[564] Cuba (Gesch.). C. wurde im Oct. 1492 von Columbus entdeckt u. Juana, dann von Velasquez Fernandina genannt, doch hat dieser Name den einheimischen C. nicht verdrängen können. Columbus, welcher in der Meinung stand, daß C. ein Theil des Festlandes sei, verließ das Land, nachdem er 5 Wochen vergebens nach Gold u. Schätzen gesucht hatte. Erst 1508 umsegelte Sebast.[564] de Ocampo C. 1511 wurde C. von den Spaniern unter Diego Velasquez dem Kaziken Hatney entrissen; Velasquez war der erste Gouverneur C-s, er gründete mehrere Städte, u.a. 1512 Baracoa, ließ Negersklaven einführen u. brachte die Insel in blühenden Zustand. Unter seinen Nachfolgern hörte die Schonung der Indianer auf, so daß dieselben schon 1560 aufgerieben waren. Wegen seiner Blüthe wurde C. öfter das Ziel von Flibustierzügen; 1628 wurde C. von den Holländern erobert, aber bald wieder an Spanien abgetreten, 1717 wurde der Tabakshandel Monopol der Regierung, welches 1710 einigen Kaufleuten von Cadix überlassen wurde. 13. Aug. 1762 eroberte eine englische Expedition unter Admiral Pancocke Havanna, gaben es aber 1763 wieder an Spanien zurück. Seit 1773 der Mittelpunkt des Sklavenhandels in Südamerika, wurde es 1777 zu einem unabhängigen Generalcapitanat erhoben. 1812 wurde der Plan des Negeraufstandes unter Aponte vor dem Ausbruch entdeckt, aber häufige Aufstände störten in der Folgezeit die Ruhe des Landes. 1816 gab die Regierung das Tabaksmonopol frei u. ertheilte 1818 allgemeine Handelsfreiheit. Diese Concessionen waren die Ursache, daß C. fester am Mutterlande hielt als die übrigen spanischen Besitzungen in Amerika, u. daß der Handel u. die Production einen großen Aufschwung nahm. Das Streben nach politischer Freiheit wußten die spanischen Generalgouverneure durch Klugheit u. Gewalt niederzuhalten. Erst 1837 schien die spanische Regierung ernstlich damit umzugehen, der Insel eine Verfassung zu geben, doch blieb es bei dem Entwurf. Die Furcht der weißen Bevölkerung vor Negeraufständen für sich ausbeutend, hielt die Regierung stets eine Armee bereit, stark genug, jeden Aufruhr sofort zu unterdrücken, u. 1842 vermochten sie die durch Veräußerung der Staatsgüter gewonnenen 90 Mill. Realen ohne Widerspruch nach Spanien zu transportiren. Die Abschaffung des Sklavenhandels, welche 1817 zwar decretirt, aber nicht zur Ausführung gekommen war, wurde 1843 der englischen Regierung abermals zugesichert. Doch blieb es fast ganz beim Alten, u. die Beamten benutzten nur das Verbot, um sich durch Bestechungen zu bereichern. Indeß war der Schutz, welchen England den Sklaven angedeihen ließ, für die schwarze Bevölkerung C-s ein Sporn zur Auflehnung gegen ihre weißen Herren. 1844 brach, nicht ohne Einfluß von außen, in dem Bezirke Matanzas ein gewaltiger Sklavenaufstand aus, der sich als sehr weit verzweigt auswies. In jenem Bezirke gehörten allein 60,000 Neger zu den Verschwornen. Plan war zunächst die gleichzeitige Ermordung aller Weißen auf den Pflanzungen u. die Einäscherung aller ihrer Besitzungen. Durch militärische Macht wurde der Aufstand jedoch rasch unterdrückt; mitten unter den Gräueln, welche gegen die gefangenen Empörer verübt wurden, landeten unter den Augen der Regierung 1000 neue Negersklaven. Indeß erhob sich eine Agitation im Lande selbst zu Gunsten der Neger, u. durch das energische Auftreten der englischen Regierung sah sich Spanien endlich dazu gedrängt, einen neuen Befehl gegen den Sklavenhandel zu erlassen. Nichtsdestoweniger wurden noch 1845 an 5000 Schwarze in C. eingeführt, während der Versuch, weiße Colonisten dahin zu ziehen, sich als erfolglos erwies. Unter Frederico Roncali Graf d'Alcoy, welcher 1848 als Generalcapitän nach C. kam, brach ein neuer Negeraufstand aus, herbeigeführt durch die Freilassung der Sklaven auf den französischen Antillen. Verlauf u. Ende waren dem früheren ganz gleich, über 10,000 Schwarze verloren dabei ihr Leben. Inzwischen hatte eine Bewegung anderer Art die steigende Besorgniß der Regierung erregt. Der Plan, den die Briten im Stillen schon lange genährt hatten, von C. Besitz zu nehmen, war, nur mit größerer Offenheit, von der demokratischen Partei der Nord-amerikanischen Freistaaten aufgegriffen worden. Schon seit 1845 hatten nicht nur amerikanische Journale der Annexation C-s eifrig das Wort geredet, sondern es war selbst im Senate zu Washington der Antrag auf käufliche Erwerbung der Colonie gestellt u. auch wirklich eine Verhandlung hierüber mit der spanischen Regierung angeknüpft worden. Da dieser Antrag aber in Madrid zurückgewiesen worden war, so begann die Annexationspartei an Gewaltmaßregeln zu denken. In den Städten der südlichen Staaten wurden unter der Hand von den Sklavenhaltern, deren Interesse vornehmlich dabei berührt war, weil von C. der Import der Sklaven nach dem Festlande ausging, Werbungen u. Rüstungen für einen Freischaarenzug nach C. angestellt. Im August 1849 erließ zwar der Präsident Taylor eine Verwarnung vor der Theilnahme an dem völkerrechtswidrigen Vorhaben, aber schon im Sept. u. Oct. waren auf Round Island bereits 1500 Mann unter Oberst White versammelt, um C. anzugreifen u. dort die Republik zu erklären. Als die Regierung die Absicht der Abenteurer vereitelte, suchte man der Agitation eine gesetzliche Form zu geben, indem man die Junta promovedera de los intereses politicos de Cuba gründete, an der Spitze derselben standen General Quitman, früher Gouverneur von Mississippi u. Offizier im mexicanischen Kriege, u. General Lopez, welcher schon 1849 einen vergeblichen Versuch gemacht hatte, C. zu insurgiren. Mit dieser öffentlichen Vereinigung stand ein geheimer Verein der Eulen im Süden in Verbindung. Die spanische Regierung, nur mangelhaft von der Gefahr in Kenntniß gesetzt, sandte eine Truppenverstärkung unter dem neuen Generalcapitän Graf Mirasol nach C. Unterdessen waren die Rüstungen der Verschwornen, aufs geheimnißvollste fortgesetzt, im Mai 1850 so weit gediehen, daß die Expedition, 610,000 Mann stark, aus verschiedenen Häfen bereits auslaufen konnte. Darnach erst erhielt die nordamerikanische Regierung bestimmtere Kenntniß von dem Unternehmen u. ordnete sofort das Auslaufen mehrerer Kriegsschiffe gegen die Freischaarenexpedition an. Das Unternehmen erwies sich jedoch von vorn herein als verfehlt, da es sich in einzelne schwache Angriffe zersplitterte. Lopez, bei Cardenas zurückgeschlagen, flüchtete nach den Vereinigten Staaten zurück, wurde in Savannah in Georgien verhaftet, aber gegen Caution freigelassen. Unterdessen entspannen sich ernste Verwickelungen zwischen den beiderseitigen Regierungen über die von den Spaniern nicht in C. selbst, sondern in der Nähe auf Schiffen unter amerikanischer Flagge gefangen genommenen Freischaaren, welche damit endigten, daß letztere im Juli von den Spaniern freigegeben wurden. Im Anfang des J. 1851 wurde eine neue Unternehmung gegen[565] C. von General Quitman u. Lopez vorbereitet; vor der Betheiligung an derselben warnte abermals eine Proclamation des Präsidenten der Union vom 25. April. Während darauf der Generalcapitän Concha seine Maßregeln traf, um einem etwaigen Angriff zu begegnen, erhob sich auf C. selbst eine aufständische Bewegung, indem die Einwohner von Puerto Principe am 5. Juli die spanische Besatzung verjagten u. C. von Spanien unabhängig erklärten. Der Aufstand wurde jedoch sofort ohne Mühe unterdrückt u. Concha konnte seine ganze Aufmerksamkeit der Freischaarenexpedition zuwenden, die unter Lopez' Oberbefehl am 3. Aug. von Neu-Orleans abging. Dieser landete mit 450 Mann am 12. Aug. bei Playitas, westlich von Bahia Honda, schlug am folgenden Tage den General Enna u. drang allmälig, ohne ernstlichen Widerstand zu finden, gegen das Innere der Insel vor; aber sein Unternehmen blieb fast ganz ohne Unterstützung von Seiten der Cubaner. Mehr u. mehr reducirt wurde sein Heerhaufen am 20. Aug. auf dem Wege nach Bahia Honda, bei Maritorena vom Obristlieutenant Sanchez überfallen u. auseinander gesprengt; Lopez selbst wurde mit den ihm noch gebliebenen 7 Mann am 30. Aug. gefangen u. am 1. Sept. durch die Garotte öffentlich hingerichtet. Während in C. die Ruhe bald zurückkehrte u. die Geschäfte wieder auflebten, herrschte im Süden der Union die heftigste Aufregung über die harte Bestrafung der Freischaaren u. die Hinrichtung des Generals Lopez. In Neu-Orleans bedrohte ein Pöbelaufstand die dortigen spanischen Behörden, u. die Agitation für einen neuen Angriff auf C. begann von Neuem. Am Anfange des Jahres 1852 wurde Generalcapitän Concha von seinem Posten abberufen u. durch General Canedo ersetzt. Die Bevölkerung C-s sah diesen Wechsel sehr ungern, da Concha sich durch Rechtlichkeit, Uneigennützigkeit, Energie u. die Abstellung vieler Mißbräuche allgemeine Achtung erworben hatte u. man den Grund seiner Entsetzung nur in seinem Widerstand gegen nachtheilige Maßregeln der spanischen Regierung (bes. wegen Sklavenschmuggel) finden konnte. Neue Mißhelligkeiten zwischen den spanischen Behörden auf C. u. der Nordamerikanischen Union entstanden durch die mehrmalige Zurückweisung des amerikanischen Postdampfers Crescent City von dem Hafen von Habaña, angeblich weil der darauf befindliche Proviantmeister Smith für den Verfasser mehrerer gegen C. gerichteten Aufsätze in amerikanischen Zeitungen galt; der Streit wurde diplomatisch beigelegt. Fast gleichzeitig drohte auch eine Verwickelung mit Großbritannien auf Grund der Ausweisung des Engländers Boylen von C., der sich über die Begünstigung des Sklavenhandels durch die spanischen Behörden mit Entrüstung geäußert hatte; doch hielt es die spanische Regierung für rathsam, den Forderungen der Briten gerecht zu werden. Um indeß C. in noch besseren Vertheidigungszustand zu setzen, fandten sie gegen Ende des Jahres 1852 eine neue Truppenverstärkung von 4000 Mann hin, zumal die in Aussicht stehende Wahl des demokratischen Candidaten Pierce zum Präsidenten der Vereinigten Staaten neuen Befürchtungen Raum gab. Was C. auch fernerhin der spanischen Regierung erhielt, war indeß lediglich die Rivalität Nordamerikas u. Englands, dessen Seemacht der demokratischen Annexationspolitik der Union bestimmte Grenzen zog. Mißhelligkeiten zwischen fremden Consuln u. dem Generalcapitän Canedo, welcher den Sklavenhandel zu seinem Vortheil begünstigte, bewirkten die Abberufung des Letzteren; an seine Stelle trat am 3. Dec. General de la Pezuela, welcher jedoch schon 1854 wieder durch General Concha ersetzt wurde. Derselbe erließ sogleich nach seinem Amtsantritt mehrere reformatorische Decrete u. erhob eine Anzahl Creolen zu höheren Stellen. Ein neuer Conflict mit der Union wurde durch die, wegen Zollunterschleifen am 28. Februar verfügte Beschlagnahme des nordamerikanischen Handelsschiffes Black Warrior hervorgerufen, wobei sich die spanische Behörde auf ein altes, freilich lange nicht geübtes Gesetz berief. Die Regierung der Union wollte darin eine prämeditirte Beleidigung erkennen Begünstigt durch diese Verhältnisse, wurde eine neue Cubaexpedition vorbereitet, die aber wegen Mangels an Geldmitteln nicht zu Stande kam. Die Black-Warrior-Angelegenheit ordnete sich nach langen Verhandlungen zu Anfang des Jahres 1855 durch das Entgegenkommen der spanischen Regierung, nachdem der Gesandte der Union in Madrid, Soulé, ein eifriger Verfechter der Annexation von C., zurückberufen worden war. Indessen war der Plan, einer von New-York aus geleiteten od. unterstützten Verschwörung gegen Concha verrathen worden; in Folge dessen wurde die Insel am 12. Febr. in Belagerungszustand erklärt u. eine Miliz, selbst aus Mulatten u. freien Negern, zur Unterstützung der an 30,000 Mann zählenden spanischen Besatzung gebildet, während sich englische u. französische Schiffe zur Verfügung des Generalcapitäns stellten. Die Häupter der Verschwörung wurden im März hingerichtet, minder Gravirte zu vieljährigem Gefängniß verurtheilt od. des Landes verwiesen. Das gespannte Verhältniß zwischen Spanien u. der Nordamerikanischen Union dauerte fort, zumal Concha strenge Maßregeln nahm, um die Einflüsse der Cubajunta in den Vereinigten Staaten fern zu halten. Dahin gehörte die Durchsuchung amerikanischer Schiffe durch cubanische Kreuzer u. die Verhaftungen von amerikanischen Bürgern, welche politischer Umtriebe verdächtig waren. Diese Belästigungen hatten zur Folge, daß jeder Befehlshaber eines amerikanischen Kriegsschiffes beauftragt wurde, nöthigenfalls das Betreten amerikanischer Schiffe durch spanische Behörden mit Gewalt zu hindern. Anfang 1856 wurde wiederum eine Verschwörung gegen Concha angezettelt aber noch rechtzeitig entdeckt u. vereitelt. Neue Befürchtungen erweckte die Wahl Buchanans zum Präsidenten der Vereinigten Staaten, da derselbe im Oct. 1854 in Ostende die Erklärung der amerikanischen Gesandten in Europa unterzeichnet hatte, daß nach Zurückweisung einer entsprechenden Kaufsumme für C. durch Spanien u. bei der Vergewisserung, daß C. in seinem gegenwärtigen Verhältniß den inneren Frieden u. die Existenz der Union gefährde, letztere ganz in ihrem Rechte sein werde, die Insel Spanien zu entreißen, wenn sie die Macht dazu besitze. Doch ist die Hoffnung, welche die Annexationspartei auf den neuen Präsidenten setzte, hinsichtlich C-s nicht in Erfüllung gegangen. 1857 wurde an Concha's Stelle Lersundi Generalcapitän.
Meyers-1905: Santiago de Cuba · Trinidad de Cuba · Cuba [1] · Cuba [2]
Pataky-1898: Cuba, Henriette de
Buchempfehlung
Das 1663 erschienene Scherzspiel schildert verwickelte Liebeshändel und Verwechselungen voller Prahlerei und Feigheit um den Helden Don Horribilicribrifax von Donnerkeil auf Wüsthausen. Schließlich finden sich die Paare doch und Diener Florian freut sich: »Hochzeiten über Hochzeiten! Was werde ich Marcepan bekommen!«
74 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.
444 Seiten, 19.80 Euro