1. Je dicker die Breter, je tiefer der Bolz; je dummer der Bengel, je grösser der Stolz.
2. Jedermann schneid (bohrt) gern bretter, da sie am dünnsten seind. – Henisch, 504.
3. Man bort nicht gern dicke bretter. – Henisch, 504; Eiselein, 94.
4. Man muss auch harte Breter bohren lernen.
Auch anstrengende Arbeiten und Geschäfte nicht scheuen.
5. Man muss die Breter nicht eher schneiden, bis man das Holz hat.
6. Man soll das Bret bohren, wo es am dünnsten ist. – Simrock, 1293.
7. Vier Breter decken alle.
8. Wenn einer hoch ans bret kommen soll, das darf schmierens vnd schiebens. – Henisch, 504.
9. Wer das Bret am dicken Ende bohren kann, wird damit auch am dünnen fertig.
10. Wer hoch am Bret ist, dem wird bald der Zapfen des Wohlwollens abgehauen. – Eiselein, 94.
11. Wer nahe zu dem Bret kommen will, muss lassen Holz auf ihm hauen. – Eiselein, 94.
*12. A bort garne 's Brat am dünnen Orte. – Gomolcke, 3; Robinson, 400; hochdeutsch bei Körte, 723.
*13. A iss trafflich a Brate1 be ehm. – Gomolcke, 89.
1) Am Bret. – Steht sehr gut bei ihm.
*14. A koan durch a Brât sân, wenn's a Lôch hôt. – Gomolcke, 144; Robinson, 112; Frommann, III, 244; hochdeutsch bei Simrock, 1298; Eiselein, 95.
Spott auf einen Schwachkopf, auch Ueberklugen.
*15. A stieht mächtig am Brat bey em. – Robinson, 402.
*16. An das Bret kommen. – Murner, Nb., 27; Eiselein, 94.
Eine einflussreiche Stellung erhalten. »Wer ans Bret nit kommen kann, der ist nit ein geschickter Mann.«
Frz.: Cet homme est le saint du jour. (Lendroy, 1350.)
*17. An das schwarze Bret kommen.
An einer Schand-, Straf- oder Warnungstafel angeschrieben werden; in ungünstigen Ruf kommen.
*18. Ans Bret müssen. – Eiselein, 94.
*19. Das Bret bohren, wo es am dünnsten ist. – Eiselein, 94.
Von denen, die sauere Arbeiten scheuen oder sich doch so leicht als möglich machen.
*20. De kann dör 'n eken1 Brett kîken. (Rastede.) – Firmenich, III, 29, 145.
1) Eichenes.
*21. Einen vom Bret schieben.
Aus seiner Stellung verdrängen.
*22. Er bohrt gern dünne Breter. – Sailer, 306; Seybold, 116.
*23. Er bohrt nicht gern dicke Breter. – Körte, 723; Mayer, II, 140.
Scheut schwere Arbeiten. Gehört zu den Sprichwörtern, welche das Wort »Faulheit« satirisch hinter allerhand schönen Phrasen verbergen.
Frz.: Il n'aime pas à se donner de la peine. – Il n'aime pas les grands travaux.
Lat.: De fera comedisti. (Erasm., 37.)
[462] *24. Er hat ein Bret vor dem Kopfe (oder: einen breiten Verstand).
Wie die deutsche Sprache einen grossen Reichthum an Redensarten zur Bezeichnung des Trunkenseins in dessen verschiedenen Abstufungen besitzt (s. ⇒ Ansehen 29 und ⇒ Boden 38), so fehlt es ihr auch nicht daran, um einen Menschen mit mehr oder weniger beschränktem Verstande zu bezeichnen: nur mangelt es hier noch an einer so vollständigen Sammlung. Man sagt nicht stets von einem solchen, er habe ein Bret vor dem Kopfe, man bedient sich auch einer der folgenden Redensarten: Er ist schwer von Begriffen. Er ist beschränkt. Es fehlt ihm am Besten. Er ist ein Blechschwätzer. Er denkt langsam. Er kann knapp auf drei zählen. Er ist so ⇒ dumm (s.d.) wie Saubohnenstroh. Er ist dümmer als dumm. Er ist dümmer als Bürgermeisters Gimpel. Er ist polizeiwidrig dumm. Er ist dümmer als ein Stück Vieh. Er ist noch dümmer als er aussieht. Die Dummheit sieht ihm aus den Augen. Er ist ein ⇒ Dummkopf (s.d.). Er ist ein Dümmling. Er hat Einfälle wie ein altes Haus. Er ist einfältig wie Wurstsuppe. Er ist ein Eselskopf. Er ist gepickt. Er ist gesund und dumm. Er hat keine Grütze im Kopfe. Er hat Häcksel (Siede) im Kopfe. Das Hirn ist ihm erfroren. Das Hirn ist ihm verbrüht. Er ist hochgeöhrt. Er ist ein Hohlkopf. Er ist ein Holzbock. Er hat Hörner auf. Er ist ein Hornvieh. Er lockt keinen Hund hinter dem Ofen hervor. Er ist ein Kalb. Er erfindet keine Ketzerei. Er hat einen vernagelten Kopf. Er ist auf den Kopf gefallen. Er ist schwach im Kopfe. Er ist ein Vetter Langohr. Er hat einen Leibschaden unter dem Hute. Man kann ihn als Mauerbrecher gebrauchen. Er ist ein Michel. Die Natur hat ihn stiefmütterlich bedacht. Es fehlt ihm im Oberstübchen. Er ist ein Ochsenkopf. Ein Hans Ohnekopf. Er hat das Pulver nicht erfunden. Er ist ein Rindvieh. Er ist ein Schafskopf. Er ist ein Schwachkopf. Er ist nicht daran schuld, dass die Frösche keine Schwänze haben. Er hat Sitz und Stimme im Hintern. Er ist ein Strohkopf. Er ist ein Tappes. Er ist ein Tölpel. Er hat keinen Verstand. Er hat keinen Verstehtermich. Man kann Wände mit ihm einrennen. Er hat Wasser im Kopfe. Es kommt kein gescheidt Wort aus seinem Munde. (S. auch den Artikel »⇒ Dumm«.)
*25. Er sitzt nah beym bret. – Agricola II, 115; Mayer, II, 229.
*26. Etwas ans Bret schlagen.
Oeffentlich bekannt machen.
*27. Etwas ans Bret ziehen. – Körte, 723.
*28. Etwas auf Einem Bret bezahlen.
Auf einmal.
*29. Hoch am Brete sein (sitzen). – Agricola, 419; Eiselein, 94; Körte, 723.
Gut bei jemand stehen, ihn zum Freunde und Gönner haben. Eigentlich: eine der obersten Stellen am Rathsherrentische haben. Fülleborn leitet die Redensart von den früher gewöhnlichen Bretspielen her, wobei der Gewinnende wie im Tokadille hoch zählen oder wie in andern die Steine hoch aufsetzen muss. (Vgl. Breslauer Erzähler, 1800, S. 729.)
Lat.: Elevare ad honores. (Henisch, 503.)
In die Enge treiben.
*31. Nahe (hoch) am brett sein. – Henisch, 503.
*32. Sie spielen miteinander im Bret. – Eiselein, 94.
Zusammen im Sarge liegen. »Als im Schwabenkriege 1499«, erzählt Zinkgref, »Hauptmann Burkard von Randek bei Ermatingen am Untersee durch Schweizer und bald hernach im Treffen bei Frastenz Hauptmann Heinrich Wohlleb von Uri durch Schwaben erschlagen worden, frugen diese die Schweizer spottweise, wo ihr Wohlleb hingekommen sei, worauf die Eidgenossen erwiderten: ›Er spielt mit Burkard von Randek im Bret.‹«
*33. Vor das heisse Bret kommen (müssen, vor Gericht, ins Examen). – Körte, 723.
*34. Wenn a gleech a Brat füren (vor den) Ohren hätte. – Robinson, 250.
zu3.
»Niemand bort gern die dicken Bretter.« (Waldis, IV, 58.)
zu6.
Von G.E. Lessing gebraucht. (Vgl. Gruppe, Leben und Werke deutscher Dichter, III, München 1867, S. 225.)
zu14.
Holl.: Hij kan wel zien door eene eeken plank, daar eenen gat in es. (Harrebomée, II, 137b.)
zu24.
Holl.: Hij heeft eene plank voor zijn voorhoofd. (Harrebomée, II, 187b.)
*35. A hôt wul êgen a Brât am Ricken, dass a sich nich bêgen konn. (Schles.) – Frommann, III, 246, 187.
*36. Bretter schneiden. (Baiern.)
*37. Dä hät e Brett vu der Nees. (Bedburg.)
Es ist ihm bei der Taufe ein Dummkopf mit eingebunden worden. – Er hat am ⇒ Christtage (s.d. 8) keinen Braunkohl gegessen.
*38. Die Breter, die die Welt bedeuten.
Damit umschreibt Schiller in seinem Gedicht: An die Freude die Bühne des Theaters.
*39. Einen auss dem Brett wüschen. – Franck, Zeytbuch, I, Vorrede.
Ihn ausstechen.
*40. Einen zum Brät bringen. – Aventin, CCLVIIIb.
Ihn bezwingen.
*41. Er bohrt in fremde Bretter Löcher. – Waldis, IV, 16.
*42. Er hat ein Bret vorm Fidle (Arsch). (Nürtingen.)
*43. Er nimmt's mit unter die Breter.
Mit in den Sarg, ist verschwiegen bis in den Tod.
[1052] *44. Er sieht durch ein Bret ohne Loch.
Holl.: Hij kijkt door eene plank zonder gant. (Harrebomée, II, 187b.)
*45. Nahe am bredt, hoch am bredt. – Gruter, I, 61.
*46. Oben am Bret sitzen.
»Etliche haben es dahin gedeutet, weil Stoppelberg am Hofe sehr wol daran, auch einen Eydam daselbst oben am Brete sitzen gehabt, daher u.s.w.« (Frundsberg, II, 34.)
*47. Öck war dî wat op 't Brett leggn. – Frischbier, II, 427.
Ironische Ablehnung oder Zurückweisung, die sich wol auch noch eines derben Prädikats bedient.
*48. On wenn hei e Brett vor'm Arsch heft. – Frischbier, I, 141.
So muss er's doch thun.
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