1. Alles wie sich's gehört, sagte die Frau und sie kämmte ihrem Manne die Haare mit den Fingernägeln.
Holl.: Alle ding zoo 't behoort, zei de vrouw, en zij sloeg haar' man met te tong. (Harrebomée, I, 134.)
2. Dar hör'1 zwê to'm Kôp2. (Holst.)
1) Gehören.
2) Kauf. – Ich kann die Sache für mich allein nicht abthun.
3. Es gehören viel Mäuse dazu, wenn sie wollen eine Katze todt beissen.
4. Es gehört auff alle wort nit antwort. – Gruter, I, 30.
5. Es gehört ein guter muth zu dantzen. – Gruter, III, 31.
6. Es gehört etwas darzu, das mann ein Jarlang dass maul settigt. – Lehmann, 148, 113.
7. Es gehört gar vil darzu, dass schwammen gut werden. – Gruter, III, 31.
8. Es gehört ihr ein hölzernes Unterbett, worauf der Vogel Phönix stirbt.
Sie verdient verbrannt zu werden. Ein frommer Wunsch aus der schönen Zeit der Inquisition und Scheiterhaufenperiode, in der man Ketzer, Wahrsager, Hexen u.s.w. verbrannte.
9. Es gehört mehr dazu als ein Paar Schuh. – Parömiakon, 2925.
10. Es gehört mehr dazu als sich räuspern, wenn man noch trinken will.
11. Es gehört mehr zum Tanz als ein Paar rothe Hosen, es gehören auch Beine hinein.
12. Es gehört mehr zum tantz dann rote schuch. – Gruter, I, 30.
13. Es gehört mehr zur Reiterei oder regierung dann zwen schenckel über ein pferdt schlagen. – Gruter, I, 30.
14. Es gehört viel dazu, ein schön Pferd vnnd Weib zu erhalten. – Petri, II, 247.
15. Es gehört viel in ein Hauss. – Petri, II, 247.
16. Es gehört viel zu einem frommen weib oder mann. – Gruter, I, 30.
17. Es gehört viel zu einem Junker und Müssiggänger.
18. Was allen gehört, gehört keinem.
Frz.: Qui est à touz si est à nulz. (Leroux, II, 297.)
19. Was dir nicht gehört, das streift 'ne Maus mit dem Schwanze weg. – Körte, 4174.
20. Was einem gehört, das muss jhme werden. – Lehmann, 88, 8.
21. Was einem gehört, das widerfährt ihm. – Kirchhofer, 183.
*22. Er gehört zu uns, wie der Pontius ins Credo. – Sailer, 233.
*23. Es gehört auf den basler Tisch. (Schweiz.)
Wenn jemand ungezogene Reden führt. Kirchhofer (17) erzählt die Entstehung des Sprichworts so. In einem vollen Gasthofe waren mehrere baseler Kaufleute, die von der strasburger Messe kamen, eingekehrt. Der Wirth gab dem Hausknecht eine gebratene Gans mit dem Bedeuten, sie auf den Tisch der Baseler zu tragen. Auf die Frage des Hausknechts, welches dieser Tisch sei, antwortete der Wirth: der, an welchem sich die Gäste am ungezogensten betragen. Der Hausknecht sah sich rings um. Kaum erblickten aber die Baseler die gebratene Gans, so schrien sie dem Träger derselben zu: »Hierher, du Hundskerl, mit der Gans.« Der Hausknecht war nicht länger im Zweifel darüber, seine Leute gefunden zu haben. Daher das Sprichwort, wenn man etwas Grobes und Ungezogenes bezeichnen will.
*24. Es gehört nicht in mein Fach.
Nicht zu den Geschäften, für die ich berufen bin oder in denen ich besonders gearbeitet habe.
[1440] *25. Es gehört ihm, wie dem Hunde d' Suppe. – Kirchhofer, 359.
*26. Ik hör mit tom Kinde. (Holst.)
Wenn jemand mit zur Theilung einer Sache geht oder mit Theil zu haben behauptet. Folgende Anekdote hat zu dem Sprichwort Anlass gegeben: Nach der Predigt sollten zwei Sünder »Busse sitzen« (d.h. vor dem Altar kniend wegen des Aergernisses, das sie der Gemeinde gegeben, Abbitte thun), dann sollte ein Taufen folgen. Einer der Gevattern, welcher meinte, die Taufhandlung erfolge, setzte sich zu den Busssitzern, wie sie aufs Knie am Altar und rief: »Ik hör' mit tom Kinde.«
*27. Sie gehören zueinander wie die himmlischen Zwillinge.
28. Was Keinem gehört, gehört dem König.
Beruht auf dem Grundgedanken, dass ursprünglich alles Eigenthum der ganzen Gesellschaft (Gesammtgemeinde) war und erst im Laufe der Zeit in die Hand Einzelner übergegangen ist. Dem entsprechend gehört alles herrenlose Gut dem Könige, als dem Vertreter der Gesammtheit.
29. Wer weiss, was ihm gehört, der greift mit fester Hand darnach.
[1316] *30. Du gehörst zu mir, wie der Kopf zu den Haaren, wie zum Weinstock die Trauben, wie zum Fassel der Wein. – Elmar, Humor. Gesellschaftsl., Wien 1857, S. 40.
*31. Ich ho gehört wie ej Narr.
D.h. ich habe mich darüber höchlichst verwundert.
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