1. Allerwelt geitz hat keinen Boden. – Henisch, 1447, 68; Simrock, 3205.
2. Bei Geiz und Gewalt wird 's Recht nicht alt.
Dän.: Gierighed og vælde er moder til krig. (Prov. dan., 228.)
3. Bey dem geitz ist wenig glück. – Henisch, 1448; Petri, II, 41.
4. De Giyts helpet uplaen, owwer nit dreagen. (Büren.) – Honcamp.
5. Dei Gîz helpt wol up, äwer he helpt nich dragen. (Mecklenburg.) – Mussäus, 120; Raabe, 104; Firmenich, I, 73, 1; für Lippe: Firmenich, I, 270.
Der Geizige übernimmt sich leicht; er täuscht sich, indem er voraussetzt, die Kräfte, welche für einen Augenblick überspannten Anforderungen genügen, werden darin ausdauern; z.B. beim Holzholen, da jemand grössere Stücke nimmt, als er tragen kann.
6. Dei Gîz will nich lîden, dat man dat Licht bei em anstickt. (Mecklenburg.) – Raabe, 8.
7. Dem Geiz fehlt nicht mehr als alles.
Frz.: L'avarice a toujours trop et jamais assez. – L'avarice n'a point ce qu'elle a. – L'avarice n'a rien, quand elle a tout. (Venedey, 130.)
8. Dem Geiz hilft kein Gut.
9. Dem Geiz ist nichts genug, der Natur wenig. – Körte, 1870 u. 2313.
Frz.: Avarice passe nature.
10. Dem Geiz ist nichts zu viel. – Körte, 1871; Simrock, 3207.
11. Dem Geize mangelt alles. – Schottel, 1125b.
12. Den Geitz, das Aug vnd Bettel kan niemand füllen. – Petri, II, 78.
13. Den Geitz kan man so schwer erfüllen, als Wassersucht mit trincken stillen. – Petri, II, 78.
14. Den geitz vnd die augen kan niemandt erfüllen. – Gruter, I, 13; Schottel, 1142a; Braun, I, 669; Simrock, 3206; Körte, 1869.
Die Ottomanen sagen: Der Magen des Gierigen wird satt, aber seine Augen nicht. (Schlechta, 16.)
It.: L'uomo avaro e l'occhio sono insaziabili. (Gaal, 627.)
Lat.: Avarum irritat, non satiat pecunia.
15. Der geitz betrübt sein eigen Hauss. – Henisch, 1448, 8; Petri, II, 89.
In Finnland sagt man: Der Geiz betrügt die Ehre und verwirrt auch den Klugen. (Bertram, 45.)
16. Der Geitz dröschet allzeit ledig Stroh. – Henisch, 1448, 9; Petri, II, 89.
17. Der geitz flichtet sich weit. – Henisch, 1448, 10.
18. Der geitz ist ein wurtze aller sünd. – Franck, I, 118a.
19. Der Geitz ist grundlos vnd nicht zu ersettigen. – Petri, II, 89.
20. Der geitz ist niemandts freund. – Franck, I, 118a; Henisch, 1448, 12.
Dän.: Gierig mand er ingen god, man sig selv verst. (Prov. dan., 227.)
[1453] 21. Der geitz je mehr er hat, je mehr er haben will. – Henisch, 1448, 11.
22. Der geitz lässt nit from sein. – Franck, II, 118a; Henisch, 1448, 13.
23. Der geitz nimpt sich arm. – Franck, I, 118b.
24. Der geitz stosst eim den boden auss. – Franck, I, 118b; Henisch, 1448, 19.
25. Der Geitz treibt manchen über See, durch Ungewitter, Regen vnd Schnee. – Henisch, 1448, 14; Petri, II, 89.
26. Der Geiz bringt Noth ins Haus.
27. Der Geiz hat keinen Boden. – Braun, II, 473.
28. Der Geiz hat seinen Gott im Kasten. – Simrock, 3226.
29. Der Geiz ist bodenloss vnd dem Bettelsack der boden auss. – Gruter, III, 16; Lehmann, II, 79, 75; Sailer, 93; Körte, 1867; Simrock, 3208.
Mhd.: Wanne gîtikeit ist ein übel sac der nimmer wirt und nie wart vol, swie vol er ist, doch ist er hol. (Renner.) (Zingerle, 48.)
Dän.: Gierighed er et bundlös kar. (Prov. dan., 228.)
Lat.: Avaritiae desunt omnia. (Binder II, 307; Philippi, I, 53; Seybold, 44.) – Omnia de cupido, sua non perit inde cupido.
30. Der Geiz macht sich seine Höllenfahrt sauer. – Simrock, 3222.
31. Der Geiz rafft (kratzt) sich selbst den Tod.
Dän.: Gierighed tager sig til døde. (Prov. dan., 228.)
32. Der Geiz sammelt sich arm, die Milde gibt sich reich. – Körte, 1878; Günther, 65; Braun, I, 668.
Es gibt einen Geiz, »der sich«, wie Th. B. Macaulay sagt, »selbst entgegenarbeitet, eine bei Pfennigen kluge und bei Pfunden thörichte Begierde.« (Kleine geschichtliche und biographische Schriften, Leipzig 1851, III, 36.)
33. Der Geiz sucht seinen Himmel im Kothe. – Sailer, 172; Simrock, 3221.
34. Der Geiz trägt seine Seele feil.
Dän.: Gierighed er sielens snare. (Prov. dan., 228.)
35. Der Geiz und die Hölle sagen niemals: 's ist genug.
Mhd.: Ez tuot ouch niht wan gîtes vaz diu nieman ûf der erde hie mit guote ervüllen mac. (Zingerle, 48.)
36. Der Geiz wächst mit dem Gelde. – Simrock, 3210.
Frz.: Autant croît l'avarice, que croît l'argent. (Gaal, 634.)
It.: Tanto cresce l'avarizia quanto cresce il danaro. (Gaal, 634.)
37. Der Geiz will nicht leiden, dass man das Licht bei ihm anzünde. – Eiselein, 217; Simrock, 3241.
38. Der geiz wird täglich jünger. – Henisch, 1448, 16; Petri, II, 89.
D.h. je älter jemand wird, desto stärker wird die Neigung zum Geize.
Engl.: When all sins grow old, covetousness grows young. (Gaal, 626.)
39. Des geitzes regieren ist eitel schaden. – Henisch, 1448, 22; Petri, II, 117.
40. Des geitzes Schlund ist vnergrund. – Henisch, 1448, 23; Petri, II, 117; Körte, 1877; Simrock, 3232.
Mhd.: Ein gitic herze nieman mac erfüllen, dast ein übel sac. (Freidank.) (Zingerle, 48.)
Lat.: Orco, sive mari, mens aequiparatur avari. (Gaal, 628.)
Poln.: Łakomstwo glębokie morze.
41. Des geitzes todt ist sein bestes werck. – Henisch, 1448, 26; Petri, II, 117.
42. Für den Geiz hilft kein Gut. – Körte, 1868.
43. Gegen den Geiz hilft weder Glück noch Unglück. – Braun, I, 670; Körte, 1874.
44. Geitz beisst schärpffer, denn hungrige Mucke. – Henisch, 1448, 32; Petri, II, 327.
45. Geitz betreugt Weissheit. – Lehmann, 252, 44; für Rastede: Firmenich, III, 27, 40.
Dän.: Gierighed bedrager viisdom. – Saa længe den gierige lever, har bedrageren ingen nød. (Prov. dan., 227.)
Holl.: De gierigheid bedriegt da wijsheid. (Harrebomée, I, 238.)
46. Geitz, gewalt vnd vebermuth verderbet manchen Schreiber gut. – Henisch, 1592, 31; Petri, II, 327.
47. Geitz gibt den Todten auch das Begräbnuss umbsonst. – Gruter, III, 42; Lehmann, II, 235, 17.
48. Geitz hat kein Boden. – Gruter, III, 42; Lehmann, II, 235, 18; Eiselein, 217; Mayer, I, 149; Simrock, 3206.
[1454] 49. Geitz ist aller Laster Mutter. – Henisch, 1448, 33.
50. Geitz ist der Hoffart possler. – Lehmann, 252, 39.
51. Geitz ist die grösst armut. – Franck, I, 119a; Petri, II, 327; Körte, 1875; Simrock, 3218.
Engl.: Covetousness brings nothing home. (Gaal, 630.)
Lat.: Maxima egestas avaritia. (Gaal, 630.)
52. Geitz ist ein Bodenloss fass, also auch ein geitziger. – Lehmann, 250, 11.
53. Geitz ist ein Haussvnglück. – Franck, I, 118b; Henisch, 1445; Lehmann, 225, 43; Körte, 1873.
54. Geitz ist ein Königin aller Laster. – Lehmann, II, 225, 49.
»Nieder Stoltz ein blötzlicher Fall alles guten.«
55. Geitz ist ein Lauss des vnglücks. – Henisch, 1667, 49.
56. Geitz ist ein Strang der Seele. – Lehmann, 252, 45.
57. Geitz ist ein Wurtzel aller bossheit (Sünd). – Henisch, 1448, 35 u. 36.
It.: De' vizi è regina l'avarizia. (Gaal, 625.)
58. Geitz ist ein Wurtzel alles Vbels. – 1 Tim. 6, 10; Lehmann, II, 225, 48; Petri, II, 327; Günther, 64; Venedey, 129; Braun, I, 665; Simrock, 3204; Körte, 1866; Eiselein, 217; Schulze, 278; Müller, 23, 1; Steiger, 255; Ramann, II, Pred., I, 346; Ramann, Unterr., I, 10.
Mhd.: Swer gîtekeit und erge hât, deist gruntvest aller missetât. (Freidank.) (Zingerle, 48.)
Dän.: Gierighed er en ond rod, thi den bær ond frugt. (Prov. dan., 228.)
Engl.: Covetousness is the root of all evil. (Eiselein, 217; Gaal, 625.)
Holl.: Gierigheid is een wortel van alle kwaad. (Harrebomée, I, 238.)
It.: L'avarizia è scuola d'ogni vizio. (Pazzaglia, 22.)
Lat.: Auri sacra fames, quid non mortalia cogis pectora? (Virgil.) (Binder I, 114; II, 291; Philippi, I, 51; Seybold, 47.) – Avaritia omnium malorum radix. (Philippi, I, 53.) – Semen avaritiae multos pervertit honores, producit scelerum germina cuncta quidem. (Binder II, 3061.)
Ung.: Az átkozott fösvénység minden roszra vezet. (Gaal, 625.)
59. Geitz ist eine freywillige Armuth. – Zinkgref, I, 198.
Ung.: A fösvény a nélkül is szükölködik, a mie van, a nélkül is, a mie nints. (Gaal, 629.)
60. Geitz ist iederman schad, jm selbs der tod. – Franck, I, 118b; Henisch, 1448, 38; Lehmann, II, 225, 45.
Lat.: In nullum avarus bonus est, in se pessimus. (Philippi, I, 201.)
61. Geitz ist nicht zu ersättigen, denn mit einem Karch (Karren) voll Erden. – Gruter, III, 42; Lehmann, II, 235, 20.
Holl.: De gierigheid wast zoo lang, als de eene penning op den anderen gestapeld wordt. – Gierigheid is niet verzadigd, voor zij den mond vol aarde heeft. (Harrebomée, I, 238.)
62. Geitz ist nit zu erfüllen. – Eyering, II, 644; III, 185.
63. Geitz ist sein selbs (eigene) stieffmutter. – Franck, I, 118b; Henisch, 1448, 39; Lehmann, II, 225, 44; Lehmann, 252, 48; Braun, I, 667; Reinsberg I, 193; Sailer, 173; Körte, 1876; Simrock, 3213.
64. Geitz ist seines guts Maister, wie ein Haas. – Gruter, III, 42; Lehmann, II, 235, 21.
65. Geitz je mehr er hat, je weniger er wird sat. – Gruter, III, 42.
66. Geitz lebt spärlich, er ist ein recept zur gesundtheit vnnd langem Leben. – Lehmann, 252, 47.
67. Geitz macht den Menschen veracht vnd zum Schawspiel. – Lehmann, II, 226, 51.
68. Geitz, Neid vnd Vortheil sind Geschwister Kind, haben aber alle einen Vater, der heist: ein Lauser vnd karger Filtz. – Mathesy, 84a; Petri, II, 327.
69. Geitz nimbt Gott das seine vom Altar hinweg. – Gruter, III, 42; Lehmann, II, 235, 22.
70. Geitz nimt es Gott vor den Füssen weg. – Lehmann, 250, 6.
71. Geitz spannet an, aber zeucht nicht mit. – Lehmann, 252, 51.
72. Geitz thut jhm selbs kein gut. – Henisch, 1448, 40; Petri, II, 328.
73. Geitz vnd finantz, Höllküchlein vnd gunst verderben manchen armen sein recht. – Henisch, 1448, 42; Petri, II, 328.
[1455] 74. Geitz vnnd ehr treibt die Leut vber Meer. – Franck, I, 127b; Henisch, 1448, 41; Lehmann, 250, 12; Lehmann, II, 225, 30; Simrock, 3239; Eiselein, 218; Sailer, 71.
75. Geitz vnnd Trew wohnen nicht in einem Hauss. – Lehmann, 251, 31.
Dän.: Gierighed glemmer redelighed. (Prov. dan., 228.)
76. Geitz wechst mit dem gelt. – Franck, I, 118b; Henisch, 1448, 44; Lehmann, 250, 4; Lehmann, II, 225, 31; Körte, 1872; Braun, I, 666.
Frz.: Autant croît l'avarice, que croît l'argent. – L'avarice est comme le feu, plus on y met de bois, plus il brûle.
It.: Tanto cresce l'avarizia quanto cresce il danaro. (Pazzaglia, 22.)
77. Geitz will das muss gar allein essen; ander leut zähn thun jhm wehe. – Lehmann, 250, 8.
78. Geitz, zorn, böss lieb, drei laster sind inn schand vnd spot sie stürtzen geschwind. – Henisch, 1448, 45.
79. Geiz, Ehre, Wein und Liebe sind des Menschen Lebensdiebe.
80. Geiz hat für Venus keinen Reiz.
Frz.: Quand avarice entre au cerveau, Vénus s'enva. (Leroux, I, 36.)
81. Geiz ist ein jmmerwehrende Pein vnnd vnauffhörliche Marter. – Lehmann, II, 226, 50.
82. Geiz ist seines Mundes eigener Stiefvater.
Dän.: Gierighed er sin egen stiv-moder. (Prov. dan., 228.)
It.: L'avaro, non mai buono per altrui, è pessimo per se.
Lat.: In nullum avarus bonus, in se pessimus.
83. Geiz macht ein Herz wie Stein und Erz. – Frischbier2, 1193.
84. Geiz nimt sich wol zu todt. – Lehmann, 250, 8.
85. Geiz riecht wie Moschus aus der Kloake.
Holl.: Zoo afgrijselijk stinkt de gierigaard, dat de kinderen hem op straat kunnen ruiken. (Harrebomée, I, 238.)
86. Geiz trägt sein eigen Kreuz.
87. Geiz und Bettelsack sind bodenlos.
88. Geiz und Hoffart sind der Reichen Lustfahrt.
89. Geiz und Hoffart sind der Reichen tägliche Gäst'.
90. Geiz und Hunde werfen blinde Junge.
Dän.: Gierighed føder blinde børn. (Prov. dan., 228.)
91. Geiz und Liebe kochen übel.
Dän.: Gierighed, frygt og kierlighed forvende retten. (Prov. dan., 228.)
92. Geiz zerreisst den Sack.
Frz.: L'avarice rompt le sac. (Bohn I, 31; Leroux, II, 129.)
93. Je mehr der Geiz hat, je mehr will er haben.
Dän.: Gierighed voxer med pengene. – Ulven snapper efter lammet end og naar han skal døe. (Prov. dan., 228.)
Engl.: Ever spare, ever dare.
Lat.: Crescit amor nummi, quantum ipsa pecunia crescit. – Dives marcescit, quanto plus copia crescit.
94. Je mehr der Geiz hat, je weniger wird er satt. – Lehmann, II, 235, 19.
95. Kein Geiz ist erlaubt, als Geiz mit der Zeit. – Reche, I, 6.
96. Vor den Geiz hilft kein Gut.
97. Wenn der Geiz an die Vorderthür anklopft, macht der Hunger die Hinterthür auf.
98. Wenn der geitz auffs höhest kompt, so gremet man sich zu todt. – Henisch, 1728, 32; Schottel, 1142a.
99. Wer den Geiz will füllen, der will mit Trinken die Wassersucht stillen.
100. Wer sich dem geitz hat ergeben, der spricht, er halte das sein zu rath. – Henisch, 1448, 59; Petri, II, 757.
101. Wo der geitz regiert, da muss das Evangelium fallen vnd vntergehen. – Henisch, 1448, 61.
102. Wo Geiz zu Hause ist, muss man Freigebigkeit nicht suchen.
*103. Der Geiz sieht ihm aus den Augen.
Dasselbe sagt man auch von Dummheit, Güte u.s.w.
104. Der Geiz am Saft der Rebe frisst, Geiz aller Uebel Wurzel ist; trink flott, so du kein Geizhals bist. – Frieske, 6.
In der vierten Nische des Weinkellers im neuen berliner Rathhause.
105. Der Geiz beisst schärfer, denn alle Fliegen.
106. Der Geiz ist das Metropolitum aller Laster. – Einfälle, 119.
107. Der Geiz ist ein Nimmersatt.
108. Geiz ist der Priester Kreuz. – Zinkgref, IV, 69.
109. Geiz und Flamme haben nie genug.
110. Wo Geiz und Neid, da ist die Ruhe weit.
Lat.: Nulla invidiam et avaritiam requies, fovet. (Sailer, Sprüche, 153.)
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