1. Alte Häffen brechen vom reiben vnd purgiren. – Lehmann, 8, 27.
2. Alter Hafen bricht vom Reiben.
3. An alten häfen (Kesseln) vnd schälcken ist alls waschen verlorn. – Franck, II, 36b; Lehmann, II, 28, 45; Simrock, 4203.
4. An alten Häffen ist alles wäschen, purgiren oder Artzneyen verloren. – Lehmann, 8, 27 u. 145, 76.
5. Auf einen Hafen beim Feuer und auf Jungfrauen muss man immer schauen.
Holl.: De pot is eene jufvrouw: zij moet op den tijd bedient worden. (Harrebomée, II, 195b.)
6. Auf einen siedenden Hafen setzt sich keine Fliege.
Holl.: Op eenen ziedenden pot zit nooit eene vlieg. (Harrebomée, II, 196a.)
7. Auf hölzern Hafen hölzern Deckel.
8. Auf solchen Hafen solcher Deckel. – Parömiakon, 377; Eiselein, 269.
Lat.: Dignum patella operculum. (Binder I, 332; II, 786; Erasm., 848; Philippi, I, 120; Tappius, 127b; Eiselein, 269.)
9. Auff einn solchen hafen gehört ein solch stürtz. – Franck, II, 107b; Tappius, 127b.
»Es gehört allweg auff einen solchen Hafen eine solche Stürtz, vnd widervmb eine solche Stürtz begert ein solchen Hafen.« (Zeytbuch, CCXLVIIIb.)
10. Deckt den Hafen zu, so sihet man nit, was man kocht. – Lehmann, 69, 36.
11. Den Hafen kennt man am Klange, den Narren am Gesange. – Simrock, 4199.
[250] 12. Der eine zerbricht Häfen, der andere Krüge. – Eselein, 270.
Lat.: Uxor pessima, pessimus maritus: Miror non bene convenire vobis. (Eiselein, 270.)
13. Der Hafen hat der Pfanne nichts aufzuheben.
Sie sind beide schwarz.
14. Der Hafen straft den Kessel, dass er russig ist. – Körte, 2519.
Lat.: Clodius accusat moechos, Catilina Cethegum.
15. Der Hafen wird zerschellt, wie er auffällt.
Lat.: Ac recalcitrans per iram testa testam vulnerat.
16. Ein hafen hat den andern zerbrochen. – Franck, I, 52a.
17. Ein Hafen mit Milch soll man vorn katzen bewahren. – Lehmann, 872, 46.
18. Ein kleiner Hafen hat so wol zwei öhr als ein grosser. – Petri, II, 838.
19. Einem verbrochenen Hafen geschicht kein Schad. – Lehmann, 778, 26.
20. Eisern Hafen und irden Topf ist allweg ungleich Gesellschaft. – Simrock, 2019.
21. Erst den Hafen schwenken, so wird sich die Stimme lenken.
22. Es ist kein Haf so schlimm, man findt ein Deckel drauf. – Seybold, 126.
23. Es ist kein Hafen so schön, man findet einen so schönen Deckel. – Simrock, 4200.
24. Es soll jeder in seinen eigenen Hafen gucken.
25. Fällt der Hafen auf den Stein, so zerbricht er; fällt der Stein auf den Hafen, so zerbricht er auch. – Eiselein, 269.
26. Gespaltener Hafen bricht zuletzt. – Simrock, 4197; Eiselein, 269.
Lat.: Malum vas non frangitur. (Eiselein, 269.)
27. Giesse nichts in unsaubere Häfen. – Eiselein, 268.
Lat.: Sincerum est nisi vas, quodcunque infundis acescit. (Eiselein, 268.)
28. Haff vnd Deck sind beide von einerley Dreck. – Eyering, II, 529.
29. In alten Häfen (Frauen) kann man auch Fleisch kochen. – Simrock, 4204.
30. In einem alten Hafen kann man auch Kalbfleisch kochen. – Lehmann, 144, 68.
Steht unter der Ueberschrift: Ob ein Junger Man ein alt Weib wegen Geldt vnnd guts soll nemen.
31. In kleinen häffen kocht man ebensowol als in grossen. – Lehmann, 367, 52; 427, 2 u. 723, 32.
32. In seinen eigenen Hafen sehen ist besser, als in fremde Küche gucken.
33. In unsaubere Häfen muss man keinen Wein giessen.
Auch sonst nichts, das man nicht dem Verderben übergeben will.
Lat.: Cibum in matellam ne immittas. (Philippi, I, 82.)
34. Ist der Hafen zerbrochen, so spart man nicht die Scherben. – Eiselein, 269.
35. Jeder Haffen hat seinen deckel. – Lehmann, 326, 11; Braun, I, 1042.
36. Kein Hafen so schief, man findet einen Deckel drauf. – Eiselein, 269.
37. Kleine häfen (Töpfe) haben auch ohrn (Henkel). – Egenolff, 207a; Gruter, III, 59; Lehmann, II, 323, 78; Blum, 441; Eiselein, 270; Simrock, 4201a; Braun, I, 1041.
Was das Bestehen eines Gegenstandes nothwendig erfordert, ist nicht von seiner Grösse abhängig.
Frz.: Les petits pots ont des oreilles, et petites ruches les abeilles.
38. Kleine Häfen laufen bald über. – Eiselein, 270; Simrok, 4201.
Frz.: Petit pot trop bouillant perd saveur ou se repand.
Holl.: Een kleine pot is haast geheet. – Kleine potten koken (loopen) gaauw over. (Harrebomée, I, 196a.)
39. Klopff an Haffen, so kennestu jhn; doch nicht zu hart, er gewinnt sonsten eine Schart. – Lehmann, II, 313, 41.
40. Man find kein so schönen Hafen, man find noch einen schönern Deckel. – Lehmann, 326, 8.
41. Man kennt den Hafen am Klang, den Vogel an seinem Gesang, den Esel an den Ohren und an dem Worte den Thoren.
[251] 42. Mancher richt iedem auss einem haffen an. – Lehmann, 820, 26.
Der Ungeschickte, der Umstände, Verhältnisse und Personen nicht berücksichtigt.
43. Niemand kan wissen, ob der haf rinn oder kling, biss man dran klopfft. – Franck, II, 148a; Lehmann, II, 433, 66; Eiselein, 269.
Lat.: Pulsa dignoscere cautus quid solidum crepet. – Sonat vitium percussa maligne respondet viridi non cocta fidelia linis. (Eiselein, 269.)
44. Solche Häfen haben solche Hienen' (Henkel). (Schweiz.)
1) So nennt man im Canton Bündten den Bogen an einem Gefäss, der über und über geht, wofür in Appenzell die Häle, in Luzern die Hiele üblich ist. (Vgl. Stalder, II, 14.)
45. Sorge nicht für alte Häfen, es gibt neue genug.
46. Uf jede Hafe g'hört a Deckel. (Luzern.)
47. Wann der haf zerbricht, so wirfft man jn ins kat (Koth). – Franck, II, 98a; Blum, 644; Eiselein, 269; Simrock, 4196; Gaal, 292.
Sowie man die unbrauchbaren Scherben des zerbrochenen Topfes oder das ausgepresste Fleisch der Citrone wegwirft, so vergisst der Schmarotzer undankbar des gastfreien Wohlthäters, wenn er ihn verarmen sieht.
Holl.: Als de pot gebroken is, maakt men weinig werk van de stukken. (Harrebomée, II, 196.)
48. Wann der haf zerbrochen wirt, spart man selten die stucke (Scherben). – Franck, II, 70a; Gruter, I, 71; Sutor, 549.
49. Was man zuerst in einn newen hafen thut, dauon schmeckt es alweg. – Franck, II, 36b; Lehmann, 316, 24; Körte, 2523; Simrock, 4205.
Mhd.: Was man in neuwe häfen schütt, denselben geschmack verlan sie nit. (Brandt, Nsch., VI, in Kloster, I, 258.)
Lat.: Quod nova testa capit, inveterata sapit. – Quo semel est imbuta recens servabit odorem testa diu. (Eiselein, 269.)
50. Wenn allen auss einem Hafen angericht wird, so thut der vnwitzig, der einen besondern Pfeffer begert. – Lehmann, 241, 31; Eiselein, 270.
51. Wenn der Hafen an dem Boden gedecht, so lief er nicht vber. – Petri, II, 634.
52. Wenn der Hafen bricht, spart man die Scherben nicht. – Simrock, 4196a.
53. Wenn der Hafen ledig ist, muss man ihn scheuern.
Holl.: Als de pot ledig is, valt er niet te schrapen. (Harrebomée, II, 196b.)
54. Wenn der Hafen leer, machen die Freunde Kehr'.
Holl.: Als de pot omgestort is, loopen de vrienden been. (Harrebomée, II, 195b.)
55. Wenn der Hafen überläuft, so schüttet man kalt Wasser daran. – Eiselein, 270.
56. Wenn der Haffen verbrochen ist, so sind die Scherben gut glüende Kolen drin zu tragen. – Lehmann, 400, 34; Eiselein, 270.
57. Wenn der haffen verbrochen, so acht mann der Scherben nicht. – Lehmann, 400, 29; Körte, 2524.
58. Wenn die Häfen zerbrochen sind, macht man Scherben aus den Krügen.
59. Wenn ein Hafen auf den andern stösst, so zerbrechen beide. – Simrock, 4198.
60. Wenn man den Hafen hin- und herzieht, kommt er nicht zum Kochen.
Holl.: De pot, die gedurig geroerd wordt, schuimt wel, maar kookt niet door. (Harrebomée, II, 195b.)
61. Wenn man den Hafen zu stark klopft, so springt er.
62. Wenn man den Hafen zudeckt, sieht man nicht, was kocht.
63. Wer die Häfen macht, kann sie auch zerbrechen. – Körte, 2520; Eiselein, 269; Simrock, 4195; Braun, I, 1040; Henisch, 494, 45.
Zerstören kann aber auch der eine Sache, der sie nicht verfertigen, hervorbringen, schaffen kann. »Was mag der Hafen sprechen, will ihn sein Meister brechen?« (Freidank.) »Der Meister kann die Form zerbrechen.« (Schiller.)
Lat.: Figulus ollis ansas pro voluntate ponit.
[252] 64. Wer einen Hafen probiren will, der klopf daran, doch nicht zu hart, sonst gibt es eine Schart. – Eyering, I, 27.
65. Wer weiss, was ein anderer im Hafen kocht, so einen Deckel hat. – Eiselein, 269.
66. Wie Hafen, so Deckel. – Gruter, III, 113; Lehmann, II, 880, 243; Eiselein, 269.
Wenigstens ist's gut, wenn's so ist. Ist der Deckel zu gross, wird die Suppe rauchig.
67. Womit man den Hafen zuerst füllt, davon behält er seinen Geruch.
68. Z'sprungene Häfe dauern lang. (Oberösterreich.)
69. Zum Haffen gehört ein Handhab, zum Leib ein Kleid. – Lehmann, 510, 24.
70. Zum schönen Hafen gehört ein schöner Deckel. – Lehmann, 326, 8.
*71. Auf jeden Hafen einen dekkel und für jede Flasche Zapfen finden. – Schottel, 1121b.
Der Grosskünstler.
*72. Aus einem hohlen Hafen reden. – Murner, Nb., 72; Schelmz., 11; Eiselein, 269; Körte, 2526.
Worte reden, die man selbst nicht versteht und wobei man keine Gedanken hat; auch wider die viel versprechenden Heuchler und Scheinheiligen. »Lesen, Beten ohn' Verstand und aus einem hohlen Hafen klaffen; was können sie mit Beten schaffen.« (Murner, Schelmz. in Kloster, I, 842.) »Der hatt auss holem Hafen geredt, der vil mehr verheissen het, dann leisten möchten all sein fründ.« (Murner, Nb., 72; Kloster, IV, 819.) »Mein Gebein müsse in meiner eygenen Haut wie in einem Mörser zerstossen vnd zermalmt werden, hat auch dessfalls aus keinem lären Hafen geredet.« (Grimmelshausen, Das wunderliche Vogelnest, II.)
*73. Bricht sie Häfen, so bricht er Krüge. – Murner, Nb., 94.
*74. Das ist auss keinem lären Hafen gerochen. – Basler Chronik, CCXXV.
Es ist etwas an der Sache.
*75. Das ist nicht in seinem Hafen gekocht.
*76. Der Hafen scheppert1. – Parömiakon, 3037.
1) Schellt, hat einen Sprung. – Die Sache hat einen Fehler, die Freundschaft einen Bruch.
*77. Er guckt in neun Häfen zumal und noch d' Stieg hinab. (Nürtingen.)
Von einem der gründlich schielt.
*78. Er hat den Hafen verschüttet.
*79. Er weiss auf jeden Hafen einen Deckel und für jede Flasche einen Zapfen zu finden. – Sailer, 298.
*80. Er will den grossen Hafen davontragen.
*81. Er will in Einem Hafen allerlei Speis kochen. – Eyering, I, 123.
*82. Er will jedem aus Einem Hafen anrichten.
*83. Es ist nicht aus deinem Hafen gekocht.
*84. Es ist noch nit im Hafen, darin es sieden soll. – Eyering, II, 561.
*85. Guck in eigenen Hafen. – Sutor, 207.
Sieh erst dich an, ehe du mich strafst. Kehre erst vor deiner Thür.
Holl.: Kijk ín uw eigen potje eerst. (Harrebomée, II, 196a.)
*86. In einn holen hafen blasen. – Franck, II, 83a; Egenolff, 89a; Sutor, 410; Eiselein, 269.
*87. Man muss dem Hafen den Deckel ablupfen.
88. Ein Erdner vnd Eisern haffen zerstossen einander. – Lehmann, 859, 6.
89. Ein Hafen, der wohl gebrannt ist, hält desto besser. – Sprung, Ms.
90. Ein haffen klinglet nach dem, als er ist. – Geiler, Postille, 73a.
91. Wer den Hafen voll hat, kann ihn auch übergehen lassen.
92. Zu einem kleinen Hafen gehört ein kleiner Deckel.
*93. Ein solcher Hafen mag kein ander stürtzen leiden. – Franck, Weltbuch, XXXVIIb.
*94. Sie zerbrechen den Hafen und lassen auch die Scherben ausslecken. – Fac. fac., 479.
Adelung-1793: Johannis-Topf, der · Topf (1), der · Topf (2), der · Hafen (2), der · Hafen (1), der · Temper-Hafen, der · Hafen-Capitn, der · Häfen, die
Brockhaus-1837: Papinianischer Topf · Papin'scher Topf · Topf · Hafen
Brockhaus-1911: Prinz-Heinrich-Hafen · Friedrich-Wilhelms-Hafen
Lueger-1904: Hafen für Luftfahrzeuge · Hafen
Meyers-1905: Papinscher Topf · Itischer Hafen · Kaiser Alexander III.-Hafen · Prinz Heinrich-Hafen · Cork-Hafen · Carola-Hafen · Hafen [2] · Hafen [1]
Pierer-1857: Papinscher Topf · Topf · Sophianischer Hafen · Hafen · John's Hafen · Kieler Hafen
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