1. Bäter armsälig förn as grôtherrsch gahn. (Süderdithmarschen.)
2. Bäurisch gefahren ist besser als herrisch gelaufen.
Dän.: Bedre er at kiøre end at trave. (Prov. dan., 56.)
3. Demüthig gefahren ist besser als hochmüthig gegangen. – Grimm, I, 1729; plattdeutsch bei Petri, II, 218; für Waldeck: Firmenich, I, 325, 18; Curtze, 338, 303; für Rheinland: Firmenich, I, 285, 9; für Strasburg: Firmenich, II, 527; für Elsass: Stöber, 67.
Nur in gewissem Umfange wahr. Wer auf seinen eigenen Füssen fortkommt, thut stets besser, wenn er sich ihrer statt fremder Kräfte bedient.
4. Der fährt sanft, den Gottes Gnade trägt. – Sailer, 382.
5. Der kan fahren, der es hat erfahren. – Lehmann, 883, 37.
6. Es fahren viele auf der Oder, aber es sehen nicht alle das Meer.
In Nishnij-Nowgorod sagt man: Hundert fahren ihr Leben lang auf der Wolga, einer fährt auch wol ins Kaspische Meer. (Altmann V.)
7. Es fahren vil Leuth für grosser andacht zum Teuffel. – Henisch, 976.
»Die Gottlosen haben auch Andacht.«
8. Es fehret je einer dem andern nach zum Grabe. – Henisch, 1041; Petri, II, 244.
[916] 9. Es fehret keiner für den andern gen Himmel. – Henisch, 1041; Petri, II, 244.
10. Es fehrt mancher redlicher Mann zum Teuffel. – Petri, II, 244.
11. Fahr hin gen Anticyras vnd las dir den Narrn beschneiden. – Eyering, II, 611.
»Wann einer jmmer narrirt, auch allzeit schwermbt vnd dollisirt, weist man jn gen Anticyras, das er sich da purgieren lass, den Narrn mit Niesswurtz lass ausstreiben.«
12. Fahr nicht auss deiner Haut, wenn du fährst. – Petri, II, 309.
13. Heisst das fahren! sagte der trunkene Bauer, da der Wagen ruhig im Hofe stand.
Holl.: Dat gaat wel, zei dronken Joor tegen voerman Job, en de wagen holde. (Harrebomée, II, 395.)
14. Ich fahre, sagte die Gans, als der Fuchs mit ihr zu Holz fuhr. – Hoefer, 381.
Dän.: Jeg ager, sagde gaasen, der ræven løb ad skoven med hende. (Prov. dan., 18.)
15. Lass fahren, was nicht bleiben will, es seyn der Mutterkinder viel. – Gruter, III, 62; Lehmann, II, 376, 9.
16. Lass fahren, wer fährt, wol dem, der recht zukehrt. – Henisch, 976.
17. Lass fahren, wer nicht hören will, lass fahren, was nicht bleiben will. – Henisch, 976; Simrock, 2244.
18. Liaber batt'lmannisch g'fôhr'n, as êd'lmannisch ganga. (Franken.) – Frommann, VI, 165, 43; Schleicher, 81.
19. Man kann nicht anders fahren, als gespannt ist.
Lat.: Ibant, quae poterant, quae non poterant, ibi stabant. (Binder II, 1353; Lehmann, 77.)
20. Man muss nicht eher fahren, bis man auf dem Bocke sitzt.
Gilt vom Haus-, wie vom Amts- und Staatsleben.
21. Mit gemach fahren kan man vilen sachen helffen vnd rathen. – Henisch, 1482.
22. Wer das Fahren nicht versteht, muss sich nicht zum Kutscher machen. – Scheidemünze, I, 4214.
23. Wer fahren kan, der fahr. – Henisch, 976; Petri, II, 707.
Lat.: Remum ducat, qui didicit. (Gaal, 407.)
24. Wer gemach fehret, der kompt auch noch zu Marckt. – Henisch, 1482.
25. Wer gern fährt, schreckt sich nicht am Fuhrmann. – Simrock, 2905; Körte, 1686.
26. Wer gut fahren will, muss gut schmieren.
Lat.: Qui lucerna egent, infundant oleum. (Altdorf, 168; Binder II, 2779.)
27. Wer gut fährt, bekommt gut Trinkgeld.
28. Wer nicht fahren kann, muss mit eigenen Füssen traben.
Lat.: Si rota defuerit, tu pede carpe viam. (Ovid.) (Binder I, 1659; II, 3132; Philippi, II, 191; Seybold, 569.)
29. Wer rasch fahren will, findet überall einen Schlagbaum. – Scheidemünze, I, 3419.
Für den, der Eile hat, fehlt es nicht an Hindernissen, die sich ihm entgegenstellen.
30. Wer vil fehrt, der muss vil Reder haben. – Henisch, 1041; Petri, II, 772; Sailer, 155.
31. Willst du fahren, so fahr' mit der Hand über den Arsch. (Ostpreuss.)
Scherzhaft zu dem, der den Wunsch äussert, einmal zu fahren.
32. Willst du fahren, so werd' ich vor dir gehen.
Dän.: Vil du endelig op at age, da skal jeg kiøre for dig. (Prov. dan., 18.)
33. Zu geschwind fahren bricht das Rad.
*34. Das fährt wie Wutschgedreck. (Schles.) – Weinhold, Dialektforschung, 115.
*35. Du föerst met op Hî-erbliws-Körken. ( Büren.)
*36. Einem Fahren und Schalten aufkünden. – Kirchhofer, 174.
*37. Er fährt auf eigenem (auch: bekanntem oder fremdem) Wasser.
*38. Er fährt früh und fährt spät.
Die schon früh mit Zubereitungen beginnen und erst spät fertig werden.
[917] *39. Er fährt gegen den Strom hinauf.
Setzt allen Hindernissen zum Trotz sein Vorhaben durch.
*40. Er fährt gerade durch die See.
*41. Er fährt im fremden Fahrwasser.
Wenn ein Schiff von einem andern übersegelt wird und meist nur durch dessen Strömung weiter kommt. Also um Abhängigkeit auszudrücken.
*42. Er fährt mit einer bösen Eselin. (Altgr.)
Von denen, welchen nichts glücklich geht, denn die vom Glück Begünstigten setzen sich lieber auf schöne und kostbare Pferde.
*43. Er fährt mit, wie der grosse Mast.
Von denen, die bewusst- und gedankenlos etwas mitmachen.
*44. Er fährt nicht mit auf demselben Schiffe.
*45. Er fährt, wo der grosse Mast fährt.
Sein Wille geht vollständig in dem seiner Aufseher, Vorgesetzten auf.
*46. Er fährt wüst mit ihm zu Acker. (Nürtingen.)
Er geht oder springt wüst mit ihm um.
*47. Er hat sich fest gefahren.
*48. Fahre wohl damit. – Agricola I, 570.
*49. Lass fahren dahin. – Eiselein, 158.
*50. Hei fohrt, als wenn de Diewel Höltke1 schöddelt. – Frischbier, 965.
1) Hölzchen = wilde, unveredelte Aepfel, Holzäpfel.
*51. Hei fohrt, als wenn e Pêrd e Groschen kost't. – Frischbier, 964.
*52. Hei föüert met der Hessenspoer. (Büren.)
Wankt betrunken. (S. ⇒ Ansehen 29.)
*53. Mit ihm ist nicht gut fahren (auszukommen).
*54. Sie fahren in Eine Börse.
55. Bäter schlicht fährt (gefahren) es god goahn. – Firmenich, III, 73, 89.
56. Ein othmödig fahren ys bether, als ein hochmödig gahn. – Peter, II, 218.
57. Gefahren ist auch, wenn me mit dem Arsch übers Bett runter fehrt. (Rott-Thal.)
58. Langsam gefahren, sicher gefahren.
»Zu viel Eifer ist vom Uebel, murmelte der Mönch; langsam gefahren, sicher gefahren.« (Scheffel, Ekkehard, II, 112.)
59. Wo viel g'fohren wird, wächst nichts. (Oberösterr.)
Mit obscöner Nebenbedeutung.
*60. Er fährt aus der Haut.
*61. Er fährt gut damit.
*62. Er füert mät Siesen1. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 32, 25.
1) Sechsen. Von einem, der sehr reich ist oder grossen Aufwand macht.
*63. Er kann (zur See) fahren bleiben, so lange er die Wetterfahne sieht.
*64. Er fuhr unter sie wie Gottes Wort unter die Studenten. – Schles. Provinzialblätter, 1866, S. 428.
*65. Fåhr m-a, oder spår m-a, euer Gnaden.
Sagen die wiener Fiaker, wenn sie einen Mann einherkommen sehen, aus dessen Aeusserm sie entnehmen zu können meinen, dass ihm die Mittel fehlen, einen Wagen zu miethen.
*66. Wenn er eine andere fahren will, so soll er gefahren werden.
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