1. Dos fingt (findet) sich, sagt der Bauer. (Görlitz.)
2. Du findest nirgend cin'n, der nicht wollte klüger als der andere sein.
Lat.: Qui volet ingenio cedere nullus erit.
[1013] 3. Elkên findet sines Bûkes Weddergade. (Holst.) – Schütze, I, 176.
Jeder findet seinesgleichen.
4. Es finden nicht alle eine Krone, die einen Esel suchen.
»Saul hat so lange Esel gesucht, bis ihn Gott zum Könige erwählte. Bei jetziger Zeit findet man die Esel weit leichter, und man darf nicht so lange herumlaufen wie Saul, man kann sie gleich bei den Ohren ertappen.« (Abraham a Sancta-Clara.)
5. Es findet endlich jeder einen Christophel, der ihn übers Meer trägt.
6. Es findet sich alles im ausskerich. – Agricola II, 164.
7. Es findt auch ye ein blinder ein hufeisen. – Franck, I, 75a.
8. Es ist besser nit finden, denn den fund nit widergeben. – Henisch, 1288.
Das letztere wird nämlich als Unterschlagung bestraft.
9. Es ist nichts das sich ehe findt, dann huren vnd buben. – Henisch, 544, 7.
10. Es ist nur gefunden, sagt der Anfänger (im Stehlen).
11. Find' ich dich, so richt' ich dich. – Graf, 425, 216.
12. Finden vnd behalten sind so gut wie rauben. – Petri, III, 311.
13. Findest du etwas so klein wie eine Laus, so heb' es auf und trag's ins Haus.
14. Gefunden, gefunden wiedergib, geschenktes Gut nimmer gib. – Simrock, 2915.
15. Gefunnen, sagte de Junge, doa funnt e' siyne Maoüme (Mutter) am Galgen. (Büren.)
16. Halb gefunden, mein. – Simrock, 2917; Graf, 110, 258.
Wer beim Finden zugegen war, beanspruchte die Hälfte (Halbpart).
17. Hier gefunden, hier gelassen.
18. Ich hab's gefunden, wie Archimedes die Magd beim Knechte. – Simrock, 6737; Lehmann, 756, 14.
19. Leicht finden macht das Ziel nicht schlecht, oft irren einen Weg nicht recht.
20. Man find kein so schönen topff, man findet als ein schönen deckel. – Gruter, I, 56.
21. Man find manch seltzam Mutter Kind auff Erden. – Lehmann, II, 401, 9.
22. Man findet eh einen, der gelt tadlet, als den, der es verschmähet. – Henisch, 1474, 49.
23. Man findet ihn immer, wo unser Herrgott die Hand herausreckt. (Steiermark.)
24. Man findet keinen, der jedermann genug kan thun. – Henisch, 1500, 44; Lehmann, II, 401, 8.
25. Man findet nicht an jedem Tage eine Wurst in einer Hundekau1. (Eifel.) – Schmitz, 186, 57.
1) Kau = Lagerstelle.
26. Man findet nicht bald einen Wirth, der nicht die Gäste tapfer schiert.
27. Man findet nicht Gelt in allen Säcken, die zugebunden seynd. – Lehmann, II, 401, 10.
28. Man findet nicht gleich eine Insul, da man das Verthane wiederfindet. – Lehmann, 401, 11.
29. Man findet viel Schüler, die gelehrter seynd, als ihre Meister. – Lehmann, 401, 12.
30. Man findt kein scheussliche bulschafft. – Gruter, I, 56.
31. Man findt nit allenthalb beyhel in wassern. – Franck, I, 26b; Gruter, I, 56.
32. Man kan mich finden, der mich sucht. – Sutor, 36.
Man soll nur kommen, ich werde mich meiner Haut wehren.
Lat.: Et mihi sunt vires, et mea tela nocent. (Sutor, 6.)
33. Mancher findet, ehe er sucht. – Scheidemünze, I, 4063.
34. Wann einer etwas nach jm findt, so ists nit sünd, dasselbig auffzuheben. – Franck, II, 112b; Simrock, 2439; Eiselein, 169.
35. Was man nicht finden kann, wenn man's braucht, hat man nicht.
Dän.: Naar man ei kand finde i trang, det man haver, er det ligesom man ei havde det. (Prov. dan., 166.)
[1014] 36. Wenn man nur erst findet, das Aufheben ist leicht.
Um den Gedanken: Pläne machen reicht nicht hin, Umstände müssen die Ausführung begünstigen, auszudrücken, haben die Aegypter das Sprichwort: »Wenn du sie findest, so zerschneide ihr den Schleier.« – »Die Hauptsache ist vor allen Dingen eine glückliche Gelegenheit zu finden, ihr zu begegnen«, erwiderte er. (Burckhardt, 56.)
37. Wer finden soll, darf nicht suchen. – Scheidemünze, I, 1292; Sprichwörterschatz, 121.
38. Wer finden wil, was die Hüner scharren, der muss es nicht fornen suchen. – Petri, II, 707.
»Willst du finden, was die Hennen scharren, so must du vorne nit drauff harren.« (Sutor, 545.)
39. Wer finden will, muss scharf kehren. – Scheidemünze, I, 2431.
40. Wer findet, was nicht verloren gegangen, der kann leicht am Galgen hangen.
41. Wer findt, ehe mann verleurt, der muss sterben, eh er kranck wirt. – Franck, II, 116a; Henisch, 1097; Petri, II, 688; Lehmann, 119, 5; Gruter, III, 104; Lehmann, II, 841, 271; Latendorf II, 32; Graf, 363, 437; Simrock, 2436; Eiselein, 169; Körte, 1385; Sailer, 208; Kirchhofer, 355.
Er wird, wie man ehemals kurzweg die Diebe zu behandeln pflegte, gehängt.
Holl.: Die iets vindt eer 't verloren is, sterft eer hij ziek is. (Bohn I, 309.)
42. Wer gern findet, stiehlt gern. – Eiselein, 169.
Mhd.: Swer gerne vindet, gerne stilt, swer gerne verliuset, gerne spilt. (Freidank.) (Zingerle, 33.)
43. Wer sich aufs Finden legt, der findet bald, wo niemand verloren hat.
44. Wer will finden, der muss suchen. – Scheidemünze, I, 1864.
45. Wie ich dich find, so vrteil (richte) ich (über) dich. – Eyering, III, 568; Graf, 409, 49; Pauli, Schimpf, XLb; Petri, I, 111.
Der gerechte Richter hält sein Urtheil von jeder Beeinflussung frei.
Dän.: Som man findes, saa dømmes man. (Prov. dan., 166.)
46. Wie ich dich finde, so male ich dich.
47. Wie man's findet, muss man's nehmen.
Wenn man nämlich nicht vorzieht, es unangenommen zu lassen.
48. Willst du was finden, so such' es nicht fern. – Simrock, 2387.
49. Wir habens also funden, wir müssens auch also bleiben lassen. – Gruter, I, 85; Agricola I, 232; Henisch, 1097; Petri, II, 797; Schottel, 1132b; Hassl., I, 1; Hertius, I, 3; Graf, 11, 120; Simrock, 2440; Siebenkees, 4; Eiselein, 194.
Die Gewohnheit als Rechtsquelle.
50. Wo find't man Brot im Hunnenstall. (Holst.)
Von Sachen, die gesucht werden, wo sie nicht sind. So sagt man in Westindien: Wo find't man Kakerlaken in Hönerêrs, nach dem mit dem Plattdeutschen sehr oft übereinstimmenden Creolischen. Der Hund lässt kein Brot, die Hühner lassen keine Kakerlaken ungefressen. (Schütze, II, 173.)
51. Das ist (nur, wie) gefunden.
Ein zufälliges Glück, auf das man nicht rechnen kann. Bei wohlfeilen Einkäufen und dergleichen Anlässen.
*52. Du findest (überall) den Wirth zu Hause.
*53. Du findest es weder bei deinem Gott, noch bei deinem Pachtherrn. – Burckhardt, 726.
Zu denen, die um etwas bitten, was ihnen niemand geben kann.
*54. Er fand gleich, wo das Messer steckte.
*55. Er findet das Wasser im Flusse nicht.
Denen das Naheliegendste räumlich und geistig verborgen bleibt.
*56. Er findet in der Stadt keinen Bürgen, auf der Reise keinen Gefährten, im Dorfe keinen Nachbar. (Russ.)
*57. Er findet, ehe verloren wird. – Mayer, I, 80.
*58. Er findet unter einer ungekehrten Bank. – Agricola I, 104; Schottel, 1130b.
Von untreuer Hand.
*59. Er ist glücklich im Finden auf ungewischter Bank. – Eiselein, 169.
*60. Er lässt sich dabei finden wie der Hase bei der Trommel.
Lat.: Sic adstat socio, sicut lepus ipse molosso.
[1015] *61. Er würt finden, dem er nachgehet. – Franck, I, 52b.
*62. Es findet sich wie das Griechische.
*63. He findet sick allerwegen as leeg geld. – Lübben.
*64. He fünd et en e gröne Wäs' op et Fenster. (Stallupönen.)
Er hat's gestohlen.
*65. Man findet es nicht in den Fussstapfen der Pferde.
Liegt nicht so offen da, ist nicht auf der Strasse aufzulesen, lässt sich nicht aus dem Aermel schütteln.
66. Jeder findet, was er selbst gemacht hat. – Merx, 116.
In dem Sinne: er ist der Schmied seines Glücks.
67. Was man finden soll, das muss man suchen. – Herberger, II, 103.
68. Wer sich in alles weiss zu finden, hat Muth auch viel zu überwinden.
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