542.
22. Ein Geistlicher ohne Frömmigkeit ist wie ein Haus ohne Thür. – Harssdörffer, 475.
*23. Wir Geistlichen, segget de Gottesworts Handlanger1. (Pommern.)
1) D.i. Küster, der sich mit zur Geistlichkeit rechnet.
Brockhaus-1809: Das geistliche Interdict
Brockhaus-1911: Geistliche Verwandtschaft · Geistliche Schauspiele · Geistliche Gerichtsbarkeit
Goetzinger-1885: Ritterorden, geistliche · Hochzeiten, geistliche
Herder-1854: Geistliche Verwandtschaft · Geistliche Gerichtsbarkeit
Meyers-1905: Geistliche Ritterorden · Geistliche Orden · Geistliche Kurfürsten · Hochzeiten, geistliche · Geistliche Verwandtschaft · Geistliche Schauspiele · Geistliche Exerzitien · Geistliche Bank · Geistliche · Geistliche Güter · Geistliche Gerichtsbarkeit · Geistliche Fürsten
Pierer-1857: Geistliche Ritterorden · Geistliche Sachen · Geistliche Musik · Geistliche Kurfürsten · Geistliche Lieder · Geschworne Geistliche · Ungeschworene Geistliche · Geistliche Verwandtschaft · Geistliche Schauspiele · Geistliche Strafen · Geistliche Censur · Geistliche Dramen · Geistliche Brüderschaften · Geistliche · Geistliche Bank · Geistliche Gerichtsbarkeit · Geistliche Güter · Geistliche Gebäude · Geistliche Freunde · Geistliche Fürsten
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