[568] Huber, 1) s. Huberin; 2) Kaspar Sam., geb. um 1547 in Bern, studirte in Deutschland Theologie u. wurde Pfarrer in Burgdorf; er war sehr streitsüchtig u. neigte sich in der Lehre vom Abendmahl ganz auf Seite der Lutheraner; nachdem er in Folge eines Religionsgespräches 15. April 1588 vom Rathe zurecht gewiesen worden war, sprach er doch wider gegen die Reformirte Lehre, wurde deshalb gefangen gesetzt u. des Landes verwiesen. Er ging im Juli 1588 nach Tübingen, trat zur Lutherischen Confession über u. wurde Pfarrer in Doredingen u. 1592 Professor in Wittenberg. Seine Ansicht in der Gnadenwahl, Alle, auch die Ungläubigen seien zur Seligkeit erwählt (Huberianismus), entzweite ihn hier mit Hunnius, Leyser u. Gesner (1592), welchen Zwist auch Colloquien zu Wittenberg u. Regensburg 1594 nicht beilegten. Aus Kursachsen 1594 verwiesen, lebte er in Jena, Helmstädt u. Goslar u. st. 25. März 1624 in Osterwick. Er schr. Vieles, u.a. Christum esse mortuum pro peccatis omnium hominum, Tüb. 1590; Beständiges Bekenntniß, 1597; Anti-Bellarminus, Gosl. 1607, 6 Bde. Vgl. Acta Huberiana, Tüb. 1597 (lateinisch 1598); Götze, Acta Hub., Lüb. 1707; Lebensbeschreibung von Schmid, Helmst. 1708. 3) Ulrich, geb. 1636 in Dokkum, Professor der Rechte in Franecker, st. 1694; er schr.: De jure civitatis, Leyd. 1669. 4) Maria, geb. 1694 in Genf von protestantischen Eltern, zog sich bei ihrer Neigung zur Contemplation u. Mystik 1712 in die Einsamkeit zurück, lebte dann in Genf, sich zur Katholischen Kirche haltend, u. st. 1759 in Lyon. Sie wird zu den Deisten gerechnet, aber ihre Ansichten wurzelten nicht in Irreligiosität, sondern in einem mystischen Subjectivismus. Sie schr.: Lettres sur la religion essentielle à l'homme, Amsterd. 1738, Lond. 1739, 2 Bde., mit Fortsetzungen, u. Recueil de diverses pièces servant de supplément aux Lettres sur la relig. etc., Berl. 1754, 2 Bde., Lond. 1756; Le monde fou préféré au monde sage, divisé en trois parties, faisant 24 promenades (daher diese Schrift auch den Titel Promenades erhielt), Amst. 1731, 2 Thle., u. verm. Aufl. 1744; Le système des théologiens anciens et modernes, sur l'état des âmes séparées des corps, ebd. 1731, 1733, 1739 (deutsch von Pfeifer, Helmst. 1748); dagegen viele Gegenschriften von A. Ruchat, F. de Roches, Breitinger, am Ende, Chladenius, Marperger u. A. 5) Johann Ludwig, geb. 1723 in Großheppach bei Waiblingen, studirte erst Theologie, dann die Rechte, wurde Advocat des Hofgerichtes in Stuttgart, 1750 Oberamtmann in Nagold u. 1756 in Bebenhausen u. 1762 Regierungsrath in Tübingen; da er 1764 gegen ein willkürliches Steuerausschreiben protestirte, wurde er 6 Monate auf die Festung Hohenasperg gefangen gesetzt; durch den von ihm begonnenen Widerstand genöthigt, mußte der Herzog 26. Febr. 1770 den sogenannten Erbvergleich eingehen. H., seit seiner Freilassung ohne Anstellung, lebte von einer ihm durch die Landstände bewilligten Pension, hielt sich seit 1788 in Stuttgart auf u. st. daselbst 1800. Er schr.: Oden, Lieder u. Erzählungen, 1751; Versuche mit Gott zu reden (geistliche Lieder), Reutl. 1775, 2. A. Tüb. 1787; vgl. H., Etwas von meinem Lebenslauf etc., Stuttg. 1798. 6) Michael, geb. 1727 zu Frontenhausen in Baiern, lebte lange Zeit in Paris u. st. 1804 als Lector der Französischen Sprache in Leipzig; er übersetzte Geßners Idyllen, Zür. 176872, Thümmels Wilhelmine, Winckelmanns Kunstgeschichte (Lpz. 1781, 3 Bde.) u. in Choix de poesies allem. (Par. 1766, 4 Bde.) mehrere andere klassische Schriftsteller ins Französische u. schr. Notices gén. de graveurs et des peintres, Dresd. 1787, u. Aufl. 1797. 7) Franz, geb. 2. Juli 1750 in Genf, gest. 21. December 1831 in Lausanne; obgleich seit dem 15. Jahre blind, widmete er sich dessenungeachtet der Naturgeschichte,[568] u. mit Hülfe seiner Frau Aimée, geb. Lullin, u. seines Bedienten Franz Burnens, der unter seiner Leitung Zergliederungen vornahm, machte er mehrere interessante Beobachtungen, die in Nouvelles observations sur les abeilles, Par. 1796, u. Genf 1814 in 2 Bdn., u. Mémoire sur l'influence de l'air et de diverses substances gazeuses dans la germination de différentes plantes, Genf 1801, bekannt wurden; beide Schriften deutsch von J. Riem, Dresd. 1793 u. Hannov. 1805. 8) Franz Xaver, geb. 1760 in Manderfingen in Österreich, Verfasser des unterbrochenen Opferfestes u. mehrer, meist komischer Opern. 9) Ludwig Ferdinand, Sohn von H. 6), geb. 1764 in Paris; wurde 1787 kursächsischer Legationssecretär in Mainz, lebte, nach häufigem Ortswechsel, seit 1798 in Tübingen u. Stuttgart, wurde 1803 baierischer Landes-Directionsrath in Ulm u. st. dort 1804; er begründete die Allgemeine Zeitung, übersetzte viele Romane u. Schauspiele u. schr. u.a.: Karl Duclos, geheime Memoiren zur Geschichte der Regierungen Ludwigs XIV. u. XV., Berl. 1792 f. 3 Bde.; Friedenspräliminarien, ebd. 1793.96, 10 Bde.; Vermischte Schriften, ebd. 1792, 2 Bde.; Neueres französisches Theater, Lpz. 179597, 3 Bde., 2. Aufl. Frankf. 1819; Erzählungen, 4 Bde., Braunschw. 180002 u. 1819; Werke, Tübing. 180619, 2 Bde (im 1. seine Biographie von Therese H.). 10) Therese, geb. 7. Mai 1764 in Göttingen, Tochter des Philologen Heyne; vermählte ich 1784 mit Georg Forster, folgte demselben nach Polen u. 1787 nach Mainz; ging von da 1792 nach Strasburg u. dann nach Neufchatel. Nach Forsters Tode 1794 vermählte sie sich mit dem Vorigen, wurde Schriftstellerin u. übersetzte u. schrieb Erzählungen unter ihres Gatten Namen. 1804 Wittwe geworden, besorgte sie seit 1820 in Augsburg die Redaction des Morgenblattes u. st. 15. Juni 1829 in Augsburg; sie schr.: Die Familie Saldorf, Tüb. 1795; Louise, ein Beitrag zur Geschichte der Convenienz, Lpz. 1796; Erzählungen, Braunschw. 1801 f., 3 Bdchn.; Bemerkungen über Holland, Lpz. 1811; Hannah, od. die Herrnhuterin Deborah Fündling, ebd. 1821; Ellen Percy, ebd. 1822; Die Ehelosen, ebd. 1829, 2 Bde.; Die Weihe der Jungfrau, ebd. 1837; Ihre Erzählungen gesammelt, ebd. 183033, 6 Bde.; gab heraus (ihrer Gatten) L. F. Hubers Werke u. J. G. Forsters Briefwechsel, ebd. 1829, 2 Thle. 11) Victor Aimé, Sohn von H. 9), geb. 1800 in Stuttgart, studirte Medicin in Göttingen u. Würzburg, lebte 1821 in Paris, bis 1823 in Spanien, Portugal, Schottland u. England, sagte sich 1825 ganz von der Medicin los, um für die Cottaschen Journale (besonders die Allgemeine Zeitung) zu arbeiten, war 1827 wieder in Göttingen, 1828 u. 1829 Lehrer an der Handels- u. gelehrten Schule in Bremen, 1833 Professor der Literaturgeschichte u. neueren Geschichte in Rostock, 1836 Professor der Abendländischen Sprachen u. Literatur in Marburg, 1842 in Berlin, ging 1847 im Auftrag der Regierung nach England, trat 1851 aus dem Professorenverband in Berlin u. lebte in Wernigerode. Er schr.: Über Geschichte u. Behandlung der syphilitischen Krankheiten, Stuttg. 1825; Skizzen aus Spanien, Gött. 182835, 4 Thle., 1. Thl. 2. Aufl. 1845; Geschichte des Cid Campeador, Brem. 1829; Über die neuromantische Poesie in Frankreich, Lpz. 1833; Bemerkungen über Vorschläge etc. zu Reform der deutschen Universitäten, Hamb. 1834; Mecklenburgische Blätter, Parchim 1834; Beiträge zur Kritik der neueren Literatur, Rost. 1837; Die englischen Universitäten, Kass. 1839 f., 2 Bde.; Die conservative Partei, Halle 1841; Die Opposition, ebd. 1842; Janus, Jahrbücher deutscher Gesinnung, Bildung u. That, 1845 f.; er gab auch seiner Mutter Erzählungen, 183033, 6 Bde., Chronica del famoso Cavallero Cid, Marb. 1844, die Zeitschrift Janus, Berl. 1845 f. heraus. 12) Ludwig, geb. 1814 zu Vasselonne im Departement des Oberrheins, stand 183848 als Polizeispion im Dienste des Königs Ludwig Philipp, betheiligte sich bei der Februarrevolution u. wurde Mitglied der Nationalversammlung u. Präsident des Centralclubs. Bei dem Attentate des 15. Mai 1849 als einer der Führer der Schaaren gegen das Versammlungshaus betheiligt, wurde er verhaftet, aber wieder freigelassen u. hielt sich mehrere Monate in Paris auf. Erst als die Verhaftung der Theilnehmer an dem Maiattentat von der Nationalversammlung decretirt wurde, floh er, stellte sich aber während der Verhandlung des Staatsgerichtshofes u. blieb frei von Verfolgung. 13) Bonifacius, ehemaliger Benedictinermönch in Augsburg, Verfasser der Preisschrift über Otto von Freising, trat 1848 in Speier zur protestantischen Kirche über.
Brockhaus-1911: Huber [3] · Huber [2] · Huber
DamenConvLex-1834: Huber, Therese
Herder-1854: Huber [5] · Huber [6] · Huber [7] · Huber [4] · Huber [1] · Huber [2] · Huber [3]
Lueger-1904: Preßverfahren von Huber · Huber-Preßverfahren
Meyers-1905: Huber [2] · Huber [1] · Hüber
Pagel-1901: Huber, Johann Christoph
Pataky-1898: Huber, Marie, Frau Dr. · Cless, Marie u. Johanna Huber · Huber, Johanna · Huber, Anna · Huber, Florence · Huber, Marie Therese
Buchempfehlung
Aristophanes hielt die Wolken für sein gelungenstes Werk und war entsprechend enttäuscht als sie bei den Dionysien des Jahres 423 v. Chr. nur den dritten Platz belegten. Ein Spottstück auf das damals neumodische, vermeintliche Wissen derer, die »die schlechtere Sache zur besseren« machen.
68 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Nach den erfolgreichen beiden ersten Bänden hat Michael Holzinger sieben weitere Meistererzählungen der Romantik zu einen dritten Band zusammengefasst.
456 Seiten, 16.80 Euro