Kopenhagen

[458] Kopenhagen (dän. Köbenhavn, lat. Hafnia; hierzu der Stadtplan), Haupt- und Residenzstadt des Königreichs Dänemark, zugleich die einzige Festung und der erste Waffenplatz des Landes, liegt in 13 m Seehöhe auf den Inseln Seeland und Amak am Sund (55° 41' nördl. Br., 12° 35' östl. L.) und hat jetzt einen Flächeninhalt von 69,8 qkm. Das Klima ist ein mildes Inselklima, die mittlere Temperatur beträgt im Winter 1,0°, im Sommer 16,0°, die Jahrestemperatur 7,9°.

Wappen von Kopenhagen.
Wappen von Kopenhagen.

[Stadtteile.] Durch den Kalvebodstrand, der die große Insel Seeland von der kleinen Insel Amak trennt und den vorzüglichen innern Hafen der Stadt bildet, wird K. in zwei Hauptteile geteilt, von denen der bei weitem größere an der Ostküste von Seeland und der kleinere, Christianshavn, auf der nordwestlichen Spitze von Amak liegt. 1901 und 1902 wurden die Nachbargemeinden Sundby (auf Amak), Valby und Bröndshöi in die Stadt K. einverleibt. Die frühern Vorstädte Österbro, Nörrebro und Vesterbro sind jetzt ganz eng mit den alten Stadtteilen verbunden. Der stark bevölkerte Handelsplatz Frederiksberg liegt als eine Enklave in dem jetzigen K. Im N. der Stadt und nur durch eine Esplanade davon getrennt liegt die ältere, jetzt nicht mehr brauchbare Festung, die Zitadelle Frederikshavn. Seit 1886 sind große Befestigungsarbeiten vorgenommen, die einen Abschluß noch nicht erhalten haben (s. Tafel »Festungskrieg II«: Befestigung von Kopenhagen). Die Befestigungen an der Landseite, die in ziemlicher Entfernung von der eigentlichen Stadt liegen, bestehen teils aus detachierten Forts (Fortunen, Garderhöi, Lyngby und mehrere projektierte Forts) und Batterien, teils aus einer längern Enceinte von Husum nach der Kjögebucht und endlich aus einem Kanalsystem, das dazu bestimmt ist, das Wasser von dem Furesee und dem Lyngbysee abzuleiten und eine größere Strecke Land unter Wasser zu setzen. Gegen die Seeseite besteht die Befestigung aus einigen Forts an der Küste (Charlottenlund, Batterie Kastrup etc.) sowie aus einem größern Seefort (Middelgrunden) in Verbindung mit den teilweise aus älterer Zeit stammenden kleinern Seeforts (Trekroner, Lünetten, Mellemfort, Prövesten). An der Ostseite des südlichen und ältesten Teiles des eigentlichen K. nehmen der Slotsholm (Schloßinsel) und der Gammelholm (alte Insel) ein bedeutendes Areal ein. Die Verbindung der auf Seeland und Amak gelegenen Stadtteile geschieht hauptsächlich durch zwei Brücken, Knippelsbro und Langebro. Der Hafen, geteilt in den innern, mit einer Tiefe bis zu 9 m, und den äußern, ist der beste und sicherste der ganzen Ostsee und des Kattegats; der innere Hafen wird zum Teil als Kriegshafen benutzt. Der nördliche Teil des Hafens ist bedeutend erweitert und zu einem Freihafen (mit einer Tiefe bis zu 9,4 m) eingerichtet worden, der 1894 für den Verkehr eröffnet wurde. Im Freihafen finden sich Silo- und Bodenspeicher (s. Tafel »Kornhaus«) und andre große Lagerhäuser[458] sowie Einrichtungen für den industriellen Betrieb. Etwas nördlicher liegt der Tuborg-Hafen (5 m tief) für Petroleum u. dgl. K. hatte 1901 ca. 13,000 Gebäude. Von den Plätzen sind hervorzuheben: der große Kongens Nytorv in der Mitte der Stadt, Gammeltorv und Nytorv, zu einem Platz verbunden, der Rathausplatz (der frühere Strohmarkt), der Höibroplatz und der Amalienborgsplatz, letzterer ein regelmäßiges Achteck, umgeben von vier dem Staat gehörenden Palästen. Von größern Anlagen sind zu nennen: Kongens Have (»des Königs Garten«), Lange Linie, eine prächtige Promenade am Sund, und der Örstedspark, auf ehemaligem Festungsterrain angelegt. Von Denkmälern besitzt K. auf der Hauptpassage, welche die Stadt mit ihrer westlichen Vorstadt verbindet, Frihedsstötten (1799 zur Erinnerung an die Einführung der bäuerlichen Freizügigkeit errichtet); ferner auf Kongens Nytorv die von Blumenanlagen umgebene, 1688 enthüllte bleierne Reiterstatue Christians V., auf dem Amalienborgsplatz die 1768 enthüllte bronzene Reiterstatue Friedrichs V., vor dem Christiansborgschloß die große, 1873 enthüllte Reiterstatue Friedrichs VII. (von Bissen), des Gebers der freien Verfassung, vor dem neuen Nationaltheater die Statuen der beiden größten Dichter Dänemarks, Holberg (von Th. Stein) und Öhlenschläger (von Bissen), im Königsgarten Statuen des Märchendichters H. C. Andersen (von Saaby) und der Königin Karoline Amalie (vom jüngern Bissen), im Örstedspark eine Statue des Physikers H. C. Örsted (von Jerichau), vor dem Studentenvereinshaus eine Statue des Seehelden Niels Juel (von Stein), am Eingang zum Frederiksberger Schloßgarten die Statue Friedrichs VI. (von Bissen), im Söndermarken eine Statue des Staatsmanns C. Hall (vom jüngern Bissen), auf dem St. Annaplatz eine Statue des Komponisten N. W. Gade (vom jüngern Bissen), am Boulevard eine Statue des Malers A. J. Carstens (von Stein), auf der langen Linie eine Siegessäule (von Dahlerup) zur Erinnerung an Ivar Huitfeldt, von kleinern Statuen und Büsten abgesehen.

Karte der Umgebung von Kopenhagen.
Karte der Umgebung von Kopenhagen.

[Kirchliche Bauwerke.] Unter den Kirchen und Bethäusern sind zu nennen: die Kirche Unsrer Frau (vor Frue Kirke), die Hauptkirche des ganzen Landes, 1829 eingeweiht, im Innern geschmückt mit mehreren Meisterwerken Thorwaldsens (Christus mit den zwölf Aposteln), Basreliefs u. a.; die Heilige-Geistkirche, neuerdings prachtvoll restauriert, mit einem 65 m hohen Turm; die Trinitatiskirche mit dem berühmten runden Turm, 35 m hoch; die deutsche St. Petrikirche mit einem 78 m hohen Turm; die Holmenskirche mit einer Leichenkapelle, worin die Seehelden Juel und Tordenskjold ruhen; die Garnison- oder Herre Zebaothskirche; Unsers Erlösers Kirche (vor Frelsers Kirke), an deren Turm, 91 m hoch, außen eine gewundene Treppe hinausführt; die deutsche Friedrichskirche (gleich der letztgenannten auf Christianshavn). Zu diesen, den alten Pfarrkirchen, kommen noch mehrere neuere Kirchen, darunter die dänische Friedrichskirche (die sogen. Marmorkirche), 1749 angefangen, 1875–94 vollendet. Ferner sind zu nennen: die Johanneskirche und die Stephanskirche, beide in Nörrebro, die Jakobskirche in Österbro, die Matthäuskirche in Westerbro und die Paulskirche im östlichen Teil der Stadt; ferner die Schloßkirche auf Christiansborg, die Kirche in der Zitadelle, die reformierte Kirche (seit 1688), die römisch-katholische St. Ansgariikirche (in byzantinischem Stil, 1842 eingeweiht), die ebenfalls römisch-katholische Jesu Hjertes-Kirche (1895 vollendet), die Methodistenkirche (1864–65 erbaut), die russische Alexander Newsky-Kirche (1883 eingeweiht) und die englische St. Albanskirche (1885–87 erbaut), in Valby die kleine, aber prachtvolle Jesuskirche (1891 eingeweiht); endlich die Synagoge (1833 eingeweiht).

[Profangebäude.] Das königliche Schloß Christiansborg wurde 1733–40 von Christian VI. erbaut. 1794 ward es durch eine Feuersbrunst gänzlich[459] zerstört und darauf im Anfang des 19. Jahrh. neu erbaut. Am 3. Okt. 1884 wurde das Hauptgebäude des Schlosses wieder durch eine Feuersbrunst bis auf die Mauern in Asche gelegt, und dasselbe steht noch als eine mächtige Ruine, wird aber jetzt neu erbaut werden. Im SO. ist das Schloß mit den meisten auf dem Slotsholm gelegenen öffentlichen Gebäuden verbunden; darunter sind zu nennen: das Gebäude der Ministerien oder das sogen. Kanzleigebäude, das Gebäude des Reichsarchivs, der Provianthof, das Arsenal des Landetats oder das Zeughaus. Außerdem liegen auf dem Slotsholm: die Börse, 1619–40 im Renaissancestil (holländisch) erbaut, 127 m lang und 18 m breit, die große königliche Bibliothek (noch nicht vollendet) und das Thorwaldsen-Museum, 1839–48 errichtet. Auf Kongens Nytorv steht das 1874 gebaute königliche Theater, ferner das Schloß Charlottenborg, 1672 erbaut, das als Kunstakademie eingerichtet ist und in Verbindung mit dem neuen Kunstausstellungsgebäude steht. Auf Nytorv befindet sich das 1805–15 erbaute Gerichtsgebäude (früher auch Rathaus). Das neue Rathaus (seit 1901 in Gebrauch genommen), ein schönes, stattliches Gebäude mit einem 102 m hohen Turm, seit 1892 von M. Nyrop im nordischen Renaissancestil erbaut, liegt am Rathausplatz in der Nähe des Bahnhofs. Der Kirche Unsrer Frau gegenüber liegt die Universität und in Verbindung mit derselben das schöne Gebäude der Universitätsbibliothek (1856–60 ausgeführt), neben diesem das zoologische Museum (1863–69 erbaut). 1871–74 wurde der neue ausgezeichnete botanische Garten angelegt. In der Umgegend dieses Gartens finden sich mehrere größere Gebäude, von denen zu nennen sind: die polytechnische Lehranstalt, das mineralogische Museum, das chemische Laboratorium (alle in den Jahren 1890–94 vollendet), das große Kunstmuseum (1896 vollendet), ferner die Sternwarte (1859–61 ausgeführt) mit der Statue von Tycho Brahe (von Bissen). Dieser gegenüber liegt das Schloß Rosenborg, 1610–24 von Christian IV. in holländischem Stil gebaut, in welchem jetzt die chronologische Sammlung der dänischen Könige aufbewahrt wird. Der König residiert in zwei der vier symmetrisch gebauten Paläste auf dem Amalienborgsplatz, die andern sind Gliedern der königlichen Familie eingeräumt. Ferner sind zu nennen: Prindsens Palais, in dem sich verschiedene Museen befinden, das Reichstagsgebäude (früher Opernhaus), das Provinzialarchiv, das Glyptothekgebäude (das die der Stadt von einem Privatmann geschenkten Kunstschätze enthält), das Gebäude der Gesellschaft der Wissenschaften, die Feuerwehrstation, die Zentralstationen für elektrische Beleuchtung, die Nationalbank (1866–71 ausgeführt), die Gebäude der Landmannsbank, der Handelsbank und der Privatbank, die Münze, das Posthaus, das Assistenzhaus, das Gebäude der großen nordischen Telegraphengesellschaft, das Freilagergebäude und der Nikolaiwachtturm (ein Überrest der 1795 abgetragenen Nikolaikirche). Krankenhäuser: das Frederikshospital, das neue allgemeine Hospital (1885–92 errichtet), das Entbindungshaus, das Kommunehospital (1859–63), das Kinderhospital, das Blegdamshospital für epidemische Krankheiten und das Öresundshospital, Quarantänehospital am Sund (die drei letzten vor 1880 erbaut), das Vestre-Hospital für Prostituierte, die Johannes-Stiftung, teilweise für alte, gebrechliche Personen, beide zwischen 1880 und 1890 ausgeführt, das Sundby Hospital (1902 errichtet); ferner die Hospitäler für die Armee und die Marine, das Blindeninstitut (1857–1858 errichtet), das Institut für Taubstumme und das Institut für Idioten (letzteres in Frederiksberg). Unter den öffentlichen Gebäuden verdienen noch Erwähnung: das Zuchthaus für weibliche Strafgefangene in Christianshavn, das neue Gefängnisgebäude (1895 vollendet), die Arbeitsanstalt auf Ladegaarden zwischen Vester- und Nörrebro und die städtische Anstalt für unbemittelte alte Leute (Alderdomshjem, 1897–1901 errichtet), ferner verschiedene städtische Schulgebäude. Unter den Privatgebäuden sind seit 1870, besonders außerhalb der Wälle, prachtvolle Neubauten entstanden. In dem ältern Stadtteil finden sich einige ältere Adelspaläste, darunter die der Thotts und Moltkes, ferner der Palast Schimmelmanns (jetzt als Konzerthaus eingerichtet).

[Bevölkerung, Erwerbszweige.] K. hat einschließlich der neuerdings einverleibten Stadtteile (1901) 400,575 Einw. Innerhalb derselben Grenzen betrug die Einwohnerzahl 1880: 251,838, 1890: 334,728, 1895: 359,404 Seelen. Wenn man Frederiksberg mitrechnet, erreicht die Einwohnerzahl (1901) 476,806 Köpfe. 1635 hatte K. ca. 25,000 Einw., 1735 ca. 60,000,1835: 120,000. Geboren wurden 1902. 12,313 Kinder (davon 2839 unehelich), gestorben sind 6508 Personen (in beiden Zahlen sind 306 Totgeborne mitgerechnet). 3326 Eheschließungen fanden statt. Die überwiegende Mehrzahl der Einwohner gehört dem evangelisch-lutherischen Bekenntnis an. Außerdem gibt es 2600 Katholiken, 5000 Separatisten und 2800 Juden. – Von den Erwerbszweigen sind die wichtigsten Industrie und Handel. Handwerk und Industrie zählten 1901: 12,461 selbständige Erwerbstätige (davon 3688 weibliche) und 63,322 Gehilfen (davon 18,328 weibliche), der Handel 9472 selbständige Erwerbstätige (davon 2372 weibliche) und 9283 Gehilfen (davon 2464 weibliche). Von den Gewerbtreibenden ist die Mehrzahl in der Kleinindustrie beschäftigt. Von der Großindustrie sind hervorzuheben: der Schiffbau, die Fabrikation von Guano, Porzellan und Maschinen, Bierbrauereien, Zuckersiedereien, Textilfabriken, Spiritusbrennereien etc. Der Handel, besonders der Transitverkehr, und die Schiffahrt sind sehr bedeutend. 1903 wurden eingeführt 2470 Mill. kg und ausgeführt 580 Mill. kg. Am Außenhandel sind vornehmlich Großbritannien, Deutschland, Schweden, Rußland, Norwegen und die Vereinigten Staaten von Amerika beteiligt. Unter den wichtigern Ein- und Ausfuhrartikeln sind besonders Butter, Speck, Getreide, Reis, Kaffee, Zucker, Manufakturwaren, Steinkohlen, Metalle und Petroleum zu nennen. Es liefen 1903 in inländischer Fahrt 5389 Schiffe mit einer Warenmenge von 205,692 Ton. ein und 5791 Schiffe mit einer Warenmenge von 270,678 T. aus, in ausländischer Fahrt 12,867 Schiffe mit einer Warenmenge von 1,504,379 T. ein und 13,032 Schiffe mit einer Warenmenge von 481,902 T. aus. Die Handelsflotte beträgt (1904) 575 Schiffe mit einer Tonnenlast von 261,667 Reg. – Ton., darunter 297 Dampfschiffe. K. ist Ausgangspunkt sämtlicher seeländischen Staatsbahnlinien. Im innern Verkehr der Stadt spielen die elektrischen Straßenbahnen eine große Rolle. Der Geldverkehr wird durch folgende Banken gefördert: die Nationalbank (1818 gestiftet), die das Monopol der Notenemission für Dänemark hat; die Privatbank (1857 gestiftet); die Landmannsbank, Hypotheken- und Wechselbank (1871 gestiftet); die Handelsbank (gestiftet 1873); Kjöbenhavns private Laanebank (gestiftet 1854); die[460] Arbeiterbank (1872 gestiftet); die Diskonto- u. Laanebank (1895 gestiftet); die Handwerkerbank (1867 gestiftet); die Detailhandlerbank (1895 gestiftet); die Grundeierbank (1898 gestiftet); die Revisionsbank (1903 gestiftet). Mit mehreren dieser Banken sind Sparkassen verbunden. Von eigentlichen Sparkassen gibt es aber nur drei, Bikuben, Kjöbenhavns Sparekasse und Själlandske Bondestands Sparekasse. Die Guthaben auf Sparkassenkonto betrugen 1903: 257 Mill. Kronen.

[Bildungsanstalten.] Die Zahl der Schüler in den öffentlichen Schulen mit freiem Unterricht beträgt (1908) 30,000, in den übrigen öffentlichen oder privaten Schulen der Stadt 26,000. Außer den gewöhnlichen Schulen gibt es Sonntags-, Handels-, technische Schulen u. a. Die Universität zu K., die einzige des Landes, ist 1478 gestiftet und wird von ca. 2000 Studierenden besucht. Die Polytechnische Lehranstalt wurde 1829 gegründet. Von den gelehrten Gesellschaften wurde die Gesellschaft der Wissenschaften 1742 gestiftet, außerdem gibt es eine Gesellschaft für die dänische Geschichte, die Nordiske Oldskrift-Selskab, ferner Gesellschaften für die verschiedenen Zweige der Wissenschaft. Von den beiden großen öffentlichen Bibliotheken hat die Universitätsbibliothek ca. 300,000 und die Große königliche Bibliothek ca. 600,000 Bände. Es erschienen 1900 an Zeitungen 27, an Zeitschriften 314, an Büchern 1918 und an kleinern Schriften 729. Von Museen muß in erster Reihe das weltberühmte Thorwaldsen-Museum (s. oben) erwähnt werden mit den reichen Kunstschätzen, die der große Bildhauer seiner Vaterstadt verehrt hat. Das Museum enthält teils Thorwaldsens eigne Werke, teils Kunstgegenstände aus älterer und neuerer Zeit. Ferner sind zu erwähnen die in Prindsens Palais eingerichteten Museen: das königliche Museum für nordische Altertümer, das ethnographische Museum, die Kupferstichsammlung, die Münz- und Medaillensammlung etc. Zur Universität gehört das zoologische Museum. Im Kunstmuseum sind namentlich Gemälde von dänischen Künstlern, in der Moltkeschen Gemäldegalerie die holländische Schule gut vertreten, im Schloß Rosenborg enthält die kostbare chronologische Sammlung der dänischen Könige die Kroninsignien, Juwelen etc. nebst der eigentlichen chronologischen Sammlung, zu der alle königlichen Schlösser beigetragen haben, was an das Herrscherhaus (seit Christian IV.) erinnern kann. Das Kunstindustriemuseum (1894 eröffnet) enthält Erzeugnisse ausländischer und heimischer Kunstindustrie. Von Theatern u. a. sind zu erwähnen: das königliche Theater (für Oper, Schauspiel und Ballett), das Volkstheater, das Kasino, das Dagmar-Theater und das großartige Sommeretablissement Tivoli (Theater, Konzertsaal etc.).

[Städtische Verwaltung etc.] Die Verwaltung der Stadt liegt dem Magistrat ob, der aus einem vom König ernannten Oberpräsidenten, 4 von der Bürgerrepräsentation gewählten und vom König bestätigten Bürgermeistern und 4 unbesoldeten Ratsherren, die auf 6 Jahre von der Bürgerrepräsentation gewählt werden, besteht. Letztere umfaßt 42 Mitglieder, von welchen die 6 in den einverleibten Gemeinden auf 6 Jahre gewählt sind, während 36 von den Bürgern der ältern Stadt (jährlich ein Sechstel) gewählt werden. K. ist Sitz des Bischofs von Seeland, des Primas des Reiches. – Die jährlichen Einnahmen der Stadt K. betrugen 1903: 17,500,000 Kronen, die Ausgaben 18,300,000 Kr., die Aktiva 98 Mill. Kr. (außer den Kommunalgebäuden im Werke von 50 Mill. Kr.), die Passiva 100 Mill. Kr. K. ist die Residenz des Königs, Sitz der Ministerien, des Reichstags und des Höchsten Gerichts, des Obergerichts der Inseln, der Obrigkeit des Stifts Seeland, der höchsten militärischen Behörden des Landes etc. sowie eines deutschen Berufskonsuls. Das Wappen der Stadt läßt sich bis ins 13. Jahrh. verfolgen, wo es ein Gebäude mit drei Türmen war (wahrscheinlich das Schloß Kopenhagens vorstellend); die Türme (ohne das Gebäude) wurden in etwas veränderter Form beibehalten und bilden jetzt das Wappen, wie es von Friedrich III. nach Kopenhagens Belagerung 1661 der Stadt gegeben wurde; in dem mittlern Turm steht eine Rolandsgestalt (Symbol einer freien Reichsstadt), auf jeder Seite des Wappens ein springender Löwe.

Etwa 8 km nördlich von K. liegt Charlottenlund mit Schloß und Wald und unfern davon der prächtige, vielbesuchte Wald Dyrehaven (Tiergarten), etwa 8 qkm groß, mit Anlagen, einem Schloß und Fabriken, ferner das Bad Klampenborg am Sunde, das Bad Skodsborg u. a. Westlich von K., in Frederiksberg, liegen der schöne Park Söndermarken und der Lustgarten Frederiksberghaven mit einem Schloß. S. die »Karte der Umgebung von Kopenhagen« (S. 459).

[Geschichte.] Zuerst 1043 als Fischerdorf unter dem Namen Höfn (lat. Hafnia) erwähnt, später auch Kaupmanna höfn (»Hafen der Kaufleute«) genannt, war K. seit Absalon (s. d.), der 1167 dort eine feste Burg erbaute, lange im Besitz der Roskilder Bischöfe und empfing 1254 sein erstes Stadtrecht. Im 13. und 14. Jahrh. wiederholt von den Hanseaten geplündert, seit 1416 der dänischen Krone gehörig, seit 1443 königliche Residenz und seit 1479 Sitz einer Universität, mußte sich die früh befestigte Stadt 1524 und 1536, wo sie auf seiten Christians II. stand, nach langer Gegenwehr ergeben. Unter Christian IV. bedeutend erweitert und neu befestigt, widerstand K. 1658–59 dem Schwedenkönig Karl X. Gustav, 1700 dem Bombardement einer englisch-holländisch-schwedischen Flotte. Am 2. April 1801 war K., wo seit Beginn des 18. Jahrh. auch viele französische Refugiés lebten, Schauplatz einer unglücklichen Seeschlacht der Dänen gegen die Engländer und ward von diesen 2.–5. Sept. 1807, mitten im Frieden, abermals bombardiert, wobei über 300 Häuser abbrannten und mehrere tausend Bewohner umkamen. Seit 1849 Sitz der dänischen Volksvertretung, ist K. gegen deren Willen (s. Dänemark, S. 487) neuerdings in eine der stärksten Land- und Seefestungen umgewandelt worden. Hier 6. Juni 1660 Friede mit Schweden und 14. März 1857 Vertrag über die Ablösung des Sundzolles (s. d.). Vgl. O. Nielsen, Kōbenhavns Historie og Beskrivelse (Kopenh. 1877–92, 6 Bde., bis 1730 reichend); C. Bruun und P. Munch, Kōbenhavn. En illustreret Skildring af dets Historie etc. (1887–1901, 3 Bde., bis 1807 reichend); Bering-Liisberg, Köbenhavn i gamle Dage (1898 ff.); v. Boguslawski, Der Zug der Engländer gegen K. im Frühjahr 1801 (Berl. 1890); Rubin, 1807–1814. Studier til Köbenhavns og Danmarks Historie (Kopenh. 1892); Werlauff, Köbenhavns Universitet fra dets Stiftelse indtil Reformationen (1850); Rördam, Kōbenhavns Universitets Historie 1537–1621 (1868–74, 4 Bde.); Matzen, Köbenhavns Universitets Retshistorie 1479–1879 (1879, 2 Bde.). – Beschreibungen etc.: Hecquet, K. und seine Umgebungen[461] (19. Aufl., Berl. 1903); Volckmann, K. und seine nächste Umgebung (3. Aufl., Rostock 1905); Y. Nielsen, Norwegen, Schweden und Dänemark (in »Meyers Reisebüchern«).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 458-462.
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