1. En beten krumm is nich dumm. (S. ⇒ Schief.) – Diermissen, 195.
2. Es gehet krumb oder recht, mit Undank lohnt man nur den Knecht. – Lehmann, 811, 22.
3. Es wirdt zeitlich krum, was ein hack will werden. – Gruter, I, 40; Eyering, II, 608.
4. Je krümmer, je schlimmer. – Eiselein, 399; Braun, I, 1638; für Frankfurt a.M.: Firmenich, II, 66, 4.
Wird gebraucht, wenn jemand, der ein körperliches Gebrechen hat, schlimme Streiche macht. Die Italiener behaupten sogar: In einem krummen Körper wohnt nie eine gerade Seele. (Reinsberg I, 122.)
5. Je krümmer, je tümmer. – Franck, I, 82a u. 145a; Gruter, I, 49; Petri, II, 393; Schottel, 1144a; Sutor, 634; Robinson, 264; Gomolcke, 1176; Pistor., VI, 43; Simrock, 5992; Körte, 3152.
In Trier: Wu krömmer, wu schlömmer. (Laven, 198, 144.) Ein physiognomisches Sprichwort, das den Widerwillen des Volks gegen Hinkende und Verwachsene ausdrückt, einen Widerwillen, der auch gegen rothes ⇒ Haar sich ausspricht (s.d. 92-107). – »Nicht gut ist schertzen mit den krummen, dann solche sind gemeînlich tummen.« (Loci comm., 207.) Th. Paracelsus (De signatura rerum naturalium) sagt: »Viele Menschen werden geboren, die mit sich monstruosische Zeichen auf die Welt bringen. Einer hat einen Finger zu viel, einer zu wenig u.s.w. Ein anderer bringt einen krummen Fuss, krummen Arm, krummen Hals u.s.w. mit auf die Welt, wieder ein anderer einen Buckel u.s.w. Darum sagt das Sprichwort: je krümmer, je dümmer, lahme Glieder, lahme Händel. Denn es sind Zeichen, die selten Gutes bedeuten. Und wie der Henker zeichnet seine Kinder mit lästerlichen Zeichen, desgleichen die bösen Ascendenten ihre Kinder mit unnatürlichen Zeichen bezeichnen, auf dass man sich vor ihnen zu hüten wisse, wie vor den henkermässigen Leuten da einer ein Brand, ein Zeichen an der Stirne, am Backen u.s.w. hat.« (Schaltjahr, I, 86.)
Lat.: Cautus homo cauit, quotquot natura notauit. (Loci comm., '207.) – Colla canum veterunt nolunt attingere lorum. – Gratior est pulchro veniens in corpore virtus, distortum vultum sequitur distortio morum. (Sutor, 548.)
6. Krom ischt net fromm. (Esslingen.)
7. Krum kan nicht grad oder schlecht seyn. – Petri, II, 427.
8. Krum vnd grad ist vngleich. – Petri, II, 427.
9. Krumm führt um.
10. Krumm ist um, gerad ist der kürzere Pfad. – Wenzig, 79.
11. Krumm kann nicht schlecht1 werden. – Pred. Sal, 1, 15; Gryphius, 39; Schulze, 112; Zaupser, 272.
1) Schlicht, gerade, eben.
Frz.: Les ames perverties se corrigent difficilement.
Schwed.: Krökt blijr aldrigh rätter. (Grubb, 432.)
12. Krummb und blind siacht a jêd's Kind. (Niederösterreich.)
13. Leg' dich krumm, und Gott hilft dir! – Riehl, Gesellschaft, 52.
»Ist ein alt Bauernsprichwort, das die Politik des recht- und wehrlosen Bauern früherer Zeit ausspricht.« Es wäre aber jedenfalls eine bessere Politik gewesen, sie hätten, statt sich krumm zu legen, gerade gestanden.
14. Na krummen un scheiwen wässet ôk Kôren nâ. – Schambach, II, 323.
Nach Krummen und Schiefen wächst auch Korn, d.h. wenn auch der Acker mittels unansehnlicher Thiere bestellt worden ist, so schadet dies dem Wachsthum der Feldfrüchte nicht. Ein Trost für die, welche sich mit mangelhaften Zugthieren behelfen müssen.
15. Oeck si wol kromm, aber nich domm. – Frischbier2, 2209.
16. Se es mi te krumm, sach de Foss, da sat de Katte met 'ner Wuorst omme (auf dem) Bome. (Iserlohn.) – Firmenich, III, 185, 24; Woeste, 64, 39; Hoefer, 350a; Masius, Naturstudien, S. 251.
17. Sei is mi doch tau krumm, sär dei Voss, da hüng dei Wust (Wurst) ann'n Balken1. (Mecklenburg.) – Raabe, 185; Hoefer, 350; hochdeutsch bei Reinsberg IV, 110.
1) In Jever: ...baben ünnern Wimen. (Frommann, III, 38, 11.) Die Polen: Als der Fuchs die Wurst nicht [1646] erreichen konnte, sagte er beim Weggehen: 'aber das ist nur ein Strick. Die Finnen: Als das Eichhorn von der Tanne fiel, sagte es: die Nüsse sind hohl. (Reinsberg IV, 110.)
18. Was man krumm haben will, muss man jung biegen.
19. Wat kromm wäde sall, fängk fröhg ân sich zo bêge. (Köln.) – Firmenich, I, 473, 71.
20. Wi krümmer, wie schlimmer. (Franken.) – Frommann, VI, 319, 243.
Von Buckeligen und andern Gebrechlichen gebraucht.
*21. Dat gêt krumm inn. – Dähnert, 258b.
Das weicht von der geraden Linie, vom rechten Wege ab.
*22. Einem etwas krump fürlegen. – Mathesy, 323b.
*23. Einen krumm ansehen. – Pauli, Schimpff, LXXIIb.
*24. Er ist krumm wie ein Fiedelbogen. – Frischbier2, 2205.
*25. Er ist sehr krumm, wenn er sich bückt. – Frischbier, 423; Frischbier2, 2205.
Von einem, der nicht gern gibt.
*26. Er ist so krumm wie ein Schuster. – Frischbier2, 2207.
*27. Er liegt krumm.
Leidet Mangel.
*28. Es ist ihm etwas krumm über den Weg gelaufen. – A. Hartmann, Junker Hans Jukob, S. 91.
Er ist verdriesslich, übel gelaunt.
*29. He geit so krumm, as of he Brod borgen will. – Eichwald, 189; Kern, 928.
Wenn jemand in einer Sache sehr schüchtern auftritt, wie Borger zu thun pflegen.
*30. He is ôk krumm, wenn he sick bückt. – Schütze, I, 179.
Er ist nicht besser als andere.
*31. Hei stäiht sau krumin, äs wenn än de Bock besprungen här. (Sauerland.)
*32. Krumm liegen. – Lohrengel, II, 367.
*33. Lat et kromm on doll ware. (Tolkemit.) – Frischbier2, 2208.
Lass es gehen, wie's geht, wie's will.
*34. Mit etwas krumm herumkommen.
Nicht geradezu gehen, es durch Umschweife vortragen.
*35. S' schtîn kromp mitsomma. – Peter, 419.
Leben in Feindschaft.
*36. Sie machen krumm, was schlecht (schlicht, recht) ist. (S. ⇒ Schlecht.)
Vgl. Beneckes Wb. zu Boner unter Krumb und Slecht und den Commentar zum Narrenschiff, 335a.
Mhd.: Du valschen zungen hant das recht, si machent krumb das e was slecht. (Boner.) – Ir machet ûz dem slehten krump und ûz dem krumben wider sleht. (Tristan.) – Ir herren, wisst es ist nicht recht sô man daz chrumb schol machen schlecht, daz man es noch danne chrumben mach. (Ring.) – Von êrst sich krummet dicke, daz sich slichtet ze lesten und frewde bringet. (Minne Falkner.) (Zingerle, 84.)
*37. Sie ward zwar krumm (alt), aber Brot knetet sie doch. (Lit.)
*38. Sik krumm maken. – Dähnert, 258b.
Sich bücken, demüthigen.
*39. So krumm as en Flitsenbuagen (Armbrust). (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 60, 94.
*40. So krumm as en Potthaken (Topfhaken). (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 60, 94.
*41. So krumm äs ne Wiedklanke1. (Büren.)
Weidenschlinge, Klanke = etwas Geschlungenes, klanken = schlingen. – Wenn die Engländer etwas recht Krummes schildern wollen, so sagen sie: So krumm wie der Bach von Crawley, der, um seine von der Quelle in gerader Richtung 18 Meilen entfernte Mündung zu erreichen, einen Weg von 80 Meilen macht. (Reinsberg V, 118.)
42. Mag Einer krumm sitzen, wenn er nur gerade redet. – Schuller, 50.
43. Der Pastor Krumm geht sanft mit seiner Heerde um; die Hämmel führt er schlafen und wacht dann bei den Schafen. – Junker und Pfaffen, II, 246.
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