1. Auf Wollust folgt Vnlust. – Petri, II, 809.
Engl.: After sweet meat comes sour sauce.
Frz.: La volupté porte le repentir en croupe. (Kritzinger, 193a.)
Holl.: Wanlust folgt wellust. (Harrebomée, II, 435b.)
It.: Dopo il dolce ne vien l' amaro.
Lat.: Gaudia principium nostri sunt saepe doloris. (Sutor, 285.)
2. Bei Wollust wird Keuschheit vbel gehüt. – Petri, II, 45.
3. Bey wem nimbt wollust überhand, der fürcht sich nicht vor Sünd vnd Schand. – Lehmann, 906, 20.
4. Das ist ein grosser wollust, wer kein Lust zur wollust fühlt. – Lehmann, 906, 8.
[394] 5. Der Wollust Garten steht voll feuriger Blüten, sie tragen aber keine Früchte. – Altmann VI, 450.
6. Der wollust geht vil ab, dem geitz alles. – Franck, I, 67b; Sailer, 172.
Lat.: Desunt luxuriae multa, avaritiae omnia. (Franck, I, 67b.)
7. Der wollust gewinn ist der Todt. – Lehmann, 907, 30.
»Wie die Mücken von süssem Honig den Tod fressen.«
8. Die beste Wollust ist, auf welche keine Reue folgt. – Sailer, 335.
9. Die sich der Wollust ergeben, die laden mit einer güldenen Gabel Mist. – Lehmann, 497, 7.
10. Die Wollust scherzt, aber ihr Ende schmerzt. – Parömiakon, 2226.
11. Die Wollust überwinden, ist die höchste Lust.
Dän.: Bedre lyst at overvinde vellyst end nyden den. (Prov. dan., 55.)
12. Die Wollust wird am Hofe geboren, in den Klöstern erzogen und im Hospital begraben. – Altmann VI, 466.
13. Ehe man der Wollust die Hand gibt, muss man von der Vernunft Abschied nehmen. – Altmann VI, 460.
14. Es ist eine Wollust, dem Undankbaren die Wohlthaten vorzuzählen.
Lat.: Est aliqua ingrato meritum exprobrasse voluptas. (Ovid.) (Philippi, I, 135.)
15. In Wollüsten soll man sich nicht satt essen, sondern sie nur als Salz gebrauchen. – Wirth, II, 493.
16. Je höher die Wollust besteuert wird, je mehr erwacht Sinn für Keuschheit. – Altmann VI, 493.
17. Je mehr Wollust, je mehr Unlust.
Frz.: Plus la volupté est grande, plus grands sont les désordres qu'elle cause à l'esprit. (Kritzinger, 725b.)
Lat.: Quo gula plus mellis, plus quoque mortis habet. (Kritzinger, 725b.)
18. Jede Wollust des Leibes endigt, wo sie angefangen. – Winckler, XIII, 57.
Lat.: Mentes corruptas excaecat blanda voluptas. (Chaos, 1091.)
19. Lässt du der Wollust freien Lauf, so ladest du Lust mit der Mistgabel auf. – Körte, 6969.
20. Ob dem wollust würdt der vogel gefangen. – Franck, I, 139a.
21. Schenke Wollust ein, so trinkst du Pein. – Parömiakon, 2088.
22. Warumb suchestu wollust auff erden, du magst doch wieder äschen werden.
Lat.: Cum fex, cum limus, cum res uilissima simus, vnde superbimus? ad terram terra redimus. (Loci comm., 82.)
23. Weltlich Wollust und Freud ist gleich eines Fabricanten gutem Tag zwischen zween bösen. – Opel, 375.
24. Wenn die Wollust sich für Liebe ausgibt, gleicht sie dem Wolf im Schafsfell. – Altmann VI, 453.
25. Wenn die Wollust sich häutet, wächst ihr ein Hurenfell. – Altmann VI, 491.
26. Wenn du wilt allen Wollust sehn, so darffst nur in ein Kloster gehn.
Lat.: Monasterium, si vis cognoscere luxum. (Dietrich, Weisheit, II, 638.)
27. Wenn Wollust nicht wär', bliebe der Huren Beutel leer.
Die Russen: Wenn es nicht Geilheit gäbe, hätten die Huren einen harten Stand. (Altmann VI, 415.)
28. Wer die Wollust kann überwinden, darf eine wollüstige Freude empfinden. – Altmann VI, 431.
29. Wer die Wollust wolt abschaffen, der würde die Menschen und Thier vertilgen. – Lehmann, 907, 26.
Schwed.: Vällust hår hvar man kjär. (Grubb, 875.)
30. Wer mit Wollust handelt, wird Reue zum Gewinn haben. – Wirth, I, 573.
Lat.: Ubi errat oculus, errat quoque affectus. (Chaos, 1092.)
31. Wer mit Wollust schulden macht, der bezahlt's billig mit dem Leibe. – Lehmann, 709, 12.
[395] 32. Wer sich der Wollust erfrewet, der liebt sein verderben. – Lehmann, 906, 16.
Schwed.: Vällust gjör ånger. (Grubb, 874.)
33. Wer sich mit Wollust vberladt, der kaufft klein frewd mit Schmerz vnd Schad. – Petri, II, 761.
34. Wer wollusten nit das Messer an die Gorgel setzt, den bringen sie vmbs leben. – Lehmann, 907, 31.
35. Wer Wollusts vnd der Ruh begehrt, sich böser Hass zu fast beschert, derselb ist keines Regierers werth. – Gruter, III, 112; Lehmann, II, 879, 267.
36. Wo die Wollust herrscht, wird die Vernunft verwiesen. – Winckler, XIV, 77.
37. Wollust bringt Unlust und Verlust. – Simrock, 11829; Sutor, 11; Körte, 6965.
»Der Wollust Trabant ist Bitterkeit.«
Holl.: Hij valt van weelde in het slijk. (Harrebomée, II, 445b.) – Wanlust volgt wellust. (Harrebomée, II, 435b.)
Lat.: Moeror voluptatem usque sectatur comes. (Sailer, Sprüche, 158.) – Sperne voluptates, nocet emta dolore voluptas. (Horaz.) (Chaos, 1089; Fischer, 219, 128; Kruse, 1062; Seybold, 578.) – Tenet atque tenetur. (Sutor, 11.)
Schwed.: Lustmåt på ängerfåt. (Grubb, 470.)
38. Wollust dem münch viel lieber ist, dan das er volg dem Herren Christ.
Lat.: Hunc monachi morem seruant uiolando decorem: quam Christum passum, piscem quaerunt magis assum. (Loci comm., 123; Zinkgref, IV, 250.)
39. Wollust, Ehr' und Uebermuth gilt der Welt fürs höchste Gut.
Lat.: Ambitiosus honos et opes, et foeda voluptas haer trias, pro trino numine mundus habet. (Seybold, 22.)
40. Wollust fällt den stärksten Held.
It.: Dal piacer spesso è vinto, chi non vinsero l' armi. (Pazzaglia, 409, 1.)
41. Wollust führt die Unschuld hinter sich.
42. Wollust hat ein schlechtes Fundament und nimmt kein gutes End.
43. Wollust hat ein schön Gesicht vnd ein beschissen Gesess. – Simrock, 11824a; Lehmann, 906, 11.
In der Schweiz: Wollust het e schönes Gsicht und e b'sch. G'säss. (Sutermeister, 114.) – Die Russen: Das Feld der Wollust ist zwar mit Rosen überwuchert, sie tragen aber Dornen, den Disteln gleich. (Altmann, VI, 452.)
44. Wollust hat keine Ohren. – Simrock, 11825; Sailer, 176.
45. Wollust hat Schmertzen zum Geferten. – Petri, II, 810.
46. Wollust hegt Unlust. – Schottel, 1115b; Sailer, 70.
47. Wollust heisst freud verlust. – Franck, I, 161b; Lehmann, II, 889, 474; Simrock, 11830.
48. Wollust ist aller Krankheit Mutter.
Dän.: Vellyst er sygdoms moder. (Prov. dan., 561.)
It.: Chi vive carnalmente, non dura lungamente. (Prov. dan., 561.)
49. Wollust ist auch Arbeit. – Petri, II, 810.
50. Wollust ist der sünd ass (Köder.) – Franck, I, 139a; Simrock, 11828; Körte, 6968; Körte2, 8721.
51. Wollust ist die Feindin der Ehrbarkeit.
Lat.: Omnis voluptas honestati contrario est. (Seybold, 416.) – Voluptas inimica est virtuti. (Seybold, 53.)
52. Wollust ist die Pest der Seele.
It.: La voluttà (lussuria) è la peste dell' anima. (Biber.)
53. Wollust ist ein böser Zundel. – Simrock, 11830a.
It.: I diletti carnali non sono ch' una baldoria. (Pazzaglia, 80, 4.)
54. Wollust ist ein frölich vnsinnigkeyt. – Franck, I, 59a; Lehmann, 907, 28.
Schwed.: Vällust är ett sött raserij. (Grubb, 874.)
55. Wollust ist ein liebliche (süsse) bitterkeit vnd bitter lieblichkeit. – Lehmann, 907, 28; Petri, II, 810.
56. Wollust ist ein Paradiesapfel, schön anzusehn und lieblich zu essen; aber man isst alles Unglück davon.
Holl.: De wellust heeft een' zoeten smaak, maar 't is den mensch een duur vermaak. (Harrebomée, II, 449b.)
57. Wollust ist eine verdeckte Angel. – Sailer, 272.
[396] 58. Wollust ist wie ein Fledermauss, die nur Nachts sich sehen läst. – Lehmann, 905, 1.
59. Wollust kostet viel.
Lat.: Magno deliciae constant. (Seybold, 291.)
60. Wollust muss man nur statt Salzes brauchen.
61. Wollust nerd sünd. – Franck, I, 139a; Simrock, 11827; Körte, 6966.
62. Wollust pfeift dem Fleisch zum (Todten-)Tanz. – Simrock, 11826; Körte, 6967; Faselius, 28; Binder III, 4120.
63. Wollust, Reichthum, Herrlichkeit ist der Welt Dreyfaltigkeit. – Seybold, 22.
64. Wollust reizt zu allem Bösen.
Lat.: Voluptas est esca malorum. (Seybold, 653.)
65. Wollust soll man nicht vorwerts, sondern hinderwerts ansehen. – Lehmann, 906, 10.
»Nicht, wenn sie kompt, sondern wenn sie vergangen ist.«
66. Wollust – theure Lust.
It.: E ben spesso maggior la pena ch' il piacer della delizia. (Pazzaglia, 80, 3.)
67. Wollust trägt das Elend (den Tod) auf dem Rücken. – Wirth, I, 539.
Frz.: Qui vogue sur la mer des plaisirs, se débarque au port des misères. (Kritzinger, 722a.)
It.: Chi naviga nel mare della sensualità, sbarca al porto della miseria. (Pazzaglia, 348, 1.)
68. Wollust tregt auf dem Rück Krankheit vnd ander Vnglück. – Petri, II, 810.
69. Wollust und Begierde sind nie zu vergnügen. – Wirth, I, 572.
D.h. nie zu ersättigen, zufrieden zu stellen.
70. Wollust und Tugend gehen nicht Einen Weg.
It.: Dove sta sensualità, non può starvi l' equità. (Pazzaglia, 48, 2.)
Lat.: Voluptas nullam habet commercium cum virtute. (Sutor, 13.)
71. Wollust und Tugend wohnen nicht beisammen.
Lat.: Non habet ullum cum virtute commercium voluptas. (Seybold, 372.)
72. Wollust vergehet wie Schnee vnd Eyss, Tugend vnd Kunst behelt ewig den Preiss. – Petri, II, 810.
73. Wollust vergeht und nimpt ein end, Ehr, Ruhm und Preis, die drei bestehnd. – Spangenberg, 29.
Lat.: Semper voluptates sunt mortales; honores autem immortales.
74. Wollust verheisst ein Paradies und lässt eine Hölle zurück.
Lat.: In voluptate dorsum, non faciem. (Sailer, Sprüche, 95, 20.)
75. Wollust verkürzt das Leben.
Schwed.: Vällust gjör lifvet kort. (Grubb, 874.)
76. Wollust, verlust (Vnlust). – Franck, I, 139; Lehmann, II, 859, 475.
77. Wollust volgt vnlust. – Franck, II, 23a; Gruter, I, 87.
78. Wollust weiss von Sorgen nichts.
Lat.: Curarum ignora voluptas. (Seybold, 109.)
79. Wollust zerstört den Körper und vergiftet die Seele.
It.: La fornicazione (lussuria) sozza il corpo ed infama l' anima. – La lascivia è accorciatrice della vita. (Biber.)
*80. Er ist voller Wollust, wie der Esel voller Fürze. (Niederlausitz.)
81. Wollust vergeht, Tugend besteht.
Lat.: Perit voluptas, virtus immortalis est. (Philippi, II, 92.)
Buchempfehlung
Im Alter von 13 Jahren begann Annette von Droste-Hülshoff die Arbeit an dieser zarten, sinnlichen Novelle. Mit 28 legt sie sie zur Seite und lässt die Geschichte um Krankheit, Versehrung und Sterblichkeit unvollendet.
48 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.
396 Seiten, 19.80 Euro