[319] Utah, 1) (Yutah [spr. Jutah], von den Mormonen Deseret, d.i. nach deren heiliger Sprache Honigbiene, genannt), eins der vier organisirten Territories der Vereinigten Staaten von Nordamerika, grenzt im Norden an Oregon (Grenze der 42° nördlicher Breite), im Osten an die zu dem System der Rocky Mountains gehörigen Timpana-Ozu- u. die Wahsatchberge (welche es von Nebraska, Kansas, Indian Territory u. New Mexico trennen), im Süden an New Mexico (Grenze der 37° nördlicher Breite), im Westen an Californien (theilweis durch die Sierra Nevada getrennt). Flächenraum: 187,923 englische od. 8839 geographische QM. U. ist eine Hochebene von 45000 Fuß Höhe, welche ringsum von Gebirgen eingeschlossen ist. Diese Gebirge gehören sämmtlich zum System der Rocky Mountains; im Osten streichen die südwestlichen Ausläufer des Gebirgsknotens der Wind-Riverberge, nämlich die Timpana-Ozu- u. die Wahsatchberge in der Richtung von Norden nach Süden; im Westen zieht sich auf der Grenze die Sierra Nevada der californischen Gebirge; auf der Nordgrenze läuft eine Bergkette (die Shastyberge) von den Wind-Riverbergen u. auf der Südgrenze eine solche von den Wahsatchbergen, beide zur Sierra Nevada. So bildet U. ein großes abgeschlossenes Becken; die südliche Hälfte desselben ist eine dürre Wüste, mit Ausnahme des im Südosten liegenden Gebirgsthales, Las Vegas de Santa Clara, welches reich bewässert ist, fette Weiden enthält u. vom Virgenflusse durchströmt wird; die nördliche Hälfte ist eine von 25000 Fuß hohen u. bewachsenen Bergen besetzte Ebene. Seen u. Flüsse dieses Beckens: Great Salt Lake (Großer Salzsee); in ihn fällt von Norden der Bear River, welcher den Reed River aufnimmt. Südlich vom Salzsee liegt der Utahsee, hat süßes Wasser; aus ihm fließt der Utah od. Jordan River zum Salzsee. Im Südosten davon ist der Serviersee, in welchen unter andern der Servier mündet. Am Ostfuße der Sierra Nevada: der Pyramidsee (mit der gleichnamigen Insel), in welchen Salmon-Trout River fällt, der Carsoussee, der Mudsee u.a. Alle übrigen Flüsse im Innern endigen theils in kleineren Seen, theils verlieren sie sich in Sümpfe od. in der Wüste, z.B. der St. Mary River, der Humboldt River. Producte; im Innern ist es wüst; in der nördlichen Hälfte ist der Boden der Ebene fruchtbar; an dem Fuße der Gebirge befindet sich ebenfalls ein Streifen fruchtbaren, von den Gebirgen herabgeschwemmten Landes. Das Getreide gedeiht vortrefflich (der Weizen wird im März gesäet); ebenso Rindvieh- u. Schafzucht. Die Ebenen sind reich an Wild (Hirsche, Elenn, Antilopen u. Büffel); die Gebirge des Innern enthalten fast nur Bären u. wilde Schafe. Die Seen (außer dem Salzsee) u. Flüsse sind reich an Fischen. Das Land hat Überfluß an heißen u. kalten Salz-, Schwefel- u.a. Quellen. Das Klima ist gesund, frei von Fiebern. Die Gesammtbevölkerung, einschließlich der Indianer, wurde 1860 auf ungefähr 50,000 Seelen geschätzt; die weiße Bevölkerung gehört fast ausschließlich der Secte der Mormonen (s.d.) an. Unter den Indianerstämmen sind die bedeutendsten die Utahs, Shoshonees, Snakes, Bonacks, Yumpatickaras, Koolsatikaras u. Penointikaras, welche sämmtlich zu den rohesten u. uncultivirtesten Indianern gehören. Verfassung: An der Spitze des Staates steht ein Gouverneur, welcher auf vier Jahre gewählt wird (1860: Alfred Cummings), die gesetzgebende Versammlung besteht aus zwei Häusern, dem der Senatoren, gebildet von 13 auf zwei Jahre gewählten Senatoren, u. dem Repräsentantenhause, in welchem 26 auf ein Jahr gewählte Vertreter. Der Congreß der Union hat sich die Absetzbarkeit des Gouverneurs u. die Cassation aller Acte der Gesetzgebung nöthigenfalls vorbehalten. Im Congresse ist U. durch einen Deputirten im Hause der Repräsentanten vertreten, welcher aber kein Stimmrecht hat. Die Ältesten führen ein strenges Regiment, die Obrigkeit richtet nicht nach dem Buchstaben des Gesetzes, sondern nach göttlichen Offenbarungen. Seit 1853 befindet sich ein von der Regierung der Vereinigten Staaten ihnen zugeschickter Oberrichter in der Hauptstadt Salt Lake City, um Ordnung in das Rechtswesen zu bringen. Die Sklaverei ist durch die Territorialverfassung verboten. Für den Unterricht der Jugend wird sehr gut gesorgt. Der Ackerbau steht auf einer hohen Stufe; Wege u. Brücken sind gebaut; auch der Gewerbfleiß beginnt sich zu heben, es sind Korn- u. Sägemühlen im Gang; es ist eine Töpferei errichtet, Porzellan- u. Messerschmiedewaaren werden fabricirt etc. Eintheilung in 12 Counties (Grafschaften): Davis, Deseret, Great Salt Lake, Green River, Iron, Juab (Yuab), Millard, San Pete, Tooele, Utah, Weber u. Washington. Südwestlich vom Salzsee liegt das fruchtbare sogenannte Mormonenthal (etwa 30 QM.), darin die Hauptstadt Salt Lake City. Außer ihr gibt es noch 11 große Ortschaften. Im Utahthale liegt die Stadt Proto. Ein anderes 25 Meilen weiter südlich liegendes ebenfalls höchst fruchtbares Thal San Pate erhielt im December 1850 die erste Colonie, welche auch rasch aufblüht. Man beabsichtigt eine zusammenhängende Linie von Niederlassungen bis an die Grenze von Californien zu gründen u. in diesem Lande selbst eine Reihe von Stationen od. Erfrischungsorten bis an den Stillen Ocean zu errichten, um sich eine Handelsstraße nach dem Meere zu sichern; im Frühjahr 1851 wurde bereits eine Colonie in Californien in der Nähe von San Diego gegründet. Der Verkehr mit Californien ist sehr lebhaft; im Thal des Sacramento ist für ihre Producte ein geeigneter Markt. 2) Grafschaft im westlichen Theile des Territory U., ungefähr 300 QM., von den Grand, White u. Green Rivers durchflossen, im westlichen Theile der Utah See, aus[319] welchem der Utah River (od. Jordan) in den Great Salt Lake abfließt; Producte: Weizen, Bataten u. Rindvieh; 1850: 2026 Ew.; Hauptort: Provo City; 3) Utahs, Indianerstamm im Osten von Californien, im Südwesten des Territory U. u. im Nordwesten von New Mexico, bes. am Colorado River u. seinen Nebenflüssen, roh u. der Civilisation wenig zugänglich.
U. war früher ein Theil der mexicanischen Provinz Ober-, bes. Neucalifornien u. wurde mit diesem in dem Frieden vom 2. Febr. 1848 an die Vereinigten Staaten abgetreten. Allein das Land war bis in die neueste Zeit fast gar nicht bekannt u. wurde von verschiedenen, zu den rohesten u. uncultivirtesten Stämmen gehörigen Indianern bewohnt. Zuerst erforschte die amerikanische Expedition unter Oberst Fremont 184345 das Land genauer; ihr folgte später die Expedition unter Capitän Stansbury 184951. Das rasche Aufblühen verdankt U. den Mormonen (s.d.). Diese Secte erregte durch ihre, vermöge ihres Fleißes erlangte Wohlhabenheit den Neid ihrer Nachbarn, sie wurden, wie sie schon früher aus Ohio wegzuziehen genöthigt waren, 1840 aus Missouri, 1845 aus Illinois, wo sie eine blühende Niederlassung mit der Hauptstadt Nauvoo gegründet hatten, welche sich durch Ackerbau, Industrie u. Handel auszeichnete, durch rohe Gewaltthat vertrieben. Im Winter 184546 brachen die Kundschafter nach dem Westen auf, indem sie über den Mississippi setzten u. durch die Wüste zogen, gegen Hunger u. Kälte, sowie gegen die Indianer kämpfend. Ihnen folgten im Sommer mehre Züge u. 16. Sept. 1846 der letzte Haufe. Im Winter 184647 hatten die Mormonen ihre Winterquartiere in den Pottawatami-Ländereien auf der Grenze von Missouri u. Jowa. Im Frühjahr 1847 gingen 140 ausgesuchte Leute mit 70 Wagen nach den Rocky Mountains ab, überschritten den Südpaß u. gelangten an den Salzsee, wo sie sofort die Cultur des Landes begannen. Im Sommer folgten 3000 Mann, im Herbste ein Theil des, 1846 am Missouri organisirten Bataillons nach. Im Frühjahr u. Sommer 1848 kamen die übrigen an. Es wurde die Gemeinschaft vom Neuen Bunde gegründet u. die Grundlage zu einem neuen Staate gelegt, u. es gelang ihnen die Anerkennung als Territorium durch Congreßbeschluß vom 13. Aug. 1850 zu erlangen (s.u. Nordamerikanische Freistaaten S. 64), wobei jedoch der Congreß ihnen das Coloradogebiet bis zur Sierra de Anahuac u. das südliche Grenzland bis zur Nordgrenze von Sonora, sowie auch das südwestliche Gebiet bis zum Stillen Oceane, auf welche Länder sie Anspruch erhoben, absprach u. sich ausdrücklich mehre Rechte (s. oben) vorbehielt. Zugleich bewilligte der Congreß den Mormonen 25,000 Dollars zur Errichtung öffentlicher Gebäude u. einer Bibliothek. Zum Gouverneur wurde Brigham Young, welcher bereits 1844 an Smiths Stelle das oberste Kirchenamt erhalten u. den Auszug geleitet hatte, gewählt. Der Fleiß der Mormonen verwandelte in Kurzem die Wildniß in die lachendsten Fluren. Vor Allem bestreben sie sich, die zur Anerkennung als Staat nöthige Einwohnerzahl von 60,000 zu erreichen. Ihre zwölf Apostel durchziehen deshalb die ganze Erde u. haben großen Erfolg in ihren Anwerbungen gehabt, so namentlich in Polynesien, Großbritannien, Skandinavien u. Deutschland. Nach der Aufnahme U-s als District in die Union erwählten die Mormonen einen Vertreter in der Person von A. B. Babbitt. Als aber die Unionsregierung einen obersten Gerichtshof für U. ernannte u. L. C. Brandeburg, P. Brochus u. E. Harries dahin abschickte, nahm der Gouverneur zwar die vom Congresse zu nützlichen Bauten bewilligten 25,000 Doll. in Empfang, gestattete jedoch den Beamten der Bundesregierung nicht die ihnen übertragene Gewalt auszuüben, vielmehr sahen sich dieselben bei der Kundgebung einer äußerst feindlichen Volksstimmung genöthigt im Anfang des Jahres 1852 nach Washington zurückzukehren. Der 1853 als Oberrichter ihnen zugeschickte Rad wurde indeß freundlich aufgenommen. 1858 wurde derselbe durch Delano R. Eckles u. dieser 1862 durch J. F. Kinney ersetzt. Dem nächsten Congreß wird eine Bill über Theilung des Territory U. vorgelegt werden u. zwar so, daß der Theil westlich vom 114° westlicher Länge (von Greenwich) unter dem Namen Nevada u. der Theil zwischen den Green River u. dem 102° westlicher Länge (von Greenwich) unter dem Namen Idaho (Jefferson od. Colorado) als eigne Territories organisirt werden sollen. Vgl. Chandleß, A visit to Salt Lake, Lond. 1857, u. Mormonen S. 462.
Buchempfehlung
Jean Pauls - in der ihm eigenen Metaphorik verfasste - Poetologie widmet sich unter anderem seinen zwei Kernthemen, dem literarischen Humor und der Romantheorie. Der Autor betont den propädeutischen Charakter seines Textes, in dem er schreibt: »Wollte ich denn in der Vorschule etwas anderes sein als ein ästhetischer Vorschulmeister, welcher die Kunstjünger leidlich einübt und schulet für die eigentlichen Geschmacklehrer selber?«
418 Seiten, 19.80 Euro
Buchempfehlung
Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Nach den erfolgreichen beiden ersten Bänden hat Michael Holzinger sieben weitere Meistererzählungen der Romantik zu einen dritten Band zusammengefasst.
456 Seiten, 16.80 Euro