1. A Brei waart so hiat egh idjen üs'r ap den waart. (Nordfries.)
Als Trost den Befehlen der gestrengen (grossen und kleinen) Herren gegenüber, um anzudeuten, dass die Strenge in der Ausführung abgeschwächt wird.
2. Brei essen nur Narren mit Gabeln.
3. Brei im Munde ist eine Sprache kaum für Hunde.
4. Brei ist keine Speise und ein Sklave ist kein Mensch.
5. De Briei wärt1 altît haiter opgaft2 ärr 'e giäten wärt. (Arnsberg.) – Firmenich, I, 353, 3; für Oldenburg: Goldschmidt, 94; Bueren, 111.
1) Wird.
2) Aufgegeben.
[456] 6. Den Brei hast du dir selber zugekocht, iss ihn aus. – Blum, 546.
7. Den Brei, so du gerührt, musst du ausessen. – Eiselein, 93.
Lat.: Illi exedendum est qui intrivit. (Terenz.)
8. Der Brei ist fertig.
Holl.: De brij is gaar. (Harrebomée, I, 90.)
9. Der Brei ist unsere Mutter. (Ruth.)
Poln.: Kasza mat' nasza. (Wurzbach I, 438.)
10. Der Brei wird nicht so heiss gegessen, als er vom Feuer kommt (als er aufgegeben wird). – Bücking, 270; Blum, 175; Simrock, 1278; Körte, 719.
Es wird nicht jedem Befehl, besonders dem zu strengen, sogleich Folge geleistet, wenn er gegeben ist; er wird selten in dem Umfange ausgeführt, in welchem er erlassen ward.
11. Der müsste viel Brei haben, der allen Leuten die Mäuler zuschmieren wollte. – Kirchhofer, 168.
Holl.: Hij behoeft wel brij met groote koppen, die allen zotten (klappers) den mond zal stoppen. (Harrebomée, I, 90.)
12. Der süsse Brei wird nicht alle Tage aufgetischt.
Die Sage erzählt, dass nach Beendigung des Schlossbaues von Neuhaus (Böhmen) den arbeitenden Unterthanen ein Festessen gegeben wurde. Frau Perchta machte eine Stiftung, aus der es alljährlich unter dem Namen »Der süsse Brei« wiederholt wurde. In der Regel nahmen 7-10000 Arme daran theil. Unterliess der Besitzer des Schlosses aus Geiz oder aus einer andern Ursache das Mahl zu geben, so erschien Perchta als Gespenst im Schlosse und machte einen heillosen Spectakel. (Vgl. Gartenlaube, 1856, Nr. 32: Das preussische Familiengespenst.)
13. Du hast den Brei gekocht, iss ihn aus. – Sailer, 269.
Frz.: Qui a fait la fricassée, peut bien la manger. (Cahier, 3906.)
14. Dünnen Brei isst man nicht mit der Gabel.
Holl.: Het is elk niet gegeven, boekweiten brij met hooivorken te eten. (Harrebomée, I, 67.)
15. Es de Brî upgiven1 is, so mot me'n auck friäten2. (Münster.) – Frommann, VI, 429, 2.
1) Aufgegeben.
2) Fressen.
16. Es ist bös (schwer) Brei machen ohne Mehl.
Holl.: Het is kwaad brij maken van water alleen. (Harrebomée, I, 90.)
17. Es ist gut auf fremden Brei hoffen, wenn man selber welchen im Ofen hat.
18. Es kann nicht jeder Brei mit der (Heu-) Gabel essen.
19. Es kann niemand zwei Breie in Einer Pfanne kochen. – Simrock, 1279; Franck, I, 10b; II, 16b.
20. Heisser Brei auf einen kahlen Kopf ist ein unleidlich Ding. – Henisch, 505.
21. Hestu nur brey und fried darbey. – Henisch, 506.
22. Iss deinen Brei und halt' dein Maul! – Simrock, 1276; Körte, 717.
23. Iss den selbstgekochten Brei. – Simrock, 1275.
24. Man geht so lange um den Brei, bis er kalt wird. – Henisch, 506; Simrock, 1277; Körte, 720.
It.: Chi non da fine al pensare, non da principio al fare. (Gaal, 244.)
25. Man kocht noch am Brei. – Sailer, 123.
26. Man muss den Brei erst blasen, ehe man ihn isst.
27. Man muss den Brei nicht weiter treten, als er von selbst fliesst. – Simrock, 1280.
Einer an sich unangenehmen Sache muss man nicht zu streng nachspüren, weil sich sonst noch mehr Aergerlichkeiten entwickeln.
It.: Chi casca nel fango, quanto più vi si dimena, tanto più s'imbratta.
28. Man muss nicht (stets) um den Brei herumgehen.
Frz.: Il ne faut pas tout tourner autour du pot. (Lendroy, 84.)
29. Mancher muss den brey selbst essen, den er gekocht hat. – Henisch, 506.
30. Me ittet den Brî nit sau wârme, osse ennem für'n satt wêrd. – Curtze, 333; für Göttingen: Schambach, 218.
31. Me maut den Brî nitt so het friäten, as he iäme vüörsatt wärt. – Woeste, 66, 32.
32. Schlechter Brei und viel Geschrei.
33. Schlechter Brei wird nicht besser, auch wenn man ihn mit silbernen Löffeln isst.
34. Sie scheissen alle Brei, sagt's Glockengiessers Hänslein zu Nürnberg. – Fischart.
[457] 35. Wamme Brigg kocket, sittet de Daut up der Heakedöer1. (Driburg.) – Firmenich, I, 362, 10.
1) Der untere Theil einer aus Unter- und Oberthür bestehenden Doppelthür, Zaunthür. Hecke von hegen.
36. Wenn der Brei heiss ist, suppt man ihn mit dem Löffel, ist er kalt, steckt man die Hand hinein. (Surinam.)
Sinn: Solange man eine Gefahr fürchtet, ist man auf seiner Hut, ist sie vorüber, wird man sorglos.
37. Wenn der Brei versalzen ist, dann ist guter Rath theuer.
38. Wenn der Brei weg ist, schlagen sich die Kinder um den Napf.
39. Wenn du den Brei gegessen hast, so nimm auch den Topf.
40. Wenn et Bri reegent, het man kênen Lepel. – Schambach, 200; für Waldeck: Curtze, 336; hochdeutsch bei Simrock, 1281; Reinsberg, IV, 130.
41. Wenn et Bri reegent, sau is de Nap ümestülpet. – Schambach, 200; dänisch bei Reinsberg, IV, 130.
42. Wenn et Brigg rent, sind iuse Schüteln ümmekeert. (Driburg.) – Firmenich, I, 362, 9.
43. Wenn's Brei regnet, hat man keine Schüsseln (keinen Topf, fehlt der Löffel). – Körte, 721; Simrock, 6595; Mayer, II, 45.
Manchem entgeht ein Vortheil, weil es ihm an der Klugheit gebrach, die nöthigen Vorbereitungen zu treffen oder den günstigen Augenblick rasch zu benutzen.
44. Wenn't Briy reagent, heast diu den Napp unnerm Arme. (Westf.)
45. Wenn't Briy reagent, sind siyne Schüeteln ümmekart. – Eichwald, 183.
Handschriftlich niederdeutsch: Wen't Brî regnet, is mîne Schottel ummestulpet. (Lübben.)
46. Wer den Brei bläst, der esse ihn. – Körte, 718.
47. Wer den Brei gekocht hat, der soll ihn auch essen. – Bücking, 170; Kirchhofer, 139; Körte, 718; Egenolff, 82b.
48. Wer denn Bri anröhrt hett, mutt em ock opeten. (Rendsburg.)
It.: Chi ha intrisa la torta, l'ha da mangiare tutta.
Lat.: Qui intrivit, ipsi exedendum est. (Gaal, 245.)
49. Wer wird den Brei mit dem Messer schneiden.
Ruth.: Kaszu jesz, a nożom nie rież. (Wurzbach I, 439.)
50. Wer zwei Brei' in Einer Pfanne will kochen, verdirbt sie beide.
Ung.: A ki két nyulat hajt, egyet se ver.
51. Wessen Brei heiss ist, der darf ihn auch blasen.
*52. Brei und Brass. (Livland.)
Alles mit- oder untereinander, gewöhnlich von unbedeutenden Dingen gebraucht.
*53. Das ist Brei ohne Butter.
Holl.: Het is brij zonder boter. (Harrebomée, I, 84.)
*54. De Brei bi öpper verschütte. (Schaffhausen.)
In Ungunst kommen.
*55. De Brî ward hêter upgebn as gôtn. – Eichwald, 181.
*56. Den Brei für die Katze kochen.
Sich für eine unnütze Sache viel Mühe geben. Der Venetianer sagt: Den Brei für die andern machen. (Reinsberg II, 130.)
*57. Einem Brei zu essen geben.
Ihm etwas vorkauen, seiner eigenen Kraft zu wenig überlassen.
Lat.: Praemansum in os inserere. (Erasm., 77; Binder II, 2634; Philippi, II, 104.)
*58. Einem den Brei ins Maul streichen (ums Maul schmieren). – Tendlau, 522; Eiselein, 93.
*59. Einem den Brei versalzen.
Eine gute Sache übel deuten oder eine schlimme vergrössern.
*60. Er hat Brei im Maule. – Eiselein, 93.
Spricht undeutlich.
*61. Er hat den Brei verschüttet. – Kirchhofer, 252.
Durch Unklugheit eine Sache verdorben.
Frz.: Gâter l'affaire.
*62. Er hat ihm einen schönen Brei eingerührt. – Grimm, II, 354.
Eine grosse Unannehmlichkeit, Verlegenheit bereitet.
*63. Er hat sich an dem Brei verbrannt.
Holl.: Hij brandt zich aan den heeten brij. (Harrebomée, I, 90.)
*64. Er macht den Brei nicht dick.
[458] *65. Es ist ein Brei aus der Küche. – Burckhardt, 434.
Von einer Sache, die mit grosser Sorgfalt und Genauigkeit angefertigt ist.
*66. Es ist ein versalzener Brei. – Kirchhofer, 252.
Holl.: Hij mog den brij wel eens verzouten. (Harrebomée, I, 90.)
*67. Es wird noch am Brei gekocht.
*68. Gesalzenen Brei pfeffern. – Reinsberg IV, 64.
*69. He hett in den Brê dann.
Dummes, albernes, ungeschicktes Zeug gemacht.
*70. Ich will ihm den Brei mächseln.
Holl.: Iemand een papje boteren. ( Harrebomée, I, 84.)
*71. In den Brei fallen.
Holsteinisch für: Mit der Thür ins Haus fallen.
*72. Sech en ennen Brei meschen. (Meurs.) – Firmenich, I, 401, 46.
*73. So lange um den Brei herumgehen, bis er kalt wird.
It.: Chi non da fine al pensare, non da principio a fare.
Lat.: Consilia cunctando senescunt.
*74. Um den Brei herumgehen.
Eine Sache von fern berühren.
Lat.: A limine salutare. (Binder II, 9; Philippi, I, 20; Seybold, 48; Steinmeyer, 294b.) – Ollam circuire. (Bovill, II, 46.)
*75. Zwen brei in einer pfannen kochen. – Franck, I, 10b; Seybold, 142; Körte, 720.
Lat.: Vir duplex animo.
zu11.
Holl.: Het meel soo veel als duysend pondt, en stopt niet eenen klappersmont. (Cats, 265.)
zu25.
Holl.: Men moet zijne pap nog erst kraamen. (Harrebomée, II, 171b.)
zu43.
Schwed.: När det regnar wälling, så är skeden borta. (Marin, 21.)
zu44.
Die Russen: Wenn es Koth regnet, stehet mein Eimer unter dem Dache (Traufe), regnet es Gold, steht er im Stall. (Altmann VI, 426.)
zu58.
Lat.: Os sublinere. (Plautus.) (Philippi, II, 78; Hanzely, 136.)
zu59.
Holl.: De pop is geheel vezzonten. (Harrebomée, II, 171b.)
zu75.
Holl.: Hij kookt twederlei pap in éénen pot. (Harrebomée, II, 171a.)
76. Alten Brei muss man nicht aufwärmen. – Schlechta, 419.
77. Brî on nuscht dabî, Sopp on nuscht drop. (Dönhoffstädt.) – Frischbier, II, 421.
Mit Bezug auf eine magere Mahlzeit.
78. Diar hab Brei mâe, saâket völ vân Graat. (Nordfries.) – Johannsen, 82.
Wer gern Brei mag, spricht viel von Grütze.
79. Hast du den Brei dir selbst geblasen, bring den Napf keinem Vielfrass unter die Nasen.
Holl.: Kunt gij zelf wo papje blazen, laat daar geen Schokkebast aan aazen. (Harrebomée, II, 171a.)
80. Man muss den Brei essen, wie er gekocht ist.
Holl.: Men moet de pap eten, zoo als ze gekookt is, al is ze niet gaar en aangebrand. (Harrebomée, II, 171b.)
81. So äs de Brî upgiewen is, so mott man en auk friäten. (Münster.) – Firmenich, I, 297, 3.
82. Wenn der Brei kalt in die Schüssel kommt, dann kann sich niemand das Maul daran verbrennen.
83. Wenn der Brei nicht heiss ist, braucht man ihn nicht zu blasen.
Holl.: Wiens pap niet heet is, die behoefs ze niet te koelen. (Harrebomée, II, 171b.)
84. Wer den Brei sich selber blasen kann, wende sich nicht an fremden Mann.
Holl.: Zoo gij uw, papje blazen kondt, gebruck deen nooit een' vreemden mond. (Harrebomée, II, 171b.)
85. Wer den Brei verschüttet hat, kann nicht alles wieder aufraffen.
Holl.: Die zijne pap gestört heeft, kan niet alles weder oprapen. (Harrebomée, II, 171b.)
[1049] 86. Wer gern Brei isst, spricht viel von Graupen.
Altfries.: Dear hold Brii mei, snakket fool fan Grœtt. (Hansen, 8.)
87. Wer sich am Brei verbrannt die Zunge, bläset selber kalte Milch aus voller Lunge. – Sanders, 93.
*88. Brei stehlen.
»Es ist dies ein Brauch in Oberösterreich, der mit der Hârarbeit (Haar = Flachs) in Verbindung steht, und in verschiedenen Gegenden verschieden geübt wird. Das Gemeinsame aber besteht darin, dass ein Bursche oder ein Mädchen aus der Nachbarschaft sich in ein Haus begibt, wo eben ›Haar‹ (Flachs) gerüffelt wird, dort etwas Brei oder Schmelzkop erhält oder stiehlt, damit sich zu den Rüfflern begibt und von ihnen im Wettlauf verfolgt wird. Wird er (es) eingeholt, so muss er (es) mit arbeiten, oder es werden ihm verschiedene Possen angethan.« (Baumgarten.)
*89. De Brei mam Sabel krit hun. – Dicks, II, 6.
*90. Den Brei anrichten.
»Dieser Hadrianus (Papst Hadrian III, 885) war so künn vnd mütig, dz er d' erste den Brey so heiss anrichtete, daran seine Vorfaren so lange gekocht hatten. Nemlich, sobaldt er Bapst ward, machte er ein Gesetz u.s.w.« (Nigrin, 318.)
*91. Den Brei essen, den ein anderer eingerührt hat. – Gotthelf, Jakob, 112.
*92. Den Brey im Munde herumb werffen. – Herberger, I, 220.
*93. Einem den Brei in den Mund geben.
Holl.: Jemand de pap in den mond geven. (Harrebomée, II, 171a.)
*94. Einen zu Brei (Mus) hauen.
*95. Em de Brei drêen. – Dicks, II, 6.
*96. Er blumpt in Brey am Tisch wacker, gleich wie ein Saw in 'n Rübenacker. – Eyering, II, 334.
*97. Er hat den Brei hinunter geschluckt.
Holl.: Hij heeft de pop gogeten.
*98. Er isset keinen Brey, denn den er gekocht vnd angericht.
»Meinet, er sey alleine klug, weyse vnd gelehrt.« (Mathesy, 137b.)
*99. Er muss den Brei auskochen.
*100. Er wendet sich um den Brei herum, wie eine verbrannte Katze. – Volksgarten, Berlin 1864, Nr. 37, S. 564.
Wenn man mit Rückhalt spricht, nicht Ja und Nein sagt.
*101. Er wolt gern Brey essen. – Eyering, II, 473.
*102. Ich mus Brey essen, so beiss ich kein Zeen aus. – Eyering, III, 59.
*103. Ich will ihn zu Brei kochen, wie confiscirte Zeitungen. – Niederschlesische Zeitung, 1869, Nr. 225.
Buchempfehlung
Der lyrische Zyklus um den Sohn des Schlafes und seine Verwandlungskünste, die dem Menschen die Träume geben, ist eine Allegorie auf das Schaffen des Dichters.
178 Seiten, 9.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.
432 Seiten, 19.80 Euro