1. Alle Wolken regnen nicht. – Schottel 1121a.
Bei Tunnicius (102): Alle wolken regen nicht. (Depluit haud omnis quam cernis in aëre nubes.)
Holl.: Alle wolken regenen niet. (Harrebomée, II, 133a.)
Schwed.: Alt moln geer intet regn. (Grubb, 18.)
2. Auf dicke Wolken folgt grosses (schweres) Wetter.
Mhd.: Wenn es sich wolket, so wil es regnen. (Fastnachtsspiele, 528, 122.)
Lat.: Inclusa odia pariunt grandes tempestates. (Chaos, 405.)
3. Aus einer grossen Wolke kommt oft nur ein kleiner Regen.
4. Die glänzendsten Wolken sind nur Wasser. – Cibot, 158.
5. Die lichten Wolken sind die rechten Katzen. – Holtei, Eselsfresser, I, 147.
Traue ihnen nicht! Im schlesischen Riesengebirge: Die lichta weissa Wullka, doas sein de rechta Kotza. Die Finnen: Aus der schwarzen Wolke regnet es nicht, sie erschrecken nur, aber wol aus den grauen. (Bertram, 64.) Die Chinesen: Wenn die Wolken helle sind, zittert der Weise; wenn sie donnern, ist er unerschrocken. (Hlawatsch, 78.)
6. Die Wolke, so donnert, muss regnen.
7. Die Wolken geben wol Regen, aber nur vom Dünger kommt der Segen.
Die Spanier sagen: Der Dünger ist zwar kein Heiliger, aber er thut Wunder. (Čelakovsky, 422.)
Böhm.: Ne z mračen, a z mrvení přichází požehnáni. (Čelakovsky, 422.)
8. Die Wolken gehen auf und ab, aber der Himmel bleibt stets an seinem Platze.
Frz.: Les nuages passent, mais la pluie reste. (Cahier, 2064.)
9. Die Wolken, welche die Sonne zieht, verdunkeln sie.
10. Die Wolken ziehen vorüber, aber der Regen bleibt. – Cibot, 159.
11. Dunkle Wolken ohne Regen sind Leute, die versprechen und die Hand nicht regen.
12. Dunkle Wolken verkünden Regen.
Dän.: Naar skuerne ere fulde give de regn. (Prov. dan., 510.)
13. Durch dunkle Wolken dringt der Mondschein nicht.
Holl.: Door eene donkere wolk dringt geen maneschijn. (Harrebomée, II, 478a.)
14. Ein Wolcken kan Sonn vnnd Stern bedecken (verfinstern). – Lehmann, 944, 45.
Schwed.: Litet moln kan skyla bäde sol och mana. (Grubb, 460.)
15. Eine kleine Wolke kann den schönsten Tag verderben.
Dän.: En liden skye forderver en god dag. (Prov. dan., 484.)
16. Eine kleine Wolke kann grossen Regen bringen.
Poln.: Z małéj burze wielki dészcz. (Čelakovsky, 250.)
[383] 17. Eine kleine Wolke kann Sonne und Mond bedecken.
Dän.: Et lidet mulm kand skjule baade sool og maand. (Prov. dan., 385.)
18. Eine kleine Wolke verhagelt oft ein grosses Feld.
Lat.: Fortuna initio rosea in fine spinea. (Chaos, 277.)
19. Eine trübe Wolke bedeckt (verbirgt) die Sonne nicht stets.
Lat.: Nubecula est cito transitura. (Seybold, 385.)
20. Eine Wolke, die auf den Bergen liegt, löst sich endlich in Regen auf.
Engl.: When the clouds are on the hills, they 'll come down by the mills. (Bohn II, 36.)
Holl.: De wolk, die op de bergen zit, zal eindelijk zich in regen oplossen. (Harrebomée, II, 478a.)
21. Einer Wolke wegen folgt nicht stets Regen.
22. Es geschiht leicht, dass ein Trübe wolcken die Sonn bedeckt, vielmehr ein hellen Stern. – Lehmann, 175, 15 u. 717, 8.
23. Es müssen lichte Wolken sein, aus denen es Rubel regnet. – Altmann VI, 438.
24. Finstre Wolken regnen (segnen) auch.
Närrische Wohlthäter und Gönner sind den finstern Wolken ähnlich, die den Feldern mit Donner drohen und sie mit Regenströmen befruchten.
25. Grosse Wolken, kleiner Regen.
Kroat.: Kad se jako oblači, lehko i deždji. (Čelakovsky, 184.)
Poln.: Wielka chmura, mały dészcz. (Lompa, 33.)
26. Helle Wolken, wenig Regen, schwarze Wolken bringen Segen.
Um zu sagen: Unglück bessert den Menschen eher als Glück.
27. Hohe Wolken, seichte Wasser.
Holl.: Hooge wolken, laag water. ( Harrebomée, II, 748b.)
28. Je näher den Wolken, je näher dem Wetter. – Altmann VI, 457.
29. Kleine Wolken schleudern oft grosse Blitze.
30. Lehmfarbne Wolken regnen, fette Kühe geben Milch. (Finn.)
31. Man kann der Wolke keinen Regen abfragen, man muss warten bis er kommt. – Altmann VI, 418.
32. Nach düstern Wolken scheint die Sonne am klarsten.
Bei Tunnicius (1264): Na düsteren wolken schynt de sunne klârst. (Nubibus amotis nitidus sol clarior exstat.)
33. Nicht alle Wolken bringen Regen. – Körte, 6961.
34. Nicht alle Wolken regnen gleich, so treffen auch nicht alle Streich'.
35. Nicht aus jeder Wolke fallen Donnerkeile.
36. Nicht jede Wolke regnet, die am Himmel steht. – Simrock, 11818.
Nicht jede Wolke regnet auf Erden, nicht jeder Braut gelingt es, Frau zu werden.
Holl.: Alle swerken (wolken) en reghenen niet. (Tunn., 4, 17.)
Lat.: Non pluviam stillat nubes quecunque vacillat. (Reuterdahl, 593.) – Non stillant omnes, quas cernis in aëre nubes. (Seybold, 380; Fallersleben, 78.)
Schwed.: Alle moln gifva icke regn. (Wensell, 6.) – Thz wardher ey alt raegn som molnar. (Reuterdahl, 593.)
37. Ohne Wolken kein Regen. – Altmann VI, 409.
38. Schwarze Wolken, schwere Wetter.
39. Trübe wolcken sindt selten on regen. – Franck, I, 78a; Petri, II, 551; Lehmann, 136, 7; Gruter, I, 67; Fabricius, 55; Eiselein, 648; Simrock, 11819.
40. Wann die dicken Wolcken fürüber sind, so wettert es wieder anders. – Luther's Tischr., 13b; Henisch, 689, 41; Petri, II, 642.
41. Wann die Wolcken fallen, so ist's gut Lerchen fangen. – Lehmann, II, 861, 19; Gruter, III, 95.
42. Was kümmern uns die Wolken vom vorigen Jahre. (S. ⇒ Schnee 99.) – Eiselein, 648; Simrock, 11820.
43. Wat de Wolken an 'n Häven drift, Wind un Storm, dat drift ok de Minschen up de Ihr. – Günther, II, 201, 50.
Wind und Sturm treibt die Wolken am Himmel, ebenso die Menschen auf der Erde.
[384] 44. Wat de Wolken an 'n Häven maken, Unwerer, dat maken de Minschen up de Ihr. – Günther, II, 201, 50.
Die Wolken machen am Himmel Ungewitter, die Menschen auf der Erde.
45. Wat de Wolken dor bawen an 'n Häven sünd, quacklich, dat sünd de Minschen hier unner up de Ihr. (Mecklenburg.) – Günther, II, 201, 50.
Was die Wolken dort oben am Himmel sind, unstät, das sind die Menschen hier unten auf der Erde.
46. Weisse Wolken befeuchten die Erde nicht.
47. Weisse Wolken führt der Wind auch.
48. Wen jede Wolke schreckt, der wird nicht weit reisen.
It.: Chi guarda ad ogni nuvolo non fa mai viaggio. (Pazzaglia, 406, 5.)
49. Wenn auch Wolken schweben, so regnet es darum nicht gleich (stets).
50. Wenn die Wolcken voll sind, so geben sie Regen auff Erden. – Petri, II, 647.
51. Wenn die Wolken regnen, so senken sie sich.
52. Wenn die Wolken über sein, folget klarer Sonnenschein. (S. ⇒ Regen 70.)
53. Wenn es aus den Wolken des Himmels platzregnet, kann man auch den Donner Gottes sehen. – Altmann V, 85.
54. Wenn schwarze Wolken am Himmel sich zeigen, dann steht man allein.
In trüben Tagen verlassen uns die Freunde.
Holl.: Vertoont de donkere wolk zich, dan zit ge alleen. (Harrebomée, II, 478b.)
55. Wer auf jede Wolke Acht hat, versteht sich wohl aufs Wetter. – Chaos 677.
56. Wer auff die wolcken sihet, der erndt nicht. – Henisch, 926, 59; Petri, II, 684.
57. Wer in jede Wolke schaut, den kann leicht ein Blitzstrahl treffen.
Engl.: He that pryeth into every cloud, may be stricken with a thunder-bolt. (Bohn II, 126.)
58. Wer in Wolken auf hohen Bergen ist, der kann doch nicht sehen, dass er in Wolken ist.
59. Wer jede Wolke fürchtet, taugt zu einem Bauer nicht.
Aehnlich sagen die Neger in Surinam: Wer stets auf die Schwärze der Regenwolken sieht, wird nie ausgehen. (Wullschlägel.)
Dän.: Den som frygter for hverskye, kommer seent til sin høst. (Prov. dan., 205.)
60. Wolken am Martinitag, der Winter unbeständig werden mag. – Prager Kalender 1877.
61. Wolken und Winde haben gelogen. – Eiselein, 648.
*62. Auf den Wolken reiten.
Von Hochfahrenden.
*63. Ehe die Wolken erschienen, überfiel mich der Regen. – Burckhardt, 529.
Von unerwartet eintretenden Ereignissen.
*64. Eine wolcken über die Sonnen ziehen. – Eyering, 295b; Fabricius, 58; Körte, 6961.
Zur Unzeit eine fröhliche Gesellschaft oder einen Freund betrübt machen.
Lat.: Serenitati nubem inducere. (Fabricius, 58.)
*65. Eine Wolke ohne Wasser. – Fabricius, 81.
*66. Eine Wolke von Zeugnissen anführen. – Gottsched, Beiträge, 13, 84.
*67. Er ist, wie aus den Wolken gefallen. – Klix, 124; Lohrengel, II, 38; Bohemia, 1874, Nr. 109; Frischbier, II, 2953.
Bestürzt, verwundert.
Holl.: Hij komt uit de wolken vallen. (Harrebomée, II, 478b.)
*68. Er will die Wolke (am Himmel) mit einem Theelöffel abschäumen.
*69. Er wird müssen Wolken schieben.
Strafe für Hagestolze in Tirol. (S. ⇒ Steinbock.)
*70. Es sind Wolken ohne regen. – Henisch, 654, 2.
*71. Etwas bis in die Wolken erheben.
*72. Wî de trîba Wulka zihn. – Schlesische Provinzialblätter, 1871, S. 395.
Wie die trüben Wolken daherziehen. Um träge Leute zu schildern.
[385] *73. Wolke und Wind ohne Regen. – Egenolff, 25, 14; Schulze, 89.
Wo viel geredet und wenig gehalten wird.
*74. Wolken schlagen.
Von denen, die stets Zeter schreien, dass keine Tugend und kein guter Mensch mehr auf Erden sei, oder im allgemeinen ihre Kraft völlig nutzlos verwenden, wie jemand, der Nebel schlägt oder Wolken krämpelt.
Lat.: Nebulos diverberare. (Erasm., 390; Philippi, II, 8.)
*75. Wolken und Wind, aber kein Regen.
Wort und keine Thaten, viel Geschrei und keine Wolle.
Lat.: Nubes et ventus, sed pluvia nulla. (Bovill, I, 113.)
76. Auch eine kleine Wolke kann den Himmel trüben.
It.: Ogni piccolo nuvolo guasta il bel sereno. (Giani, 1178.)
77. Aus der Wolke nimm die Feuchtigkeit nicht fort. – Merx, 132.
78. Die Wolken schweben, wie die Vögel fliegen.
79. Wenn Wolken vom Gebirg her treiben (von Norden), dann wird die Landschaft trocken bleiben; doch zeigen sich im Westen Wolken, dann wird alsbald ein Regen folgen.
It.: Nuvolo di montagna, non bagna la campagna; nuvolo da ponente, non si leva per niente. (Giani, 1179.)
80. Ziehen die Wolken dem Wind entgegen, gibt's am andern Tage Regen. – Marienkalender, 1879, S. 18.
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