1. Âstern (Austern) is de Hâmel ernêrt. – Schambach, II, 618.
Ostern ist der Hammel ernährt. Eine unbestimmte Schäferregel. (S. ⇒ Liebfrauentag.)
2. Ehe man Ostern kann feiern, muss man sein Geschirr scheuern.
Bezieht sich auf die häufigern Beichtbesuche vor diesem Feste.
3. Es ist besser Ostern erst zu Pfingsten feiern, als Pfingsten schon zu Ostern. – Altmann VI, 506.
4. Es ist nicht alle Tage Ostern.
5. Ist's von Ostern bis Pfingsten schön, wird man wohlfeile Butter sehn. – Boebel, 62.
6. Komm' d' Ostern, wenn (so spät) sie will, so kommt sie doch im April. – Orakel, 1027.
Spätestens am 25. April, was in diesem Jahrhundert nur noch einmal, und zwar 1886 geschehen wird, ein Fall für welchen durch ein anderes Sprichwort der Welt Ende prophezeit wird. (S. ⇒ Osterruf.)
Frz.: Tarde qui tarde en Avril aura Pasques. – Tousjours sont Pasques en Mars ou en Avril. (Leroux, I, 73 u. 74.)
7. Kommt Ostern nicht im März, so kommt's doch im April.
Holl.: Altijd komt Paschen in Maart of April. (Harrebomée, II, 173a.)
8. Man muss Ostern feiern, auf welchen Tag es fällt. – Altmann VI, 507.
9. Man redet so lange von Ostern bis es da ist. – Reinsberg II, 88.
Frz.: Pasques de longtemps désirée sont en un jour tost passée. (Leroux, I, 73.)
Holl.: Also langhe roept men paschen dat paschen comt. (Tunn., 3, 11.)
Lat.: Tantum clamatur quam pascha venit quod amatur. (Fallersleben, 44.)
10. Man wünscht lang nach Ostern; wenn sie kommen, so vergehen sie in einem Tag. – Lehmann, 211, 49.
11. Mancher will sich zu Ostern retten und kommt zur Fasten in Ketten.
It.: Tal pensa saluarsi a pasqua; ch'è preso a mezza quaresima. (Pazzaglia, 330, 3.)
12. Nach Ostern geht das Schmausen an.
13. Ostern im März verheisst ein gutes Brotjahr.
Lat.: Pascha martale, annada de pane. (Orakel, 1026.)
14. Ostern ist jeder Jud' ein König.
Das jüdisch-deutsche Sprichwort heisst eigentlich in Warschau: Peissech is ittlicher Jüd a Meilech (König) über a Tuches (Hintern). Der Sinn dieses frivolen Sprichworts ist folgender: An den Osterabenden betrachtet sich nämlich jeder Israelit als König, weil er dies Fest zur Erinnerung seiner Befreiung aus ägyptischer Knechtschaft begeht. An diesen Abenden nähert sich der, vom Weingenuss erhitzte königliche Gemahl seiner Königin und sucht in den Umarmungen der Liebe sein alltägliches Elend zu vergessen. Nun meint aber das Sprichwort, es sei mit der Macht eines solchen Königs nicht weit her, indem dieselbe sich nur über den Körper seiner Ehegattin erstreckt. (Bernstein.)
15. Ostern komme früh oder spat, es kommt etwas im grünen Staat.
16. Ostern wolle oder wolle nicht, so kommet sie nicht ohne Blätter vnnd Grass. – Lehmann, 923, 57; Reinsberg VIII, 121.
Frz.: Pasques vieilles ou non vieilles ne viennent jamais sans feuilles. (Leroux, I, 73.)
[1157] It.: Pasqua vegna alta, vegna bassa, la vien co fogia e frasca. – Vegna Pasqua quando se vogia, la vien co frasco e fogia. (Orakel, 1028.)
17. Tüschken Austern u'n Sant Viet, dann is de beste Mausplantentied. (Iserlohn.) – Woeste, 314, 16.
18. Twisken Austern un Sünte Vuit ess de beste Bottertuit (Lippe.) – Firmenich, I, 267.
19. Wenn es Ostern regnet, so regnet es der Kuh in die Schüssel. (Sachsen.) – Boebel, 61.
In einem französischen Bauernkalender sagt der Pfarrer: »Ostern mit Regen bringen uns Weizen und Korn«; der Kaplan fügt jedoch hinzu: »Aber sie betrügen oft.« (Leroux, I, 73.)
20. Wenn Ostern auf 'n Sonntag fällt, ist jedes Kind seines Vaters. – Eiselein, 373; Körte, 4670; Simrock, 5580; Schweiz, II, 243, 39; Reinsberg VII, 26; Braun, I, 3173.
Räthselhafte Einkleidung des Satzes, dass jedes Kind seines Vaters ist, da Ostern stets auf einen Sonntag fällt.
Holl.: Als Paschen komt op een' zondag, is elk een kind van zijn' eigen' vader. ( Harrebomée, II, 173a.)
Lat.: Pater est is quem nuptiae demonstrant. (Binder II, 2492; Eiselein, 373.)
21. Wenn Ostern der Wind aus Norden kommt, so gehen die Kühe vor Mittsommer nicht durch. – Boebel, 62.
22. Wenn's Ostern regnet, ist die Erde den ganzen Sommer durstig. – Boebel, 62.
23. Wer Ostern halten will, der muss zuvor die Marterwochen feyren. – Henisch, 1090, 52.
24. Wer zu Ostern hängen (zahlen) soll, der hat kurze Fasten.
Die Osmanen: Wer den Beiram seine Schulden zahlen soll, dem erscheint der Ramazan kurz. (Schlechta, 169.)
Holl.: Blijf schuldig tegen Paschen, en de vasten zal u kort zijn. (Harrebomée, II, 173a.)
25. Woher zu Ostern der Wind kommt gekrochen, daher kommt er sieben Wochen. – Boebel, 62.
26. Zwischen Ostern und Pfingsten, das ist die fröhliche Zeit, da paaren sich die Vöglein und auch die jungen Leut'. (Kurhessen.)
27. Zwischen ostern vnd pfingsten heyraten die vnseligen. (S. Mai ⇒ 50 u. ⇒ 53.) – Franck, II, 124b; Eyering, II, 524; Petri, II, 831; Simrock, 7692.
Alter Aberglaube. Ovid sagt: Mense majo nubent malae. Die Römer hielten den Mai für den unglücklichsten Monat für Hochzeiten.
Holl.: Tusschen Paschen en Pinksteren vrijen de onzaligen. (Harrebomée, II, 173b.)
28. Zwischen Ostern und Pfingsten hat man zum Nachtisch am wingsten (wenigsten).
*29. Da bekam man Ostern und Pfingsten zu sehen. (Ostpreuss.)
Bei völliger Körperentblössung.
*30. Er soll denken, Ostern und Pfingsten fällt auf Einen Tag.
So sehr soll er geprügelt werden.
*31. Er vergisst Ostern und Pfingsten darüber.
Holl.: Hij laat Paschen en Pinksteren zien. (Harrebomée, II, 173b.)
*32. Es war selten Ostern da.
D.h. also vorherrschend ernste oder Fastenzeit. »Daselben war es selten ostern.« (Waldis, II, 60, 14.)
*33. Ostern, wenn die Böcke lammen. (S. ⇒ Nimmerleinstag 1.) – Simrock, 7691; Körte, 4668; Masson, 365.
*34. Ostre on Pingste falle bei ehr op êne Dag. – Frischbier2, 2857.
*35. Se zeigt Ostre on Pingste. – Frischbier2, 2857.
*36. Wenn Ostern auf den Charfreitag fällt.
D.h. nie.
Holl.: Als Paschen op een' goeden vrijdag komt. (Harrebomée, II, 173a.)
*37. Wenn Ostern und Pfingsten auf Einen Tag fallen.
Holl.: Als Paschen en Pinksteren op éénen dag komen. (Harrebomée, II, 173a.)
*38. Zu Ostern von Christi Geburt vnnd zu Weynachten von der Passion predigen. – Mathesy, 225b.
39. Ob Ostern früher oder später sei, es kommt mit Knospen und Laub herbei.
It.: Venga Pasqua quando si voglia, la vien con la frasca e con la foglia. (Giani, 1288.)
40. Wenn Ostern auf Georgi (23. April) fällt, erwartet grosses Weh die Welt.
It.: Quando San Giorgio vien in Pasqua, per il mondo c' è gran burrasca. (Giani, 769.)
41. Wenn Ostern auf Sanct-Markus fällt, Sanct- Anton sich an Pfingsten hält, Johann sich auf den Leichnam stellt, so schreiet Weh die ganze Welt. – Wunderlich, 39.
D.h. wenn Ostern auf den 25. April, d.i. so spät fällt, als es überhaupt fallen kann, Pfingsten dann auf den 13. Juni und das Fronleichnamfest auf den 24. Juni, dann soll ein sehr schlimmes Jahr zu erwarten sein. Der Spruch ist eine Prophezeihung des 1566 verstorbenen Sterndeuters (Astrologen) Nostradamus. (Wunderlich, 39.) In unserem Jahrhundert fällt Ostern nur ein einziges mal auf den 25. April, nämlich 1886.
Lat.: Si Marcus pascabit, si Antonius pentecostabit, si Joannes in corpore stabit, totus mundus »Vae!« clamabit.
*42. Ostern am Sonntag haben.
D.h. seinen Willen erfüllt sehen.
It.: Aver Pasqua la domenica. (Giani, 1811.)
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