[581] Krankenpflege (hierzu Tafel »Krankenpflege I u. II«), die Gesamtheit der den Kranken in öffentlichen Anstalten, wie Krankenhäusern etc. (öffentliche K.), oder in der eignen Wohnung (Privatkrankenpflege) zu gewährenden Hilfsleistungen. Die öffentliche K. hat für zweckmäßige Anlage und Einrichtung von Krankenhäusern, Irren- und Entbindungsanstalten, Siechen- und Rekonvaleszentenhäusern etc. zu sorgen, bei Epidemien besondere Seuchenlazarette zu errichten, die richtige Verteilung von Ärzten, besonders bei Epidemien, und die Beschaffung eines geschulten Wärterpersonals ins Auge zu fassen. Ein besonderer Zweig der öffentlichen K. ist die Kriegskrankenpflege (s. Kriegssanitätswesen) mit der sich ihr anschließenden freiwilligen K. Während früher öffentliche Krankenhäuser nur bei Armut, mangelnder häuslicher Pflege etc. aufgesucht wurden, ist jetzt, wenigstens für chirurgische Krankheiten und einzelne spezialistische Kurmethoden, Anstaltsbehandlung Regel geworden. Den großen Vorteilen der letztern (günstige hygienische Einrichtung, stete Anwesenheit eines geschulten Heilpersonals, Möglichkeit der Anwendung von nur in Anstalten durchführbaren Kurmethoden) stehen schwerwiegende Nachteile (Trennung der Kranken von Familie und gewohnter Umgebung, unvermeidliche Unruhe einer großen Anstalt, deprimierende Eindrücke durch Operation oder Tod andrer Kranker, verhältnismäßig sehr hohe Kosten des Aufenthalts in den viele jener Übelstände vermeidenden Privatheilanstalten) gegenüber, und der häuslichen K. wird daher auch in Zukunft noch ein großer Wirkungskreis offen bleiben.
Das Krankenzimmer muß eine ruhige, helle, trockne und lustige Lage haben, es soll dem Sonnenlicht möglichst ausgiebig Zutritt gewähren. Im Winter muß es gut zu heizen sein. Für einen Kranken soll das Krankenzimmer 4060 cbm Luftraum enthalten; der preußische Ministerialerlaß vom 17. Okt. 1900 fordert mindestens 30 cbm Luftraum für den Kopf bei 7,5 qm Bodenfläche (in Einzelzimmern sogar 40 cbm und 10 qm). Handelt es sich um eine schnelle und gründliche Lufterneuerung, so bedeckt man den Kranken völlig (auch den Kopf) mit warmen Decken und ventiliert ausgiebig durch Öffnen gegenüber liegender Fenster und Türen. Die Absonderungen und Ausleerungen des Kranken sind stets schnell zu beseitigen, und das Nachtgeschirr ist auf das gründlichste mit heißem Wasser zu reinigen. Nach der Benutzung desselben ist zu lüften, aber nicht etwa zu räuchern. Im Krankenzimmer sind Vorhänge, Teppiche, Polstermöbel zu entfernen; Möbel und Fußboden sollten wo irgend möglich mit Ölfarbe gestrichen sein, weil der Ölanstrich das Waschen mit desinfizierenden Flüssigkeiten verträgt. Es wird täglich mit reinem Wasser und einem reinen Lappen oder Schwamm aufgewaschen, aber niemals gekehrt. Praktisch sind die staubbindenden Fußbodenanstriche. In Zimmern für Kranke mit chronischem, konstitutionellem Leiden, in denen die Kranken einen großen Teil ihres Lebens zubringen, wird man allerdings einen gewissen behaglichen Komfort nicht entbehren wollen.
Das Bett des Kranken besteht am besten aus eisernem Gestell mit Boden aus Spiralfedern, Roßhaarmatratze, leinenem Bettuch und einer, auch zwei wollenen (im Sommer baumwollenen) Decken in leinenem Bezug. Schlummerrolle, Luftkissen und ein festes Roßhaarkissen am Fußende des Bettes dienen zur Bequemlichkeit des Kranken. Statt des Keilkissens am Kopfende des Bettes empfiehlt sich eine gepolsterte und mit Seitenlehnen versehene, nach Belieben in jeden Winkel stellbare Kopflehne (Tafel I, Fig. 1). Um dem Kranken selbst eine bequeme Verstellung der Rückenlehne zu ermöglichen, ist bei der in Fig. 4 abgebildeten Vorrichtung eine mit Handgriff versehene endlose Schraube angebracht, die vom Kranken leicht bedient werden kann und ganz allmähliches und sicheres Heben und Senken der Rückenfläche bewirkt. Vorteilhaft besteht die Matratze aus drei Stücken, damit man das Mittelstück, das durch das Körpergewicht zusammengedrückt wird, mit einem der beiden andern Stücke vertauschen kann. Wenn nötig, sind große Unterlagen von Kautschuktuch anzuwenden, um jede Verunreinigung der Matratze zu vermeiden. Die Bezüge müssen häufig gewechselt werden, aber nur, nachdem man die frische Wäsche am Ofen gründlich getrocknet und erwärmt hat. Zum Wechseln des Lakens rollt man es von beiden Seiten bis an den Körper des Kranken auf, legt das frische, in gleicher Weise[581] zusammengerollte Laken daneben, vertauscht es nun mit dem benutzten und rollt es auseinander. Zweckmäßig bringt man am Bett eine galgenartige Vorrichtung mit herabhängenden Lederriemen an, um dem Kranken das Aufrichten zu erleichtern. Meist genügt ein am Fußende der Bettstelle befestigter, bis in die Mitte des Körpers reichender Gurt mit Handgriff (Krankenaufrichter). Das Fußkissen verhindert das sehr lästige Herabrutschen im Bett. Auch hat man Betten konstruiert, deren Unterbau eine leicht veränderliche Gesamtneigung des ganzes Bettes ermöglicht, so daß der Kranke ohne eignes Zutun in mehr oder weniger aufrechte Körperlage gebracht werden kann, was bei schweratmigen Patienten oft von großem Vorteil ist (Fig. 2). Auch kann die Matratze für sich auf einer drehscheibenähnlichen Anordnung so beweglich sein, daß sie quer zur Längsachse des Bettes herausgedreht und in dieser Lage durch Ausstellung ihres Kopfendes und Herabklappen ihres Fußendes in Sesselform gebracht werden kann. Bei benommenen, hoch fiebernden Kranken muß auf häufigen Wechsel der Körperlage gesehen werden, damit nicht Störungen im Lungenblutkreislauf eintreten. Langdauernde Bettruhe, besonders nach Operationen, kann zu Blutstockungen und gefährlichen Gerinnselbildungen in den Venen der Beine Anlaß geben, man muß daher in solchen Fällen das Fußende des Bettes durch untergelegte Klötze oder ähnliches hochstellen und den Rückfluß des Blutes erleichtern. Die Hauptaufmerksamkeit ist auf Verhütung des Durchliegens (Decubitus) zu richten. Harn und Kot reizen die Haut sehr stark, und nach jeder Entleerung ist der Körper sorgfältig zu reinigen. Zum Auffangen des Harns benutzt man verschiedene Urinale, am besten aus Glas (sogen. Enten). Fig. 15 u. 16 der Tafel II zeigen solche Glasenten für männliche und für weibliche Kranke. Für die Kotentleerung dienen am besten Stechbecken aus Porzellan, weniger zweckmäßig aus Kautschuk mit luftgefülltem Ring, da dieses Material teuer, nicht haltbar und schwer zu reinigen ist (Fig. 14). Bei schwer beweglichen Kranken, namentlich bei solchen, die Harn und Kot unter sich gehen lassen, ist Reinhaltung und Verhütung des Durchliegens auf diese Weise nicht möglich. Hier und in den Fällen, wo infolge Durchliegens entstandene Wunden häufig verbunden werden müssen, sind größere Krankenhebeapparate notwendig, die ohne großen Kraftaufwand und ohne Unbequemlichkeit für den Kranken letztern emporzuheben gestatten. Fig. 3 der Tafel I zeigt einen solchen Apparat, bei dem durch Drehen einer Kurbel ein Rahmen gehoben wird, auf dessen einzeln abnehmbaren Quergurten der Kranke ruht. Hierdurch wird die Rückenseite in ganzer Ausdehnung bequem zugänglich. Lochmatratzen, unter deren Öffnung sich ein zur Aufnahme von Harn und Kot bestimmtes Gefäß befindet, sind nur mit Vorsicht zu benutzen, da die Haut am Rande des Loches leicht einem besonders starken Druck ausgesetzt und auch vor Verunreinigung nicht ganz geschützt ist. Bei sehr unreinlichen Kranken kommen Trockenbetten zur Anwendung, bei denen die Unterlage durch ein weiches Material von großer Aufsaugefähigkeit gebildet wird. Fig. 6 der Tafel I zeigt ein solches kastenförmiges Bettgestell aus Holz, das mit weichem, häufig zu erneuerndem Moos gefüllt ist. Ein ausgezeichnetes Mittel zur Behandlung schwerer Fälle von Aufliegen und zur Schmerzlinderung bei verschiedenartigen großen Wunden, namentlich bei Hautverbrennungen, ist das permanente Bad, bei dem der Kranke dauernd in der gefüllten Badewanne auf einem Laken ruht, das an den Rändern der Wanne befestigt und schwach angespannt ist. Vermöge des Auftriebs durch das Wasser ruht der Kranke gleichsam gewichtslos auf der schmiegsamen Unterlage. Gleichmäßiger Bestand der körperwarmen Wassertemperatur wird durch Zugießen warmen Wassers oder Unterstellen eines Spiritusbrenners erzielt. Die letztgenannten Vorrichtungen werden wohl nur in Krankenanstalten zur Anwendung gelangen, dagegen sind auch in der häuslichen K. sehr brauchbar die Wasserkissen, verschieden große, aus Gummi gefertigte, durch einen Schlauchansatz mit warmem Wasser zu füllende Kissen, auf denen der Kranke unter Vermeidung umschriebenen Druckes ruht (Tafel I, Fig. 7); weniger nützlich sind kleine, mit Luft gefüllte Gummikissen. Zur Aufnahme des Auswurfes benutzt man vorteilhaft besondere zweckmäßig konstruierte Speigefäße (Tafel II, Fig. 13). Auch das Haar bedarf beständiger Pflege.
Die Körperwäsche muß wie die Bettwäsche häufig gewechselt werden, doch ist die frische Wäsche stets vorher gut zu trocknen und zu erwärmen. Man zieht das Hemd unter dem Kranken in die Höhe, faßt es zusammen und streicht es über die erhobenen Arme ab; in ähnlicher Weise wird das frische Hemd angezogen. Benutzte Wäsche wird stets sofort aus dem Krankenzimmer entfernt, bei ansteckenden Krankheiten aber noch im Krankenzimmer in Schmierseifenlösung getaucht, um mit dieser in der Waschküche eine halbe Stunde gekocht zu werden, worauf sie wie gewöhnlich gewaschen wird. Zur K. gehört auch die sorgfältige Beobachtung des Kranken und einzelner Organe desselben sowie des Auswurfs, des Harns und der Exkremente, die Messung des Pulses und der Körpertemperatur, welch letztere in gedruckte Formulare eingetragen wird, um die Fieberkurve (s. d.) zu erhalten, endlich die Ausführung der ärztlichen, speziell therapeutischen Anordnungen, die Darreichung von Arzneien, Bädern etc. Über Beköstigung des Kranken s. Diätetik. Hinsichtlich der Speisendarreichung ist zu beachten, daß der Kranke durch die Nahrungsaufnahme nicht angestrengt werden darf. Bei schwerkranken Patienten wird die meistens flüssige Nahrung in Schnabeltassen (Tafel II, Fig. 6) gereicht, bei deren Gebrauch Aufrichten nicht erforderlich und Verschütten des Inhalts vermeidbar ist. Ähnliche Dienste leistet ein gläsernes Saugröhrchen (Fig. 7). Bei benommenen Kranken darf die Flüssigkeit nur löffelweise zugeführt werden wegen der Gefahr des Fehlschluckens Geeignete Temperierung der Speisen, allenfalls unter Zuhilfenahme besonderer Wärmevorrichtungen, ferner sorgfältige Mundpflege (Reinigung) sind selbstverständliche, aber wichtige Forderungen der K. Eine Wärmevorrichtung für Speisen und Getränke, die namentlich bei langsam essenden Kranken und für gewisse Getränke (Tee) nützlich ist, zeigt Tafel II, Fig. 5. Auch Speisegefäße aus Metall mit doppelten Wandungen und Warmwasserfüllung sind gebräuchlich. Sehr angenehm ist für bettlägerige Kranke die Benutzung eines Eßbrettes zur Ausstellung der Speisen. Besser als gewöhnliche, auf die Kissen gelegte Eßbretter eignen sich hierzu kleine Tischchen, wie in Tafel II, Fig. 9 u. 10. Das Gerät wird quer über den Kranken aufgestellt und ruht mit seinen Füßen auf dem Bettboden auf. Die obere Platte ist verstellbar und läßt sich in geneigter Stellung als Lese- oder Schreibpult benutzen. Einen zweckmäßigen Krankenbettisch zeigt auch Fig. 9. Die nach der Höhe verstellbare Tischplatte ruht auf einem festen metallenen Fuß, dessen Form eine ziemlich bedeutende Belastung[582] der Tischplatte erlaubt, ohne daß das Gleichgewicht verloren geht. Ein Nachteil des Tisches ist der, daß er nicht durch den Kranken selbst, sondern nur von einer zweiten Person verstellt werden kann. Bei chronisch Kranken ist der ausreichende Genuß frischer Luft und die geistige Anregung durch Aufenthalt im Freien ein unbedingtes Erfordernis für das leibliche und geistige Wohlbefinden. Geschwächten Kranken, namentlich aber solchen, die durch Lähmungen und andre Erkrankungen der Beine gehunfähig sind, ist daher ein Krankenfahrstuhl unentbehrlich. Fig. 11 der Tafel II zeigt einen solchen mit verstellbarem Fuß- und Rückenteil; durch Ausstattung mit pneumatischen Reisen und guten Federn ist möglichster Ausgleich aller Erschütterungen beim Fahren auf unebenem Boden erzielt. Während dieser Fahrstuhl von einer zweiten Person geschoben werden muß, ist der in Fig. 12 abgebildete zum Selbstfahren eingerichtet und besonders für sonst kräftige, nicht gehfähige Personen geeignet. Durch ruderartige Hin- und Herbewegung zweier Hebelarme werden die Hinterräder in Bewegung gesetzt und der Fahrstuhl fortbewegt; ein in den Hebelarmen verlaufender Mechanismus bewirkt eine leichte und sichere Steuerung.
Eine sehr häufige Aufgabe der K. ist es, auf die Körperoberfläche hohe oder niedere Temperaturen anzuwenden. Abgesehen von den der Wasserkur zugehörigen Prozeduren sind hier die warmen und kalten Umschläge zu erwähnen. Zu warmen Umschlägen benutzt man häufig einen aus heißem Wasser und Leinsamenmehl gemischten, in Tücher eingeschlagenen Brei. Zur Erwärmung und Warmhaltung solcher Umschläge dient zweckmäßig der auf Tafel II, Fig. 3, abgebildete doppelwandige Blechkasten, in dessen Innenraum der Umschlag kommt, während zwischen den Wänden sich Wasser befindet, das durch eine untergestellte Spirituslampe erwärmt wird. Kompendiöser sind die Thermophore, Gummibeutel, die mit essigsaurem Natron gefüllt sind. Werden diese in Wasser gekocht, so schmilzt die Füllung, um unter sehr lange anhaltender gleichmäßiger Wärmeabgabe wieder zu erstarren. Auch flache Metall- oder Gummiflaschen, die mit heißem Wasser gefüllt sind, dienen als lange brauchbare warme Umschläge (Fig. 4). Kälte wird mittels Eisblasen angewendet. Als solche dienen flache Gummibeutel mit wasserdichtem Schraubenverschluß, in die kleingehacktes Eis gefüllt wird. Da, wo das Gewicht des Eisbeutels als unangenehmer Druck empfunden wird, wie namentlich bei der Kühlung entzündeter Teile, hängt man ihn zweckmäßig an einem galgen- oder reifenartigen Gestell (Eisbeutelträger, Tafel I, Fig. 8) auf, so daß er die zu kühlende Stelle nur berührt. Eine sehr zweckmäßige Einrichtung zur Anwendung von Wärme und Kälte stellen verschieden geformte Anordnungen spiralig nebeneinander gelegter Gummischläuche (Tafel II, Fig. 8) dar, die auf den Körper des Kranken aufgelegt werden, und durch die vermittelst eines Zu- und Abflußschlauches aus einem hochgestellten Eimer verschieden temperiertes Wasser fließt. Sie ermöglichen rasche und exakte Regelung der Temperatur. Neuerdings fertigt man sie aus biegsamen Aluminiumröhren. Will man auf große Teile der Körperoberfläche höhere Temperaturen anwenden (um Schweißausbruch herbeizuführen), so eignet sich dazu, auch bei Schwerkranken, das Quinckesche Schwitzbett, bei dem ein durch eine Spirituslampe geheizter Blechschornstein heiße Luft am Fußende des Bettes zuführt. Von einem schmalen Holzkasten mit regulierbarer Öffnung verbreitet sich die heiße Luft in einem Raum, der durch zwei der Länge nach über das Bett gelegte Holzstangen und die darüber gelegten Decken hergestellt wird (Tafel I, Fig. 5). Für nicht bettlägerige Kranke kann ein Dampfschwitzbad leicht nach Tafel II, Fig. 1 u. 2, improvisiert werden. Über einem Stuhl, auf dem der Patient sitzt, wird ein Gestell aus Holzstangen errichtet, und über letzteres werden Decken so gebreitet, daß der Kopf des Kranken außerhalb des abgeschlossenen Raumes sich befindet. In diesen Raum wird nun aus einem Kochgefäß Wasserdampf mittels eines Rohres oder eines Schlauches unter den Stuhl geleitet.
Aus dem Altertum ist wenig über eine öffentliche K. bekannt, nur bei den Indern beschäftigte sich die Kaste der Sudras mit der Pflege der Kranken. Erst durch das Christentum ist mit der Erbauung von Krankenhäusern (s. d.) die K. in ein andres Stadium getreten. Im Mittelalter waren zur Pflege der Kranken teils schon vor, teils während der Kreuzzüge mehrere Krankenpflegerorden, wie die Antonsbrüder, Lazaristen, Schwarzen Schwestern, Hospitalbrüder oder Johanniter, Barmherzigen Schwestern und Brüder, Benediktiner u. a., tätig, von denen sich ein großer Teil bis in die Gegenwart erhalten hat. Seit dem Anfang des 16. Jahrh. wurden die ursprünglich für Aussätzige bestimmten Krankenanstalten zur Aufnahme von Alten und Gebrechlichen benutzt, und es fiel die Sorge für die Kranken wesentlich dem Staat zur Last. Speziell der Katholizismus hat durch seine geistlichen Orden sowohl viele Krankenanstalten gegründet, als auch Vorzügliches in der K. geleistet. Noch heute sind die zahlreichen katholischen Orden und Kongregationen in allen rein katholischen Ländern mit der Kranken- und Armenpflege, meistens auch mit der Erziehung der Kinder betraut und üben dadurch einen mächtigen Einfluß auf das Volk. Vgl. den folgenden Artikel »Krankenpfleger und Krankenpflegerinnen«. Das Krankenpflegerpersonal im Deutschen Reich umfaßt 29,133 Ärzte, 24,000 Barmherzige Schwestern, 12,700 Diakonissen, 1956 Schwestern vom Roten Kreuz, 1731 Diakonen und 1292 Barmherzige Brüder. In Österreich sind die Österreichische Gesellschaft vom Roten Kreuz und der »Verein vom Roten Kreuz in den Ländern der heiligen Krone Ungarns« von Bedeutung.
Vgl. Häser, Geschichte der Medizin (3. Aufl., Jena 187582, 3 Bde.) und Geschichte der christlichen K. (Berl. 1857); Billroth, Die K. im Hause und im Hospital (6. Aufl., Wien 1899); Rupprecht, Die K. im Frieden und im Kriege (5. Aufl., Leipz. 1905); Guttmann, Krankendienst (das. 1893); Mendelsohn, K. für Mediziner (Jena 1899); Granier, Lehrbuch für Heilgehilfen und Massöre, in amtlichem Auftrage verfaßt (3. Aufl., Berl. 1903); Gurlt, Krankenpflege, in Eulenburgs »Realenzyklopädie«, 2. Aufl., Bd. 12 (Wien 1897); Brunner, Grundriß der K. (2. Aufl., Zürich 1904); Witthauer, Leitfaden der K. (2. Aufl., Halle 1902); L. Pfeiffer, Taschenbuch der K. (3. Aufl., Weim. 1900); Rumpf, Leitfaden der K. (Leipz. 1900); Bosse, Leitfaden für den Unterricht in der Kranken- und Wochenpflege (das. 1901); Leo, Häusliche K. (Dresd. 1901); Fessler, Taschenbuch der K. (Münch. 1902); Liebe, Jacobsohn und G. Meyer, Handbuch der Krankenversorgung und K. (Berl. 18981903, 2 Bde.); »Zeitschrift für K.« (das., seit 1888); »Deutsche Krankenpflege-Zeitung« (das., seit 1898); Weiteres in folg. Artikel.
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