1. Alle Stende haben jhr eigen laster. – Henisch, 829, 29; Petri, II, 7.
2. Aendere nicht deinen Stand, du habest denn einen bessern bei der Hand. – Sutor, 15.
Lat.: Maritimus cum sis, ne velis fieri terrestris. (Philippi, I, 242.) – Nil cito mutabis, donec meliora videbis. (Sutor, 95.)
3. Anderer Stand, andere Sitten. – Gaal, 1450; Suringar, VI, 19 u. 20.
Engl.: Honours change manners. (Gaal, 1450.)
Frz.: Les honneurs changent les moeurs. (Gaal, 1450; Kritzinger, 379a.)
It.: Chi muta lato, muta stato. (Cahier, 2995.)
Lat.: Honores mutant mores. (Gaal, 1450.) – Permutant mores hominis, cum dantur honores. (Binder II, 1450; Neander, 299.)
4. Auff ein newen stand folgt gemeiniglich ein new Elend. – Henisch, 873, 63.
5. Das ist unter meinem Stande, sagte der Bettelmann, als er ausmisten sollte. (Franken.)
6. Deinen Stand halte für den besten, ist er gleich nicht ohne Bresten. – Eiselein, 576.
7. Der ehrlich stand ist kein schleck (noch lauter Küchenessen). – Franck, II, 106b; Petri, II, 64; Henisch, 801, 28.
8. Der mittelste Stand, der sicherste Stand.
9. Die Stende in der Welt sollen sitzen bleiben ein jeder an seinem orth; so lang Gott seinen Tisch decket. – Petri, II, 144.
10. Drei Stände sind, darin die Welt besteht: der Haus- und Nährstand mehrt und nährt, der Wehrstand ehrt und wehrt, der Lehrstand zieht und lehrt.
Scherzhaft hat man erläutert: Der Wehrstand sind die Jungfrauen, sie wehren sich; den Nährstand bilden die Frauen, wir müssen sie ernähren; den Lehrstand die Witwen, sie können uns gute Lehren geben.
11. Drei Stände sind, die es nicht jedermann recht machen können: Schneider, Köche und Lehrer.
12. Eheliche stath(?), ein verbitterte stath1.
1) So steht in dem mir zugegangenen Manuscript, die Quellenschrift ist mir nicht zur Hand; ich vermuthe nur, dass es »Stand« heissen soll. – »Wird zu gegleicht einem haber muss, das wol gebrennt ist vnd viel fliegen vnd mucken drinn lögen.« (Pauli Schimpff, XXXVIa.) (S. ⇒ Mann 1467, wo das Citat XXXVIa heissen soll.)
13. Ein jeder bleib bei seinem standt, so steht es wohl im gantzen landt. – Waldis, I, 13, 55; Grubb, 585.
»Es steht nicht allen alles an, alles ist von allen nicht wohlgethan; drumb bleib ein jeder in seim standt vnd leb so, dass ers sey bekannt.« (Waldis, II 87.)
Lat.: Intra fortunam quisque maneto suam. (Ovid.) (Binder I, 760; II, 1545; Fischer, 115, 68; Philippi, I, 207.) – Tus habitu vitam dege. – Sorte tua contentus abi. (Fischer, 115, 68.)
14. Ein jeder bleib' in seinem Stand, den ihm verordnet Gottes Hand. – Seybold, 476.
15. Ein jeder helt sich seim stand, treib, was er glernt, ist jhm kein schand. – Eyering, II, 12 u. 126.
[772] 16. Ein jeder seh auff seinen stand, dass er drin einleg kein Schand.
Lat.: Orator verbis ualeat, uir bellicus armis. (Loci comm., 148.)
17. Ein jeder soll nach seinem Stand sich tragen. – Mayer, I, 214.
18. Ein jeder Stand hat seinen Teuffel vnd harten Schweiss. – Petri, II, 202.
19. Ein Stand, der ohne Gefahr ist; ein Kapital, das baar ist; ein Essen, das fein gahr ist; ein Trunk, der rein und klar ist; ein Weib, das guter Haar' ist und unter zwanzig Jahr ist, das ist ein Glück, das rar ist.
20. Ein stand soll den andern schützen vnd halten, wie ein Ring in einer Ketten. – Petri, II, 227.
21. Ein yeder sol sich halten nach seinem stande. – Agricola I, 259; Egenolff, 161a; Körte, 5692; Körte2, 7122.
Mhd.: Vil selten im gelinget, der wider seinen orden ringet. (Helmbrecht.) (Zingerle, 111.)
22. Es ist kein Stand, er hat Gottes wort. – Mathesy, 63a.
23. Es ist niemand mit seinem Stand zufrieden. – Seybold, 413.
24. Es sind nicht alle gleiches Standes, die mit dem Kaiser reden.
25. Geh nicht über den Stand, so darfst du nicht aus dem Land. (Rottenburg.) – Birlinger, 457.
26. Gemeiner Stand der beste. – Petri, II, 333.
27. Gleicher Stand und gleichen Willen kann des Ehstands Glück erfüllen.
28. Hohe Stände sind gefährlich. – Henisch, 1413, 17.
29. Hohen Ständen setzt man zu. – Petri, II, 383; Eiselein, 576; Simrock, 9811.
Man macht Ansprüche an sie in Bezug auf Bildung und Leistung.
Schwed.: Högt stånd wil ha förstånd. (Grubb, 365.)
30. Im niedrigen Stand fallt man nit hoch.
Lat.: Qui vadit in plane, non habet unde cadat. (Sutor, 929.)
31. In grossen Stenden ist viel Vnruh vnd Vnlust. – Petri, II, 405.
32. In niedrigen Stenden ist die grosst Ruh vnd Fried. – Petri, II, 405.
33. Ist je mein stand kein Fürstenstand, so ist es doch ein Christenstand. – Henisch, 598, 22.
34. Je grösser stand, je grösser fahr. – Henisch, 977, 9; Petri, II, 392.
35. Je grösser und höher von Stande, je demüthiger soll man sein.
Bei Tunnicius (1128): Jo hoger unde groter van state, jo he ôt modiger sal syn. (Quo maior quisque est, sit eo submissior usque.)
36. Je höher der Stand, je grösser die Schand'.
37. Je höher Stand, je grösser Neid. – Für Waldeck: Curtze, 321, 90.
Dän.: Høje stand, riige gods, og deylig kone, føder misundelse. (Prof. dan., 305.)
Lat.: Virtus obnoxia semper ictibus. (Seybold, 637.)
38. Je höher Stand, je schwerer Fall. – Lehmann, II, 276, 9.
Böhm.: Čím vzchod vyšši, tím pád nižší (tĕžší). (Čelakovsky, 179.)
Holl.: Hoe hooger graad, hoe zwaarder val. (Harrebomée, I, 255.)
39. Je höher Stand, je starcker Engel vnd je stoltzer Teuffel. – Petri, II, 393.
40. Je höher Stand, je tiefer Fall.
Dän.: Jo høyre kald, jo større fald. (Prov. dan., 331.)
Engl.: The highest standing, the lower fall. (Bohn I, 102.)
41. Jedem Stande ist beschieden seine Last und auch sein Frieden.
Böhm.: V každém stavu najdeš davu. (Čelakovsky, 186.)
Frz.: Content doit estre chacun de son estat. (Cahier, 443.)
Lat.: Satis est, quem cuique tribuit fortune ordinem. (Philippi, II, 167.)
42. Jeder bleib in seinem Stand, es sei in Stedten oder auff dem Land. – Froschm., Gibb.
Frz.: Qui tient s'y tiegne. (Leroux, II, 311.)
[773] 43. Jeder halte sich nach seinem Stande. – Braun, I, 4246.
Holl.: Elk zal zích houden naar zijnen staat. (Harrebomée, II, 297a.)
It.: Bisogna stare ne' suoi cenci (panni). – Non uscir della propria sfera.
44. Jeder Stand hat sein Wehe.
Lat.: Mortalis nemo est quem non attingat dolor. (Chaos, 731.)
45. Jeder Stand hat seine Bestimmung, sagte ein Schusterbub zum Schneiderling, der sich hängen wollte, weil er Keile bekommen; der Kaiser wird gekrönt, der Zollwächter geschmiert, und wir werden gewichst.
46. Jeder Stand hat seine Farbe.
Seinen eigenthümlichen Charakter, seine Physiognomie.
Böhm.: Stav stavu nelaj, a nížši sad' se na kraj. (Čelakovsky, 383.)
Lat.: Aliter catuli longe olent, aliter sus. (Philippi, II, 20.)
47. Jeder Stand hat seinen Pöbel.
48. Jeder Stand ist ehrenwerth, ist auch der Gaul kein Kutschenpferd.
Böhm.: Jeden každý stav jest, ctihodný, prospiváli obec nému dobrému. (Rybicka, 595.)
49. Jeder soll nach seinem Stande leben.
Lat.: Metiri se quemque suo modulo ac pede fas est. (Horaz.) (Philippi, I, 249.) – Qua positus fueris in statione mane. (Ovid.) (Philippi, II, 123.)
50. Kein stand den andern schmehen sol, nimbs hin vnd lass dirs schmecken wol.
Lat.: Stercus et urina medicorum flocula prima sunt Medicis signa, Juristis fercula digna. (Loci comm., 13.)
51. Lediger standt hat allein ruh im landt. – Lehmann, 141, 30; Petri, II, 434; Körte, 5691; Törning, 44.
52. Mancherley Stende treiben mancherley Werck. – Petri, II, 451.
53. Newer stand, new elend. – Henisch, 872, 64; Petri, II, 493; Mathesy, 14b.
Lat.: Nonus status, nona miseria.
54. Niederer Stand macht witzig (schärft den Verstand).
Holl.: Een arme stand geeft een rijk verstand. (Harrebomée, II, 299b.)
55. Stände hat Gott drei erschaffen: Bauern, Ritter, Pfaffen, den vierten schuf des Teufels List, der dieser drei Meister ist; Wucher wird er genannt und verschlingt so Leute wie Land. – Simrock, 9810.
56. Verender nicht dein Stand, du hast dann ein bessers für der Hand. – Lehmann, 128, 96; Zinkgref, IV, 363; Lehmann, II, 788, 36; Chaos, 667.
Dän.: Hold din stand for den beste. (Prov. dan., 297.)
57. Wann wir wären in gleichem Stand, wäre kein Neyd im gantzen Land. – Chaos, 407.
»Weil aber vngleich vnser stant, hat neid genommen vberhant.« (Zinkgref IV, 334.)
58. Wenn jeder lebt (lebt') nach seinem Stand, so steht (ständ') es wohl im Vaterland.
Holl.: Niemand leeft naar zijnen stand. (Harrebomée, II, 299b.)
59. Wenn sich recht helt ein jeder Stand, so steht es wol vmb Leut vnd Land. – Petri, II, 673.
60. Wer im niedrigen Stande bleibt, muss (darf) keinen hohen Fall besorgen.
61. Wer kommt in einen andern Stand, hat seine Sitten bald verwandt. – Seybold, 222.
62. Wie Stand, so Band. – Sprichwörtergarten, 395.
Unsere Kleidung soll sich nach dem Stande richten, dem wir angehören.
*63. Der is im Stand, aam e Scheeker-Bilbul zuzuwerfe! – Tendlau, 382.
Er ist so boshaft, dass man eine Lügenklage von ihm fürchten muss.
*64. Einem einen stand thun.
»Du lauer, du schelm, darumb musst du mir ein stand thun.« (Rollwagenbüchlein, VI.)
*65. Einen schweren Stand haben. – Eiselein, 576; Braun, I, 4247.
*66. Er cha jetzt am leere Stand schmöcke wie de Küsma. (S. ⇒ Putzen 24.) – Sutermeister, 95.
*67. Er kommt damit nicht zu Stande.
[774] *68. Etwas zu Stande bringen.
Z.B. einen Kreis vollenden.
Lat.: Circulum absolvere. (Faselius, 45; Philippi, I, 82; Wiegand, 552.)
*69. He hett ênen Stand mit dem Pastoren. (Holst.) – Schütze, IV, 187.
Von Leuten, die nicht in die Kirche gehen.
*70. Im Stande der geflickten Hosen leben. – Eiselein, 576; Simrock, 4956; Lohrengel, II, 332.
Im Ehestande.
Dän.: Der kiendes at een er givt, naar haaret kryba ud af hatten, albuen af ærmer, tæerne af koen. (Prov. dan., 240.)
*71. Mit seinem Stande zufrieden sein.
Lat.: In propria quiescere palle. (Horaz.) (Philippi, I, 202.)
*72. Niemand ist mit seinem Stande (Lose) zufrieden.
Schwed.: Ingen är med sitt tilfreds. – Ingen fägnar sin deel. – När man har gule hâr, sä wil man ha krusadt. (Grubb, 384.)
*73. Schi ist im andre Stand. – Sutermeister, 104.
Verhüllende Bezeichnung für Schwangerschaft, was in der Schweiz auch noch durch folgende Redensarten geschieht: Shi ist nit aleinig. Shi ist trägundi. Si ist uf em Halftel (Hälfte der Zeit). Si hönd's Hônsli im Fässli verschwellt. 'S söll läbe der Hans im Käller. (S. ⇒ Hoffmannstropfen.)
*74. Sich über seinen Stand erheben.
Lat.: Servus cum sis, comam geris. (Philippi, II, 180.)
75. Ein jeder Stand ist ehrenhaft, der edel wirkt und Gutes schafft.
76. Wie der Stand, so der Herr. – Frischbier, 4310.
Poln.: Jaki stan, taki pan.
Adelung-1793: Stand, der · Ob-Stand, der
Brockhaus-1911: Wiedereinsetzung in den vorigen Stand · Vierter Stand · Dritter Stand
Lueger-1904: Stand · Leuchtbolzen, -schraube, -stand · Führerhaus, -stand
Meyers-1905: Wiedereinsetzung in den vorigen Stand · Vierter Stand · Stand
Pierer-1857: Stand · Wiedereinsetzung in den vorigen Stand · Angenommener Stand des Wildprets · Einsetzung in den vorigen Stand
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