Cuba [2]

[563] Cuba, die größte der Antillen (Westindien), zwischen dem Mexicanischen Meerbusen im NW., der Floridastraße u. dem alten Bahamakanal im N., der Windwardpassage im O., dem Caraibischen Meer im S. u. dem Kanal von Yucatan im W.; erstreckt sich in einer Länge von 136 Meilen vom 56°30' bis 67°18' westlicher Länge (von Ferro) u. einer mittleren Breite von 15 Meilen (größte Breite 22 Meilen, kleinste 6 1/2 Meilen), vom 19°18' bis 23°11' nördlicher Breite mit über 500 Meilen Küstenlänge u. 2140 QM., nebst den dazu gehörigen Inseln 2309 QM. Flächenraum. Die Küsten sind meist flach, reich an Baien, Buchten u. vortrefflichen Häfen u. an vielen Stellen durch Klippen, Risse, Sandbänke u. kleine Inseln schwer zugänglich. Die bedeutendsten Baien sind an der Nordküste: Honda (tief mit gefährlichem Eingang), Habaña (einer der besten Häfen Amerika's u. einer der bedeutendsten Handelsplätze der Welt), Matanzas, Nuevitas, Nipe u.a.; an der Südküste: Guantanamo, Xagua (Jagua, Cienfuegos), im W. Guadiana; Vorgebirge: San Antonio (im äußersten W.), Mayzi (im äußersten O.), Mulas (im nördlichen O.), de Cruz (im S.), Corrientes (im südlichen W.); Gebirge: im W. die Sierra de las Organos, sich nach NW. verzweigend (höchste Gipfel: Pico de Matanzas 1182 Fuß, Tetas de Managua, Mesa de Mariel, Pico de Guayabon 2340 F.), im Innern die Sierra-Camarioca u. die Lowas de San Juan (2000 F.), mit dürren nackten Gipfeln an der Südküste u. nach beiden Abdachungen zu sehr zerklüftet; im NO. mit der Nordküste parallel laufend die Sierra de Carcamessas, nach Süden zu immer mehr aufsteigend u. dort übergehend in die Sierra de Tarquino (8400 F.), Sierra del Cobre (Kupfergebirge) u. Sierra de los Cuchillos. Die Bewässerung der Insel ist ziemlich reich; man zählt an 148 Küsten flüsse (aber sämmtlich unbedeutend u. von kurzem Lauf) u. zahlreiche größere u. kleinere Bäche; schiffbar sind nur im N. die Sagua la Grande u. die Sagua la Chica; im S. der Rio-Cauto; außerdem gibt es im Innern viele kleine Salzseen. Klima: tropisch, gemäßigt durch Gebirgs- u. Seeluft, also heiter, mild u. gesund, nur an den Küsten bisweilen gelbes Fieber. Mittlere Jahrestemperatur im NW. + 20° R., im SO. + 21,6° R.; mittlere Sommertemperatur (Juli, August), im NW. + 22° R., im SO. + 23,5° R.; mittlere Wintertemperatur (Dec., Jan.), im NW. + 17,5° R., im SO. + 18,5° R., nur bei heftigem NWWind sinkt das Thermometer im NW. bisweilen auf kurze Zeit bis auf 0° R.; Regenzeit: Juni u. Juli. Die Südküste ist Erderschütterungen u. Orkanen ausgesetzt, wenn auch letztere nicht so heftig sind wie auf den südwestlicher gelegenen Antillen. Boden im Innern wenig ergiebig, an den Küsten, namentlich im NW., fruchtbar mit einer von Seeluft u. der tropischen Sonnenwärme begünstigten üppigen Vegetation. Producte: Gold (früher bedeutender), Silber (wenig Ausbeute), Kupfer (in großer Menge, namentlich im SO.), Magneteisen, Steinkohlen (vorzüglich bei Guanabacao), Edelsteine, Marmor, Serpentin u.a. Nutzsteine, Seesalz; Mineralquellen (bei San Diego, Madruga u. Guanabacao); Tabak, Zuckerrohr, Kaffee, Baumwolle, Cacao, Indigo, Mais, Reis, Südfrüchte, Gewürze, Arzneipflanzen, zahlreiche Nutzhölzer (Mahagoni, Cedern, Gelbholz); wenig Wild, dagegen die meisten der europäischen Hausthiere (Schafe, jedoch nur in geringer Menge), Kaimans, Fische, Schildkröten u. Muscheln. Gesammtbevölkerung im J. 1857: 1,449,462 Ew., wovon 564,698 (od. 39 Proc.) Weiße (größtentheils Creolen, s.d.), 216,176 (od. 15 Proc.) freie Farbige (größtentheils Mulatten) u. 662,587 (od. 46 Proc.) Sklaven (größtentheils Neger). Die Cubaner haben die Haupteigenschaften der spanischen Creolen (s.d.); die Männer sind von mittlerer Größe u. wohlgebaut, die Frauen graziös u. verführerisch; in ihrem Charakter vereinigen sich die seltsamsten Contraste: Höflichkeit u. einnehmendes Wesen neben der äußersten Rohheit; Schüchternheit u. Biedersinn neben Unverschämtheit u. Verschlagenheit; Gutmüthigkeit u. Uneigennützigkeit neben Intriguensucht u. Egoismus; Vertrauen neben Eifersucht; im Allgemeinen gelten dieselben für zuvorkommend u. gastfrei; die Sklaven werden mild behandelt, auch haben sie das Recht, sich mit den Ersparnissen ihres Verdienstes frei zu kaufen. C. steht unter Oberhoheit der Krone Spanien u. bildet mit den umliegenden Inseln Pinos (Fichteninsel), Jardinillos (Jardines del Rey, d. i. Gärten des Königs, u. Jardines de la [563] Reyne, d. i. Gärten der Königin) u. andern kleinern das spanische General-Capitanat Habaña, den letzten größeren Rest des einst so bedeutenden spanischen Amerikas; an der Spitze der Verwaltung steht der zu Habaña residirende Generalcapitain (1857 Generallieutenant Franz von Lersundi). Die Rechtspflege hat außerordentliche Mängel; Gesetze gibt es in großer Menge, sie werden aber weder geachtet noch streng durchgeführt, am allerwenigsten aber unparteilich gehandhabt. Die herrschende Religion ist die Römisch-Katholische, unter einem Erzbischof zu Santiago de Cuba u. einem Bischof in Habaña; die Geistlichkeit ist sehr zahlreich u. übt einen großen Einfluß aus; die Klöster, deren es früher 19 gab, wurden 1842 auf 8 reducirt; der Volksunterricht steht in der Hand der Geistlichkeit u. befindet sich auf einer ziemlich niedrigen Stufe; Schulen gibt es verhältnißmäßig wenig. Die Finanzverhältnisse haben sich seit Anfang dieses Jahrh. gebessert; während C. früher bedeutende Zuschüsse von Spanien aus erforderte, hat dieses in der letzten Zeit einen Reinertrag von jährlich ungefähr 11/2 Mill. Piastern bezogen; Staatseinnahmen (hauptsächlich Ein- u. Ausgangszölle u. Tonnengelder): jährlich über 13 Mill. Piaster; Staatsausgaben: jährlich gegen 12 Mill. Piaster. Das Militär beläuft sich gegenwärtig, nach dem Decret vom 31. März 1857, auf nahe an 20,000 M. Infanterie: 8 Linienregimenter zu 2 Bataillonen, 3 leichte Bataillone, 2 Compagnien Freiwillige; Cavallerie: 2 Regimenter Lanciers zu 4 Schwadronen, 598 Mann stark, 4 andere Schwadronen zu 151 Mann; Artillerie: 1 Regiment von 2 Brigaden, jede zu 5 Batterien; 1 Brigade mit 5 Gebirgsbatterien; 1 Genie-Ouvriersbataillon, 1 Ouvrierscompagnie; Miliz: 5 Bataillone u. 2 Compagnien Infanterie, 1 Regiment Dragoner, 1 Regiment freiwillige Reiterei, beide Regimenter zu 6 Schwadronen; 8 Ruralschwadronen, jede zu 3 Compagnien von 70 Mann. Eintheilung: die Civilverwaltung in die beiden Provinzen Habaña u. Cuba; die Finanzverwaltung in die 3 Intendencias: Habaña, Puerto-Principe u. Santiago de Cuba; die Militärverwaltung in ein westliches, ein centrales u. ein östliches Departement; die Marineverwaltung in die 5 Provinzen: Habaña, Trinidad, Remedios, Nuevitas u. Cuba. Hauptstadt: Habaña (San-Cristobal de la Habaña); außerdem 12 Städte, 8 Flecken, 102 Dörfer u. 14 Weiler. Hauptbeschäftigungen sind Plantagenbau (9102 Tabaks-, 1442 Zucker- u. 1670 Kaffeeplantagen), Viehzucht u. Bergbau (namentlich im S. auf Kupfer); das Fabrikwesen hat sich neuester Zeit durch Anwendung der Dampfkraft sehr gehoben; Handel außerordentlich bedeutend, die Ausfuhr (Zucker, Melassen, Rum, Tafia, Kaffee, Blättertabak, Cigarren, Honig, Wachs, Baumwolle, Kupfer u.a.) betrug im Jahre 1849 über 28 Mill. Piaster, die Einfuhr (Wollen-, Baumwollen-, Leinen-, Seiden-, Leder-, Eisen-, Glas-, Porzellan-, Holzwaaren u. dgl.) im J. 1849 über 26 Mill. In den sämmtlichen 16 Häfen der Insel liefen im J. 18493213 Seeschiffe ein (worunter 877 spanische u. 1639 nordamerikanische), u. 2866 (worunter 767 spanische u. 1471 nordamerikanische) aus. Regelmäßige Dampfschifffahrten unterhalten die Verbindung zwischen den bedeutenderen Handelshäfen der Insel, wie im Inneren ein zweckmäßig organisirtes Eisenbahnnetz; die bedeutendsten Bahnen sind: von Habaña über Guines (bis hierher 1837 eröffnet) bis la Union mit Zweigbahnen nach Batabano (wodurch die Nordküste mit der Südküste verbunden wird) u. Guanajay (zusammen 211/2 Meilen), ferner Bahnen von den Häfen Matanzas, Cardenas u. Jucaro unter sich durch Zweigbahnen u. mit der Hauptbahn verbunden, von Nuevitas nach Puerto-Principe, von Xagua nach Villa Clara u. von Santiago nach den Kupferminen, insgesammt dem Verkehr übergeben, 70 Meilen; mehrere andere Bahnen sind im Bau begriffen u. projectirt. Münzen, Maße u. Gewichte: Münzfuß der Spanisch-Castilische (s. Spanien), Piaster (Pesos, Dollars) 9,9 auf die seine Mark, also ungefähr. 1 Thlr. 12 Sgr.; doch theilt man in C. im Handel den Piaster in 8 Reales de Plata zu 2 Medios u. 4 Cuartillos (geprägte Silbermünzen von 2 Reales heißen Pesetas), bisweilen auch in 10 Reales od. 5 Pesetas sencillas. Beim Zoll wird der Piaster in 100 Centavos getheilt. Curs haben die spanischen Gold- u. Silbermünzen u. die mit diesen übereinstimmenden der verschiedenen nord- u. südamerikanischen Staaten. Wechselcurs: feste Valuta Habaña auf London 100 Pfd. Sterl. = 440 Piaster u. 10 Procent Prämie; in Santiago de Cuba ist der Curs auf London gewöhnlich ± 485 Piaster auf 100 Pfd. Sterl. Längenmaße: der Pié (Fuß) zu 12 Pulgadas à 12 Lineas à 12 Puntos = 0,282 Metres = 0,9 preußische Fuß; die Vara (Elle) = 3 Piés od. 2 Codos u. zerfällt in 4 Cuartos od. Palmos mayores; man rechnet gewöhnlich 108 Varas = 100 preußische Ellen; der Paso (Schritt) = 1,412 Metres, die Toesa (Klafter) = 2 Varas = 1,695 Metres; der Cordel (Schnur) = 24 Varas = 20,344 Metres; die Legua legal (Meile) = 5,633 Kilometres; Feldmaß: die Caballeria zu 324 Cordeles cuadrados = 33,138 englische Acres = 52,521 preußische Morgen; Getreidemaß: die Fanega zu 4 Cuartillas à 3 Celemines à 4 Cuartillos = 110,66 Litres = 2,013 preußische Scheffel; Flüssigkeitsmaß: die Aroba od. Cántara zu 4 Cuartillas à 2 Azumbres à 2 Cuartillos à 4 Copas = 15,5 Litres = 13,599 preußische Quart; Wein wird nach dem alten englischen Weingallon (= 3,785 Litres = 3,305 preußische Quart) gemessen; Honig nach dem Gewicht verkauft; die Bocoya à 12 Arobas = 138,997 Kilogrammes; Handelsgewicht: die Libra (Pfund) à 16 Onzas = 0,46 Kilogramm = 98,791 preußische Pfund; Gold-, Silber-, Juwelen- u. Medicinalgewicht wie in Spanien (s.d.). Vgl. Masse, L'Île de C. et la Havane, Paris 1825; Huber, A perçu de l'ile de C., Par. 1826; Ramon de la Sagra, Historia economica, politica y estadistica dela isla de C., Habaña 1831; Derselbe, Historia fisica, politica y naturel de la isla de C., Par. 1837 ff.; D'Hespel d'Harponville, La reine des Antilles, Par. 1850.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 4. Altenburg 1858, S. 563-564.
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