1. Der muss sehr verliebt sein, der sich selber küsst.
Die Russen: Wenn dem Narren die Geliebte fehlt, so umarmt er sich selber. (Altmann VI, 474.)
2. Verlêwt as 'n Prêstermamsell, säd' de Swînhöder, da bîert de Soeg. (Hamburg.) – Hoefer, 973.
3. Verliebt sein in der Jugend ist blühen, aber Narrwerden im Alter.
4. Verliebt sich thöricht in eine junge Maid ein alter Mann, zum Esel oder Affen wird er dann.
5. Wenn du verliebt bist, so lauf' in die Berge. – Schlechta, 322.
6. Wer verliebt ist, wünscht Liebe, wenn er auch daran sterben sollte.
*7. Er hat sich darein verliebt, wie der Teufel in eine alte (dürre) Weide.
Worin hat es seinen Grund, dass die Volksstimme, besonders in Polen, die Weide zum Lieblingsaufenthalt des Teufels macht? Auch die Böhmen sagen von einem bösen, gefährlichen Menschen: Den hat der Teufel auf einer Weide gemacht. (Čert ho na vrbĕ strojil.)
Poln.: Zamiloval se do toho jako ćert do suché vrby. (Čelakovsky, 529.)
*8. Er isch in si verliebt, wie d' Katz in en holändische Chäs. – Sutermeister, 102.
*9. Er ist in sie verliebt, wie der Ochs in ein Gebund (Erbsen-)Stroh.
Böhm.: Jest do ní zamilován, co vůl do hrachoviny (do otepi slámy). (Čelakovsky, 522.)
*10. Er ist so verliebt, dass er ihr Salat aus der Faust essen mag ohne einigen Ekel. – Trutz Simplex, 202.
*11. Er ist verliebt bis über die Hutschnur. (Köthen.)
Unsere Sprache ist reich an Redensarten für den Zustand des Liebens, Verliebtseins, für Bewerbung, Verlobung, Verheirathung u.s.w. Mag hier eine wol der Ergänzung bedürftige Zusammenstellung folgen: A. Er ist an die Angel gegangen. Er hat ihr zu tief in die Augen gesehen. Er brennt lichterloh. Sie bringt sein Blut in Wallung. Er wirft ihr schmachtende Blicke zu. Sie hat ihn beseligt. Er ist in ihre Falle gegangen. [1563] Seine Freiheit ist hin. Er hat ihre Gunst erworben. Er ist gefangen. Er hat sie in sein Herz eingeschlossen. Sein Herz erglüht für sie. Er hat ihr sein Herz zu Füssen gelegt. Sein Herz schlägt für sie. Sein Herz ist gebrochen. Er hat ihr Herz erweicht. Er hat ihr Herz erobert. Er hat sich in ihr Herz geschlichen. Sein Herz zerfliesst wie Butter. Ihre Herzen sind in einander aufgelöst. Er ist gehäkelt. Er macht ihr den Hof. Er steckt den Kopf unter die Schürze. Er liebäugelt mit ihr. Die Liebe hat bei ihm gezündet. Er ist ganz Pulver. Er rast für sie. Er liegt in Rosenketten. Er schmachtet für sie. Er bringt ihr Ständchen auf Ständchen. Er läuft Sturm nach ihr. Er ist ganz von Sinnen. Er träumt wachend von ihr. Er ist verliebt. Er ist verkeilt. Er ist vernarrt. Er ist verschossen. Sie lassen nicht voneinander. Er ist weg wie Papas Dose. Er hat Weltschmerz. B. Er hat um sie (oder um ihre Hand) angehalten. Sie hat ihm abgeschrieben. Er hat bei den Aeltern auf den Busch geklopft. Er ist Bräutigam. Sie haben Ehevertrag gemacht. Er hat um sie gefreit. Er ist gefesselt. Er ist Heirathscandidat. Er hat das Jawort erhalten. Er fürchtet einen Korb. Sie haben die Ringe gewechselt. Sie haben sich Treue gelobt. Er ist verlobt. Sie sind verkuppelt. C. Sie ist abgesetzt. Sie halten ihr Beilager. Sie sind glücklich im Ehehett angekommen. Sie sind in den Ehestand getreten. Sie sind in den Flitterwochen. Seine Freiheit ist hin. Er hat sich in den Zustand geflickter Hosen begeben. Sie ist unter die Haube gekommen. Er ist ins Joch gegangen. Er hat jetzt sein Kreuz. Sie ist an den Mann gebracht. Er ist unter das Pantoffelregiment gerathen. Sie machen ihre Schamreise. Sie sind getraut. Sie ist untergebracht. Sie sind zusammengethan (gespannt.)
*12. Er ist verliebt bis über die Nase (Ohren). – Körte, 4660n; Braun, I, 3161.
*13. Er ist verliebt bis zum Suppe versalzen.
*14. Er ist verliebt wie ein Kaninchen.
*15. Er ist verliebt wie ein Märzkater. – Frischbier2, 3905.
*16. Er ist verliebt wie ein Sperling.
Holl.: Zij is zoo onkuisch als eene musch. (Harrebomée, II, 110b.)
Lat.: Mus albus. (Philippi, I, 265.)
*17. Er ist verliebt wie ein Stint. – Körte, 5743d; Frischbier2, 3905.
*18. Er ist verliebt wie eine Katze.
*19. Er ist verliebt wie eine todte Ratze. – Körte, 7250; Braun, I, 4738.
*20. Er verliebt sich in jede Schürze.
Holl.: Hij wordt opelke witte muts verliefd. (Harrebomée, II, 111a.)
*21. Man wird sich darin verlieben wie eine Katze in den Senftopf.
Spottweise für: Man wird einen solchen Abscheu davor haben, wie eine Katze vor einem Gefäss, das mit etwas so Beissendem wie Senf angefüllt ist.
*22. Sie sind verliebt, die Schwänzel1 bîseln2 ihnen 'rum. – Weinhold, Deutsches und Slawisches aus der deutschen Mundart Schlesiens, S. 2541.
1) Die Zöpfe.
2) Sich ausgelassen, übermüthig, üppig betragen, eigentlich von den Kühen, wenn sie mit aufgehobenem Schwanz herumjagen und der Aufsicht allen Gehorsam kündigen.
*23. Verliebt wie ein Auerhahn. – Wiener Jagdzeitung, 1858, S. 177b.
*24. Verliebt wie ein Windspiel. – Gutzkow, Zauberer, III, 380.
Buchempfehlung
Nachdem Musarion sich mit ihrem Freund Phanias gestrittet hat, flüchtet sich dieser in sinnenfeindliche Meditation und hängt zwei radikalen philosophischen Lehrern an. Musarion provoziert eine Diskussion zwischen den Philosophen, die in einer Prügelei mündet und Phanias erkennen lässt, dass die beiden »nicht ganz so weise als ihr System sind.«
52 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.
434 Seiten, 19.80 Euro