1. Besser eine Uhr, die immer pickt, als eine Glocke, die nur an Festtagen schlägt.
2. De Ûr, de Bis uch de Frâ nemeste' loâ. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 393a.
3. Die Lionische Uhr (die Uhr von Lyon) ist die rareste in ganz Frankreich, aber die Strassburgische hat ihresgleichen nicht in der ganzen Welt. – Berckenmeyer, 229; Deutsche Romanzeitung, III, 41, 392; Hesekiel, 15.
4. Die Uhr bleibt stehen, aber die Zeit nicht. (Wend. Lausitz.)
5. Die Uhr des Sorgfältigen kann nicht ruhig sein, so lange das Sorgengewicht daran hängt.
6. Die Uhr ist für die Dummen.
Auf Amrum: A Klaak as föör a dommen. (Haupt, VIII, 369, 314.)
7. Die Uhr ist gut, sagte der Eckensteher, sie geht, wenn man sie schüttelt.
8. Die Uhr ist nicht unser Herr. – Klix, 114.
Wird z.B. gesagt, um jemand, der zum Glockenschlage gehen will, zu längerm Verweilen zu bestimmen.
9. Die Uhr muss Herr im Hause sein. (Sachsen.) – Boebel, 140.
10. Die Uhr schlägt keinem Glücklichen.
Aus Schiller's Piccolomini, 3. Act, 3. Scene. Man hört dafür öfters: Dem Glücklichen schlägt keine Stunde.
11. Die Uhr steht bei ihm stets auf Mittag. – Parömiakon, 1121.
Er ist ein Mensch, der gern Genüssen nachgeht.
12. Eine geborgte Uhr in der Tasche macht böse Zeit.
Poln.: Kto chce mieí segarki, musi mieí, folwarki. (Lompa, 17.)
13. Eine gesunde Uhr erkennt man am Schlage.
14. Eine Uhr, die nicht zeigt, ist ein Redner, der schweigt. – Parömiakon, 1513.
15. Eine Uhr, die steht, ist nichts nutz. – Parömiakon, 576.
16. Eine Uhr kauft man nicht nach dem Gehäuse, sondern nach dem Werk.
17. Eine verrostete Uhr muss man nicht nach der Zeit fragen.
Holl.: Als de roest zich eers in een uurwerk zet, daar is geen regel meer in zijne beweging, noch zekerheid in zijnen wijzer. (Harrebomée, II, 225a.)
18. Es ist eine böse Uhr, an der sich Zeiger und Glocke widersprechen. – Sprichwörtergarten, 163; Schulzeitung, 390.
19. Kleine Uhren machen sich schwere als grosse.
20. Je einfacher die Uhr, je besser geht sie. – Witzfunken, IVa, 144.
21. Mancher ist wie eine Vhr, die anders zeigt vnd anders schlegt. – Lehmann, 336, 58; Eiselein, 608.
Dän.: Mangen er som sejerverket, der anderledes viser, anderledes slaaer. (Prov. dan., 495.)
[1405] 22. Mit Uhren warten und stellen, Damen aufwarten und alte Häuser zurichten hat man allzeit zu schlichten.
Lat.: Utere nec serva conjuge, nec domina. (Chaos, 511.)
23. Söwen Uir, de Brêpott von 't Für. – Bueren, 1024; Hauskalender, III.
Bei Kern (1233) heisst es: 'T is acht Uhr u.s.w. mit der Bemerkung: acht Uhr ist die Stunde der Abendmahlzeit bei den Landleuten. Ist in der andern Lesart die Stunde des Frühstücks gemeint, oder ist die Mahlzeit in neuerer Zeit verlegt?
24. 'T is acht Uhr, Backers Kind word begrafen. – Bueren, 1107; Kern, 265; Hauskalender, III.
Ist das Brot gemeint? und dann, begraben im Backofen oder im Magen?
25. Tein Uehr is Börgertîd. – Bueren, 1071; Kern, 1034; Hauskalender, I.
Nämlich nach Hause oder zu Bett zu gehen.
26. Uhr, Hur' und Korbwagen kosten das meiste Geld. (Samland.)
27. Uhren und Huren kosten viel Geld.
28. Was die Uhr nimmt, bringt kein Gebet wieder.
29. Wenn die Uhr aufgezogen ist, geht sie von selbst.
30. Wenn die Uhren alle zugleich eins schlagen werden, dann wird Friede und Einigkeit in (zwischen) allen Landen und Leuten sein.
31. Wenn man eine Uhr aufzieht, steht sie.
In den Augenblicken des Aufdrehens nämlich. Mit der Uhr der Weltgeschichte scheint es nicht anders.
32. Wer eine Uhr in Ordnung erhalten, eine Frau nach ihrem Behagen bedienen will, und ein altes Haus im Baustande erhalten soll, der muss immer wieder von vorn anfangen.
Frz.: Qui a horloge à entretenir, jeune femme à gré servir, vieille maison réparer, c'est toujours à recommencer. (Witzfunken, VIIa, 157; Kritzinger, 380b.)
33. Wer Uhren hat und Frauen, hat viel Aerger und Noth zu kauen.
34. Wie die grossen Uhren zeigen (schlagen), so folgen die kleinen.
Die Untergebenen folgen dem Beispiel der Vorgesetzten.
Böhm.: Jak veliké hodiny ukazají, tak malé se po nich spravuji. (Čelakovsky, 410.)
35. Wie die Uhr, so das Gehäuse.
36. Zwischen zwölf Uhr und Mittag vieles noch geschehen mag. – Eiselein, 602.
Lat.: Inter manum et mentum. – Inter os et offam (multa intervenire possunt). (Eiselein, 662.)
*37. An seiner Uhr ist's nie zu spät.
Vom Trägen.
Frz.: Il n'est jamais tard à son horloge. (Kritzinger, 380b.)
*38. Danach hat's acht Uhr geschlagen und die Kinder sind in die Schule gegangen.
So sagt man in der Schweiz nach Erzählungen, an deren Glaubwürdigkeit man zweifelt.
*39. De Uhr bratet Speck. (Jerrentowitz.)
Wenn sie abläuft.
*40. Die Uhr geht nach Buttermilch. – Frischbier2, 3856.
*41. Die Uhr geht nach seinem Sinn. – Lehmann, 788, 17.
Wenn es nach Wunsch geht.
*42. Die Uhr geht wie die Laus. (Nordböhmen.)
D.h. aufs Haar.
*43. Die Uhr steht bei ihm stets auf Mittag.
Er ist immer hungrig, hat stets Appetit.
*44. Die Uhr steht nicht auf eins, sondern auf der bösen Sieben.
*45. Er ist wie die Uhr nie ohne Unruhe. – Parömiakon, 181.
Von beweglichen, unsteten Personen.
*46. Ihre Uhr schlägt (zeigt) immer eins. – Parömiakon, 1804.
Von Personen, besonders Eheleuten, die immer einig sind.
*47. In seiner Uhr ist nichts als Unruhe. – Parömiakon, 1623.
Von einem Sorgengedrückten oder äusserst Beweglichen.
*48. Seine Uhr geht mit (nach) dem Stadtgraben (schweidnitzer Wallgraben). (Breslau.)
D.i. sie steht.
*49. Seine Uhr geht nach dem Leihamt.
[1406] *50. Seine Uhr ist abgelaufen.
Er ist gestorben oder dem Tode nahe. (S. ⇒ Empfehlen.) Die Dänen haben dafür die Redensarten: Glasset er udløbet. – Han saae sit seeneste. – Han har giort sig til en muld varp, og er krøben i jorden. – Han har sagt sin sidste god nat. – Er død og færdig at staae opigien. – Han er alt død og æder ei meere brød. – Han kræver ei kage. – Hans brød er alt bagst. – Han er alt henne (borte). – Gud glaade hans siæl. (Prov. dan., 241.)
Holl.: Zijn uurwerk is afgeloopen. (Harrebomée, II, 354a.)
*51. Seine Uhr steht Gevatter.
In der Sprache der Studenten, ist versetzt.
*52. Seine Uhr zeigt auf die böse Sieben. – Eiselein, 608.
*53. Um elf Uhr Mittag sein lassen. – B. Auerbach, Schatzk. des Gev., I, 218.
*54. Wat öss de Uhr? Drei Vêrdel op Böxenknop.
Dreiviertel auf graue Erbsen. Was sie gestern um diese Zeit war. (Frischbier2, 3857.)
*55. Wenn die Uhren alle gleich schlagen. (S. ⇒ Nimmerstag.) – Eiselein, 608.
56. Die Uhr schlägt und geht, die Zeit ruht und steht. (Rumänisch.) – Neue Freie Presse, 4592.
*57. Seine Uhr ist Waisenkind geworden.
Sie wird von fremden Leuten aufgezogen, d.h. sie ist im Leihamte versetzt.
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