1. Auch das längste Lied hat ein Ende.
Böhm.: I ta nejdelší písnička má svůj konec. (Čelakovsky, 317.)
2. Aus einem schönen Liede soll man keinen Vers weglassen.
Böhm.: Z písnĕ ani slova nevynech. (Čelakovsky, 292.)
3. Das alte Lied, das alte Leid.
4. Das alte Lied, das beste Lied.
Holl.: De oude liedjes zijn nog de beste. (Harrebomée, II, 22.)
5. Das beste Lied macht durch die Länge müd'. – Mayer, II, 47; Braun, I, 2343.
Die Schweden behaupten das Gegentheil: Wackra wisor äro aldrig för långa. (Wensell, 79.) – Wackra wisor äro altid korta. (Rhodin, 120.)
6. Das erste Lied singt sich nicht leicht.
Böhm.: První pésničky pĕní nebývá bez zapýření. (Čelakovsky, 316.)
7. Des lied ich sing, des brot ich ess. – Franck, II, 51a; Gruter, I, 19.
8. Ein gut Lied singt man wol dreimal. – Henisch, 747, 56; Bücking, 234; Pistor., VI, 71; Simrock, 6510; Braun, I, 2345.
Böhm.: Neškodí pĕknou písničku po druhé zazpívati. (Čelakovsky, 76.)
Dän.: Een god bøn bedes, en god viise qvædes ikke for tit. – Godt giøres ikke for tit. (Prov. dan., 246.)
Holl.: Een goed liedje moet men dikwijls zingen. (Harrebomée, II, 22b.)
Lat.: Bis ac ter, quod pulchrum est. (Philippi, I, 60; Seybold, 53.) – Bona cantilena saepius canenda. – Nulla satietas rerum honestarum.
Schwed.: Wacker wisa qwädes aldrig för ofta. (Wensell, 79; Grubb, 843; Rhodin, 120.)
9. Ein gut Lied soll man nicht aussingen. – Simrock, 6512.
10. Ein kurtzes Lied ist bald gesungen. – Petri, II, 211; Gaal, 831; Simrock, 6509; Braun, I, 2344.
Ein kort lêt is bolde gesungen. (Dignum carmen rapide vox finit amoena). (Tunn., 473.)
[181] Holl.: Een cort liet is haest ghesonghen. (Prov. comm.; Harrebomée, II, 22.)
Lat.: Est cito cantatus cantus brevis apocopatus. (Fallersleben, 346.)
11. Ein Lied aus dem Herzen lässt sich schwer in Noten setzen.
12. Ein new Lied singt man ein Jahr. – Petri, II, 217.
13. Ein versungen (verklungen) Lied hört man nicht gern. – Petri, II, 232.
14. Es ist ein übel Lied, das die Küche leer lässt.
Engl.: It's an ill air where nothing is to be gained. (Bohn II, 1.)
15. Es ist kein Lied so lang, es hat sein Ende.
Böhm.: Žadná píseň tak dlouhá není, aby jí nebylo konce. (Čelakovsky, 317.)
16. Es ist kein Lied so schön, Ein Vers gefällt am besten.
Frz.: En une chanson n'y a qu'un bon mot. (Leroux, II, 91.)
17. Es ist keyn so gut lied, man würt sein müd. – Franck, I, 82a; Petri, II, 270; Gruter, I, 34; Latendorf II, 9; Eiselein, 429; Simrock, 6511; Braun, I, 2347.
Frz.: Beau chanter souvent ennuie. (Masson, 234.)
18. Jeder singt sein (eigen) Lied.
Böhm.: Každy svou (nĕjakou) píseň hude. (Čelakovsky, 186.)
19. Man hat offt das Lied zu niedrig angefangen. – Lehmann, 17, 11.
»Were besser vmb ein tonum oder mehr höher gewest. Man muss nicht zu hoch vnd nicht zu nieder anfangen.«
20. Man kann ein gut Lied nicht zu dick (oft) singen. – Henisch, 689, 40.
Holl.: Men kan een goed liedje niet te veel zingen. (Harrebomée, II, 22.)
21. Man muss das Lied auff ein newes anfangen. – Lehmann, 19, 40.
22. Mau mut nich alle Lêder utsingen. – Bueren, 831; Eichwald, 1163; Hauskalender, I.
23. Mit Liedern zahlt man keine Zeche. – Schlechta, 430.
24. Neue Lieder singt man gern. – Simrock, 6514; Braun, I, 2346; Reinsberg III, 119.
25. Politisch Lied, hässlich Lied.
Jedes Lied kann hässlich sein, wenn es durch Inhalt oder Form misfällt; der politische Charakter allein macht es weder hässlich noch schön, was von den religiösen wie von jedem andern Liede ebenso gilt.
26. Schöne Lieder kehren selten wieder. – Sprichwörtergarten, 460.
Freuden dauern wie das Manna selten über Nacht. Es gilt, den Augenblick zu ergreifen, die Minute zu geniessen.
27. Wenn das Lied aus ist, so singt man: Gloria patri et filio. – Eiselein, 429.
28. Wenn das Lied ist ausgesungen, weiss man wie es hat geklungen.
Lat.: In fine videbitur, cujus toni. (Seybold, 239.)
29. Wer das Lied angefangen hat, der kann's aus(weiter) singen.
Holl.: Gij hebt hed lied begonnen, zing het uit. (Harrebomée, II, 22.)
30. Wer das Lied nicht weiter kann, der fang' es wieder von vorne an.
Sprichwort geworden aus dem bekannten Liede: »Das neue Lied, das neue Lied von dem versoffnen Fahnenschmied; und wer das Lied nicht weiter kann, der fang' es wieder von vorne an.«
31. Wer das Lied zu hoch anfängt, der muss die Gurgel enge machen. – Winckler, XII, 50.
32. Wer's lied zu hoch anhebt im Reihn, der kanns zuletzt nicht mehr erschrein. – Eyering, II, 37.
Der kommt nicht aus.
Ung.: Annyira ne vágy, a menyire nem lehet. (Gaal, 474.)
*33. Da singt fart (immer) es alde Lîd. (Ungar. Bergland.) – Schröer.
*34. Das breslauer Lied singen. (Schles.)
Man sang früher in Deutschland ein scherzhaftes Lied, das man an dem einen Orte das breslauer, an einem andern das bremer nannte. Fülleborn (Bresl. Erzähler, 1800, 297) führt folgende Strophen an:
Von Breslau will ich singen, ist gar ein' schöne Stadt,
Wer Beine hat, kann springen, wer Geld hat, isst sich satt.
Wer drin erkrankt mit Schaden, dem ist nicht wohl zu Haus,
Und wen sie drin begraben, der kommt nicht mehr heraus.
[182] *35. Das gehört nicht zum Liede. – Eiselein, 429.
Lat.: Extra cantionem. (Binder II, 1046; Eiselein, 429.) – Nihil ad fides. – Nihil ad versum.
*36. Das ist das Lied vom ende. – Mathesy, 228b; Herberger, I, 440; Schuppius, Tract.
*37. Das ist ein ander Lied.
Einmal etwas Neues; das klingt, lautet anders.
*38. Das Lied hat eines Esels Final.
*39. Dies Lied hat ihm nicht gefallen. – Parömiakon, 1567.
*40. Das Lied ist aus (zu Ende).
Lat.: Cantatum satis est. (Binder II, 425; Schreger, 4.)
*41. Das Lied ist meiner stimmen zu hoch. – Luther's Werke, VII, 423a.
*42. Das Lied stimmet vnd klingt zu seiner Geig (Zither). – Lehmann, 788, 17.
*43. Das Lied zu hoch anfangen. – Braun, I, 2349.
*44. Der singt kein schön Lied.
*45. Dessen Lied singen, dessen Brot man isst. – Herberger, I, 738.
*46. Die Lieder kommen alle aus Einer (derselben) Kehle.
Holl.: Al die liedjes komen uit dezelfde zakpijp. (Harrebomée, II, 22.)
*47. Dies Lied muss ein jeder singen. – Parömiakon, 1843.
Darein muss jeder einstimmen; oder auch: jeder muss sterben.
*48. Ein Lied in die Küche singen.
*49. Er hat das Lied zu hoch angefangen. – Eyering, II, 295; Lehmann, 935, 12.
Bei Lehmann a.a.O. heisst es: »Die eines Dinges zu viel thun, von denen wird gesagt: Man hab das Lied zu hoch angefangen, das Ross vbergürtet, das Kind mit dem Bad aussgeschüttet, den Bogen vberspannt, das Beil zu weit geworffen, man will das Hemd zum Rock machen.«
*50. Er kann ein Lied davon singen. – Braun, I, 2348; Frischbier2, 2428.
Er hat Erfahrungen in dieser Sache gemacht.
*51. Er kann nur Ein Lied singen. – Eyering, II, 386.
*52. Er muss sein Lied zu Ende singen, es geht wie's geht.
Holl.: Hij moet zijn lied zingen, het ga, hoe et ga. (Harrebomée, II, 22.)
*53. Er singt ein Lied auf seine eigene Hand.
Holl.: Een liedje zingen op zijne eigene hand. (Harrebomée, II, 22.)
*54. Er singt kein schönes Lied. – Eiselein, 429.
Lat.: Nec bona carmina cantat. (Eiselein, 429.)
*55. Es ist ein Lied, das kein Ende hat.
Indem man das, was schon gesungen, immer wiederholt. Bei Kritzinger steht dafür: Des Benzenauers (?) Lied.
Engl.: To harp still upon the same string. (Masson, 234.) – To sing the same song. (Bohn II, 176.)
Frz.: C'est l'ordinaire, c'est la pièce de boeuf. (Lendroy, 1202.) – C'est toujours la même chanson (refrain). (Lendroy, 308.) – La chanson du ricochet, toujours à recommencer. (Leroux, II, 58; Kritzinger, 121b.)
*56. Es ist ein neues Lied wie der Unkensang im Teiche.
*57. Es ist ein versungen und verklungen Lied. – Eiselein, 429.
*58. Es ist immer das alte Lied.
In Pommern: Dat is dat olle Lêd. (Dähnert, 270b.) Das hat man schon oft gehört.
Holl.: Altijd het oude lied. (Harrebomée, II, 22.)
*59. Ich will ihm ein ander Lied singen lehren.
Holl.: Ik zal hem een ander liedje laten zingen. (Harrebomée, II, 23.)
*60. Immer das alte (dasselbe) Lied singen. – Braun, I, 2350; Sutor, 82.
Bei einerlei bleiben; immer z.B. dieselbe Klage führen. Wenn die Erfahrungen der Aeltern für die Kinder nicht verloren wären und nicht jeder Mensch gleichsam sein eigenes A-b-c von Erfahrungen selbst durchmachen müsste, wäre diese Welt, wie einer klagte, schon bis zum Ekel klug; so aber fängt mit jedem neuen Geschlecht auch das Lied wieder von vorn an; und unter den Sängern finden sich immer nur sehr wenige, welche einige Töne aus der Weise ihrer Aeltern erschnappt haben.
Frz.: Ne savoir qu'une chanson.
Lat.: Cantilenam eandem canere. (Terenz.) (Binder I, 166; II, 426; Faselius, 40; Philippi, I, 72; Seybold, 66.) – Cantilenam repetere. (Binder II, 426.) – Crambe [183] repetita occidit. – Eadem oberrare chorda. (Masson, 234.) – Incudem eandem tundere. (Cicero.) (Binder I, 724; II, 1490; Seybold, 236.)
*61. Immer ein Lied an allen örten singen. – Franck, Zeytbuch, XLIIIa.
*62. Nun muss ich das Lied zu Ende singen.
Holl.: Wij moeten het liedje nu maar geheel uitzingen. (Harrebomée, II, 23.)
63. Ein frohes Lied ist besser als eine schlechte Mahlzeit. – Lausch, 24.
*64. Das Lied wird in diesem Ton nicht aushalten.
»Ich gedachte wol, das Lied würde in solchem Ton aushalten.« (Köhler, 21, 13.)
Adelung-1793: Lied (3), das · Lied (2), das · Lied (1), das
Brockhaus-1837: Lied · Hohes Lied
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Herder-1854: Lied · Hohes Lied
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