[864] Diamánt (Demant, griech. u. lat. adamas; hierzu Tafel »Diamanten«), Mineral, kristallisiert tesseral, meist in Oktaedern, Rhombendodekaedern und Achtundvierzigflächnern, in diese oft krummflächig und dadurch kugelförmig, lose oder einzeln eingewachsen, selten derb in faserigen oder feinkörnigen, porösen, durch Graphit meist dunkelgefärbten Aggregaten (Karbonat, Carbonado, Bort). Er ist sehr spröde, auf dem Bruch muschelig, nach den Flächen des Oktaeders ausgezeichnet spaltbar, vom spez. Gew. 3,5 und in seiner großen Härte (10) nur dem kristallisierten Bor vergleichbar. Der D. ist farblos und wasserhell, häufig auch grau, bräunlich und gelb, selten schwarz, rot, grün und blau. Das Licht bricht der D. sehr stark, auch hat er ein großes Farbenzerstreuungsvermögen, und diesen Eigenschaften verdankt er sein »Feuer« und Farbenspiel, das bei passendem Schliff zu voller Geltung gelangt. D. besteht aus Kohlenstoff (wie Graphit und Holzkohle), ist in den gewöhnlichen Lösungsmitteln unlöslich und sehr widerstandsfähig gegen chemische Agenzien; er erträgt in sauerstofffreien Gasen sehr hohe Temperatur, wandelt sich aber schließlich in Graphit um; bei Zutritt der Luft erhitzt, verbrennt er zu Kohlensäure. Viele Diamanten enthalten Einschlüsse wie Graphit, Rutil, Titaneisen, Eisenglanz und andre Eisenerze etc.
Der D. findet sich, zuweilen zusammen mit Korund, Epidot, Eisenerzen, häufig mit Quarz und Chalcedon, vorzugsweise auf sekundärer Lagerstätte, in Schichten, die sich aus Trümmern von primären diamantführenden Gesteinen gebildet haben, und teils lockere Sande, teils durch ein Bindemittel verkittete Sandsteine und Konglomerate darstellen. In Indien liegen die Fundorte hauptsächlich am Ostabfall des Dekhangebirges. Die großen historischen Diamanten stammen von Golkonda am untern Lauf des Kistnah, wo auch heute noch bei Kollur etc. D. gefunden wird; hier sowohl als bei Cuddapah am Panar, bei Banaganpilly, bei Wairaghar am Wajnganga, einem Nebenfluß des Godavery, bei Sambalpur am Mahanady und besonders bei Panna im Bandelkhand findet sich der D. in alten, vielleicht silurischen Sandsteinen und Konglomeraten und in den Ablagerungen der Flüsse. Weit ärmer ist das Vorkommen auf Borneo. In Brasilien findet sich D. besonders in dem Staate Minas Geraes und zwar sowohl in dem sandsteinähnlichen Itakolumit als in den wesentlich aus diesen hervorgegangenen Konglomeraten (Cascalho, Tapanhoacanga), Geröllen, Sanden und tonigen Massen. Begleiter des Diamanten sind Gerölle und Geschiebe von braunen eisen- und titanhaltigen Mineralien (sogen. Favas, braune Bohnen, Erbsen), Quarz, Jaspis, Turmalin, Chrysoberyll, Rutil, Zirkon, Magnetit, Pyrit, Topas und viele andre Silikate, Gold, Lazulith, Psilomelan, Monazit, Ytterspat. Auch in den Staaten Bahia, São Paulo, Goyaz und Matogrosso findet sich D., besonders in Seifenablagerungen, im Sand und Kies der Flüsse. Die in der Technik mit den Namen Karbon, Carbonado oder kurzweg schwarzer D. bezeichnete Diamantvarietät, die durch eine grauschwarze, zuweilen ins Rötliche gehende Farbe, fettartigen Glanz, durch ihre feinkörnige bis dichte Struktur und daher durch Zurücktreten oder scheinbares Fehlen der Spaltbarkeit sowie durch eine hierdurch bedingte größere Härte ausgezeichnet ist und deshalb zum Besatz von Kronen der Tiefbohrmeißel und zum Abdrehen von Schmirgelscheiben sich besonders gut eignet, ist in ihrem Vorkommen wesentlich auf die Provinz Bahia beschränkt.
Sie findet sich hier in kleinen, etwa 2500 mg schweren Körnchen, seltener auch in größern, ganz ausnahmsweise Taubeneigröße erreichenden Geröllen in dem Flußbette des Paraguassu und San José und im Cascalho, an den Gehängen der Sierra da Cincora, zusammen mit Rutil, Brookit, Hämatit, Ilmenit, Magnetit, Cyanit, Turmalin, Zirkon und Topas. Hier kommt auch kugelförmiger kristallinischer D. mit rauher Oberfläche, sogen. Bort, vor. In Südafrika kommt D. außer in Flußsanden im Bereich der Karrooformation in schlot- oder kraterähnlichen Vertiefungen vor, die an die Maare der Eifel erinnern (Fig. 1). Sie sind erfüllt von einer an der Oberfläche gelbbraunen, in der Tiefe blaugrauen Erde. Diese besteht vorwiegend aus Bruchstücken eines blaugrauen serpentinartigen, aus einem Olivinfels (Kimberlit) durch Zersetzung hervorgegangenen Eruptivgesteins, verkittet durch ein Bindemittel von ähnlicher Zusammensetzung und enthält viele eckige Bruchstücke der die Karrooformation zusammensetzenden Gesteine (s. Tafel »Edelsteine«, Fig. 7.). Man sieht jetzt allgemein den blauen Grund als ein mit Fragmenten des durchbrochenen Nebengesteins erfülltes, stark zersetztes Eruptivgestein (Kimberlit) an Ob der D. ein in diesem Gestein bei seiner Festwerdung entstandener Gemengteil ist oder aus andern in der Tiefe anstehenden, von jenem Gestein durchbrochenen diamantführenden [864] Gesteinen (Eklogit etc.) herrührt oder endlich durch Einwirkung des Kimberlitmagmas auf eingeschlossene Bruchstücke von kohlenhaltigen Schiefern der Karrooformation sich gebildet hat, ist noch nicht entschieden. Die meist horizontal gelagerten Schichten, die durch die vulkanische, jetzt mit blauem Grund erfüllte Röhre durchbrochen werden, sind von unten nach oben schwarzer, kohlereicher Schiefer (Blackshale), Quarzit, in denen Gänge diabasartigen Gesteins eindringen: Diabasmandelstein, schwarzer Schiefer, Diabas, Alluvium. Der D. ist ziemlich unregelmäßig durch den ganzen Grund verbreitet; er beträgt in den noch bauwürdigen Teilen etwa ein Zweimillionstel bis ein Vierzigmillionstel des Ganzen. Begleitet wird er von Titaneisen, Magneteisen, Chromeisen, Granat (Kaprubin), Chromdiophid, Enstatit, Olivin, Zirkon, Saphir, Cyanit, Topas, Schwefelkies, Biotit; der sonst so häufige Quarz fehlt. Die Kapdiamanten sind im Durchschnitt viel größer als die brasilischen und indischen und zeigen meist einen kaum merklichen Stich ins Bräunliche, doch kommen auch ganz weiße und bläuliche, seltener schwarze vor. Die letztern, sogen. Jappers, zeigen meistens, wie der sogen. Bort, eine sein- bis grobkristallinische Struktur bei mehr oder weniger stark zurücktretender Spaltbarkeit. Man gewinnt sie jetzt durch regelrechten Bergbau mit allen maschinellen Mitteln und sehr vollkommenen Waschvorrichtungen besonders bei Kimberley in Westgriqualand und bei Jagersfontein und an andern Orten im ehemaligen Oranje-Freistaat. Am Ural hat man als große Seltenheit D. in Goldseifen gefunden; auch das Vorkommen in Nordamerika (Georgia, Nord- und Südcarolina, Kalifornien etc.) ist ohne besondere Bedeutung. Etwas reichlicher findet sich D. in Neusüdwales. Ein sehr auffallendes Vorkommen von D. ist das in Meteoriten. Zuerst wurde D. in einem 1886 bei Nowo Urei im russischen Gouvernement Pensa gefallenen Stein nachgewiesen, der neben Olivin, Augit, Nickeleisen und dunkler kohliger Substanz D. in sehr kleinen hellgrauen Körnern, etwa 1 Proz. der ganzen Masse, enthält; später hat man ihn dann vorzugsweise in Meteoreisen (von Cañon Diablo in Arizona, von Toluca in Mexiko, von Carcote in Chile, etc.) gefunden und erkannt, daß kleine wesentlich aus Graphit bestehende Würfel in dem Meteoreisen von Arva (Ungarn), die G. Rose 1846 für eine besondere Modifikation des Kohlenstoffs gehalten und Cliftonit genannt hatte, Pseudomorphosen von Graphit nach D. darstellen. Das Vorkommen von D. in Meteoreisen hat zu einer künstlichen Darstellung von D. geführt, die früher oft vergeblich versucht worden war. Während sich der Kohlenstoff aus dem bei 23000° mit Kohlenstoff gesättigten Eisen beim Erkalten z. T. als Graphit ausscheidet, kristallisiert er nach Moissan als D. aus, wenn man das Eisen unter sehr hohem Druck rasch erkalten läßt. Aus dem erkalteten Eisen erhielt Moissan bei Auflösung bis 1/2 mm große Diamantkristalle. Ferner hat Luzi beobachtet, daß auch eine Silikatschmelze von der Zusammensetzung des Kimberlits Kohlenstoff (auch in Form von D.) auflöst, der sich aber beim Erkalten nicht als D., sondern als Graphit wieder ausscheidet; bei Anwendung einer Olivinschmelze, in der Kohle aufgelöst wurde, hat Friedländer jedoch kleine Kristalle (von 110 Tausendstel Millimeter Durchmesser) von D. dargestellt. Übrigens enthalten nach Franck auch viele Stahlsorten D., und zwar bildet sich im Stahl um so reichlicher D., bei je höherer Temperatur er erzeugt wird.
Die Aufsuchung der Diamanten (Diamantwäscherei) ist sehr kostspielig. Die Kleinheit der allermeisten Diamanten macht in Verbindung mit ihrer Seltenheit das Auswaschen und sorgfältige Durchsuchen einer Menge Erde notwendig. In Indien wäscht man die diamantführende Erde, um Sand und Ton wegzuspülen, bringt den Rückstand, auf eine festgestampfte Tenne, läßt ihn trocknen und schließlich die darin befindlichen Diamanten durch nackte Arbeiter aussuchen.
Lange Zeit begnügte man sich, die natürlichen Flächen der Diamanten zu polieren (Spitzsteine); seitdem aber Ludwig van Berguen 1456 die Kunst entdeckte, den Steinen künstliche Flächen zu geben und sie auf rotierenden Scheiben mit ihrem eignen Pulver (Diamantbort, Bort) zu schleifen, kamen ihre optischen Eigenschaften erst zu voller Geltung. Man schleift Diamanten hauptsächlich zu Brillanten und Rosetten (s. Edelsteine) und benutzt die größern für sich als Schmucksteine, die kleinsten zum Karmesieren, Einfassen andrer Edelsteine. Die Figur 2 gibt das Gewicht der Steine von dargestellter Größe bei regelmäßigem Brillantschliff.
Der Wert der Diamanten richtet sich nach Farbe, Reinheit, Schnitt und Gewicht. Am höchsten im Preis stehen die farblosen, niedriger die roten, gelben, grünen, blauen (Phantasiesteine), am niedrigsten die schwärzlichen, bräunlichen, stahlfarbigen und unrein bläulichen. Südafrika liefert gegenwärtig die größten Diamanten, die Mehrzahl derselben ist gelblich, doch kommen auch farblose mit einem Stich ins Gelbliche (kapweiße) sowie völlig farblose Steine vor, die selbst das viel gerühmte Blauweiß der indischen und brasilischen Diamanten besitzen. Diamanten vom ersten Wasser sind die vollkommen wasserhellen, ohne allen Fehler, vom zweiten Wasser die zwar wasserhellen, jedoch hier und da trübe Stellen, Wolken oder Federn darbietenden, vom dritten Wasser (kouleurte) die grauen, braunen, gelben, grünen, blauen oder schwärzlichen oder die zwar wasserhellen, aber sonst beträchtlich fehlerhaften Stücke. Steine von bedeutender Größe heißen Parangons oder Nonpareils, auch Solitäre, die kleinen Salzkörner. Nach der Regel von Linscotius multipliziert man zur Ermittelung des Wertes eines Steines die Anzahl seiner Karate mit sich selbst und das Produkt mit dem Preis eines Karats. Diese für Steine bis zu 20 Karat anwendbare Regel hat heute alle Gültigkeit verloren. 1550 wurde das Karat auf 350 Mk., 1762 auf 180 Mk. und 1772 auf 300 Mk. geschätzt. 1865 zahlte man 450 Mk. für das Karat, seit der Entdeckung der Kapdiamanten (1867) ist aber der Preis noch stärker gesunken als bei der Entdeckung der brasilischen Diamanten 1727. Brasilien lieferte 185070 jährlich gegen 170,000 Karat im Werte von 7 Mill. Mk. In neuester Zeit ist die Produktion sehr bedeutend zurückgegangen. In Südafrika wurde Anfang der 1870er Jahre die Diamantwäscherei ungemein lebhaft betrieben, in Kimberley waren 1876 außer den eingebornen Arbeitern 20,000 Gräber und 4000 Händler angesiedelt. Seitdem man aber in größere Tiefen dringen mußte und der Preis des Diamanten stark gesunken[865] ist, ging die Produktion herab und wurde durch den südafrikanischen Krieg völlig lahm gelegt. Es scheint, als ob mit der Tiefe der Minen die Zahl der Diamanten und ihre Größe wächst. Die Diamantschleiferei wird hauptsächlich in Amsterdam und Antwerpen ausgeführt, seit 1875 auch in Hanau. Betrügereien im Diamantenhandel sind verhältnismäßig leicht zu entdecken. Es werden Dubletten und andre farblose Edelsteine untergeschoben, die aber sämtlich dem Diamanten an Härte, Glanz und Farbenspiel weit nachstehen. Sehr häufig geht Quarz und Bergkristall als D. (böhmischer, Schaumburger, rheinischer, okzidentalischer, Marmaroser D., Paphos-D., Arkansas-D., braun: Alençon-D.), viel seltener Hyazinth (Matura-D.), Zirkon, Phenakit, weißer Saphir, Topas, Aquamarin. Sehr schöne Effekte erreicht man mit künstlichen Diamanten (Similibrillanten etc.), dem bleireichen Glas (s. Edelsteine), das wenigstens bei künstlicher Beleuchtung an Glanz und Farbenspiel dem Diamanten nahekommt, aber sehr weich ist und bei häufigem Gebrauch bald von seiner Schönheit verliert.
Die technische Benutzung des Diamanten wird immer ausgedehnter. Der Glaser schneidet mit den beilförmig gebogenen Kristallkanten des Diamanten das Glas; in der Lithographie graviert man seine englische Schrift auf Visiten- und Adreßkarten, auf Wechseln, Rechnungen etc. mit einem scharfen, spitzen Diamanten. Kupfer- und Stahlstecher ziehen mit Diamanten seine Luftlinien auf der Platte. Die seinen Teilungen auf Silber- und Messingrädern und auf Glas zu den Messungen bei mikroskopischen Untersuchungen werden ebenfalls mit spitzen Diamanten gemacht. In der Glaskunstindustrie dient der D. zum Gravieren. In Achat und andre harte Steine, auch in Porzellan bohrt man Löcher mit Diamantstücken. Festes Gestein bohrt man mit einem Röhrenbohrer, der vorn mit Diamanten besetzt ist. Ferner dient D. zum Nachdrehen harter Stahlzapfen an Instrumenten, zum Abdrehen von Schmirgelscheiben. Für letztere Zwecke wird der sogen. schwarze D. (s. oben) benutzt.
Die Kenntnis des Diamanten reicht hoch in das Altertum hinaus. Schon in der Bibel wird er unter dem Namen Schamir bei Jeremias als Graviergriffel, bei Hesekiel und Zacharias als Bild der israelitischen Hartnäckigkeit angeführt. Adamas (der Unbezwingliche) hieß der D. bei Griechen und Römern. Plinius führt ihn als das Wertvollste unter allen menschlichen Gütern auf. Der D. zeige vor allem die Erscheinung der Antipathie und Sympathie. Der unbezwingliche D., der zwei der heftigsten Dinge in der Natur, Eisen und Feuer, nicht achte, werde durch Bocksblut gesprengt. In frischem warmen Blut maceriert, lasse er sich auf dem Amboß zu Teilchen zersprengen, mit denen der Steinschneider in jede Materie, so hart sie auch sei, graviere. Mit dem Magnet liege er in solchem Streit, daß er ihm selbst das Eisen entreiße. Er entkräfte das Gift, vertreibe den Wahnsinn etc. Größere Verbreitung nach dem Westen haben die Diamanten erst seit den Einfällen der Ghasnawiden nach Indien gefunden, und bis 1728 kamen sämtliche Diamanten von dort. Die Verbrennlichkeit des Diamanten, obwohl schon früher bekannt, wurde 1694 von Averami und Taglioni mit-Hilfe von Brenngläsern erwiesen, und 1773 zeigte Lavoisier, daß der D. zu Kohlensäure verbrennt. Viele der durch Schönheit oder Größe ausgezeichneten Diamanten haben ihre Geschichte. Der größte D. (Exzelsior) von 971,75 Karat ist bläulichweiß und wurde 1893 zu Jagersfontein, Mine in Südafrika, gefunden. Der Rajah von Matane auf Borneo besitzt einen noch ungeschliffenen D. von 367 Karat, der 1740 bei Landak auf Borneo gefunden wurde. Der Nizam von 340 Karat, in Golkonda gefunden, gehört dem dortigen Rajah. Der Großmogul (Tafel, Fig. 1) von 280 Karat, im 16. Jahrh. ebendaselbst gefunden, soll roh 780 Karat gewogen haben. Er befindet sich jetzt im Besitz des Schah von Persien. Der berühmteste ist der Kohinur, d. h. Lichtberg. Die Sage der Inder läßt ihn schon vor 5000 Jahren von dem Helden Karna, den das Epos »Mahâbhârata« besingt, im Kriege getragen werden. Der Herrscher von Malwa, Alaed din Khilji, erbeutete ihn zu Anfang des 14. Jahrh. auf seinen Raubzügen nach Nordkarnatik und nahm ihn nach Dehli mit. Er soll 672, nach andern 793 Karat gewogen haben. 1665 wog er, durch das Ungeschick eines venezianischen Steinschleifers zerteilt, nur noch 280 Karat (Tafel, Fig. 8). Den Kohinur entführte Nadir Schah 1739 bei der Plünderung Dehlis nach Afghanistan, von wo er in den Besitz des Maharadscha Rundschit Singh und nach dem Untergang des Reiches der Sikh in den der Ostindischen Kompagnie kam, die ihn 1850 dem englischen Kronschatz übergab. Er wog damals 186 Karat und hatte eine ähnliche Form wie der Orlow. Durch Schleifen in Brillantform hat sich sein Gewicht bis 1061/16 Karat verringert (Tafel, Fig. 10). Der Orlow an der Spitze des russischen Kaiserzepters (Textfig. 3), von 193 Karat, ist von unvorteilhaftem Schliff, aber von ausgezeichnetstem Wasser. Sein größter Durchmesser beträgt 3,678 cm, seine Höhe 2,18 cm.
Er stammt aus dem Thronsessel Nadir Schahs und wurde nach dessen Ermordung durch einen armenischen Kaufmann angekauft, von dem er 1772 für 450,000 Silberrubel und einen russischen Adelsbrief in den Besitz der Kaiserin Katharina II. überging. Zu den schönsten Diamanten gehören noch der »Florentiner« oder »Großherzog von Toskana« (Tafel, Fig. 3 u. 5) von 139,5 Karat, etwas gelblicher Farbe und als reich facettierter Briolett geschliffen. Er gilt für den größten Diamanten Karls des Kühnen, wurde von diesem 1476 in der Schlacht bei Granson verloren, gelangte aus Privathänden in den mailändischen Schatz, dann an Papst Julius II. und findet sich jetzt im Schatz des Kaisers von Österreich. Der Schah der russischen Krone bildet ein unregelmäßiges Prisma von 86 Karat. Auch der Sancy (Tafel, Fig. 6) von nur 53 Karat, aber erstem Wasser stammt von Karl dem Kühnen, der ihn 1477 in der Schlacht bei Nancy verlor. Durch viele Hände gelangte der Stein an den hugenottischen Edelmann Sancy. Als dieser nach Solothurn als Gesandter ging, erhielt er von Heinrich III. den Befehl, ihm als Pfand jenen Diamanten zu schicken. Der Diener, der ihn überbringen sollte, wurde unterwegs ermordet, nachdem er den Diamanten verschluckt hatte. Sancy ließ den Leichnam öffnen und fand den Edelstein im [866] Magen. Jakob II. besaß ihn, als er 1688 nach Frankreich kam. Später war er im Besitz Ludwigs XIV. und Ludwigs XV., der ihn bei seiner Krönung trug. 1835 wurde er um 500,000 Rubel für den russischen Kaiser angekauft. Er befindet sich jetzt im Besitz eines indischen Fürsten. Le Jubilee aus den Minen von Jagersfontein wiegt 239 Karat. Der Stern von Südafrika, 1869 am Vaalfluß gefunden, wog 83,5 Karat, wiegt geschliffen 46,5 Karat und gehört der Herzogin von Dudley. Steine von 100 Karat sind in Südafrika nicht selten. Für den vollkommensten und schönsten Brillanten gilt allgemein der Regent oder Pitt (Tafel, Fig. 2 u. 11) von 136,75 Karat, reinstem Wasser und vollendetstem Brillantschliff. Er wurde bei Golkonda gefunden, wog ursprünglich 410 Karat, wurde von einem Matrosen an den Gouverneur des Forts St. George, namens Pitt, verkauft und gelangte von diesem an den Herzog von Orléans. Zur Zeit der französischen Revolution war er in Berlin beim Kaufmann Treskow verpfändet. Später zierte er den Degenknopf Napoleons I., und noch jetzt befindet er sich im französischen Staatsschatz. Der größte in Brasilien gefundene D. (1853), ein Brillant von reinstem Wasser, wog 254,5 Karat, wiegt aber nach dem Schnitt nur noch 125,5 Karat und ist als »Stern des Südens« bekannt. Er befindet sich im Besitz eines indischen Rajah (Tafel, Fig. 4 u. 12). Einen schönen blauen Diamanten von 411/2 Karat besitzt der Bankier Hope in Amsterdam (Tafel, Fig. 9). Ein blauer D. von 67 Karat befand sich unter Ludwig XIV. im französischen Kronschatz, wurde 1792 gestohlen und ist seitdem verschwunden. Es wird behauptet, daß aus diesem Stein der Hopediamant und ein im Besitz des Herzogs von Braunschweig befindlicher D. geschliffen sei. Ein blaßblauer D. von 40 Karat befindet sich in der bayrischen Schatzkammer, einen grünen Diamanten von 40 Karat (Tafel, Fig. 7) besitzt das Grüne Gewölbe in Dresden, wo auch gelbe und rote Diamanten zu finden sind. Vgl. Rose, Über die Kristallisation des Diamanten (Berl. 1877); Jacobs und Chatrian, Monographie du diamant (Par. 1880); Dieselben, Le D. (das. 1883); Jannetaz und Fontenay, D. et pierres précieuses (das. 1880); Streeter, The great diamonds of the world (Lond. 1882); Boutan, Le D. (Par. 1886); Luzi, Über den D. (Berl. 1893); Reunert, Diamonds and gold in South Africa (Lond. 1893); Williams, The diamond mines in South Africa (das. 1902).
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