[476] 1. Da schwemmen wie Appel, seggt dei Rossappel, un schwemmt mit 'n Gravensteiner dei Bäck lang. (Mecklenburg.) – Raabe, 82.
In Holstein: Dôr schwemmt wie Appeln, säd' de Pierkötel, un swemmt mit'n Borsdorfer de Bäk entlang. (Hoefer, 876d; Peik, 230.) Doa schwemme wi Aeppel, söä de Pierköätel, un schwämme met 'n Borschdörper 'n Back entlang. (Schlingmann, 1131.)
2. Da schwimmen wir öpffel daher, sagt jhener rosstreck, schwamm er mit andern öpffeln den bach ab. – Franck, II, 47b; Lang, 657; Hoefer, 876.
3. Das war schlecht geschwommen, sagte der Krebs zum Hecht.
»Wenn der Erbadel von seinen Vorrechten über den wahren Adel eines Landes, d.i. die Klügsten und Tapfersten desselben, spricht, so lautet es ungefähr ebenso.«
4. Der hat gut schwimmen, den man über dem Wasser hält.
Wer Freunde und Gönner hat, die ihn unterstützen, kommt leicht in der Welt fort, kann leicht emporkommen. »Der schwimmt leicht, dem ein anderer das Kinn hoch hebt.« (Reuterdahl, 31.)
5. Der kann gut schwimmen, den man am Schopf oben hält.
Dän.: Den svømer letteligen, som oppeholdis af en anden. – Det er godt at svømme, naar en anden holder hovedet op. (Prov. dan., 523 u. 539.)
Engl.: He must needs swim thats held up by the chin. (Bohn II, 135.)
Frz.: Celui peut hardiment nager à qui l'on soûtient le menton. (Bohn I, 9.)
6. Es ist besser nachhin schwimmen dann voran. – Gruter, I, 32.
7. Es ist böss schwimmen gegen den Strom. – Lehmann, II, 190, 165; Petri, II, 257; Henisch, 1423, 62.
8. Es ist gut schwimmen am Schiff vnd gut gehen am Wagen. – Petri, II, 264; Henisch, 1436, 16.
9. Es kann einer noch nicht schwimmen, wenn er auch Wasser trinken kann.
Die Russen: Zum Schwimmen gehört mehr als Wassertrinken. (Altmann VI, 475.)
10. Hie schwimmen wir öpfel, sprach der pferdtsdreck, do schwamm er vnder den öpfeln vff dem wasser. (S. ⇒ Rossdreck.) – Gesner, I, 618; Henisch, 745, 48.
11. Hinten nachschwimmen ist leichter als voran. – Körte, 5599.
12. Ma hat z' schwimmed und z' watted, dass ma ein ehrlicher Mann bleibt. (Ergenzingen.) – Birlinger, 725.
13. Man lernt nicht schwimmen, bis einem das Wasser ins Maul läuft. – Eiselein, 629; Simrock, 9420.
14. Schwimm oder versuf! (Luzern.) – Schweiz, II, 243, 75.
15. Schwimme lehrt me nit uf der Stussdieli, me muss is Wasser. (Luzern.)
16. Schwimme nur, sagte der Heilige, als der ins Wasser Gefallene ihn um Hülfe rief.
Böhm.: Pomoz, pomoz, svatý Nikolo! (volal topící se, a svatý mu:) Jenom i ty hýbej rukama! (Čelakovsky, 130.)
17. Strômup is quâd swemmen. – Lübben.
18. Wer das Schwimmen einmal gelernt hat, der kann es sein Leben lang.
19. Wer nicht schwimmen kann, ertrinkt schon am Ufer.
20. Wer nicht schwimmen kann, muss nicht ins Wasser springen. – Eiselein, 564; Simrock, 9418.
Mhd.: Wenne sver so svümmen nicht he kan, wil he deme wazzere wizen daz, so ist her unversunnen. (Zingerle, 138.)
Dän.: Begiv dig ei udi vandet, før du faaer lært at svømme. (Prov. dan., 539.)
21. Wer nicht schwimmen kann, muss nicht zu weit vom Lande gehen.
Holl.: Begeef u niet te ver van land, zoo gij niet kunt zwemmen. (Harrebomée, II, 4.)
22. Wer nicht schwimmen kann, muss sich nicht zu tief ins Wasser wagen.
Engl.: Never venture out of your depth, till you can swim. (Bohn II, 459; Mair, 58.)
[477] 23. Wer nicht schwimmen kann, vertrau' sich keinem trunknen Fährmann an.
24. Wer schwimmen geht, muss seine Kleider zur Hand behalten.
Engl.: 'T is good keeping his clothes, who goes to swim.
25. Wer schwimmen kann, muss auch die Kleider trocken halten können. (Surinam.)
Was man treibt, muss man gründlich verstehen.
26. Wo jeder schwimmt, da braucht es keiner Brücke.
*27. Dai kan swemmen as 'ne blêien Juegel. (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 163, 165.
*28. Dai kan swemmen as 'ne blêine Pille1. – Frommann, V, 163, 165.
1) Oder Pile, bei Kindern Pil = Aente, Ente, vielleicht aus dem märkischen Lockruf: pil pil, der nach dem Laute der jungen Enten gebildet ist, entsprungen.
*29. Dem ich schwimmen lehrte, will mich ersäufen.
Dän.: Jeg haver lærd dig at svømme, og du vil drukne mig. (Prov. dan., 373.)
*30. Er cha schwümme wie e Chue Heu lappe. – Sutermeister, 89.
*31. Er cha schwümme wie 'ne Wetzstei. (Luzern.) – Sutermeister, 89.
*32. Er kann auch in seichtem Wasser schwimmen.
Von einem, der sich in jeder Lage zu helfen weiss. In Aegypten sagt man von einem solchen: Er schwimmt im Wasser und wäre es nur eine Hand tief. (Burckhardt, 746.)
*33. Er kann nicht schwimmen.
So sagten die Römer von einem Taugenichts. »Wir schafmüthigen neudeutschen Philister«, sagt Jahn (Volksthum), »er kann nicht lesen, nicht beten. Rufe doch jeder deutschgesinnte Vater der sorgsamen Mutter zu: Wer durchs Leben sich frisch will schlagen, muss zu Schutz und Trutz gewappnet sein.«
*34. Er kann schwimmen wie eine bleierne Ente. – Frischbier2, 3453.
In Ulm: Er ka schwimme wie a bleiern Fisch.
*35. Er mag weder z' schwümme noch z' wate cho. – Sutermeister, 92.
A.a.O. sind noch folgende Redensarten beigefügt, um Personen zu bezeichnen, denen alles, was sie beginnen, mislingt, die Pech haben mit allem, was sie beginnen. Man sagt von einem solchen Pechvogel. Er het Glück wie en alts Ross uf ene hogrige Stross. Er het d' Breichi nid. Es goht em alles wider d' Haar. Es goht em zäch. Si Sach lît a der Fehlhalde. Er findt weder Trumm no End. Er stoht zwüsche Ross und Wage. Er hät de Wolf bin Ohre. Er hät d' Händ under em Fass. Er ma mit dem Dume nid recht nohe cho. Er wartet uf de Geldhueste. 'S will nid hotte. Es haperet mit em. Wenn's Glück regent, so ist er am Schärm. (S. ⇒ Pechvogel.)
*36. Er möchte wol schwimmen, aber er will nicht ins Wasser gehen.
Holl.: Zij willen zwemmen, zonder te water te gaan. (Harrebomée, II, 442b.)
*37. Er schwimmt mit der bleiernen Ente um die Wette. – Frischbier2, 3453.
*38. Er schwimmt wie ein bleiernes Fischlein. (Rottenburg.)
*39. Er schwimmt wie ein Pfannkuchen in der Butter.
*40. Er schwimmt wie ein Wetzstein. – Parömiakon, 1398.
Von einem, der sich für ein Geschäft nicht eignet.
*41. Er will immer oben schwimmen wie das Pantoffelholz.
*42. Er will oben schwimmen wie das Eisen Elisä.
*43. Er will oben schwimmen wie Oelbrüder. – Parömiakon, 2602.
*44. He kann swemmen as 'n Backstên. (Ostfries.) – Eichwald, 1822; Frommann, V, 525, 635.
*45. He schwemmt wie de Pommerenke dorch de Bukweite. (Danzig.) – Frischbier2, 3454.
*46. He swemmt as 'n Büdel vull. (Mecklenburg.)
Scherzweise von jemand, der nicht schwimmen kann.
*47. He swemmt as 'ne blîern Ânt. (Strelitz.) – Firmenich, III, 72, 87.
*48. Schwimmen lernen, wenn das Schiff gescheitert ist. – Winckler, XX, 12.
*49. Se wellt nit eher schwemmen, bis ent Water innen Hals stigt. (Sauerland.)
*50. Swemmen as 'n Mölenstên. – Eichwald, 1820.
[478] *51. Wann schon schwimmst nach der Ars, sieht man dir doch den Arss. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 230.
52. Kannst du auch schwimmen, rief die Frau, als ihr Mann wünschte, dass alle Hahnrey in die See trieben. – Wirth, I, 630.
*53. Er wird zu schwimmen und zu waten haben (Köthen.)
*54. Ymmer embor schwimmen, wie wurmässig erbiss in ainem haffen. – Granatapfel, 128b, 1.
Immer voran sein wollen.
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