1. Besser gesprungen, als Bettellieder gesungen.
Port.: Mais val salto de mata, que rogos de homens bons. (Bohn I, 282.)
2. De wîder (weiter) springen will, as sîn Kluwstock reckt (reicht), fallt in 'n Slôt (Graben). – Bueren, 398; Eichwald, 1813; Firmenich, I, 18, 16; Frommann, IV, 143, 373; Goldschmidt, 155.
Der Kluwstock ist ein langer Stock (Springstock mit einer eisernen Klaue, Kluwe) der namentlich in den Marschen gebraucht wird, um vermittels desselben über die vielen Gräben zu springen.
3. Erst spring', dann sing'.
4. Es ist böss, fern springen ohne Stäbe. – Lehmann, II, 129, 158; Henisch, 1072, 1; Petri, II, 257.
5. Gut gesprungen ist halb gelungen.
6. Ma muass net glei springe wölle, eh' ma kaum grattle ka(n). (Ulm.)
7. Man möt nich ähr springen, as bet man vör'n Graven is. (Rastede.) – Firmenich, III, 27, 37; für Oldenburg: Goldschmidt, 106.
Die Finnen: Springe nicht eher, als bis der Bach kommt. (Bertram, 49.)
8. Man mutt nich witer springen, as de Stock recken kann. (Ostfries.) – Hauskalender, I.
Holl.: Spring niet verder, dan uw stok lang is. (Harrebomée, II, 191b.)
9. Mancher springt über 'nen Besen und fällt über 'nen Hundedreck. – Simrock, 9783; Körte, 4050; Braun, I, 2517.
»Mancher springt öäwer'n Bessen un fällt öäver'n Hunneköätel.« (Schlingmann, 997.)
10. Niemand kann weiter springen, als sein Springstock lang ist. – Simrock, 9781; Körte, 4563.
11. Nume nid g'sprängt, aber gäng hü. – Sutermeister, 147.
[746] 12. Spring, Gringel, öss e Grawe. (Alt-Pillau.)
Wenn ein Graben überschritten werden soll. – Gringel, ein blinder Geiger, der mit einem Genossen das Samland durchwanderte, wurde von diesem zu einem Sprunge aufgefordert, der ihn gegen einen Baum schnellte. (S. ⇒ Hopp 3.)
13. Spring mi op, spring mi op, spring mi oawer ok recht got op. (Königsberg.)
14. Spring nicht weiter als der Stab lang ist. – Winckler, I, 93.
15. Spring nu, i hâs Recept, hät der Oberländer g'seit, wo der Hund mit dem Fleisch fortgerannt ist. – Sutermeister, 45.
16. Springe, wenn du Acker kaufen willst, gehe langsam, um deine Frau heimzuführen. (Talmud.)
17. Springen vnd singen soll die Jugend, die Alten warten aller Tugend. – Petri, III, 11.
18. Vil geschprangen nit fär gangen. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 839.
19. Wenn es mit dem Springen nicht will gehn, muss man sich zum Kriechen verstehn. (Ruth.)
20. Wer gehling springt, der fällt. – Keller, 173a.
Die Russen: Der Springende ist nicht sicher vor dem Fallen. (Altmann VI, 450.)
21. Wer gut springen kann, baut sein Nest hoch.
22. Wer gut springt, dem gelingt, sagte der Floh, und kam vom Fuss ans Knie.
Holl.: Ei kijk, die springt zonder pols, zei Laartje, de breister, en zij zag eene vloo in haar hemd een' kabriool maken. (Harrebomée, I, 373b.)
23. Wer hoch (weit) springen will, muss einen guten Anlauf nehmen.
Dän.: Hvo som vil gjöre et stort spring, skal gaae vel tilbage. (Bohn I, 379.)
24. Wer nicht drüber springen kann, muss drunter wegkriechen.
Schwed.: Kant tu intet springa öfwer, så kryp vnder. (Grubb, 412.)
25. Wer springen mag, den trägt das Glück schon über den Bach.
26. Wer springen will, bückt sich. – Mayer, II, 53.
27. Wer solt springen, dann die es können. – Gruter, I, 83.
28. Wer weit springen will, muss rückwärts gehen.
29. Wer wohl springen kann, dem hängt kein Kranz zu hoch.
30. Worüber man nicht springen kann, darunter muss man wegkriechen. – Simrock, 5958.
*31. Dafür lass' i' was springa. – Hügel, 153b.
Ich bringe gern ein Opfer, wenn ich diesen Zweck erreiche, diese Stellung erhalte.
*32. Damit wirst ned weid springa. – Hügel, 153b.
Mit den paar Thalern ist nicht viel auszurichten.
*33. Der wird wol springa. – Hügel, 153b.
D.h. aus seinem Dienst entlassen werden.
*34. Du sprengst 's bië Backôf. (Henneberg.)
Du springst, bist so flink wie ein Backofen.
*35. Er schickt sich zum Springen wie die Kröte zum Fliegen.
*36. Er springt ohne Stegreif in den Sattel. – Sailer, 307.
Der Geschickte. Aus den Ritterzeiten entlehnt.
*37. Er springt wie ein Hirsch.
*38. Er springt wie ein Kakerlak1.
1) In manchen Gegenden Deutschlands ein Beiname der Schaben, sehr lebhafter und schneller Insekten, die in Bäckereien (Bäckerschabe), Mühlen, Ledermagazinen u.s.w. viel Schaden anrichten, als gemeine Schabe (Blatta orientalis), deutsche Schabe (Blatta germanica), die an einigen Orten Spanier, an andern Tiroler u.s.w. genannt wird, der surinamsche Kakerlak (Blatta americana). – Wer vor Freude aufspringt.
Holl.: Hij springt als een kakkerlak. (Harrebomée, I, 374b.)
*39. Er springt wie ein Kalb auf der Wiese.
Munter und lustig, oder vor Freude. »Vater unde muoter sprang als in nie kalp ersturbe.« So heisst es, als Helmbrecht's Sohn von seiner Kriegsfahrt zurückkam, was nichts anderes sagen will, als: sie waren so fröhlich, als wenn ihnen nie ein Kalb gestorben wäre, als wenn sie niemals ein Unglück gehabt hätten. (Lambel, Erzählungen und Schwänke, S. 153, in Pfeiffer, Deutsche Classiker des Mittelalters, XII.)
Holl.: Hij springt als een kalf in de wei. – Hij springt als een nuchte kalf. (Harrebomée, I, 376a.)
[747] *40. Er will weiter springen als der Stock lang ist.
Holl.: Hij wil verder springen, dan zijn stok lang is. (Harrebomée, II, 308b.)
*41. Es springt wie Glas.
*42. Hai springed as en Héärtebok (Hirschbock). (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 163, 150.
*43. He sprang oss'n Tinshahn. (Lippe.)
*44. He springet as ên schetterig1 Kalv. – Dähnert, 405a.
1) Hier wol in dem Sinne von dünn. (S. Schütter.) (Frommann, VI, 205; Germania, IX, 178.)
*45. He springt van't ên up't anner, as de Buck up den Haversack. (Ostfries.) – Bueren, 622; Frommann, VI, 281, 661; Hauskalender, III.
*46. He will wîder (weiter) springen as sîn Pattstock reckt. (Jever.) – Firmenich, III, 12, 10.
*47. Hei springet äs en Hase. (Westf.)
*48. Spring mir nicht in die Fupp (Tasche). – Frischbier2, 3581.
*49. Spring üüs an Kakelak. (Amrum.) – Haupt, VIII, 357, 97.
*50. Spring vor, mach Faxen. (Ostpreuss.)
Komm schnell her.
*51. Springen vom Pferd zum Esel. – Fischart, Bkb. (1581), 152b.
*52. Springen wiera Hirschl. (Oberösterreich.) – Baumgarten, 78.
53. Die nicht springen, können dingen.
Dies Sprichwort verdankt seinen Ursprung der Springprocession zu Echternach (Luxemburg), die dort alljährlich nach Pfingsten stattfindet und zu der viel Volks zusammenströmt, um die Andachtssprünge zu sehen oder mitzumachen. Diese Springprocession wird von Geistlichen mit fliegenden Fahnen, Heiligenbildern, mit Kreuzstäben u.s.w. geführt; man springt nach dem Takte der Musik je drei Schritt voran und zwei zurück. Die Geistlichkeit springt nicht mit, sondern ermuntert nur dazu. Nach dem Volksglauben soll die Theilnahme an dieser Wallfahrt Befreiung von Fallsucht und andern epileptischen Zufällen sein. Auch soll sie gegen Viehseuchen und andere Uebel schützen. Man braucht dabei aber nicht selber mitzuspringen, sondern kann andere um Geld für sich springen lassen, was im obigen Sprichwort ausgedrückt ist.
*54. Er springt auf, als wenn ihn eine Tarantel gestochen hätte.
*55. He springt as en kopplosen Hahn. – Wochenblatt f. Schlesw.-Holst., 17.
Geberdet sich ganz unsinnig.
*56. Springen, dass man die Schuh verliert. – Frommel II, 90.
Sehr schnell.
Buchempfehlung
Das Trauerspiel erzählt den letzten Tag im Leben der Königin von Georgien, die 1624 nach Jahren in der Gefangenschaft des persischen Schah Abbas gefoltert und schließlich verbrannt wird, da sie seine Liebe, das Eheangebot und damit die Krone Persiens aus Treue zu ihrem ermordeten Mann ausschlägt. Gryphius sieht in seiner Tragödie kein Geschichtsdrama, sondern ein Lehrstück »unaussprechlicher Beständigkeit«.
94 Seiten, 5.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Michael Holzinger hat sechs eindrucksvolle Erzählungen von wütenden, jungen Männern des 18. Jahrhunderts ausgewählt.
468 Seiten, 19.80 Euro