Strumpfwirkerstuhl

[943] Strumpfwirkerstuhl, Maschine, mit welcher Strumpfwaaren (s.d.) verfertigt werden. I. Der gewöhnliche S. od. Kulirstuhl (Coullirstuhl) wurde von William Lee in Cambridge 1589 erfunden, nach u. nach vervollkommnet u. seit etwa 1700 auch in Deutschland eingeführt. A) Die Theile des S., welche die Bewegung der menschlichen Hände beim Stricken (s.d.) ersetzen, sind: das Gestell, besteht aus vier gleich hohen, durch mehre Seiten- u. Querriegel mit einander verbundenen Ständern aus hartem Holz. Die unteren Seitenriegel sind verlängert u. tragen den Sitz des Arbeiters; auf die beiden obersten Seitenriegel (Lagerriegel) sind eiserne Schienen (Lagerplatten) aufgeschraubt, auf denen die übrigen eisernen Theile (der Stuhl im engeren Sinne) befestigt ist. Zunächst sind an den vorderen, etwas nach unten gerichteten Enden der Lagerplatten durch Charniere die Preßarme befestigt, welche an ihren vorderen, geraden u. schräg aufwärts gehenden Theilen (Preßarmen) querüber durch eine nach unten in eine stumpfe Schneide auslaufende Eisenschiene (Presse, Nadelpresse, Preßschiene mit Preßmesser), dagegen an ihren hinteren sichelförmigen Theilen (Preßbogen, Schwanenhals) querüber durch eine Eisenstange (Preßgabel) verbunden sind, welche durch eine, in ein an ihr befindliches Häkchen (Hakeneisen) eingelegte Schnur od. Stange mittelst eines Fußtrittes (Preßschemel) niedergezogen werden kann, bis sie sich mit ein Paar an ihr befindlichen Stellschrauben (Hämmerlein) auf die Lagerplatten auflegt, sich aber, wenn der Druck auf den Preßschemel aufhört, durch die Wirkung eines mit einer Schnur über eine Rolle gelegten Gegengewichtes (Preßgewicht, etwa 10 Pfund) od. einer Feder sofort wieder hebt. Am hinteren Ende der Lagerriegel sind zwei verticale, durch Querschienen (Wandschienen) verbundene eiserne Ständer (Wanddocken, Wandstützen) auf die Lagerplatten aufgeschraubt u. endigen oben in Öhre, in welche die Zapfen einer horizontalen Welle (Wellbaum) eingelagert sind. Von dem Wellbaume laufen horizontal nach vorn die Hängearme; sie sind einerseits an ihm befestigt u. mit ihm zwischen Stellschrauben od. den Kröpfungen der auf den Lagerplatten vertical befestigten Hängarmstützen drehbar, andrerseits durch Gewinde mit den verticalen Hängebändern (Pendants) verbunden; die Platinenbarre (Bleibarre), welche die sogenannten stehenden Platinen trägt, u. die Platinenschachtel, eine aus zwei parallelen Schienen zusammengesetzte Stange, in deren Spalt die unteren Enden der Platinen stecken, damit sie ihre regelmäßige Lage nicht verändern können, sind Querverbindungen zwischen den Hängebändern u. an diesen befestigt. Eine an der hinteren Stuhlwand befestigte, auf einen Vorsprung des Wellbaumes mittelst einer Stellschraubewirkende, starke eiserne Feder (Stuhlfeder) hebt das Werk, d.h. Hängearme sammt Hängebändern, Platinenbarre u. Platinenschachtel, wenn es niedergezogen wurde, wieder in die Höhe, sobald der Zug aufhört. Der Arbeiter zieht mit den Füßen abwechselnd zwei Fußtritte (Kulir-, Coullirschemel)[943] nieder u. dreht durch einen an den Schemeln befestigten über eine Rolle gelegten Riemen, ein mit der Rolle auf derselben Welle sitzendes hölzernes Schnurrad abwechselnd rechts u. links herum, u. setzt dadurch mittelst der von dem Rade ausgehenden über Leitungsrollen gelegten Schnüre das Roß (Sattel, Chevalliet), ein kleines, oben in eine Spitze auslaufendes Blech, in hin- u. hergehende Bewegung längs der am Federstock (s. unten) befestigten Roßstange. Der zur Verarbeitung bestimmte Faden wird auf eine Spule gewickelt, welche frei drehbar auf eine eiserne Spindel an einem der vorderen Ständer aufgesteckt ist. Der Arbeiter rollt immer eine mehr als genügende Länge des Fadens ab u. legt denselben, nicht angespannt, sondern schlaff, über die Nadeln, ein Mal mit der rechten u. ein Mal mit der linken Hand. Das gewirkte Arbeitsstück wird in dem Maße, wie es sich erzeugt, unten auf eine kleine eiserne Walze aufgerollt, welche die Waare stets im erforderlichen Grade anspannt. Die Nadeln (Stuhlnadeln) sind 21/2 Zoll lang, von Eisendraht, am vorderen Ende sehr sein zugespitzt u. nach oben zu einem elastischen Haken umgebogen. Gegenüber der Spitze des Hakens enthält die Oberseite der Nadel eine Kerbe (Chasse), in welche die Spitze sich hineinlegen kann, wenn der Haken durch Herabsenken der Nadelpresse niedergedrückt u. dadurch geschlossen wird, wobei das Nadelende die Gestalt eines länglichen Öhres annimmt. Wird alsdann der auf dem Hintertheil der Nadel zu einer Masche geschlungene Faden gegen das vordere Nadelende vorgeschoben, so halten ihn die Haken nicht auf, sondern er kann über dieselben weg- u. (nach dem Wiederaufheben der Presse) ganz heruntergestreift werden. Wird dagegen ein über die Nadeln gelegter Faden vorgeschoben, während die Haken offen stehen, so tritt er unter die letzteren hinein u. bleibt hier hängen. Die hinteren Enden (Löffel) der Nadeln sind mit dem Hammer plattgeschlagen u. je zwei, drei od. vier Nadeln mit einer Mischung aus Zinn u. Blei zusammengegossen. Diese angegossenen Metallstücke heißen Bleie (Nadel-, Unter-, Gegenbleie) u. dienen zur Befestigung der Nadeln an einer querüberlaufenden, an den Lagerplatten unbeweglich festgeschraubten Schiene (Nadelbarre). In jedem der engen Räume zwischen je zwei Nadeln steht in senkrechter Ebene eine Platine, d.h. ein äußerst dünnes (etwa 1/75 Zoll dickes), eigenthümlich geschweiftes Stück Stahlblech. Die Platinen sind stehende od. fallende; beide unterscheiden sich blos in dem Öhr u. ihrer Befestigungsweise. Durch die ganze Reihe hin wechselt eine stehende Platine mit einer fallenden ab, von jeder Gattung sind also gleich viel, nämlich halb so viel als Nadeln. Mit dem unteren Ende stehen sie in der Platinenschachtel; ein bauchig vorstehender Theil (Bauch) des Schaftes der Platine bewirkt das Vorwärtsschieben der Maschen; der vorwärts geschweifte Kopf hat einen Vorsprung (Nase) zum Einschieben des Fadens zwischen die Nadeln u. gleich daneben (nach hinten zu) einen zweiten, tiefer herabreichenden (Kinn). Die stehenden Platinen sind an einem durch die gerad aufsteigenden Öhre gesteckten messingenen Zapfen an Bleien in der Platinenbarre befestigt, deren verschiedene Bewegungen sie folglich mitmachen. Die fallenden Platinen hingegen sind nicht mit der Platinenbarre verbunden, sondern jede derselben hängt oben an dem lappenförmig nach hinten vorspringenden Öhr mittelst eines Gewindes an dem einen Ende eines wagrechten zweiarmigen Hebels (Schwinge od. Unde, franz. Onde). Sämmtliche Unden sind drehbar auf einer eisernen Stange (Undenruthe) aufgesteckt; zwischen je zwei Unden aber ist eine kupferne od. messingene Platte (Kupfer) auf die Undenruthe aufgesteckt, um die Unden in gleichen u. unveränderlichen Abständen zu erhalten; die Kupfer sind durch seitlich angelegte Schienen einngeschlossen u. in ihren unteren Enden durch eingegossenes Metall fest mit einander zu einem Ganzen (der Kupferlade) verbunden. Auf das hintere kürzere Ende einer jeden Unde wirkt eine senkrecht stehende eiserne Feder, welche in dem hölzernen, mit der Kupferlade fest verbundenen u. in derselben bei jeder Vor- u. Rückwärtsbewegung folgenden Federstocke (Federhaken, franz. Grille), befestigt ist u. durch ihren Druck die Unde in horizontaler Lage erhält, zu welchem Behufe das abgeschrägte Ende der Unde in einem stumpfwinkeligen Ausschnitte od. unter einer vortretenden Biegung der Feder liegt. Erfolgt nun ein Druck gegen den hinteren Arm einer Unde von unten nach oben, so springt dieselbe (indem die Feder augenblicklich nachgibt u. zurückweicht) in die Höhe, folglich geht alsdann der vordere Arm nebst der daran hängenden fallenden Platine herunter. Diese ganze Wirkung entsteht durch das Roß (s. oben), welches, wenn es längs der Roßstange unter den hinteren Armen der Unden (von rechts nach links, od. umgekehrt) fortbewegt wird, eine Unde nach der anderen hebt. Stühle, bei denen die Unden durch ein Roß gehoben werden, heißen Roßstühle; bei den Walzenstühlen hebt eine quer unter den Unden liegende Walze mit einer schraubenförmigen Leiste die Unden nacheinander. Das Aufsteigen der hinteren Undenarme, folglich das Niedersinken der fallenden Platinen, wird durch eine Stange (Unden- od. Schwingenpresse, Preßstange, franz. Basquilla, Bascule) begrenzt, welche zugleich dazu dient, zu seiner Zeit alle genannten Theile in ihre vorige Lage zurückzuführen, nämlich die Unden niederzudrücken u. dadurch die Platinen zu heben. Um dies zu erreichen, ist an jeder Seite des Stuhles auf der Undenruthe ein zweiarmiger Hebel (große Unden, Contrepous) angebracht. Die beiden großen Unden sind hinter der Kupferlade durch die Undenpresse quer verbunden. Ein Vorsprung (Geißfuß) an zwei anderen von der Platinbarre herabragenden Hebeln (den Daumendrückern) wirkt hebend auf das vordere Ende der großen Unden, sobald man mit den Daumen auf die Daumendrücker wirkt, was geschieht, wenn man die Enden der Unden wieder unter die Vorsprünge der Federn bringen will. Hört dieser Druck auf, so bewegt ein an den längeren Schenkeln der großen Unden angebrachtes Bleigewicht (Fratze) od. auch eine Feder, welche über der Undenpresse liegt, diese letztere in ihre Ruhelage zurück. Durch ein Paar Verbindungsarme (Halbunden, Haltunden, Hauptunden) hängt in einem Charnier die Kupferlade mit zwei oben vorstehenden Platten (Halbundenschuh) der Platinenbarre zusammen, so daß beim Vor- od. Rückwärtsschieben dieser letzteren die an ihr unmittelbar befindlichen stehenden Platinen u. mittelst der Kupferlade u. der Unden auch die fallenden Platinen dieselbe Bewegung machen müssen. Bezüglich der Art wie die Kupferlade dieser Bewegung[944] folgt, hat man zwei Arten von S-n zu unterscheiden: bei den Stützen- od. Stelzenstühlen ruht die Kupferlade auf zwei eisernen Stangen (Stelzen), welche ganz unten am Boden mit ihren Spitzen drehbar in einer Pfanne stehen; bei den Rollen- od. Köpenstühlen liegt die Kupferlade (als Kupferwagen) auf beiden Seiten auf zwei Rollen, welche auf den Lagerplatten hin u. her rollen.

B) Die Verfertigung der glatten Arbeit auf dem S. besteht in der succesiven Bildung von Maschenreihen. Die erste Reihe bildet der Arbeiter, indem er die in horizontaler Reihe nebeneinander liegenden Nadeln mit dem Faden je einmal umwickelt (Orlettschlagen); hierauf läßt er die fallenden Platinen sich senken, so daß ihr Kinn den Faden rückwärts gegen die Nadelbleie hinschiebt; darauf legt der Arbeiter den Faden wieder schlaff quer über die Nadeln, u. zwar so, daß derselbe durch die Kinne der Platinen von den schon gebildeten Maschen getrennt ist. Er coullirt, d.h. tritt einen der beiden Coullirschemel u. senkt dadurch mittelst des Rosses u. der Unden die fallenden Platinen. Von diesen fällt eine nach der anderen hinab, u. jede zieht mit ihrer Nase den vor dem Kinn u. unter der Nase liegenden Faden zu einer Schleife zwischen zwei benachbarte Nadeln hinein, u. es entstehen jetzt halb so viel Schleifen als Nadeln vorhanden sind, aber die Schleifen haben die doppelte Länge einer Masche. Die in rascher Folge stattfindende Auslösung der Unden aus den Federn verursacht beim Wirken das eigenthümliche rasselnde Geräusch (daher der Name Grille für Federstock). Einen Augendlick später faßt der Arbeiter mit beiden Händen die Platinenschachtel bei ihren Enden, zieht die Platinenbarre herunter, die stehenden Platinen gehen herunter u. biegen den Faden auch zwischen jene Nadeln, über welchen er vorher noch gerade lag. Herbei heben sich die fallenden Platinen wieder ein wenig, da sich die von ihnen gemachten Schleifen verkürzen. Während die Platinenbarre noch herabgesenkt ist u. alle Platinen (stehende wie fallende) mit ihren Nasen in den gebildeten Maschen hängen, schiebt der Arbeiter die Platinenbarre mit den stehenden Platinen vorwärts, gegen sich zu u. treibt dadurch (weil die fallenden Platinen sammt den Unden u. der Kupferlade folgen) den Faden durch die Nasen der Platinen unter die Haken der Nadeln u. macht durch einige kleine Schläge die Maschen ganz gleich. Dieses Vorwärtsschieben des Fadens heißt Assembliren. Nun drückt der Wirker mit den Daumen auf die Daumendrücker u. zieht so die Undenpresse ganz nieder, wodurch sämmtliche Unden auf ein Mal am hinteren Ende herabgehen u. unter den Vorsprung ihrer Federn einschnappen, folglich die fallenden Platinen in die Höhe steigen, bis ihr Kinn über den Nadeln steht; ebenso läßt er die Platinenbarre mit den stehenden Platinen in die Höhe gehen. Die Bildung einer Maschenreihe ist hiermit vollbracht; es handelt sich nun darum, die alte, noch rückwärts auf den Nadeln hängende Maschenreihe, welche sich zwischen dem Kinn u. Schaft der Platinen befindet, über die eben neu gebildete in den Haken der Nadeln hängende Reihe herabzustreifen (abzupressen u. überzuwerfen). Diese Operation entspricht dem Herablassen einer abgestrickten Masche bei der Handstrickerei. Um sie zu vollbringen, tritt der Arbeiter auf den Preßschemel u. drückt dadurch mittelst der herabgehenden Nadelpresse die Haken der Nadeln zu. In dem nämlichen Augenblicke zieht er mit den Händen die Platinenschachtel u. die Platinenbarre nach vorn gegen sich, wodurch die Platinen die alte Maschenreihe vor sich herschieben, bis sie etwas über den Anfang der Nadelhaken hinausgegangen sind, so daß sie nun keinenfalls mehr unter die Haken gerathen können, auch wenn diese letzteren sich öffnen. Nun wird erst der Preßschemel losgelassen, damit die Presse in die Höhe gehen u. die Platinen durch weiteres Vorwärtsschreiten die Maschen ganz abstreifen können. Die neue Reihe wird hierauf durch Zurückschieben der Platinenbarre von der Rückseite des Kinnes der wieder nieder gelassenen fallenden Platinen auf den hinteren Theil der Nadel gebracht. Von nun an beginnt die ganze beschriebene Reihe der Operationen von Neuem, um eine fernere Maschenreihe zu erzeugen. Die Anzahl der Nadeln am S. beträgt 120–210 u. oft noch mehr. Je nach der Feinheit der zu erzeugenden Waare sind von 15 bis zu 40 Nadeln (od. Platinen) auf 1 Zoll Breite. Der einmal hergestellte Stuhl ist, in Bezug auf die Feinheit der Waare, nur für eine Gattung derselben tauglich, denn die Anzahl der Maschen auf einer bestimmten Breite kann man nicht ändern, ohne gerade die zahlreichsten u. kostspieligsten Theile auswechseln zu müssen. Verschiedene Waaren kann man auf demselben Stuhle durch verschiedenes Material, sowie dadurch herstellen, daß man die Maschen länger od. kürzer u. somit die Waare lockerer od. fester macht. Zur Erreichung des letzteren Zweckes liegt nach der Breite des Stuhles unter dem vorderen Theile aller Schwingen eine eiserne Leiste (Steg, Mühleisen od. Fallbarre), welcher vom Arbeiter beliebig nach oben u. unten, vorn u. hinten gestellt werden kann. Auf diesen Steg legen sich beim Kuliren die vorderen Enden der Schwingen auf, seine Stellung bestimmt also die Länge der Schleifen, zu welchen hierbei die fallenden Platinen den Faden zwischen die Nadeln einschieben, also auch die Länge der Maschen. Zu beiden Seiten liegt der Steg in einem Kästchen (Steg- od. Mühlkästchen, Mühltasche), welches durch Stellschrauben (Mühlschlüssel) gehoben u. gesenkt werden kann, wobei die Größe der Hebung durch die an den Schrauben befindlichen Sperrrädchen mit Sperrfeder gemessen werden kann. In den Kästchen wird der Steg durch Federn immer nach vorn gedrückt; schiebt ihn der Arbeiter zurück, so kann derselbe die Schwingen, da jetzt deren weiter nach ihrem Drehpunkte zu gelegener schmaler Theil auf den Steg aufzusitzen kommt, weiter herabsenken als gewöhnlich u. die sogenannten langen Reihen bilden, in welchen dann am Ende eines Waarenstückes, z.B. an der Fußspitze eines Strumpfes, dasselbe zusammengekettelt wird. So wie die Bewegung der Schwingen durch das Mühleisen, wird auch die der Hängebänder mit den Platinen regulirt durch zwei an jeder Außenseite der Hängebänder u. der entsprechenden Innenwand der Lagerriegel befindliche Knöpfe (Piteko's, Piddeco, vom franz. Pied-de-coup), welche auf einander gleiten, wenn die Hand des Arbeiters das Hängewerk nach oben od. unten führt; während die Vorwärtsbewegung des Werkes dadurch begrenzt wird, daß die Hängebänder an zwei an den Lagerriegeln befestigte Anschlageisen anstoßen. Beim[945] Herabziehen des Hängewerkes faßt der Arbeiter theils mit den Händen die Platinschachtel selbst od. eine mit ihr verbundene tiefer liegende Stange, theils tritt er mit dem Fuße, einen den beiden Kulirschemeln ähnlichen, durch einen Zugdraht u. eine Querstange (Wage) mit dem Werke verbundenen Tritt am untersten Theile des S-s. Vor dem Überlegen des Fadens zu einer neuen Maschenreihe muß das Hängewerk in die Ruhelage u. alle Platinen in gleiche Höhe eingestellt werden; beides wird dadurch erreicht, daß ein an jedem Hängebande befindlicher Haken (Crochir- od. Einschließhaken) in einen eben solchen am Lagerriegel eingeschoben wird. Daher bedeutet Einschließen od. Eincrochiren das Herstellen dieser Verbindung u. Auscrochiren das Lösen derselben. An breiten Stühlen wird der Faden bisweilen durch einen besonderen Fadenführer über die Nadeln gelegt. Dies ist ein dünnes Blechstück, welches auf einer zwischen beiden Hängearmstützen befindlichen Querschiene gleitet, durch Schnurenverbindung von dem Rade. od. der Walze zugleich zur Seite gezogen wird u. durch ein Öhr den Faden von der Spule herab nach den Nadeln führt. Soll die Breite eines an den Stuhlnadeln hängenden Waarenstückes vermindert werden, so hebt der Arbeiter je nach Bedürfniß einige Randmaschen desselben ab u. hängt sie mit auf die nächst inneren Nadeln, welche dann bei der nächsten Reihe die Grenzen für den überzulegenden Faden bilden; dieses Abnehmen (Mindern od. Decken) geschieht durch eine, vorn wenig nach oben gebogene Nadel (Minder- od. Schaffnadel), od. durch den Decker, ein Instrument, in welchem mehre solche Nadeln neben einander befestigt sind. Wird durch den Decker die Breite der Waare während ihrer Herstellung verändert, also z.B. bei einem Strumpfe unterhalb der Wade u. an der Fußspitze vermindert, so daß derselbe vom Stuhle hinweg sogleich zusammengenäht werden kann u. die richtige Form des Beines zeigt, so sind die Randmaschen eines solchen Stückes immer fest mit dem Ganzen verbunden, man kann sie nicht aufziehen, u. diese Waare heißt reguläre Waare. Wird aber ein Stück von immer gleicher Breite gewirkt u. aus diesem dann die nöthige Form herausgeschnitten, so sind die Randmaschen des zugeschnittenen Stückes nicht mehr fest, sie werden erst durch das Zusammennähen vor dem Aufziehen geschützt, u. diese Waare heißt geschnittene Waare. Soll die Breite des Arbeitsstückes vergrößert werden (Mehren), so müssen auf den Seiten frische Nadeln hin-, zugefügt werden, so daß sich jetzt auch auf diesen Nadeln Maschen bilden.

C) Mit dem gewöhnlichen Strumpfstuhle für glatte Waare lassen sich noch manche Vorrichtungen (Maschinen) in Verbindung bringen zur Erzeugung von mannigfachen Wirkmustern. a) Die Preß- od. Blechmaschine besteht aus einer an der Preßschiene befestigten Holz- od. Blechschiene, deren untere Kante über die der eigentlichen Presse herabreicht u. mit Einschnitten versehen ist, so daß sie beim Niederdrücken der Presse die Nadeln, welche in die Einschnitte zu liegen kommen, nicht preßt u. für die betreffende Reihe auf diesen Nadeln eine Doppelmasche entstehen läßt, da beim Vorziehen des Werkes die alte Masche nicht abgeschlagen, sondern mit der neuen im Haken der Nadel vereinigt wird. Das Blech kann an der Presse seitlich verschoben werden, um nicht immer dieselben, sondern abwechselnd auch die benachbarten Nadeln ungepreßt zu lassen. Je nach der Größe u. Vertheilung der Einschnitte in den neuen Preßplatten lassen diese entweder eine Nadel um die andere od. zwei von vieren etc. ungepreßt u. heißen darnach Einnadel- od. Zweinadelblech. Sollen bei einer Waare verschiedene solche Preßplättchen schnell nach einander gebraucht werden, so wird die Preßschiene drehbar in die Preßarme eingelagert u. trägt, nach verschiedenen Richtungen auslaufend, mehre Preßplatten; sie wird nach Bedarf gedreht u. in jeder Stellung durch Sperrrad u. Zahn festgehalten. b) Die Deck- od. Stechmaschine besteht aus zwei übereinander liegenden Schienen, auf welchen Decknadeln in verschiedenen Abständen von einander befestigt sind. Diese Schienen gleiten auf einer vor der Stuhlnadelreihe liegenden Stange u. können leicht durch ein Zahngetriebe nach rechts u. links verschoben werden. Die Tragstange ist um ihre Achse drehbar u. zu beiden Seiten mit der Platinenschachtel od. den Hängebändern so verbunden, daß man die Decknadeln nach den Stuhlnadeln hin neigen u. mit ihnen einzelne Maschen von den letzteren abheben kann. Werden nun die Decknadelreihen seitlich verschoben u. die Maschen auf die benachbarten Stuhlnadeln wieder aufgeschoben, so haben bei der nächsten Reihenbildung manche Stuhlnadeln keine alten Maschen u. andere dafür Doppelmaschen; die ersteren veranlassen dann in der Waare eine kleine Öffnung od. Durchbrechung u. durch Combination derselben entsteht ein Muster. Gemusterte Waare, in dieser Weise hergestellt, ist die Petinetwaare u. eine mehrfache Deckmaschine heißt auch daher Petinetmaschine. Werden mehre Deckmaschinen mit verschiedenen Abständen der Decknadeln schnell hinter einander gebraucht, so sind diese an einer um die eigene Achse drehbaren Tragstange nach verschiedenen Richtungen hin befestigt, ähnlich wie die Preßplatten an den Preßmaschinen. Wenn mehre Waarenstücke auf derselben Stuhlnadelreihe neben einander gewirkt werden, so ermöglicht die Deckmaschine das gleichzeitige Mindern derselben von beiden Seiten herein. c) Die Werfmaschine. Wenn man eine Masche, indem man sie auf einer Nadel läßt, zugleich auf die nebenstehende Nadel mit hängt, so nennt man dies Werfen od. Überwerfen. Dasselbe wird mit oben genannter Maschine verrichtet, welche zwei vor der Stuhlnadelreihe liegende Nadelbarren, deren Haken abwärts gekehrt sind, enthält. d) Die Fangmaschine od. Rändermaschine. Eine vor den Platinen u. unterhalb der Stuhlnadeln liegende Schiene trägt eine Reihe vertical gerichteter Nadeln, die Maschinennadeln, von gleicher Beschaffenheit wie die Stuhlnadeln. Die Tragschiene (Maschinennadelbarre) ist mit der Platinenschachtel durch mehre Gelenkstücke zu beiden Seiten der Platinenreihe so verbunden, daß sie vom Arbeiter auf- u. abwärts u. vor- u. rückwärts bewegt u. um ihre Achse gedreht werden kann. Ist beim Beginn einer neuen Maschenreihe der Faden in Schleifenform gleichmäßig auf die Stuhlnadeln vertheilt, so hebt der Arbeiter die Maschine u. hängt ihre Nadeln mit den Haken in die Schleifen od. Henkel an den Stuhlnadeln ein, so daß die Maschinennadeln nach dem Abschlagen der Stuhlmaschen mit an der Waare hängen. Bei jeder nächsten Reihe wird die [946] Maschine wiederum in die Schleifen der Stuhlnadeln eingehängt u. nun sowohl die Stuhlmasche als auch die Maschinenmasche der Reihe nach abgeschlagen, so daß jede Reihe der Waare nach beiden Seiten hin gleiche Maschenbildung bekommt (Links- u. Rechtswaare) u. daher auf der Vorder- u. Rückseite gleiches Aussehen zeigt. Da die elastischen Ränder an Strümpfen in dieser Weise hergestellt werden, so heißt ein Stuhl mit dieser Rändermaschine auch wohl ein Ränderstuhl. Die Maschine hat entweder ihre eigene Nadelpresse u. ein eigenes Abschlageblech zum Abschlagen der alten Maschenreihen, od. ihre Nadeln werden von der Stuhlpresse getroffen. Bei der Fangwaare od. Rechts- u. Rechtswaare wird nicht jede Maschenreihe auf beiden Nadelreihen gepreßt u. abgeschlagen, sondern abwechselnd eine Reihe auf den Stuhlnadeln, eine nächste auf den Maschinennadeln gebildet. Ein Stuhl für Herstellung dieser Waare heißt daher auch Fangstuhl.

II. Der Kettenstuhl wurde im letzten Viertel des 18. Jahrh. in England erfunden, seit Anfang des 19. Jahrh. auch in Deutschland eingeführt u. in Preußen u. Sachsen wesentlich verbessert. Er ist in so fern von dem Kulirstuhle verschieden, als auf ihm die Waare nicht aus einem einzigen fortlaufenden Faden, sondern durch Verschlingung vieler neben einander fortlaufender Fäden, einer Kette, gebildet wird. A)Seine Theile: das Gestell, die Nadel- u. Platinbarre, die Nadelpresse mit Zubehör u. alle zum Ein- u. Ausschließen (Crochiren) nöthigen Theile sind genau so, wie beim Kulirstuhle, während alle zum Kuliren nöthigen Stücke, als die Kupferlade mit Unden Schwingen, die Schwingenpresse, die fallenden Platinen, das Roß u. der Federstock, in Wegfall kommen u. der Stuhl wesentlich einfacher wird als der Kulirstuhl. Endlich hat der Kettenstuhl nur stehende Platinen u. diese wieder haben keine Nase, sondern nur das längere Kinn am Schafte. Die Kettenfäden, welche zur Verarbeitung kommen sollen, werden ebenso wie in der Weberei neben einander auf einer Welle (Kettenbaum, Ketten- od. Zettelwelle) aufgewunden. Dieses Aufwinden (Aufbäumen od. Aufscheren) geschieht wie in der Weberei auf der Zettel- od. Schermaschine. Der Kettenbaum, welcher in der Breite des zu wirkenden Waarenstückes mit Fäden umwunden ist, wird im Stuhle unterhalb der Nadelbarre in beide Gestellwände eingelagert. Die Kettenfäden werden über eine Leitwalze unter der Nadelbarre hinweg nach den Stuhlnadeln geleitet, vor diesen aber wird jeder Faden einzeln durch eine besondere Nadel mit Öhr (Lochnadel) geführt. Sämmtliche Nadeln, welche gewöhnlich aus Blech hergestellt, mit Bleien ähnlich den Stuhlnadeln umgossen u. auf eine Eisenschiene aufgeschraubt sind, bilden mit ihren Tragstangen die Maschine od. Kettenmaschine. Alle Maschinen- od. Lochnadeln sind etwa 45° gegen die Verticale nach dem Stuhl hin geneigt; ihre vorderen Enden mit den die Fäden führenden Öffnungen stehen unter der Mitte der Stuhlnadeln. Die Tragschiene der Maschinennadeln (Maschinennadelbarre) ruht mittelst zweier Sattel auf einer runden Querstange u. wird durch Stift u. Schlitzführung in ihrer Lage erhalten. Die Querstange ist zu beiden Stuhlseiten auf den vorderen Arm eines zweiarmigen Hebels drehbar aufgelagert. Beide Hebel haben ihre Drehpunkte am Stuhlgestell; ihre hinteren Arme sind durch eine Querschiene verbunden, von welcher aus ein Zugdraht nach einem Fußtritt, ähnlich denen, welche zum Herunterziehen des Werkes u. der Presse dienen, herabreicht, so daß der Arbeiter die Maschine mit dem Fuße in die Höhe bewegen kann, damit ihre Nadeln über die Stuhlnadeln zu stehen kommen. Sie fällt immer durch ihre eigene Schwere. B) Die Art der Maschenbildung ist folgende: man denke sich ein Stück fertiger Waare in den Stuhlnadeln hängen; das Werk ist eingeschlossen, also haben die Platinen mit ihren Vorsprüngen, dem Kinn, die Waare nach hinten gezogen u. von dort aus gehen die Kettenfäden, von jeder Masche ein solcher, nach vorn durch die Öhre der Lochnadeln u. von hier wieder hinter nach dem Kettenbaum. Nun wird die Maschine gehoben, so daß die vorderen Enden ihrer Nadeln die Kettenfäden bis über die Stuhlnadeln hinauf ziehen, dann wird sie um eine Nadelentfernung zur Seite geschoben, so daß jede Maschinennadel über der benachbarten Stuhlnadel hinweggleitet, u. endlich wieder gesenkt. Durch diese drei Bewegungen ist jeder Kettenfaden über die benachbarte Stuhlnadel hinweggelegt worden (es ist eine Legung vollendet) u. hat die Henkel zur neuen Maschenreihe gebildet, ebenso wie dies beim Kulirstuhle durch Einsenken des Fadens zwischen je zwei Nadeln geschieht. Wird nun das noch in tiefster Stellung befindliche Werk nach vorn gezogen, so schiebt jede Platine mit der Vorderkante ihres Kinnes die neuen Henkel nach vorn unter die Haken der Stuhlnadeln; diese werden nun durch Herabdrücken der Presse wie beim Kulirstuhle zugedrückt, das Werk wird in die Höhe gelassen u. weiter vorgezogen, wobei jetzt die Platinen mit ihren Schäften die alte Maschenreihe über die Stuhlnadeln vor u. endlich von ihnen herabschiebt (das Abschlagen), so daß die alte Maschenreihe nur noch in den neuen Henkeln hängt, welche nun die neue Maschenreihe bilden. Die Presse trifft beim Niedergang ein an der Maschine befindliches schiefes Eisenstück (Vortreiber) u. schiebt die Maschine etwas vom Stuhle ab, damit ihre Nadeln die Fäden scharf unter die Haken der Stuhlnadeln ziehen. Mit dem Einschließen beginnt das Spiel aufs Neue, u. die Maschine wird dabei entweder nach derselben Richtung hin weiter od. wieder zurückbewegt, um neue Henkel zu bilden. Die Maschinennadelbarre verschiebt sich bei ihrem Steigen u. Sinken selbstthätig zur Seite. Sie wird durch eine Feder gegen ein Stufen- od. Eckrad angedrückt, dessen Achse in einen Traghebel der Maschine eingelagert ist; auf dieser Achse sitzt zugleich ein Sperrrad, in welches mehre am Stuhlgestell befestigte Sperrklinken oben u. unten eingreifen, welche beim Heben u. Senken des ganzen Apparates das Sperrrad u. damit auch das Stufenrad drehen, so daß dieses der angedrückten Nadelbarre verschieden große Halbmesser. entgegenhält, also dasselbe bald fortschiebt, bald von der. Feder andrücken läßt, d.h. nach rechts od. links verschiebt. Zu Anfang der Arbeit wird in der Regel ein Streifen alter Waare auf die Stuhlnadeln aufgeschoben, welcher bei der ersten Maschenbildung als alte Maschenreihe dient, u. es werden die ersten Henkel von den neuen Kettenfäden mit langen frei herabhängenden Enden gebildet. Der Kettenbaum ist durch Sperrrad u. Sperrzahn an der Umdrehung verhindert. Die Fäden. werden dadurch, daß sie vor dem Eintritt in die Öhre der Nadeln[947] über eine auf beweglichen Tragarmen ruhende Walze geleitet sind, welche durch Gewichte vom Stuhle abwärts gezogen wird, angespannt; da sie sich während des Wirkens aber verkürzen, so ziehen sie diese Walze immer näher an den Stuhl heran, bis diese am Ende durch einen Hebel die Sperrklinke des Kettenbaumes aushebt, so daß die gespannten Fäden diesen etwas drehen u. sich weiter abwickeln, wobei die Spannwelle wieder zurück u. die Sperrklinke wieder in das Rad einfällt. Die fertige Waare wird von den Stuhlnadeln unter der Nadelbarre hinweg nach dem Hintertheile des Stuhles geführt u. hier auf eine Welle aufgewickelt. Da die Kettenstühle in der Regel sehr breit sind, so kann der Arbeiter die Bewegungen des Hängewerkes nicht durch Anfassen der Platinenschachtel einleiten, sondern es gehen von den Hängebändern Eisenstäbe herab, welche unten durch eine Querstange verbunden sind, u. an dieser greift der Arbeiter an, um das Werk zu bewegen, entweder mit beiden Händen od. mit der linken allein, während er mit der rechten bisweilen die Drehung des Stufenrades zur Legung der Maschine vornimmt. Je nach Art der herzustellenden Waare enthält ein Kettenstuhl eine od. mehre der oben beschriebenen Kettenmaschinen u. eben so viele Kettenbäume. Alle diese Maschinen sind auf dieselben od. auf mehre Tragstangen u. Hebel gelagert, ihre Nadelbarren können in verschiedener Weise verschoben werden. Durch Anwendung mehrer Maschinen u. verschiedenfarbiger Kettenfäden, sowie dadurch, daß man bisweilen nicht in alle Maschinennadeln Fäden einzieht u. verschiedene Legungen gibt, stellt man die mannigfachsten Muster in dichter u. durchbrochener Waare her.

III. Die mechanischen Strumpfstühle sind solche, welche durch Elementarkraft bewegt werden können. Es gibt deren zweierlei: Rundstühle (Rundmaschinen od. Circularstühle) u. breite mechanische Stühle. Bei ersteren stehen die Nadeln auf einem Kreisumfange, bei letzteren in gerader Linie, wie beim Handstühle. Die Rundstühle sind immer Kulirstühle, dagegen kommen sowohl Kulir- als auch Kettenstühle als breite mechanische S-e vor. Endlich zerfallen die Rundmaschinen wieder in zwei verschiedene Systeme, das englische u. französische System. Die ersten Versuche im Bau von Rundstühlen liefen darauf hinaus, den gewöhnlichen Kulirstuhl aber mit rings im Kreise liegenden Nadeln nachzuahmen; dabei sollten die Maschen durch Platinen gebildet werden, welche durch eine wellenförmig gestaltete Bahnscheibe gehoben u. gesenkt, durch excentrische Führungsstücke aber radial vor u. zurück bewegt werden sollten. A) Die englischen Rundstühle (Roundabout) liefern vornehmlich Strümpfe, die Nadeln stehen daher bei jedem derselben auf dem Umfange eines kleinen Kreises, wie ihn die Weite des Strumpfes bedingt. Die Waare von einem solchen Stuhle hat die Form eines Cylindermantels, eines Schlauches (weshalb die Maschine auch Schlauchstuhl genannt wird), auf welchem die Maschenreihen spiralförmig sich an einander reihen. Die Nadeln sind mit Bleien umgossen u. durch diese auf einen gußeisernen Ring festgeschraubt; dieser ist auf einer entweder verticalen od. horizontalen Achse drehbar, wobei im ersteren Falle die Nadeln nach oben stehen. Am unteren Ende des Ringes sitzt ein konisches Rad, in welches ein anderes von der Triebwelle des Stuhles eingreift. Mehre, in der Regel sechs bis neun, solche Ringe (Köpfe genannt), werden von einer Triebwelle bewegt, welche wieder durch einen Arbeiter mittelst einer Kurbel od. von der Transmissionswelle aus umgedreht wird. Um jeden Kopf herum stehen auf dem, für alle Köpfe gemeinschaftlichen Stuhlgestell die Achsen derjenigen Rädchen fest, welche das Kuliren u. Pressen etc. verrichten. Zunächst drückt ein Einführrädchen den von der Garnspule kommenden Faden ebenso zwischen die Nadeln, wie dies die Platinen beim Handstuhl thun. Dieses Rad hat lange, fastradial auslaufende Zähne aus dünnem Blech, welche gegen die Achsenrichtung des Rades schief stehen u. in die Nadeln eingreifen. Beim Umdrehen des Ringes um seine Achse wird nun das Einführrädchen mit gedreht u. seine Zähne drücken den Faden zu Henkeln zwischen die Nadeln. Beim weiteren Fortdrehen werden diese Henkel durch ein dem ersten gleiches Rädchen unter die Haken der Nadeln geschoben. Eine hierauf folgende Scheibe (Preßrad), ist dem Nadelkreise so nahe gestellt, daß ihr Umfang den Haken der von ihm berührten Nadeln zupreßt. Gleichzeitig damit bringt ein unter dem Preßrad stehendes, den ersten beiden sehr ähnliches Rädchen die alte Waare vom unteren Nadeltheile herauf bis auf den zugepreßten Haken, worauf endlich ein fünftes, das Abschlagrad, die alte Maschenreihe von den Nadeln abschiebt, so daß sie nur noch in den neuen Henkeln hängen bleibt u. diese die neue Maschenreihe geworden sind. Ein gekrümmtes, nach unten gerichtetes Blechstück (Streicheisen), schiebt die Waare wieder nach unten. Damit ist eine Umdrehung u. eine Maschenreihe beendigt. Es wird also an diesem Stuhle fortwährend Faden zugeführt u. zur Maschenbildung verwendet. Die fertige Waare wird in der Richtung der Nadeln, also im betrachteten Falle nach oben vom Stuhle abgeführt u. in der zu Strümpfen erforderlichen Länge abgeschnitten. In neuerer Zeit werden auch englische Stühle mit größeren Köpfen angewendet, bei denen jedoch immer die Maschenbildung in obiger Weise erfolgt; oft wird an zwei od. mehren Stellen des Umfanges Faden zugeführt u. durch die darauf folgenden Rädchen (zusammen ein System der Maschenbildung genannt) Maschen gebildet, so daß die Reihe des einen Systemes beim nächsten als alte Maschenreihe dient. In England scheint I. A. Tielens in Londen am 7. April 1842 zuerst ein Patent auf einen Rundstuhl genommen zu haben. B) Die französischen Rundstühle liefern die Waare ebenfalls in cylindrischer Form, aber von größerem Durchmesser (bis ziemlich 1 Meter) als die englischen, weshalb sie auch wohl Sackstühle heißen. Die Nadeln eines Stuhles stehen horizontal am Umfang einer Scheibe (Nadelscheibe) radial hervor. Diese Nadelscheibe hat einen konischen Zahnkranz u. ist durch ein Getriebe um eine verticale feste Achse drehbar, welche eine noch unter der ersteren befindliche feste Bahnscheibe, sowie ein Gestell trägt, zur Aufnahme der für die Maschenbildung erforderlichen Theile. Der französische Rundstuhl hat, im Gegensatz zu dem englischen, Platinen, kurze, einarmige Hebel aus Stahlblech, welche den Faden zu Henkeln zwischen die Nadeln eindrücken. Diese Platinen sind entweder auf den ganzen Nadelkreis mit vertheilt od. in eine besondere Kapsel (Mailleuse), welche sich, während der Stuhl im Gange ist, um ihre Achse dreht, eingeschlossen u. kommen im letzteren Falle nur da[948] vor u. zur Wirkung, wo der Faden eingeführt wird; im ersteren Falle werden sie mit der. Nadelscheibe umgedreht u. durch Erhöhungen od. Einsenkungen der Bahnscheibe gehoben od. gesenkt; im zweiten Falle dagegen durch ein in der Mailleuse befindliches Excentric nach außen gedrückt od. nach innen gezogen, also immer zwischen die Nadeln eingesenkt od. von ihnen entfernt. Das Preßrad hat dieselbe Einrichtung wie das am englischen Rundstuhl; ein Abschlagrad zum Abschieben der alten Waare von den gepreßten Nadeln ist nur an Stühlen mit Mailleuse vorhanden, während bei anderen mit ringsum stehenden Platinen diese das Abschlagen bewirken. In der Regel wird auf den ganzen Umfang des Stuhles mehrmals (zwei- bis viermal) Faden zugeführt; es hat also ein Stuhl mehrmals dieselben Mailleusen u. sonstigen Räder (zusammen ein System genannt), welche zur Bildung einer Maschenreihe erforderlich sind, u. es dient. die so eben neu gebildete Maschenreihe des einen Systemes beim nächstfolgenden sogleich wieder als alte Maschenreihe. In Frankreich gab 1798 Decroix die erste Idee zu einem runden S. u. nahm auch ein Patent darauf. Auf der Pariser Industrieausstellung 1803 wurde von Aubert in Lyon ein ähnlicher Stuhl aufgestellt. Die ersten Spuren der Mailleuse finden sich 1808 in dem S. des Pariser Uhrmachers Jul. Leroy. Wesentliche Verdienste um die weitere Verbesserung des S-s erwarben sich bes. Gillet, Jaquin in Troyes, Jouvé in Brüssel, Fouquet in Troyes u. Berthelot. Der sächsische Mechaniker Julius Borcherdt baute Stühle nach dem System Jouvé. C) Die neuesten mechanischen Kulirstühle (1862 von I. Albert Eisenstuck in Chemnitz in Sachsen erfunden u. in verschiedenen Ländern patentirt) wirken Strümpfe vierseitig, also so, wie sie beim Stricken hergestellt werden. Sie liefern reguläre Waare, z.B. Strümpfe vollständig fertig ohne Naht. D) Die breiten mechanischen Stühle gleichen im Allgemeinen den Handstühlen, nur sind sie breiter, mindestens doppelt so breit als letztere. Die Presse, das Werk etc. erhalten ihre Bewegung von der rotirenden Triebwelle aus, indem die auf letzter sitzenden Excenter u. Hubscheiben auf Hebel wirken, welche durch Zugstangen die einzelnen Maschinentheile bewegen. Die Kulirstühle liefern sowohl glatte als auch gemusterte Waare, wie Ränder-, Fangwaare u. andererseits sowohl geschnittene als auch reguläre Waare, in welchem letzteren Falle die Deckmaschine durch den Betriebsmechanismus bewegt wird u. selbstthätig das Abnehmen verrichtet. Die Kettenstühle arbeiten sowohl dichte als durchbrochene Waare u. stellen namentlich letztere in complicirten Mustern her unter Anwendung einer Jaquardmaschine (so auch bei der Strumpfmaschine von Eisenstuck), welche die Legungen der Kettenfäden nach Maßgabe des Musters bestimmt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 16. Altenburg 1863, S. 943-949.
Lizenz:
Faksimiles:
943 | 944 | 945 | 946 | 947 | 948 | 949
Kategorien:

Buchempfehlung

Ebner-Eschenbach, Marie von

Unsühnbar

Unsühnbar

Der 1890 erschienene Roman erzählt die Geschichte der Maria Wolfsberg, deren Vater sie nötigt, einen anderen Mann als den, den sie liebt, zu heiraten. Liebe, Schuld und Wahrheit in Wien gegen Ende des 19. Jahrhunderts.

140 Seiten, 7.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Sturm und Drang. Sechs Erzählungen

Geschichten aus dem Sturm und Drang. Sechs Erzählungen

Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Michael Holzinger hat sechs eindrucksvolle Erzählungen von wütenden, jungen Männern des 18. Jahrhunderts ausgewählt.

468 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon