1. Bäcker und Brauer können nicht auf Einem Platze sitzen. (S. ⇒ Gerstenkorn.)
Holl.: Daar de bakker zit, kan de brouwer niet liggen. (Harrebomée, I, 28.)
2. Bäcker und Müller sind die letzten, die Hungers sterben.
Holl.: Die mondbehoeften vaart, mondbehoeften eet. (Harrebomée, I, 44.)
3. Bäter mit'n Bäcker to ätn as mit'n Aptheker. (Süderdithmarschen.)
Holl.: Het is beter te gaan bij den bakker dan bij den apotheker. (Harrebomée, I, 28.)
4. Dem besten Bäcker verdirbt ein Kuchen.
5. Den Bäcker hängt man, den Schenker1 lässt man laufen.
1) Mundschenk. – Ist aus 1 Mos. 40, 21. 22 zu erklären.
Holl.: De schenker kwam vrij, maar de bakker werd gehangen. (Harrebomée, I, 28.)
6. Den Bäcker muss man nicht fragen, wie Bareschki schmecken, denn er selbst hat noch keine gegessen. (Waldai.) – Altmann V.
Die auf dem Plateau des Waldaigebirgs gelegene Stadt Waldai treibt einen bedeutenden Handel mit einem Brezel- oder vielmehr kringelartigen Gebäck, Bareschki genannt.
7. Der Bäcker mit der Kratz', der Müller mit der Matz', der Schneider mit der Schnippscher', wo kommen die drei Diebe her? – Schles. Provinzialblatt; 1862, S. 569.
8. Der Bäcker schiebt das Brot in den Ofen, aber er bleibt haussen.
9. Lieber dem Bäcker als dem Doctor.
Frz.: Il vaut mieux aller au moulin qu'au médecin. – Il vaut mieux courir au pain qu'au médecin. – Il vaut mieux user de souliers que de draps.
10. Man mut Beckers Kinner keen Stuten1 geven. (Holst.)
1) Weissbrot. – Man muss nicht denen schenken, die ohnehin Ueberfluss daran haben.
11. Wenn man zehn Bäcker, zehn Müller und zehn Schneider in einen Sack thut und schüttelt, so ist ein Dieb oben.
Holl.: Honderd bakkers, honderd molenaars, honderd kleêrmakers – drie honderd dieven. (Harrebomée, I, 28.)
12. Wer beim Bäcker Korn kauft, beim Schmiede Kohlen und beim Schneider Nadeln, wird bei seiner Kaufmannschaft nicht reich.
13. Wer ein Bäcker werden will, gibt keinen Maler.
14. Wer mit dem Bäcker isst, der isst mit Schaden.
Holl.: Die met den bakker eet, weet niet wat het kost. – Een huis, dat bij den bakker leeft, geeft den kost aan bakkers kinderen. (Harrebomée, I, 28.)
*15. Dat is, as wenn de Becker den Stuten givt. (Holst.)
Wenn eine Waare ihren bestimmten Preis hat.
*16. De Bäcker heat siyen Wiyw deröer jaget. (Westf.)
Wird gesagt, wenn das Brot sehr grossporig ist.
Holl.: Daar heeft de bakker zijn wijf doorgejaagd. (Harrebomée, I, 28.)
*17. Er hält es mit dem Bäcker und dem Brauer.
Holl.: Zij houden het met den brouwer en den bakker. (Harrebomée, I, 28.)
*18. Er ist Bäcker und Bürgermeister zugleich. – Burckhardt, 230.
Nach dem Aegyptischen ist Mohteseb ein öffentlicher Beamter. Von denen, die ihr Vortheil verleitet, ihre Pflicht aus den Augen zu setzen.
*19. Er macht's wie der Bäcker, der schiebt das Brot in den Ofen, bleibt aber selber draussen. – Simrock, 866; Körte, 365.
Engl.: Be not a baker, if your head be of butter.
*20. Er sucht den Bäcker, der Lieberküchlein bäckt.
Von jemand, der immer etwas Besseres, etwas ihm Lieberes haben will.
Holl.: De bakker, die lieber-koekjes bakt, is dood. (Harrebomée, I, 28.)
[216] *21. Es ist wie beim Bäcker die Semmel.
*22. Et bald met den Bäcker, bald met den Brauer halden. (Meurs.) – Firmenich, I, 400, 25.
*23. Mit dem Bäcker essen.
Nicht selber backen, sondern das Brot beim Bäcker kaufen.
zu3.
In Würzburg: Besser zum Becka als in die Apotheka. (Sartorius, 155.) Es ist besser sein Geld für Nahrungsmittel als für Arzeneien auszugeben.
zu19.
Holl.: Hi slacht den backer, die dat broot in den oven stict ende blijft selven daer buten.
Lat.: Non intrat furnum pistor, fuget hie simul illum. (Fallersleben, 420.)
zu21.
Jüdisch-deutsch in Warschau. Es is wie a Beigel (Bräzel) üm a Groschen. (Fester Preis.)
24. A Bekkar kêft ni an Stuuten (Kuchen). (Amrum.) – Haupt, 356, 86.
25. Beck hat weder Mehl noch Säck, hat weder Ross noch Fülli, fahrt mit der Katz i d' Mühle. – Kirchhofer, 212.
Aehnlich hat auch Tobler (S. 38) diesen Spottreim.
26. Bäcker, backe tüchtig, richtig, gewichtig.
Dieser Spruch ist einer der sechzehn, die an der Decke eines der Sitzungssäle im neuen Berliner Rathhause zu lesen sind.
[886] 27. Bäcker sind die besten Baumeister, sie bauen aus kleinen Semmeln grosse Häuser.
28. Beter is mit 'n Bäkker as mit 'n Aptheker to eten. – Eichwald, 79; Schlingmann, 56.
29. Der Bäcker backt das Brot so klein, der Teufel mag Soldate sein, Geduld! Geduld! Geduld!
Dieser Spruch wird dem Signal der Hornisten auf den preussischen Wachen beim Blasen des Zapfenstreichs untergelegt. (S. ⇒ Kassuben.) (Schmidt, Jubelschrift, S. 31.)
30. Der Bäcker backt für den Lecker. (Dönhoffstädt.) – Frischbier, II, 244.
31. Der Bäcker von Hauenstein ist feines Kopfes; wenn er kein Mehl hat, backt er nicht.
32. Eines Beckers oder Müllers Schwein vnd ein Mönch die beste Tag auf Erden haben. – Zinkgref, IV, 141.
33. Erst den Bäcker bezahlen und dann das Gesicht bemalen.
D.h. sich schmücken und Luxus treiben.
Engl.: Take all and pay the baker. (Bohn II, 65.)
34. Lieber dem Bäcker als dem Apotheker. – Frischbier, 224.
Jüdisch-deutsch in Warschau. Besser dem Bäcker eider dem Dockter.
Poln.: Lepiej daź piskarzowi, nić doktorowi. (Lombra, 20.)
35. 'S îs a Bäcker dass God erboarm, sei Ufa wird goar selten woarm, viel Rôch und wing Hitze, und woas a bäckt, das îs nischt nitze; uba versengt und unda verbrennt, und mitta, dass der Têg raushängt. – Schlesische Provinzial-Blätter 1871, S. 437.
36. Wo der Bäcker sitzt, kann der Brauer nicht liegen. – Graf, 503, 130.
Holl.: Dar de bakker zit, kan de brouwer niet liggen. (Harrebomée, I, 28a.)
*37. Bäcker und Müller zanken sich miteinander, wer von ihnen der grösste Schelm sei.
Vom Schneegestöber mit Regen vermischt.
*38. Beim Bäcka. (Baiern.) – Klein, I, 35.
Ironisch: Bilde dir das nur ein, es wird doch nichts aus der Sache.
*39. Dat 's as bi 'n Becker de Semmel. (Strelitz.) – Firmenich, III, 74, 125; für Altmark: Danneil, 27, 6; für Ostpreussen: Frischbier, I, 225.
*40. Dat is as Bäcker Müffken. (Sauerland.)
*41. De Bäcker heft söck den Nârsch verbrannt. (Samland.) – Frischbier, II, 246.
Als Entschuldigung, wenn die Aeltern den Kindern kein Weissbrot aus der Stadt mitbringen konnten.
*42. De Bekker hett sin Sêl in't Brod backt. (Holst.) – Schütze, IV, 89.
Von sehr ausgegohrnem Brote, das auch nebenbei zu leicht am Gewicht ist.
*43. Der Beck ist darin geschloffen (geschlüpft). – Kirchhofer, 327.
Von grosslöchrigem Brote. (Vgl. Wolf's Zeitschrift für deutsche Mythologie, III, 4000.)
*44. Der Bäcker sitzt im Brodt.
In der Niederlausitz, wenn das Brot sehr porös ist.
*45. Jå, bejm Bäcken båchen s' Wecken. (Steiermark.)
Ja beim Bäcker backen sie Wecken; höhnische Verneinung oder Weigerung, ironische Abweisung.
Buchempfehlung
Der satirische Roman von Christoph Martin Wieland erscheint 1774 in Fortsetzung in der Zeitschrift »Der Teutsche Merkur«. Wielands Spott zielt auf die kleinbürgerliche Einfalt seiner Zeit. Den Text habe er in einer Stunde des Unmuts geschrieben »wie ich von meinem Mansardenfenster herab die ganze Welt voll Koth und Unrath erblickte und mich an ihr zu rächen entschloß.«
270 Seiten, 9.60 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.
434 Seiten, 19.80 Euro