1. Alles schenken, niemals henken, verändert Land und Stand. – Parömiakon, 1983.
2. Besser schenken als borgen.
Holl.: Tap ze, maar borg ze niet.
3. Das Schenken pflegts mit sich zu bringen, dass man des Schenkers Lied muss singen. – Petri, II, 69; Körte, 5298.
4. Einmal geschenkt ist immer geschenkt, und wieder genommen ist gestohlen.
Wird häufig von Kindern gebraucht.
5. Geschenckt ist thewr verkaufft. – Lehmann, 289, 18.
Lat.: Carius est omne donum eo cujus exolveris precium. (Bovill, I, 123.)
6. Geschenkt ist geschenkt.
Lat.: Donate est perdere, nemo rem suam perdere praesumitur. (Chaos, 446.)
7. Geschenkt ist nicht gezinset. – Chaos, 446; Winckler, XVI, 75.
8. Geschenkt ist schön genug. (S. ⇒ Gaul 25.)
Schwed.: Skjönt nog som skjänkt är. (Grubb, 730.)
[141] 9. Geschenkt ist wohlfeiler als gekauft. – Schöppner, II, 117.
10. Geschenkt und wieder genommen ist gestohlen. – Eiselein, 229; Simrock, 8965a.
11. G'schenkt, g'schenkt, nimma ge'm (geben); g'funden, g'funden, wida ge'm; g'schold'n, g'schold'n, aufg'hengt. (Niederösterreich.) – Frommann, III, 391, 38; hochdeutsch bei Körte, 2060.
12. Man schenckt (nur) den Reichen, an armen kan man nichts gewinnen. – Lehmann, 290, 49.
13. Man schenkt dem Wolf (Fuchs) eine Gans, dass er gefangen werde.
14. Mit schencken thut man einer gab wencken. – Franck, II, 169b; Henisch, 1329, 24; Petri, II, 480.
15. Mit schencken thut man keine Lieb krencken. – Petri, II, 480.
16. Mit schencken vnd rencken richt man offt mehr auss als mit gewalt. – Lehmann, 292, 83.
»Gleich schenken? das ist brav, da wird er reussiren.« (Mephisto im Faust.) (Büchmann, 49.)
17. Schencken hat kein boden. – Gruter, I, 64; Eyering, II, 255 u. 361; Henisch, 443, 20; Körte, 5296; Simrock, 8959.
Bei Petri (II, 528) mit dem Zusatz: »Denn die Leute nemen sich wol zu todt.« Mit thörichter Freigebigkeit erschöpft man auch die grössten Schätze.
18. Schencken heysst angeln. – Franck, II, 169b; Gruter, I, 64; Petri, II, 528; Egenolff, 227a; Guttenstein, I, 121; Sailer, 38; Simrock, 8962; Körte, 5295; Lohrengel, I, 580.
Wenn nämlich Eigennutz, Herrschsucht, Wollust u.s.w. schenkt.
Frz.: Ce qui est bon à prendre, est bon à rendre. (Gaal, 293.)
It.: Chi beneficio fà, beneficio aspetti. (Gaal, 293.)
19. Schencken reichet nicht. – Gruter, III, 78; Petri, II, 528; Lehmann, II, 573, 26; Schottel, 1125a; Henisch, 443, 21; Körte, 5293; Simrock, 8957.
Entweder Geschenke allein thun es nicht, sie reichen nicht hin, oder: Schenken macht nicht reich.
20. Schencken vnd wiederschencken erhält gute Freundschafft. (S. ⇒ Geschenk 35.) – Petri, II, 528; Henisch, 1225, 31; Lehmann, 289, 26; Simrock, 8960; Lehmann, II, 566, 27; Körte, 3297; Lohrengel, I, 582.
Schwed.: gåfvor och gengåfvor hålla vänner längst. (Grubb, 264.)
21. Schenk' und spendir', so findest du eine offene Thür. – Parömiakon, 2552.
22. Schenken hat sein Bedenken.
Lat.: Repente liberalis stultis gratus est, rerum peritis irritos tendit dolos. (Phaedrus.) (Philippi, II, 154.)
23. Schenken heisst die Wurst nach der Speckseite werfen.
Engl.: To give a lark, to catch a kite.
Frz.: Donner un oeuf pour avoir un boeuf. – Donner une pois pour avoir une five. – Hasarder un petit poisson pour en prendre un grand. – Semer un grain d'orge pour attraper un pigeon.
Lat.: Donare iis, qui donare maxima possunt. – Ovum dat nulli, nisi sit retributio pulli. – Pilium donat ut pallium recipiat. (Masson, 299.)
24. Schenken ist dankenswerth.
25. Schenken ist gestorben und Geben ist verdorben.
26. Schenken thut niemand kränken. – Petri, II, 528; Simrock, 8961; Körte, 5292.
27. Schenken und Sch...ssen wird mit gleichviel (auch: wird mit Einem, demselben, Anfangs-) Buchstaben geschrieben. – Simrock, 8956; Lohrengel, I, 581; Frischbier2, 3283.
28. Schenkt dir einer ein Schwein, so lad' ihn wenigstens aufs Wurstessen ein.
29. Schenkt dir jemand einen Eimer Wein, so schenk' ihm ein Gläschen davon ein.
30. Schenkt man einem eine Kuh, so will er auch das Futter noch dazu.
31. Schenkt man Kraut, so muss man Speck dazu schenken.
32. Schinke, Schinken – nemi nien! Fäinjde, fäinjden – weder gien. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 647.
[142] 33. Was dir schenkt der Feind, ist nicht gut gemeint.
34. Was geschenkt wird, ist alles schön (gut) genug. – Simrock, 8964; Körte, 5294; Lehmann, II, 136, 57.
Schwed.: Skjönt nog som skjänkt är. (Grubb, 578.)
35. Was man geschenkt bekommt, ist am wohlfeilsten.
Frz.: Il n'y a si bel acquit que le don. (Lendroy, 12.)
36. Was man schenkt, lässt man sich nicht bezahlen.
Frz.: A donner, donner; a vendre, vendre. (Lendroy, 621.)
37. Wat em der wäl schinken, nom ône Bedinken. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 967.
38. Wat em mer schinkt, dât nien âbäsoan. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 968.
39. Wenn man einem schenkt die Kuh, so schenkt (schenke) man ihm auch den Strick dazu.
40. Wenn man schenckt, so geht der Gaul. – Lehmann, 288, 3.
41. Wer eim andern etwas schenckt, der wirfft ihm ein bratwurst an einn backen. – Franck, II, 69b; Lehmann, II, 840, 258.
42. Wer langsam schenckt, der weiss nit, wie er schencken soll. – Lehmann, 291, 61.
43. Wer mehr schenkt als er kann, ist bald ein Bettelmann.
Dän.: Hvo som spenderer før hand er rig, faaer at tigge før hand troer det. (Prov. dan., 525.)
44. Wer schenckt, der wuchert. – Lehmann, 289, 19.
Die Osmanen sagen: Was immer deine Hand gegeben, du nimmst es mit ins andre Leben. (Schlechta, 46.)
Böhm.: Sám ten dar vzal, kdo hodnému dal. (Čelakovsky, 46.)
It.: Chi ben dona caro vende, se viliano non è colui, che prende. (Pazzaglia, 96, 1.)
Lat.: Donatio est venatio. (Lehmann, 289, 19.)
45. Wer schenken kann, ist ein willkommener (gepriesener) Mann.
46. Wer sich gern schenken lässt, von dem ist schwer zu nehmen.
Aehnlich die Chinesen Cahier, 2078.
47. Wer sich lässt schenken, soll auch wie der Schenker denken.
48. Wer wacker schenken kann, ist an Vettern und Nichten ein reicher Mann.
Holl.: Schenken en geven maakt nichten en neven. (Harrebomée, II, 118b.)
49. Wer was schencken wil, der schencke was guts, so weiss mans jhm Danck. – Lehmann, II, 852, 360; Simrock, 8965.
50. Wer zu schenken hat, dem ists wie ein edelstein; wo er sich hinkehret, da ist er klug geachtet. – Henisch, 790, 53.
51. Wie man schenkt, so wird Bescheid gethan.
Von der Sitte entlehnt, dass einer dem andern im Wirthshaus sein Getränk darbietet.
Böhm.: Jak se komu zavdává, tuk mu připiji. (Čelakovsky, 87.)
52. Will man dir schencken ein gutes schwein, so lass am sack kein mangel sein.
Lat.: Dum sus prebetur, tunc saccus promtificetur. (Loci comm., 138.)
53. Will man dir schenken eine Kuh, so lauf geschwind mit dem Strick hinzu.
*54. Er ist mir geschenkt zu theuer und weggeworfen zu wohlfeil.
Um einen hohen Grad von Verachtung gegen jemand auszudrücken, wofür man auch folgende Redensarten anwendet: Er ist keinen rothen Heller (s.d. ⇒ 78 u. ⇒ 83), keine taube ⇒ Nuss (s.d. 119), keinen Pfifferling (s.d. ⇒ 5 u. ⇒ 6), keinen Schuss ⇒ Pulver (s.d. 33) werth; es pisst ihn kein ⇒ Hund (s.d. 1648) an; es nimmt kein Hund ein Stück Brot von ihm. Er kann mir gestohlen werden. Wer ihn heute stiehlt, bringt ihn morgen wieder.
Frz.: Il ne vaut pas beau qu'il boit. – Il ne vaut pas le pendre. – Il ne vaut pas les quatre fers d'un chien. – Il ne vaut pas un âne mort. – Il ne vaut pas un clou à soufflet. – Il ne vaut pas un manche d'étrille. – Il ne vaut pas un trognon de chou. – Il n'est bon qu'à faire une enseigne à bière. – Il n'est pas bon à jeter aux chiens. – On n'en peut faire, ni fer ni clou, ni chou ni rave.
Lat.: Aestimatur unius assis. – Orci fastidium est. (Masson, 309.)
Poln.: I szczypty tabaki niewarto.
[143] *55. Ich schenke dir ein goldnes Nixerl in einem silbernen Büchserl. (Baiern.)
*56. Ich wollt's ihm nicht schenken und sollt' er auf dem Kopf gehen. – Chaos, 689.
*57. Schenckt jm eyns, er hats wol verdienet. – Tappius, 227b.
Lat.: Ficum cupit. (Tappius, 227b; Erasm., 36.)
58. Geschenkt kriegen ist nichts, wenn der Flick muss grösser sein als das Loch. (Köthen.)
59. Was geschenkt, dir schmecken muss, es sei Apfel oder Nuss.
Lat.: Poma, ova atque nuces, si det tibi sordida, gustes. (Philippi, II, 101.)
60. Wem man oft schenkt, der lernt fordern. – Gubitz, Volkskalender, 1858.
61. Wer viel schenkt, hatt ein gnedigen Fürsten. – Aventin, Chronik, CCCCIb.
*62. Was du schenkst, ist guat voar d' Auga. – Michel, 280.
So wenig, dass es als Heilmittel für die Augen verwandt werden könne, weil nichts gut für die Augen ist.
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