1. Ameisen kriechen nicht in leere Scheuern.
2. Ameisen zernagen des Löwen Fleisch.
So nagt der Neid an einem Rechtschaffenen.
3. Auch Ameisen haben Galle. – Blum, 452; Bücking, 165; Weisheit, 51.
Auch der Wehrloseste sträubt sich gegen Mishandlungen; auch der Schwächste und Gutmüthigste kann zuletzt zornig werden.
Frz.: La fourmi a sa colère.
Holl.: Ook de mieren hebben hare koppen. (Harrebomée, II, 86.)
It.: Anche la moscha ha la sua collera. – Anche le piccole mosche hanno il loro pungiglione.
Lat.: Et formicae sua bilis inest. – Habet et muscula splenem. (Erasm., 955, 957.)
Ung.: Még a bárányban is vagyon harag.
4. Die Ameise hält das Johanniswürmchen für ein grosses Licht.
In kleinen Städten werden oft Menschen bewundert, welche man in der grossen Welt nicht zu Lakaien brauchen könnte.
5. Die Ameise ist ein kleines Thier, kann aber (durch stetes Ab- und Zulaufen) eine Strasse über einen Felsen machen.
6. Die Ameise ist nicht Landvögtin (Stadtrichterin).
7. Die Ameise macht den Weg nicht umsonst.
Es hat alles seine Ursachen. Man thut nichts ohne Absicht.
8. Die Ameise setzt auch ihre Kraft in Bewegung. (Türk.)
9. Eine Ameise baut nicht allein.
10. Eine Ameise hat die andere lieb.
11. Eine Ameise ist der andern Freundin.
12. Eine Ameise ist leicht ertreten.
Brüste sich keiner mit Siegen über Schwächere.
13. Eine Ameise legt kein Gansei.
14. Gehe zur Ameise, du Fauler! – Sprenger, I, 6; Zehner, 39.
Lat.: Vade ad formicam, o piger!
15. Kleine Ameisen vertreiben grosse Menschen.
16. Viel Ameisen fressen einen Löwen.
17. Was die Ameise in einem ganzen Jahre gesammelt hat, frisst die Maus in einer Nacht auf. – Burckhardt, 80.
[66] 18. Was hundert Ameisen bauten, reisst oft Ein Esel nieder.
19. Was wollen die Ameisen mit einem Rindskopf thun? (Surinam.) – Wullschlägel.
Um zu sagen: Lass das, es geht über deine Kräfte. Auch viele schwache Kräfte vermögen nichts gegen einen Gewaltigen.
20. Wenn die Ameisen nicht schon im Lenz anfingen ihre Häuser zu bauen, sie würden im Winter nicht so hoch sein. (Moskau.) – Altmann V.
21. Wenn du Ameisen trittst, so werden dich Elefanten treten.
Kränke nicht die Rechte des Schwächern; es gibt auch Stärkere, denn du bist.
22. Wenn du nicht weisst, wie den Ameisen unter deinem Fusse zu Muthe ist, so lege dich unter Elefantenfüsse.
23. Wer Ameisen verbindet, braucht fein Zupsel (Charpie).
*24. Ameisen suchen.
Sich vergebliche, unnütze Mühe machen.
Lat.: Formicae semitas quaerere.
*25. Auf Ameisen und Nesseln sitzen.
Holl.: Het kriewelt hem als een mierenhoop. – Hij heeft mieren in den aars. (Harrebomée, II, 86.)
*26. Aus einer Ameise ein Kameel machen.
Lat.: Formica camelus. (Lucian.) (Erasm., 276.)
*27. Er ist eine Ameise für mich. – Sprenger, III, 60, und IV, 31.
Von jemand, der sehr widerwärtig, weil die Ameise ein sehr lästiges Thier ist.
*28. Ich wollte lieber Ameisen hüten – als mich einem gewissen Geschäft unterziehen.
*29. Sich zur Ameise machen.
Frz.: Se faire plus petit qu'une fourmi devant quelqu'un. (Dict. de l'Acad., 1835.)
zu3.
»Die Ameisen vnd die Bienen, item die Bawren vnd Armen haben auch jren Zorn, aber er hat nicht die wehre, sondern ist ein kurtzes, kleines vnd geringes Zörnlein vnd Füncklein, nach dem Versslein: Vana est sine viribus ira: Haben Groll vnd Zorn ohne Nachdruck, ist verlorn.« (Richter, Axiomata, II, 432, 251.) – Die Rumänen: So klein die Ameise auch ist, so kehrt sie sich doch um, und will beissen, wenn du sie mit dem Fusse trittst. (Schuller, 22.) – Die Russen: Auch die Ameise hat ihren Zorn. (Altmann VI, 404.)
Böhm.: Ano i mravenec umí se huĕvati. (Čelakovský, 266.)
Poln.: I macha ma źółi w sobie. – I robak piśnie, gdy go kto przyciśnie.
Port.: Cada formiga tem sua ira. (Bohn I, 270.)
Span.: Cada hormiga tiene su ira. (Bohn I, 15; Cahier, 3470; Čelakovský, 266.)
30. Ä mî Ômesen, ä grisser der Hufen. – Schuster, 232.
[749] 31. Auch die Ameise wahrt ihre Eier mit Sorgfalt. – Altmann VI, 474.
32. Baut die Ameise hoch ihr Haus, fällt der Winter trocken aus. – Boebel, 116.
33. Die Ameise beisst, wenn sie getreten wird. – Schlesische Presse, 1877, Nr. 318.
34. Die Ameise schafft nach ihrer Kraft. – Schlechta, 339.
35. Die Ameiss hat es gut; sie trägt im Sommer ein, dass sie zur Winterszeit kann ohne Sorge sein. – Pers. Rosenthal, 257.
36. Ein Ameiss hat auch ein spitzen Stachel. – Lehmann, 264, 50.
37. Eine Ameise bildet keinen Haufen. – Altmann VI, 393.
38. Es hat auch die Omeys jhren zorn. – Petri, II, 250.
39. Et huet noch nich en Ômes en Bäfelkâ ägeschlakt. – (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 233.
Es hat noch nie eine Ameise eine Büffelkuh eingeschluckt.
40. Für die Ameise ist 's kein Glück, dass ihr Flügel wachsen.
Böhm.: Mravence pásti. (Čelakovský, 540.)
Span.: Nacenle alas a la hormiga para que se pierde mas aina. (Bohn I, 230.) – Por su mal le nacieron alas a la hormiga. (Don Quixote.)
41. Wenn d' Ambeisse-n-uffn Jakobstag (25. Juli) ihre Hüse hocher und wyter mache, git's e chalte-n-und stränge Winter. (Solothurn.) – Schild, 115, 133.
42. Wenn die Ameise Flügel bekommt, so ist's kein Glück für sie. (S. ⇒ Gott 1965.)
Span.: Por su mal le nacieron alas a la hormiga. (Cahier, 3472.)
43. Wenn die Ameisen im August sich verkriechen, werden wir Regen kriegen. – Boebel, 14.
44. Wenn die Omeyssen sich mit Eyer hetzen, so will der Regen bald die Erde netzen.
45. Werfen die Ameisen am Annatag auf, so folgt ein strenger Winter darauf. – Wunderlich, 29.
*46. Ameissen ins Bett tragen. (S. ⇒ Holz 331.) – Lehmann, 335, 16.
*47. Et äs en Ômes. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 31, 7.
*48. Sie ist eine rechte Ameise. – Kirchhofer, 271.
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