1. Besser ein Hering am eigenen Tisch als an fremden gebratner Fisch.
Dän.: Bedre en salt sild over sit eget bord end en fersk giedde over et fremmed. (Bohn I, 349.)
2. Das ist ein schöner Hering, in dem sich ein Stockfisch tummeln kann.
Dies Sprichwort hat folgenden Ursprung: Der Inspector von Umbstadt besuchte einst den Pfarrer Johann Werlin in Hering, einem Dorfe des Odenwaldes, mit andern Pfarrherren, denen, als sie nach dem Namen des Dorfes fragten, der Inspector ihn nannte, worauf Werlin, der dem Inspector nicht gut war, bemerkte: »Ja, es ist ein feiner Hering, kan sich wohl ein grosser Stockfisch darinn dummeln.« (Zinkgref, I, 260.)
3. Das Wort Hering bezeichnet jeden Hering. – Graf, 252, 163.
In Bezug auf das Verhältniss von Preis und Waare. Wird z.B. um einen bestimmten Preis eine Lieferung von Heringen, die vielleicht noch im Meere schwimmen, ohne weitern Zusatz bedungen, so ist eine Rechtsbestimmung darüber nothwendig, was für Heringe geliefert werden sollen, weil nach dem Wortlaute allein es jeder beliebige sein könnte, wodurch die Erfüllungsweise [530] ganz in das Belieben des Verpflichteten gestellt würde. Bei Lappenberg (282, 7): Dat wordt herinck betekenet allen herinck.
4. Der Hering ist ein einfach Essen, man braucht nicht lange zuzumessen.
Dän.: Sild er selv-skifter mad. (Prov. dan., 498.)
5. Eben gleich wie Häring vnnd Tonnen, also versamblen sich Münch vnd Nonnen. – Gruter, III, 25.
6. Ein sauerer Hering schmeckt nicht süss.
Etwas an sich Unangenehmes kann natürlich niemand angenehm sein. Der Abgeordnete Graf Wartensleben in der Sitzung des preussischen Abgeordnetenhauses vom 16. März 1865, um zu sagen, dass Steuern, wenn sie auch nicht gerade drückend sind, doch nicht zu den süssen Dingen gehören. (Breslauer Zeitung, Nr. 130.)
7. Ein schlechter Hering gibt 'nen guten Pökling. – Simrock, 4593; Körte, 2765; Braun, I, 1294.
8. Ein schlechter Hering gibt 'nen guten Pökling und ein schlechter Mensch 'nen guten Mönch. – Klosterspiegel, 9, 3.
9. Es gehören viel Heringe dazu, einen Walfisch zu vertreiben.
Dän.: Sam bled sild stygger ofte stor hwalff. (Prov. dan., 498.)
11. Jeder Hering muss an seinen eigenen Kiemen hängen. (S. ⇒ Haut 61.) – Reinsberg, III, 40.
12. Man muss die Heringe erst fangen, ehe man sie einsalzt.
13. Man sol nit vor: Hering, Hering ruffen, er seye dann im Korb. – Petri, II, 468; Sutor, 927.
Lat.: Halec clametur in sporta quando tenetur. (Sutor, 927.)
14. Man verkauft mehr Heringe als Schollen.
Frz.: On vend au marché plus de harengs que de soles. (Kritzinger, 369b.)
15. Me maut nitt är Härink raupen, bit me 'ne am Stiärte hiät. – Woeste, 70, 120; Firmenich, I, 348, 23.
16. Me mot ni siegen (sagen): Hering, bis me ne (man ihn) beim Swansse heat. (Marsberg.) – Firmenich, 321, 15; Boebel, 144; für Driburg: Firmenich, I, 363, 63; Eichwald, 771.
Holl.: Men sal niet herinc roepen, men en hebben in der manden. (Tunn., 15, 5; Bohn I, 337.) – Roep geen haring, eer gij ze in het net hebt. (Harrebomée, I, 285.)
Lat.: Allec clametur, in sporta quando tenetur. (Fallersleben, 506.)
17. Man ruft so lange Hering, bis man ihn hat.
Holl.: Men roept zoo lang haring, tot dat men ze heeft. (Harrebomée, I, 285.)
18. Ruffe nicht eher Hering, man habe jhn dann im Nez. (S. Fisch ⇒ 173 u. ⇒ 175.) – Lehmann, II, 534, 65; Petri, II, 168; Reinsberg II, 25.
19. Wamme de Hericke fänget, sind de Fiske wea- e. (Büren.)
Här ick = hätte ich, Hericke = Heringe, weage (mit Ausstossung des g) = weg.
20. Was soll ein Hering, der nicht stinkt!
21. Wenn der Hering am tewersten ist, so schmeckt er am besten. – Petri, II, 635.
22. Wenn der Hering kommt ins Land, wird der Doctor unbekannt.
Böhm.: Uzený slanec a nadívaný rak činí dobrý zrak. (Čelakovsky, 298.)
Holl.: Haring in 't land, de dokter aan kant. (Harrebomée, I, 284; Bohn I, 321.)
23. Wenn man den Hering nicht vorher in Wasser badet, muss man ihn nachher in Bier baden.
Dän.: Naar mad-moderen ei udbløder silden med vand, bløder folkene den siden med øll. (Prov. dan., 407.)
24. Wo man Heringe fängt, da findet man auch Salz.
*25. Das ist ein fauler Hering.
*26. Den Hering ins Land und den Doctor auf die Seite.
Die Franzosen scheinen den Hering mit weniger günstigen Augen anzusehen, denn sie sagen: Hareng donné à l'homme grand tourment. (Leroux, I, 114.)
*27. Den kann ock kennen Hereng van de Roster blosen. (Meurs.) – Firmenich, I, 404, 236.
*28. Du dürrer Hering.
[531] *29. Er brät den Hering um den Rogen.
Müht sich um wenig oder nichts.
Holl.: Dat is de haring om de kuit gebraden. (Harrebomée, I, 284b.) – Hij braadt den haring om den rog. (Harrebomée, I, 285a.)
*30. Er ist mit einem Hering durch den Hals geschossen. – Seybold, 115; Körte, 2765b; Braun, I, 1295.
Ist ein starker Trinker.
*31. Er ist übel nach Heringen gefahren.
Schlecht von der Reise gekommen.
*32. Er ist wie ein ausgeweideter Hering.
Frz.: Il a avalé un échalas. (Kritzinger, 255a.)
*33. Er mus nach grün Häringen lauffen. (S. 42.) – Eyering, II, 407.
*34. Er muss Hering oder Rogen daran haben.
Irgendeinen Theil.
Holl.: Ik moet er haring of kuit van hebben. (Harrebomée, I, 285a.)
*35. Es ist ein Hering vor Johannis.
Gesetzlich durfte in Holland der Heringsfang erst am 24. Juni, dem Tage Johannes des Täufers, beginnen. Man kann sich also vor Johanni, d.i. bevor man den Hering im Netze hat, über den Fang nicht freuen.
Holl.: Haring vóór Sint Jan. (Harrebomée, I, 285a.)
*36. Faule Heringe ins Land führen.
Irrige Ansichten, Lehren u.s.w.
*37. Hai kann noch kainen Häring van der Röster (Rost) lüären. (Iserlohn.) – Woeste, 85, 94.
Sehr siech oder schmächtig sein.
*38. Hi dê an Hiirang üütj am an Kabljaau wedder tu fu'n. (Amrum.) – Haupt, VIII, 355, 75.
Er gibt einen Hering aus, um einen Kabeljau wieder zu bekommen. (S. ⇒ Lerche, ⇒ Schwalbe, ⇒ Wurst.)
*39. Hier wird er keinen Hering braten.
Holl.: Zijn haring wil hier niet gaar braden. (Harrebomée, I, 285.)
*40. Ist er Hering oder Rogen?
Der Unentschiedene. Fleisch oder Fisch?
Holl.: Men weet niet, of men haring of kuit aan hem heeft. (Harrebomée, I, 285.)
*41. Kein Hering und das Wetter war (ist) so schön.
Der Erfolg entspricht der Erwartung nicht.
Holl.: Mooi weêr en geen haring, zei de buisman. (Harrebomée, I, 285a.)
*42. Man sol jn nach grünen heringen schicken. (S. ⇒ Galgen 89.) – Franck, II, 81a; Körte, 2765a.
*43. Schwedische Heringe mit pommerschen Schwänzen. (Pommern.)
So priesen ehemals die Heringshändler auf den Märkten ihre Heringe zum Verkauf aus.
*44. Sein Hering wird hier nicht gar braten.
Er dringt sich auf und wird nicht zugelassen.
*45. Sein Hering wollte nicht braten.
*46. Wie die Heringe in einer Tonne.
Sehr gedrängt stehen, liegen, sitzen.
Frz.: Être serrés comme des harengs en caque. (Leroux I, 114.)
*47. Wie ein ausgenommener Hering.
So hohl, so hungrig vom Fasten. (Vgl. von Holtei, Dreiunddreissig Minuten in Grüneberg.)
48. Auch der Hering gewöhnt sich an seine Tonne.
Wird als Trostwort einem überzähligen Passagier zugerufen.
49. Der eine hat Herlinge gegessen, der andere bekommt stampfe Zähne.
Böhm.: Nĕkdo kyselky jedl, a nĕkoho laskominy napadly. (Čelakovský, 25.)
50. Eine Schar Heringe vertreibt einen Walfisch.
51. Einen Hering kann jeder essen.
52. Einen Hering zu theilen ist keine grosse Kunst.
53. Ich kann keinen Hering, viel weniger einen Salm zu Wege bringen, sagte der Spielmann, als [1427] man von ihm verlangte, er solle einen Psalm machen. – Harssdörffer, 2147.
54. Iss Hering und Sardellenfisch, dann bleibst du immer frisch.
It.: Mangia aringhe e sardelloni, e conserverai i polmoni. (Giani, 1369.)
55. Man soll jedem einen Hering braten, je nachdem er der Mann ist. – Schuppius, Schriften.
*56. Den Haring anpacken. (Oberharz.)
Den günstigen Augenblick wahrnehmen, um schnell der Arbeit zu entlaufen.
*57. Er weiss, wie man jedem einen Hering braten solle. – Schuppius, Schriften, I, 36.
Buchempfehlung
Hume hielt diesen Text für die einzig adäquate Darstellung seiner theoretischen Philosophie.
122 Seiten, 6.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1804 und 1815 ist Heidelberg das intellektuelle Zentrum einer Bewegung, die sich von dort aus in der Welt verbreitet. Individuelles Erleben von Idylle und Harmonie, die Innerlichkeit der Seele sind die zentralen Themen der Hochromantik als Gegenbewegung zur von der Antike inspirierten Klassik und der vernunftgetriebenen Aufklärung. Acht der ganz großen Erzählungen der Hochromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe zusammengestellt.
390 Seiten, 19.80 Euro