1. Barthel nach Grommet (Grummt) und Michel nach Mod. (Oberes Kinzigthal in Kurhessen.).
2. Barthel weiss schon, wo er den Most holt. – Grimm, I, 1145; Simrock, 744.
3. Boartel weess schun, wu a soll Must hullen. – Gomolcke, 1160; Robinson, 148.
4. Herzog Barthel ohne Land hat ihm 's (sich 's) Maul vor Kanth verbrannt. (Schles.)
Bezieht sich auf die Niederlage, welche der Herzog Bartholomäus von Münsterberg, der sich beständig mit den Breslauern neckte, am 14. October 1512 in der Gegend von Kanth erlitt. Das Gefecht dauerte von 22 bis 1 Uhr. (Vgl. Breslauer Erzähler, 1802, S. 346.) Ausführlich ist diese Begebenheit erzählt in Klose's Briefen von Breslau (Bd. 3, Brief 151).
*5. Er ist ein Barthel. – Hennig.
Will witzig und geschickt sein und ist's doch nicht.
*6. Er weiss, wo Barthel Most holt (schenkt). – Meinau, 175; Eiselein, 55; Frommann, III, 354; VI, 330, 417; Schmidt, Westerw. Id., 14; Schambach, 16; Eichwald, 93; Vogel, 214.
Man wendet diese, nach Grimm (Wörterbuch, I, 1145) noch unerklärte Redensart an, wenn man jemand als klug, gewandt und schlau bezeichnen will, als einen, der Mittel und Wege kennt, seinen Zweck zu erreichen. – Nach dem Bremer Wörterbuche (I, 58) will die Redensart sagen: Er versteht mehr davon als man denken sollte. – Nach einigen soll Barthel um das Jahr 1230 Schultheiss in Heilbronn gewesen sein und den Most auf eine freisinnige Weise aus dem Rathskeller entlehnt haben. Eine sächsische (mir handschriftlich aus Kamenz mitgetheilte) Sage dagegen verlegt die Entstehung der Redensart nach Meissen. Hier lebte, erzählt sie, zu Anfang des 16. Jahrhunderts ein Weinschenk, Namens Bartholomäus Zimmer, gebürtig aus Heidelberg, welcher als Weinverständiger aus den besten Weinlagern seine Waare bezog, selbst einen trinkbaren Wein erbaute, ihn gehörig behandelte und bei dem man einen vorzüglich guten Most fand; daher man sich, wenn man einen fleissigen oder klugen Mann schildern wollte, dieses Sprichworts bediente. Jene Knittelverse:
Astutia vulpis,
Ferocia felis,
Haec valent in mundo
Ad hauriendum aquam a profundo;
Qui scit haec conjungere secum
Per mundum potest vadere mecum,
Nam scit bene locum
Quo Bartolus vendit mustum –
sind bekannt. Vielleicht hat auch Barthel gar einen jener Berge besessen, von denen Albin im 23. Titel seiner Meissner Berge und Landchronik sagt: »Es sind aber die meisten Wein im Obertheil des Landes zu Meyssen gepflegt worden nach dem 1317ten Jahre; denn in demselben ist Bischoff zu Meyssen worden Conradus ein Graf von Kirchberg, welcher die Weinberge zu Cotzenbrod und Mögeln angelegt und ferner zu Oberwarte und Gosslitz, Liebethal und Nussen, wie aus seinem alten Diplomadibus zu sehen.« Ferner: »An etlichen Orten im Lande zu Meyssen, sonderlich an der Elbe, wechst goter Wein, da man für andere die Cotzenbroder (oder, wie man es jetzt ausspricht, die Katzenberger) und Zutzschwitzer sehr lobt, zumal, wenn sie noch in Mosten seyn, die da wegen ihrer Lieblichkeit und Dawerhaftigkeit berühmt sind.« Da auch ferner Peter Knoll, der bekanntlich burgunder Reben in die meissener Gegend verpflanzte, auch in einigen alten Handschriften »Partei« genannt wird, so könnte dieses Sprichwort: Er weiss u.s.w., d.i. aus Burgund, wo ein edler Wein seiner Art wächst, auch auf diese Art erklärt werden. – Herrig in seinem Archiv (XXII, 460) bezieht den Barthel unsers Sprichworts auf den Storch (Barthold) in der Thierfabel. (S. auch ⇒ Bartholomäus 7.)
Lat.: Scit bene, qua frendens valle moretur aper. (Ovid.) (Erasm., 1, 46.)
zu5.
Man nennt auch spottweise die Bewohner von Bartenstein Bartels, und zwar nach einem Steinbilde, das auf dem sogenannten Schlossberge vor der Stadt liegt und noch aus der Heidenzeit stammen soll. Das Götzenbild wird als der Barthel oder auch bartensche Rekel gezeigt, und beide Bezeichnungen sind zu Schimpfworten geworden. (Frischbier, I, 247.)
zu6.
Carl Braun sagt in Paul Lindau's Gegenwart Bd. XI. S. 31: »Der Ursprung von Barthels Most ist am Rhein zu suchen, wo der Weinbau eine Hauptrolle spielt und man die Kalendertage nach den katholischen Heiligen bezeichnet. Der St. Bartholomäustag fällt auf den 24. August; die Weinlese beginnt erst zwei Monate später. Most gibt es erst im November zu trinken. Man hat am Rhein ein uraltes Bauernsprichwort: Wer sein Holz eintheilt etc. (s. ⇒ Holz, Nachtr.) Das will sagen: Wer zur unrichtigen Zeit ernten will, der bringt nichts ein. Der Witz liegt eben darin, dass man auf St. Bartholomäustag noch nicht Weinlese halten kann und dass danach Barthel keinen Most hat. Der Mensch, welcher weiss, wo Barthel Most holt, steht sonach auf gleicher Linie mit demjenigen, welcher [904] das Gras wachsen sieht und die Flöhe husten hört. Es ist ein dummpfiffiger Mensch, welcher sich einbildet, Dinge zu wissen, die es nicht gibt. Es erinnert an die Belehnung mit der Fischerei auf dem Lurleifelsen und mit der Jagd auf der Bank (wüsten Sandbank).« – Herr Karl Seelbach dagegen schreibt mir aus Neuyork: »Die Erklärungen unter Barthel 6 und Bartholomäus 7 treffen nicht. Ich freue mich, diese, nach Grimm (Wb. I, 1145) noch unerklärte Redensart sehr einfach erklären zu können. Ich fand die Bedeutung zufällig, als ich im Jahre 1848 kurz vor dem Bartholomäustage in einem rheinischen Wirthshause eingekehrt war. Von dem Wirthe, der mit einem Freunde im Gespräche begriffen war, hörte ich, dass er für die Kirchweih am Bartholomäustage neuen Most von rothen Trauben (andere sind erst später reif) haben werde oder – müsse; da Frühreife der Trauben durch gute Lage der Weinberge und Weingärten wie durch verständigen Bau derselben, durch guten Schnitt der Weinstöcke etc. zu erzielen ist, so erscheint der Sinn der Redensart klar. Mein Wirth wusste, wo Barthel, der katholische Schutzpatron des Dorfes, den Most holte, nämlich in seinem sorgfältig gepflegten Weingarten. Die Versuche, jene Redensart gar nach Meissen in Sachsen zu verlegen, wo die Trauben kaum jemals recht reif werden, sind daher als verfehlt zu betrachten.« In keinem Falle wird der hier erwähnte Wirth der einzige Weingärtner sein, der seinen Garten so pflegt, dass er am Bartholomäustage frischen Most haben kann; mag man nun prüfen, ob es noch andere Winzer gibt, welche wissen am Bartholomäustage frischen Most zu holen, und sich diese Erklärung als richtig erweiset. – Der praktische Schulmann von A. Lüben (XII. Bd. 4. Hft. S. 295) sagt: Die Redensart deutet auf Berthold von Mandelslohe, der in hohen Gunsten bei dem Markgrafen Johann von Brandenburg stand, auf seinen Reisen die fränkischen Weine nicht nur kennen gelernt, sondern auch dieselben zum grossen Aerger des Markgrafen sich habe nach Küstrin schicken lassen. – In Luxemburg: Wesse' no Bartel de Most helt. (Dicks, II, 5.)
7. Schür, Bartel, schür, in vierzehn Tagen ist's an dir. (Oberbaiern.)
Sagt der Laurentius zum Bartholomäus.
*8. Barthel hat die Beeren beschmutzt.
Mit dieser Redensart lehnt man in Grochwitz bei Troppau den Genuss der Brombeeren nach Bartholomäi ab. (Vgl. Illustrirte Zeitung, Leipzig vom 24. Aug. 1867, S. 127.)
*9. Der Bartl kommt. (Kärnten. Ubafeld.)
Ein bebarteter verlarvter Mann, der am Nicolaus-Vorabend in den Wohnungen erscheint, um Kinder zu schrecken und zum Gehorsam zu ermahnen. In Oberösterreich: Krampus, Krampes, sonst auch Knecht Ruprecht.
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