1. Das Paradies ist nicht für alte Leute.
Aus einem Scherz hervorgegangen. Eine alte Frau, die darüber erschrak, wurde damit getröstet, dass es im Paradiese deshalb keine Alten gebe, weil dort alle wieder jung würden.
2. Das Paradies ist weit und nit für alle Leut'.
It.: Il paradiso è dei meno, non dei più.
3. Die sehen am meisten nach dem Paradiese, welche der Hölle am nächsten sind.
Die Russen: Auch die reden vom Paradiese, die für die Hölle bestimmt sind. (Altmann VI, 45.)
4. Es ist ein Paradies auf der Erden.
5. Im Paradies allein ist Pein.
It.: Non si vorria esser solo in paradiso. (Bohn I, 114.)
6. Im Paradies ist alles wohlfeil, da kostet der Ochs einen Kreuzer.
Als Entgegnung, dass anderswo etwas wohlfeiler zu haben sei.
Jüd.-deutsch: Im Gan-Eeden koscht e Ochs e Kreuzer. (Tendlau, 758.)
7. Ins Paradies wird niemand getrieben.
Frz.: Vous ne l'emporterez pas en Paradis. (Leroux, I, 26.)
8. Jedes Paradies hat seine Schlange.
9. Paradieses genug, wenn nur die Sünde nicht wär'!
10. Wär's Paradies nicht in Asia, so suchte man's in Padua. – Deutsche Romanzeitung, III, 45, 711.
11. Was im Paradiese eingesetzt ist, das kann niemand ändern.
12. Wer einmal im Paradiese gelebt, der sehnt sich nicht nach der Wüste. – Sprichwörtergarten, 241.
13. Wer im Paradies ist, dem ist das Fegefeuer eine Hölle.
14. Wer im Paradies will bleiben, muss die Eva hinaustreiben.
Holl.: Wil ik in 't paradijs blijven, dan moet ik geene Eva binnen laten. (Harrebomée, II, 172a.)
15. Wer ins Paradies will, muss einen guten Schlüssel haben.
Engl.: He that will enter into Paradise must have a good key. (Bohn II, 16.)
16. Wer ins Paradies will, muss es mit der Wache nicht verderben.
It.: Non si può entrare in paradiso a dispetto de' santi. (Bohn I, 114.)
17. Wer ins Paradies will, muss vom Höllenwege herunter.
Bei den Franzosen kommen nur die guten Zahler hinein: Paradis sera aux bien payants. (Cahier, 1306.)
Mhd.: Du hâst dicke wol vernomen: ze paradîs mac nieman komen, ern müeze der helle ê bekorn. (Reinhart.) (Zingerle, 112.)
18. Zwei Paradiese gehen nicht aufeinander. – Parömiakon, 810.
»Die Arbeit vor dem Lohn, der Streit vor der Victoria, das Leiden vor der Freude, das Getümmel vor dem Himmel, Mühseligkeit vor Seligkeit. Zwei Paradiese gehen nicht aufeinander.« (Judas der Erzschelm, II.)
*19. Das ist ein Paradies im Paradiese.
*20. Das preussische Paradies. – Frischbier2, 2865.
So wurde früher die Halbinsel, welche den Weg von Pillau nach Fischhausen bildet, genannt. C.H. Rappolt (Von dem sogenannten preuss. Paradiese [vgl. Erläutertes Preussen, Königsberg 1724, V, 583]) sagt: »Ist irgendeine angenehme und mit unzähligen Veränderungen ausgeschmückte Gegend in Preussen anzutreffen, so ist es die in einem Haken von zwei Meilen begriffene Halbinsel von Pillau nach Fischhausen. Nicht nur die unvergleichliche Lage dieser Gegend, sondern auch der Ueberfluss aller Sinn und Gemüth ergötzenden Dinge rechtfertigen ihre Benennung, da man sie absonderlich das preussische Paradies heisst.« Dieser Artikel vom preussischen Paradiese ist auch abgedruckt in Wöchentliche Königsbergische Frag- und Anzeigungs-Nachrichten (Jahrg. 1738, Nr. 27); aber die bezeichnete Gegend wird jetzt nicht mehr als Paradies betrachtet.
*21. Ein Paradies, in dem Esel wohnen.
In Aegypten sagt man von einer schönen Frau, die einen hässlichen Mann hat: Es ist ein Paradies, in welchem Schweine weiden. (Burckhardt, 195.)
*22. Einem das Paradies zeigen.
Wenn jemand scheinbar schon am Ziele war, und am Ende sich doch vom Glück getäuscht sieht.
Jüdisch-deutsch: Das haasst mer, Aam das Gan-Eden gewiese. (Tendlau, 624.)
[1181] *23. Einen aus dem Paradiese treiben.
»Der Mensch kann kein ungestörtes Glück ertragen, weshalb der liebe Gott vielleicht auch unsern Stammvater Adam hauptsächlich nur, um ihn nicht vor langer Weile daselbst umkommen zu lassen, aus dem Paradiese jagte.« (Briefe eines Verstorbenen, III.)
*24. Er muss ins Paradies fahren wie die Sau ins Mäuseloch.
Von jemand, der ein gutes Leben hinter sich hat.
*25. Er wird ins Paradies fahren wie die Sense in den Sack.
Wird sehr schwer gehen; er hat kein paradiesisch Leben geführt. » ... Darumb werden sie also par ins Paradiss fahren wie ein Sänss in Sack vnd ein Saw ins Mäussloch.« (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 384.)
26. Das Paradies der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde, in Gesundheit des Leibes und am Herzen des Weibes.
Arabisches Sprichwort, angeführt in Lieder des Mirza-Schaffy von Fr. Bodenstedt (Berlin 1873), S. 171.
*27. Ins Paradies gehen.
Paradies heisst in Deutschland der letzte Rang im Theater, der in Italien Piccionerio, d.i. der Taubenschlag, genannt wird. Die italienische Bezeichnung ist alt und kommt noch aus dem alten Rom. Die Theaterbillets hatten damals eine seltsame Gestalt. Man erhielt dort an der Kasse ein zierliches Stäbchen, das man in der erhobenen Hand trug und dem Aufsichtsbeamten wieder ablieferte. Für die ersten Plätze war der kleine Stab von Elfenbein, für den letzten von Bronze. Diese Bronzestäbchen haben einen zierlichen Knopf, auf dem eine Taube sitzt. Daher führt der letzte Rang des Theaters in Italien noch jetzt den erwähnten Namen.
Buchempfehlung
Simon lernt Lorchen kennen als er um ihre Freundin Christianchen wirbt, deren Mutter - eine heuchlerische Frömmlerin - sie zu einem weltfremden Einfaltspinsel erzogen hat. Simon schwankt zwischen den Freundinnen bis schließlich alles doch ganz anders kommt.
52 Seiten, 3.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Michael Holzinger hat sechs eindrucksvolle Erzählungen von wütenden, jungen Männern des 18. Jahrhunderts ausgewählt.
468 Seiten, 19.80 Euro