[158] Fritsch, 1) Jakob Friedrich, Freiherr von, sachsen-weimar. Minister, geb. 22. März 1731 in Dresden, gest. 13. Jan. 1814 in Weimar, ältester Sohn des sächsischen Ministers Thomas von F. (17001775), studierte die Rechte, trat 1754 in weimarische Dienste und 1772 als Wirklicher Geheimer Rat an die Spitze des Ministeriums unter der vormundschaftlichen Regierung der Herzogin Amalie. Als Karl August 1775 die Regierung übernahm, widerstrebte F. einigen seiner Maßregeln und riet namentlich von der Anstellung Goethes im Geheimen Konsilium ab, forderte nach dessen Berufung auch seine Entlassung, blieb jedoch und widmete sich mit Eifer und Erfolg der Staatsverwaltung, bis ihn ein Augenleiden 1800 seinen Abschied zu nehmen zwang. Vgl. Beaulieu-Marconnay, Anna Amalia, Karl August und der Minister v. F. (Weim. 1874). Sein Sohn Karl Wilhelm v. F., geb. 16. Juni 1769, gest. 16. Okt. 1850 in Weimar, war 181543 ebenfalls weimarischer Staatsminister.
2) Karl, Meteorolog, geb. 16. Aug. 1812 in Prag, gest. 26. Dez. 1879 in Salzburg, studierte in Prag Philosophie und Rechtswissenschaft und war 183751 Beamter in Prag, in den letzten fünf Jahren aber beurlaubt. Noch während seiner Studienzeit hatte er mit der Auszeichnung meteorologischer Beobachtungen begonnen, er setzte diese an Kreils magnetisch-meteorologischem Observatorium fort und begann 1834 phänologische Studien. 184648 begleitete er Kreil bei der Bereisung Österreichs zum Zweck erdmagnetischer und geographischer Ortsbestimmungen als Assistent und wurde 1851 Adjunkt der Zentralanstalt für Meteorologie[158] und Erdmagnetismus. Seine phänologischen Beobachtungen fanden großen Anklang, und (857 arbeitete er bereits mit etwa 100 Teilnehmern an mehr als 70 Stationen. 186272 war er Vizedirektor der Zentralanstalt. Er übernahm dann die meteorologische Station in Straßburg und bearbeitete auch fernerhin den phänologischen Abschnitt der Jahrbücher der österreichischen Zentralanstalt.
3) (Frič) Anton, Zoolog und Paläontolog, Bruder des tschechischen Schriftstellers Joseph Vaćlav Frič (s.d.), geb. 30. Juli 1832 in Prag, studierte daselbst Rechtswissenschaft, dann Medizin, habilitierte sich 1862 an der Technischen Hochschule in Prag, 1863 an der Universität, erhielt die Professur der Zoologie an der böhmischen Universität daselbst und wurde Direktor der zoologischen und paläontologischen Abteilung des Museums des Königreichs Böhmen sowie Mitglied des Komitees für die Landesdurchforschung von Böhmen. Er schrieb: »Naturgeschichte der Vögel Europas« (Prag 18537 1); »Cephalopoden der böhmischen Kreideformation« (das. 1872); »Geologische Bilder aus der Vorzeit Böhmens« (das. 18) 3); »Die Reptilien und Fische der böhmischen Kreideformation« (das. 1878); »Fauna der Gaskohle und der Kalksteine der Permformation Böhmens« (das. 187993, Bd. 13); »Die Flußfischerei in Böhmen« (das. 187 1); »Die künstliche Fischzucht in Böhmen« (das. 1874); »Der Elbelachs« (das. 1894) u. a. Auch gab er eine »Fischereikarte des Königreichs Böhmen« (Prag 1888) heraus.
4) Gustav Theodor, Anatom und Reisender, geb. 5. März 1838 in Kottbus, studierte seit 1857 in Berlin, Breslau und Heidelberg, bereiste 186366 behufs anthropologischer und zoologischer Studien Südafrika und lieferte Bedeutendes über die Ethnographie der Kaffern, Betschuanen, Hottentotten und Buschmänner. 1867 wurde er Assistent am anatomischen Institut zu Berlin, ging 1868 mit der Expedition zur Beobachtung der totalen Sonnenfinsternis nach Aden und schloß sich dann der Expedition an, die zu archäologisch-photographischen Zwecken unter Dümischens Leitung Oberägypten bereiste. Nach seiner Rückkehr widmete er sich hauptsächlich vergleichend-anatomischen und physiologischen Untersuchungen und ging 1874, zum außerordentlichen Professor ernannt, mit der Expedition zur Beobachtung des Venusdurchganges nach Ispahan und von da zu zoologischen Zwecken nach Kleinasien. 188182 bereiste er im Auftrag der Akademie der Wissenschaften Ägypten und die östlichen Mittelmeerländer zum Studium der elektrischen Fische. Er ist Vorsteher der histologischen Abteilung des Physiologischen Instituts und ordentlicher Honorarprofessor. Von großer Bedeutung waren seine mit Hitzig 1869 ausgeführten Experimentaluntersuchungen über die Lokalisationen in der Großhirnrinde und über die elektrische Erregbarkeit des Großhirns. Andre wichtige Arbeiten beschäftigten sich mit dem Gehirn der Fische, mit der praktischen Optik (Mikrophotographie, Einführung des Abbeschen Kondensors). Er schrieb »Drei Jahre in Südafrika« (Bresl. 1868); »Die Eingebornen Südafrikas« (das. 1872); »Südafrika bis zum Zambesi« (Leipz. 1885); »Die Skulptur und die feinern Strukturverhältnisse der Diatomazeen« (mit O. Müller, Berl. 1870); »Beiträge zur Kenntnis der mikroskopischen Photographie« (in der »Zeitschrift des Berliner Vereins für Photographie«, 1869); »Über das stereoskopische Sehen im Mikroskop und die Herstellung stereoskopischer Mikrotypien auf photographischem Weg«, als Teil der Festschrift der Gesellschaft naturforschender Freunde (1873); »Untersuchungen über den feinern Bau des Fischgehirns« (Berl. 1878); »Die elektrischen Fische im Lichte der Deszendenzlehre«, Vortrag (das. 1884); »Die elektrischen Fische« (das. 188790, 2 Tle.); »Unsre Körperform im Lichte der modernen Kunst« (das. 1893); »Die Gestalt des Menschen, für Künstler und Anthropologen« (Stuttg. 1899); »Beiträge zur Dreifarbenphotographie« (Halle 1903); »Ägyptische Volkstypen« (Wiesbad. 1904).
5) Karl von, Geolog und Reisender, geb. 11. Nov. 1838 in Weimar, besuchte die Forstakademie zu Eisenach, studierte seit 1860 in Göttingen Geologie, ging dann nach Madeira und den Kanarischen Inseln, habilitierte sich 1863 an der Universität zu Zürich und am Polytechnikum daselbst, machte 1866 zur Beobachtung des Vulkanausbruchs eine Reise nach Santorin und wurde 1867 von der Senckenbergschen Naturforschenden Gesellschaft als Dozent für Mineralogie und Geologie nach Frankfurt a. M. berufen sowie später zum zweiten (wissenschaftlichen) Direktor der Anstalt erwählt. 1872 bereiste er mit I. Rein Marokko und den Hohen Atlas. 1873 wurde er Professor der Geologie in Halle. Er schrieb: »Reisebilder von den Kanarischen Inseln« (Ergänzungsheft zu »Petermanns Mitteilungen«, Gotha 1867); »Das Gotthardgebiet« (Beiträge zur geologischen Karte der Schweiz, 15. Lief., Bern 1873); mit G. Hartung und Reiß: »Tenerife, geologisch-topographisch dargestellt« (Winterthur 1867) und in Gemeinschaft mit Reiß: »Geologische Beschreibung der Insel Tenerife« (das. 1868); »Allgemeine Geologie« (Stuttg. 1888).
6) Heinrich, Mediziner, geb. 5. Dez. 1844 in Halle a. S., studierte in Tübingen, Würzburg, Halle, wurde in Halle Assistent Olshausens, habilitierte sich 1873 als Privatdozent und wurde 1877 außerordentlicher und 1882 ordentlicher Professor und Direktor der geburtshilflichen Klinik in Breslau, wo er 18871890 die neue Universitäts-Frauenklinik errichtete, 1893 Professor in Bonn. Er schrieb: »Klinik der geburtshilflichen Operationen« (Halle 1875, 5. Aufl. 1894); »Die Krankheiten der Frauen« (Braunschw. 1881; 10. Aufl., Leipz. 1901); »Die Lageveränderungen und Entzündungen der Gebärmutter« (Stuttg. 1885); »Grundzüge der Pathologie und Therapie des Wochenbettes« (das. 1884); »Gerichtsärztliche Geburtshilfe« (das. 1901). Auch gibt er das »Zentralblatt für Gynäkologen« (Leipz., seit 1877) heraus.
Buchempfehlung
Dem Mönch Medardus ist ein Elixier des Teufels als Reliquie anvertraut worden. Als er davon trinkt wird aus dem löblichen Mönch ein leidenschaftlicher Abenteurer, der in verzehrendem Begehren sein Gelübde bricht und schließlich einem wahnsinnigen Mönch begegnet, in dem er seinen Doppelgänger erkennt. E.T.A. Hoffmann hat seinen ersten Roman konzeptionell an den Schauerroman »The Monk« von Matthew Lewis angelehnt, erhebt sich aber mit seiner schwarzen Romantik deutlich über die Niederungen reiner Unterhaltungsliteratur.
248 Seiten, 9.80 Euro