1. Das heisst gezogen, sagte der Feling, als er einen fusslangen Wurm aus dem Arsch hervorbrachte.
Holl.: Is dat trekken, zei de mof, en hij haalde eene pier van twintig duim uit zijn achterste. (Harrebomée, II, 180b.)
2. Das zieht, sagte der Fuhrmann, da schlug er sein Pferd mit der Rodehacke.
3. Das zieht wie spanische Fliege, sagte die Frau, da schlug sie ihren Bengel (Jungen) mit der Halskrause.
Holl.: Dat klemt, zei de boer, en hij sloeg sijn wijf met een koolblad voor hare billen. (Harrebomée, I, 59.)
4. Der lässt sich leicht ziehen, der vorausspringt.
Lat.: De facili trahitur qui saliens sequitur. (Reuterdahl, 211.)
Schwed.: Han aer godher lokka, som siaelwer wil mz hoppa. (Reuterdahl, 211.)
5. Drü mol zoge ist eimol abbrännt. – Sutermeister, 117.
Ziehen – die Wohnung wechseln. Dreimal ziehen ist so gut wie einmal abbrennen. (Frischbier, 4172.) – Jüdisch-deutsch in Warschau: Drei muhl gezogen is ärger wie einmuhl ubgebrännt.
6. Er ist wohl zoga, aber übel g'wöhnt. (Schwäb.) – Michel, 263.
Er kennt zwar die guten Sitten, aber er mag sich nicht daran halten.
7. Et tühd hir as im Flaudkasten.1 (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 163, 169.
1) Im Flutkasten an der Wassermühle.
8. Man muss nicht eher ziehen, bis geladen ist.
Böhm.: Netáhni, ještĕs nevyhrál. (Čelakovsky, 264.)
9. Man ziehet nicht über die Tenne, man verliert eine Henne.
10. Man ziehet oft den Dorn aus eines andern Fuss, worüber man hernach mit Schmerzen klagen muss.
11. Sie ziehen nicht alle an Einem Seile.
12. 'T tüt sich all's tôrecht, säd' de Snîder, un sett't den Ârmel in't Taschenloch. (S. ⇒ Leib 91.) – Mecklenburger Kalender, Rostock 1865.
13. Teh (zieh), Witter, seggt de Dîwel tom Schornstênfeger. (Ostpr.)
14. Tüh, Jann, et is een Bullkalf. (Ostfr.)
15. Tji, sâit Aage, spênt sin Wüf föör a Plugh. – Haupt, VIII, 371, 336.
Zieh, sagt Age, spannt er seine Frau vor den Pflug. (Hoefer, 19a.)
16. Wen nicht zieht Magnet, den zieht Agnet.
17. Wenn man zuerst stark zeucht, so wird man bald müde. – Petri, II, 670.
18. Wer da zeucht, der rieret. – Agricola I, 713; Lehmann, II, 839, 239; Petri, II, 83; Eiselein, 658.
Die kommen oft zu Schaden, die nicht den Muth haben, in ihrer Lage auszuharren, sondern sie auf eine sehr gewagte Weise verbessern wollen.
Lat.: In nova qui migrat, missis, habitacula, primis, huius opes, tunpus, commoditasque perit. (Buchler, 88.) – Migrans subinde non ditescit. (Translatis crebro qui sedibus oppida mutat, diminuet partas, non cumulabit, opes.) (Glandorp II, 36, 196.) – Qui dominos mutat crebro, crebro oppida mutat, is minuit partas, non cumen labit, opes. (Lindeberg, Disticha, 1215, 64.) – Vix homo ditatur, qui per loca vulta vagatur. (Mone, Anzeiger, 1838, 505, 74.)
[579] 19. Wer oft zieht, wird selten reich.
Dän.: Den vorder sielden rijg, som tit flytter. (Prov. dan., 171.)
20. Wer weit vnd fern will ziehen, der muss übel essen vnd liegen. – Lehmann, 689, 31.
21. Wer zeucht über den Weg, verliert einen Fleck. – Pistor., VIII, 77.
22. Wer zu sehr zieht, zerreisst das Seil.
23. Wer zu stark zieht, dem zerreissen die Saiten.
In Welschtirol: Chi trop tira, le corde xerote. (Hörmann, 27.)
24. Wie man zeucht die jungen Knaben, wird man sie erwachsen haben.
Lat.: Quales quisque sibi natos eduxit, habebit. (Seybold, 471.)
25. Will er ziegen (ziehen) oder nicht, sagte der Student zum Ochsen. (Nordböhmen.)
Ein verkommener Student redete, indem er pflügte, die Ochsen so an. Jetzt braucht man das Wort entweder um eine gezierte, hochtrabende Sprache zu verspotten, oder einen trägen Arbeiter damit anzuspornen.
26. Willst du ziehen, so musst du auch setzen.
Lat.: Lodere vis hebes nummos opponere debes. (Sutor, 298.)
27. Wohl gezogen, hat nie gelogen. – Sailer, 68.
28. Zeuch, wo dich Gott hinspannt. – Petri, II, 821.
29. Zieh, sagt Age. – Wie's grade will, sagt Makke. (Westfriesland.) – Hoefer, 19b.
30. Ziehe dich selbst bei der Nase! – Meisner, 10, 2.
31. Ziehen und zugleich lenken, ist schwer (unmöglich).
Lat.: Cum bone ferre jugum male stat vincire iumentum. (Reuterdahl, 181.)
Schwed.: Thz aer onth at dragha widh driiff. (Reuterdahl, 181.)
*32. A quoam gezôn wî de Flîge aus der Puttermilch. – Gomolcke, 140; Frommann, III, 244, 99.
*33. A zoit wia's tribe Water. – Gomolcke, 278.
*34. Bei dem ziehen zehn Pferde keinen Strang. – Klix, 124.
*35. Da (zu, hin) ziehen mich keine zehn Pferde. – Frischbier, 4171.
*36. Das lässt sich ziehen, wie ein Strudelteig. (Niederösterr.)
*37. Das zieht nicht.
*38. Das zieht, wie Hechtsuppe. – Klix, 124.
Es ist hier ein starker Zag. (Trachsel, 67.)
*39. Der zieht wie die Schnecke auf dem dürren Brete. – Klix, 124.
*40. Er taugt weder zum Ziehen noch zum Stossen. – Altmann VI, 515.
*41. Er zieht, dass ihm die Zunge heraushängt. (Rottenburg.)
*42. Er zieht den Process, wie der Schuster das Leder.
Dehnt ihn ungebührlich in die Länge.
*43. Er zieht, wie die Fliege aus der Buttermilch. – Simrock, 2544.
Der Langsame.
*44. Er zieht wie ein Gaul (oder: wie ein alter Karrengaul). (Rottenburg.)
*45. Er zieht, wie 's trübe Wetter. (Schles.)
*46. Es zieht sich wie Hechtbrühe. (Guben.)
*47. Kimmste doch gezoahn, wie Werner vo Patschke.1 – Gomolcke, 688; Weinhold, 68.
1) Patschkau, eine schlesische Stadt (Regierungsbezirk Oppeln, Kreis Neisse). Ueber die Person des patschkauer Werner habe ich nichts erfahren können.
*48. Sie kommen gezogen wie die wilden Gänse, wenn der Sommer angeht.
*49. Sie ziehen in gleichem Zug. – Körte, 7168a.
*50. Sie ziehen nicht gleich. – Lehmann, 813, 8.
Von Uneinigen. (S. ⇒ Seil 40.)
*51. Sie ziehen nicht in gleichem Joch.
*52. Sie zieht wie ein Drache. – Klix, 124.
*53. Sie zogen, wie die Säw zum Thore einlauffen. – Fischart, Gesch. in Kloster, VIII, 141.
*54. Wie man den zogen hat, also bleibt er. – Hauer, M2.
[580] *55. Wohl gezogen, aber übel gewöhnt.
Lat.: Bonus est, sed mala habet latera. (Binder II, 364; Novarin, 354.)
*56. Zieh a sich og salber bei der Noase. – Gomolcke, 1125.
*57. Zoit a doch wî de toire Zeit. – Gomolcke, 1122; Frommann, III, 245, 124; hochdeutsch bei Klix, 124.
58. Ziehen die wilden Gäns' und Enten fort, ist der Winter bald am Ort. – Schulfreund, 83, 2.
59. Zieht mich aus und legt mich auf die Strasse; übers Jahr fragt nach dem Millionär, sagte jener, als man ihn fragte, wie man reich werden könne.
Man legt das Wort einem grossen Geschäftsmann in den Mund.
*60. Es zieht sich in die Länge wie ein Kammergerichtsprocess. – Glaubrecht, Erzählungen, 69.
Das Reichskammergericht zu Wetzlar bedurfte bekanntlich viel Zeit zu seinen Entscheidungen.
Buchempfehlung
Der satirische Roman von Christoph Martin Wieland erscheint 1774 in Fortsetzung in der Zeitschrift »Der Teutsche Merkur«. Wielands Spott zielt auf die kleinbürgerliche Einfalt seiner Zeit. Den Text habe er in einer Stunde des Unmuts geschrieben »wie ich von meinem Mansardenfenster herab die ganze Welt voll Koth und Unrath erblickte und mich an ihr zu rächen entschloß.«
270 Seiten, 9.60 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1804 und 1815 ist Heidelberg das intellektuelle Zentrum einer Bewegung, die sich von dort aus in der Welt verbreitet. Individuelles Erleben von Idylle und Harmonie, die Innerlichkeit der Seele sind die zentralen Themen der Hochromantik als Gegenbewegung zur von der Antike inspirierten Klassik und der vernunftgetriebenen Aufklärung. Acht der ganz großen Erzählungen der Hochromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe zusammengestellt.
390 Seiten, 19.80 Euro