[436] Schröder, 1) Johann, geb. 1600 in Salzuflen, war Arzt in Frankfurt a. M. u.st. 1654; er schr.: Pharmacopoea medic. chymica, Ulm 1641 u.ö., zuletzt Nürnb. 1746; Quercetanus rediv., Frankf. 1648, 1679. 2) Johann Heinrich, geb. 1666 in Hallerspringe im Fürstenthum Kalenberg, studirte in Leipzig, wurde 1696 Pfarrer in Meseberg im Magdeburgischen u. starb daselbst 1728; er ist Verfasser des Liedes: Eins ist noth. 3) Johann Joachim, geb. 1680 zu Neukirchen in Hessen, wurde 1713 Professor der Orientalischen Sprachen in Marburg, später auch der Theologie u. starb dort 1756; er schr.: Thesaurus linguae armenicae, Amst. 1711; I. Lexicon armeno-latin., auf der Bibliothek zu Kassel. 4) Nic. Wilhelm , Sohn des Vorigen, geb. 1721 in Marburg; wurde 1748 Professor der Orientalischen Sprachen, später der Griechischen Sprache in Gröningen u.st. 1798; er schr.: Institutiones ad fundamenta linguae ebraicae, Grön. 1767, u.a. Ulm 1798. 5) Karl, [436] Baron von S., trat als der jüngste von drei Brüdern jung in österreichische Dienste, diente unter Dann u. Laudon in den Schlesischen Kriegen u. im Siebenjährigen Kriege mit Auszeichnung, wurde Oberst u. General u. stand als solcher in den Niederlanden unter d'Alton; hier wurde er 1787 gegen die brabanter Patrioten verwendet u. unternahm mehre Angriffe auf Tournhout, wurde aber geschlagen, was das Zeichen zum allgemeinen Aufstand gab. Zu Gent von Neuem geschlagen, fiel er in Ungnade, wurde aber bald wieder angestellt. Er commandirte auch im Kriege gegen Frankreich, wurde an Beaulieus Stelle gesetzt, mußte sich aber, am 9. Mai 1793 bei Arlon mit Überlegenheit angegriffen, nach Verlust seines Gepäcks zurückziehen. 1794 vertheidigte er Luxemburg unter dem Feldmarschall Bender, wurde im Febr. 1795 Feldmarschalllieutenant, darauf Commandant in Krakau u.st. 1807. 6) Friedrich Ludwig, geb. 3. Nov. 1744 in Schwerin, Sohn der Schauspielerin Sophie Charlotte S. geb. Biereichel (nachherige Ackermann, s.d. 2), u. des Organisten S. zu Berlin; er verlor seinen Vater schon als Kind u. ging mit seiner Mutter nach Kassel u. Hamburg, wo dieselbe ein eignes Theater errichtete, u. betrat, nachdem diese Gesellschaft aufgelöst war, die Bühne zuerst als dreijähriger Knabe in Petersburg, wo seine Mutter spielte, dann in Moskau, in Kurland u. Preußen, wo seine Mutter, wieder an den Schauspieler Ernst Ackermann verheirathet, ein eignes Theater unterhielt. In Königsberg ließen ihn seine Eltern auf dem Friedrichscollegium als einen dreizehnjährigen Knaben hülflos zurück, als die Gesellschaft vor den Russen nach Sachsen flüchtete. Wegen Muthwillens vom Gymnasium entlassen, fand er erst bei einem Schuhflicker Unterkommen. 1759 ließen ihn seine Eltern endlich nach Deutschland nachkommen u. gaben ihn zu einem Kaufmann in Lübeck in die Lehre; doch hielt er nicht lange aus, wurde seinen Eltern nachgesendet u. betrat in Solothurn die Bühne wieder, bildete sich als Schauspieler u. Tänzer auf den Zügen durch die Schweiz, an dem Rhein u. durch Deutschland aus, veruneinigte sich aber wieder mit seinem Stiefvater u. führte mehre Jahre ein wüstes Leben. Erst in Hamburg, wo 1764 die Ackermannsche Gesellschaft sich fixirte, gewann sein Leben u. seine Künstlerlaufbahn Festigkeit. S. zeichnete sich Anfangs als Balletmeister u. im Lustspiel aus; später ging er in das tragische Fach über, wo er sich nach u. nach den Ruhm als erster Künstler erwarb. 1771 übernahm er mit seiner Mutter die Direction allein u. ohne seinen Stiefvater, u. unter seiner Leitung machte das Hamburger Theater in der Geschichte des deutschen Theaters Epoche. 1773 heirathete er Demoiselle Hart aus Petersburg, welche er zu einer ausgezeichneten Schauspielerin bildete; 1780 machte er mit ihr eine Kunstreise durch Deutschland, besuchte Paris u. wurde 1781 am Hoftheater in Wien angestellt. Zwar übernahm er sehr bald wieder die Leitung des Hamburger Theaters, gab sie aber 1798 wieder ab u. zog sich auf das Gütchen Rellingen bei Hamburg zurück. 1811 suchte er durch erneuerte Theilnahme die Bühne Hamburgs vom Untergange zu retten, doch setzte er bei veränderten Zeitumständen Vermögen u. Gesundheit zu, ohne den Zweck zu erreichen, u. starb 3. Sept. 1816 in Rellingen; seine Wittwe 25. Mai 1829. Er schr.: Der Fähndrich, Hamb. 1785; Das Testament, Berl. u. Lpz. 1788; Der Vetter zu Lissabon, Frankf. 1786; Das Blatt hat sich gewendet, Frankf. u. Lpz 1790; Das Portrait der Mutter, Berl. 1790; übersetzte mehre Stücke des Immoval, der Miß Lee, des Pilow u. Colmann, den Diener zweier Herren, u. machte bes. den Shakespeare bühnengerecht, von welchem er den Hamlet, Lear, Heinrich IV. etc. neu übersetzte u. dadurch viel zu dessen Bekanntwerden in Deutschland beitrug. Die meisten seiner Originalstücke Übersetzungen sind in seiner Sammlung von Schauspielen für das Hamburger Theater, Hamb. 179695, 3 Bde., u. in dem Hamburger Theater, Hamb. 177882, 4 Bde., gesammelt; Dramatische Werke, herausgegeben von E. von Bülow, Berl. 1831, 4 Bde. Vgl. F. L. W. Meyer, Friedrich Ludwig S., ein Beitrag zur Kunde des Menschen u. des Künstlers, Hamb. 1819, 2 Bde., u. Aufl. 1822. Ein besonderes Verdienst erwarb sich S. die Freimaurerei; er wurde dem Bunde 1774 durch Bode in Hamburg zugeführt, wurde 1787 Meister vom Stuhl in der Loge Emanuel daselbst, 1799 deputirter Großmeister der damaligen Provinzialloge von Niedersachsen u. 1814 Großmeister derselben. Über das von ihm eingeführte System (Schrödersches System) s.u. Freimaurerei II. D). 7) Johann Heinrich, geb. 1757 in Meiningen; lernte in Kassel unter Tischbein die Malerei, ging dann nach Hannover u. Braunschweig, wo er Hofmaler wurde, später nach Berlin, wo er jedoch nicht lange blieb, sondern abwechselnd in Meiningen u. Braunschweig mit großem Beifall portraitirte, bes. in Pastell; er starb 1812 in Meiningen. 8) Antoinette Sophie, geb. 29. Febr. 1781 in Paderborn, wo sich ihr Vater, Bürger, der nebst der Mutter (welche sich nach dem Tode ihres Gatten mit dem Schauspieler Keilholz verheirathete) ebenfalls dem Schauspielerstande angehörte, eben aufhielt. Schon als Kind betrat sie seit 1793 in Petersburg u. später in Reval die Bühne, war jedoch Anfangs nur als Sängerin u. in naiven Partien beschäftigt, heirathete auch frühzeitig den Schauspieler Stollmers (dessen eigentlicher Familienname Smets war, u. welcher bald von der Bühne zu seiner früheren juristischen Laufbahn zurücktrat). Auf Empfehlung Kotzebues erhielt sie, nachdem sie eine Zeitlang in Stettin gespielt hatte, Engagement beim Wiener Hoftheater u. ging dann mit ihrem Gatten nach Breslau, wo sie bes. in der Oper beschäftigt u. ihre Ehe mit Smets getrennt wurde. 1801 ging sie nach Hamburg u. hier trat sie zuerst in tragischen Partien auf, in welchen sie fortschreitend sich zu einer der ersten Künstlerinnen Deutschlands emporschwang. 1804 heirathete sie in Hamburg den Tenoristen Friedrich Schröder u. war bis 1812 die Zierde der dortigen Bühne; verließ dann Hamburg, weil sie der Marschall Davoust wegen einer auf der Bühne geäußerten patriotischen Improvisation in das Innere von Frankreich dringen lassen wollte, gastirte in Altona, Bremen, Hannover, Frankfurt a. M., wurde darauf in Prag beim ständischen Theater u. 1815 am Wiener Hofthegter engagirt. Nachdem ihr zweiter Gatte 1818 gestorben war, heirathete sie 1829 den Schauspieler Kunst, von welchem sie jedoch bald wieder geschieden wurde. 1831 wurde sie Mitglied des Münchener Hoftheaters u. 1836 wieder des Wiener Hoftheaters, dort aber 1840 pensionirt u. lebt seit 1842 in Augsburg, wo ihr Sohn Offizier ist; im Mai 1859 trat[437] sie noch einmal bei den Vermählungsfeierlichkeiten des Kaisers Franz Joseph am Wiener Hoftheater auf Ihre hervorragendsten Partien waren: Phädra, Medea, Sappho, Merope, Lady Macbeth, Königin Elisabeth. 9) Johann Henrick, geb. 1791 in Westerås, wurde 1815 Docent der Literaturgeschichte in Upsala, 1830 Professor u. Oberbibliothekar daselbst, machte 1834 eine Reise nach dem Süden u.st. 8. Sept. 1857 in Upsala. Er schr.: Numismata anglo-sax., Ups. 1825, 2 Bde.; Catalogus numorum cuficorum. ebd. 1827; u. gab heraus den 2. u. 3 Bd. der Quellenschriftsteller des schwedischen Mittelalters, 182547; Monumenta diplom., Ups. 1822, 9 Bde.; Sylloge observationum in thesaurum lingua gr. H. Stephani, u.m.a. 10) Jan, geb. 15. Nov. 1800 zu. Vliessingen in Holland, Sohn eines holländischen Seeoffiziers, trat 1813 als Apprenuf marin in die holländisch-französische Marine, wurde Anfang 1814, als das Haus Oranien wieder auf den holländischen Thron kam, entlassen, im Aug. 1814 aber als Cadet aufs Neue in die holländische Marine aufgenommen; 1816 ging er mit nach den holländischen Besitzungen an der Westküste von Afrika u. in Westindien, wurde 1817 Fähnrich zur See, ging 1818 mit nach Niederländisch. Ostindien, erhielt dort 1821 das Commando über ein Kanonenboot, zeichnete sich mit demselben im Jum 1821 bei einem Angriff auf Palembang aus u. wurde dafür Lieuteant zur See zweiter Klasse, 1823 erster Offizier der Corvette Dolsyn, nahm mit dieser 1825 an der Besitzergreifung von Bencoolen, Natal u. Padang (auf Sumatra) Theil, kehrte 1827 nach Holland zurück, wurde dort in Nonactivität gesetzt, 1830 aber zum Lieutenant erster Klasse befördert, deckte als solcher mit zwei Kanonenbooten den Rückzug her holländischen Truppen über die Rupel, betheiligte sich 27. Oct. 1830 am Bombardement von Antwerpen, sowie an allen kriegerischen Unternehmungen der Holländer bis zur Einnahme der Citadelle dieser Stadt, zu deren Vertheidigern er gehörte, da er vor der Capitulation seine Kanonenboote verbrannte u. sich mit der Mannschaft in die Citadelle geworfen hatte, erhielt darauf das Commando über eine Corvette, unternahm mit dieser eine Fahrt nach dem Mittelmeer, ging 1838 wieder nach Holländisch-Ostindien, wurde dort Commandant der Corvette Nehalennia, kreuzte mit derselben an den Küsten von Borneo, entdeckte daselbst mehre der Schifffahrt sehr gefährliche Sandbänke (nach ihm Schröderklippen genannt), erhielt 1840 den Befehl über die Marinestation Macassar, leitete als solcher den maritimen Theil eines Kriegszugs gegen den Sultan von Tanette auf Celebes, welcher sich gegen die holländische Regierung empört hatte u. entthront wurde. S. blieb dann bis 1842 auf Celebes u. kehrte darauf nach Holland zurück, wo er in Zurückgezogenheit bei seiner Familie auf dem Lande lebte. 1844 wurde er Capitän zur See u. begleitete als Commandant des Admiralschiffs, Fregatte Ryn, das Geschwader des Prinzen Heinrich der Niederlande nach dem Mittelmeere, Schottland, Island u. Neufundland; nach Holland zurückgekehrt wurde er im Frühjahr 1846 als Navigationsdirector nach Preußen berufen, trat im Juli seinen Posten in Danzig an, unternahm am 1. Aug. mit der zur Navigationsschule gehörigen Corvette Amazone eine Übungsreise nach dem Mittelmeere, erwarb sich sehr bald große Verdienste sowohl um die Navigationsschule, als um die Organisation der entstehenden preußischen Flotte u. trat 1859 definitiv in preußische Dienste, übernahm 1852 in Bremerhaven die von Preußen gekaufen Fregatten der aufgelösten deutschen Flotte Gefion u. Barbarossa u. machte mit denselben eine zweijährige Übungsreise nach Afrika, Nord- u. Südamerika, wurde 1854 Contreadmiral u. Chef der in Danzig neubegründeten Marinestation der Ostsee, 1858 Viceadmiral, verblieb jedoch als solcher vorläufig noch an der Spitze der Marinestation in Danzig, wurde aber im März 1859 als Chef der neu errichteten Marineverwaltung mit Sitz u. Stimme im Staatsministerium nach Berlin versetzt. 11) Wilhelmine S.-Devrient, s. Devrient 3); sie starb 26. Januar 1860 in Koburg. 12) u. 13) s. Schrödter u. Schröter.
Brockhaus-1809: Friedrich Ludwig Schröder
Brockhaus-1837: Schröder-Devrient · Schröder [2] · Schröder [1]
Brockhaus-1911: Schröder [4] · Schröder [5] · Schröder-Devrient · Schröder · Schröder [2] · Schröder [3]
DamenConvLex-1834: Schröder, Sophie · Devrient-Schröder, Wilhelmine
Eisler-1912: Schröder, J. Fr. Ludwig · Schröder, Ernst · Schröder, Eduard August
Herder-1854: Schröder [3] · Schröder-Devrient · Schröder [1] · Schröder [2]
Meyers-1905: Schröder-Devrient · Schröder [2] · Schröder [1]
Pataky-1898: Schröder, Lilly von · Schröder, Johanna · Schröder, Sophie · Schröder, Mathilde · Schröder, Cäcilie Albertine · Schröder, Auguste Sophie · Schröder, Frl. Fanni · Schröder, Emilie
Pierer-1857: Schröder
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