1. Borg das halb, so wirst nit betrogen.
Lat.: Summa cape, et medium habebis. (Sutor, 33.)
2. Borg vil, vnd lass dich nichts dawren, lauff aus der Statt vnd guck vber die mawren. – Henisch, 455.
3. Borge welt bezahlt sîn. (Aachen.) – Firmenich, I, 492, 41.
4. Borgen hat vil nachrew. – Henisch, 455.
5. Borgen heisst nicht schenken.
6. Borgen ist kein Schenkbrief.
7. Borgen macht Sorgen. – Sailer, 70; Kirchhofer, 248; Lehmann, 102, 4; Siebenkees, 135; Hollenberg, I, 25; Henisch, 455; Körte, 673; Gaal, 226; Simrock, 1203; Eiselein, 89; Estor, III, 1213; Müller, 8, 1; Steiger, 23; Mayer, II, 104; Neue Monatsschrift (Jauer 1800), 1. Jahrg. S. 170.
Dän.: Borgen giør sorgen. (Prov. dan., 83.)
Engl.: He that goes borrowing, goes sorrowing. (Bohn II, 73.)
Frz.: Prendre à crédit cause dépit. – Qui donne beaucoup à crédit, perd son repos; qui donne à crédit perd son bien et son ami. – Qui paie avec l'argent d'autrui achète force soucis. (Cahier, 4405.)
It.: Chi presta, perde la cesta.
Lat.: Aeris alieni comes miseria. (Binder I, 25; II, 91; Buchler, 81; Philippi, I, 13; Seybold, 13.) – Credendo perdidi pecuniam.
8. Borgen macht Sorgen; drum muss man nicht mehr verzehren, als der Pflug kann ernähren.
9. Borgen macht Sorgen, Wiedergeben macht Sauersehen. – Simrock, 1204.
10. Borgen mâket Sorgen. – Curtze, 339; für Westfalen: Woeste, 65; für Eifel: Schmitz, 187.
11. Borgen stumpft der Wirthschaft die Spitze ab.
12. Borgen thut nur einmal wohl. – Simrock, 1207; Mayer, II, 104.
13. Borgen und Arbeitscheu hat viel Nachreu.
14. Borgen und (wieder) verleihen (was man geborgt hat), das ist die grösste Schande.
15. Borgen vnd auffnehmen thut zum ersten wol, macht aber zuletzt vil sawersehens. – Henisch, 455.
Frz.: Au prêter ange, au rendre diable. – Au prêter cousin germain, au rendre fils de putain. (Bohn I, 6.)
16. Borgen vnd jucken (krauen) thut nur einmahl sanfft (oder: zeitlang gut). – Henisch, 455; Pistor., III, 18; Körte, 675; Simrock, 1208.
17. Borgen wäre nicht schwer, wenn nur das Bezahlen nicht wär'.
Die Alten hatten dafür das Sprichwort: Einmal roth und zehnmal blass; nämlich einmal roth beim Borgen und zehnmal blass beim Gemahntwerden.
Lat.: Semel rubidus ac decies pallidus. (Wiegand, 368.)
[431] 18. Borgen will ein Wiedergeben.
Engl.: He that borrows must pay again with shame or loss. (Bohn II, 73.)
Frz.: Ce qui est bon à prendre, est bon à rendre. (Lendroy, 176.)
19. Der borgt ohn pfand, der hat ein Wurm im verstand. – Lehmann, 103, 19; Sutor, 657.
20. Hüte dich vor Borgen, so schläfst du ohne Sorgen. – Körte, 674.
21. Je länger man borgt, je weniger man wiederkriegt.
22. Lange borgen is nich quit schelden. – Eichwald, 154; Hertius, I, 95; Eisenhart, 347.
23. Lange geborgt ist nicht geschenkt (bezahlt). – Simrock, 1211; Hassl., 54; Hertius, I, 95; Gaal, 227; Tunn., 5, 18; Eisenhart, 346; Estor, II, 786; Bücking, 65; Pistor., II, 100; Hollenberg, I, 30; Henisch, 455; Eiselein, 89 u. 212; Ramann, Unterr., I, 17; Hermann, I, 2; Mayer, II, 104.
Schuldforderungen müssen eigentlich an dem bestimmten Tage abgetragen werden. Wenn nun auch, will das Sprichwort sagen, der Schuldner seine Forderung zur festgesetzten Zeit nicht abträgt, der Gläubiger auch nicht auf Wiedererstattung dringt, so folgt daraus noch keineswegs, dass der letztere die Absicht gehabt habe, die Schuld zu schenken, weil Schenkung nie vermuthet wird, sondern eine ausdrückliche Erklärung erfordert.
Engl.: All is not lost that is delayed. – Forbearance is no acquittance.
Frz.: Ce qui est différé n'est pas perdu. – Crédité n'est pas donné.
Holl.: Beiden en is niet quijt ghescholden. (Fallersleben, 121.) – Lang borgen is geene betaling. (Harrebomée, I, 51.)
Lat.: Expectans longe non vult dimittere quaeque. (Fallersleben, 121.) – Reperit deus nocentem. (Seybold, 527; Philippi, II, 155.) – Quod differtur, non affertur. – Sero Jupiter diphtheram inspexit. (Seybold, 553; Wiegand, 527.)
24. Man borgt einem sanffter ein Thaler, als ein Creutzer. – Lehmann, 102, 6.
Weil man sich schämen würde, den letztern wiederzufordern.
25. Man soll keinem borgen, vor dem man sich muss neigen. – Lehmann, 102, 3.
Ein Hutkrämer wollte einem Junker keinen Hut auf Borg zu Kauf geben, »denn«, sagte er, »ich will meine Haube nicht vor meinem Hute abziehen«.
26. Viel borgen hat ein Stieffmutter, die heist: verkauff dein Güter; die gebiert ein Tochter, die heist: gibs wolfeil; dieselbe hat einen Bruder, der heist: zum Thor hinaus. – Lehmann, II, 797, 47.
27. Viel borgen macht grosse Sorgen. – Lehmann, II, 797, 46.
28. Viel borgen verderbt den Credit. – Körte, 676.
29. Vil borgen ist dess erbes gifft. – Henisch, 456.
30. Vil borgen macht schwachen glauben. – Henisch, 456; Lehmann, 798, 48.
31. Wem borgen lieber ist, denn bar gelt, der ist ein Narr. – Henisch, 456.
32. Wer borgen will, dem leih, doch merk vor, wer er sei. – Henisch, 455.
33. Wer borgen will, muss nicht viel dingen (oder: soll nicht lange markten). – Henisch, 456; Körte, 677; Simrock, 1415; Tunn., 11, 22.
Holl.: Die borghen wil, en sal niet langhe dinghen. (Fallersleben, 250.)
34. Wer borget, der muss zahlen. – Henisch, 456.
35. Wer borget, ist des Lehners Knecht. – Spr. Sal., 22, 7; Schulze, 86; Simrock, 1213; Henisch, 456.
36. Wer borgt (darleiht) ohne Bürgen und Pfand, der hat einen Wurm im Verstand. – Simrock, 1212; Eiselein, 89.
Vorausgesetzt, dass es nicht geschieht, um einem, redlichen Armen aufzuhelfen.
37. Wer borgt und nicht bezahlen kann, der ist fürwahr kein Biedermann.
38. Wer borgt, wenn es lang herumb gehet, muss die zech bezahlen. – Henisch, 456.
39. Wer borgt zeucht ein Dorn auss seinem Fuss vnd stost ihn ins Leihers Busen. – Lehmann, 103, 18.
[432] 40. Wer durch Borgen den Bettelmann will vertreiben, der ladet ihn zu Haus. – Lehmann, 103, 14.
41. Wer durch Borgen eines Menschen will ledig sein, der ladet ihn gerade zu sich ein.
42. Wer gern borget, der bezahlt nicht gern. – Henisch, 364; Körte, 679; Simrock, 1205.
43. Wer gern borgt, lügt gern und bezahlt nicht gern. – Körte, 678.
Engl.: Debtors are liars.
Frz.: Bon receveur est mauvais payeur. – Le faiseur de dettes a toujours le mensonge en croupe.
It.: Buon riscotitore è cattivo pagatore. (Gaal, 228.)
44. Wer vil borget, der muss vil bezahlen. – Henisch, 456.
45. Wer wöll borgen, komme morgen. – Curtze, 361; Simrock, 1209.
Heut' ist nicht der Tag, da man borgen mag.
46. Zwischen Borgen und bis morgen legt sich gern eine Nacht ohne Ende.
*47. Mit Borgen an(fangen), mit Sorgen auf(hören).
zu7.
»Der muss auch pillich sorgen, der do vil wil porgen.« (Werdea, Biiij.) – In Amrum: Burrog maget Surrog. (Haupt, VIII, 366, 264.)
Holl.: Borgen maakt zorgen. (Bohn I, 302.)
Span.: El que tomaprestado recibe lastimas.
zu9.
Dän.: Borgen giver sorgen, og gield slagen mand er sorgslagen mand. (Prov. dan., 83.)
zu15.
Lat.: Semel rubidus, ac decies pallidus. (Faselius, 45.)
zu18.
Dän.: Hvo som borger skal baade regne og betale. (Prov. dan., 83.)
zu22.
Dän.: Laenge borget er ikke skienket. Lange borget er iy givet. (Prov. dan., 84.)
Holl.: Met lang te borgen scheldt men de schuld niet kwijt. Lang borgen es geen kwijtschelden. (Harrebomée, II, 264a.)
Bei Tunnicius (168): Lank geborcht en is nicht quyt gegeven. (Non fert acceptum qui servio exigit ulli.)
Holl.: Borghen pleghen node te ghelden. – Lang geborgd is niet geschonken. (Harrebomée, II, 264a.)
Lat.: Solvit pro reliquo eum nemo libenter amicus. (Fallersleben, 132.)
Schwed.: Länge borgadt är icke skänkt. ( Marin, 19.)
zu33.
Bei Tunnicius (411): De borgen wil, de sal nicht vele dingen. (Aere vacans prompto nimium licitabere nunquam.)
Dän.: Hvo som vil borge faaer ey laenge at tinge. (Prov. dan., 83.)
Frz.: Il ne choisit pas qui emprunte. (Bohn I, 23.)
zu37.
Lat.: Fraus est accipere, quod non possis reddere. (Philippi, I, 163.)
zu43.
Dän.: Hvo som borger gierne, lyver gierne, og betaler ugierne. (Prov. dan., 83.)
48. Beim Borgen heisst es: lieber Vetter, beim Mahnen: dass dich das Donnerwetter.
Frz.: Au prêter ange, au rendre diable. – Au prêter cousin germain, au rendre fils de putain. (Bohn I, 6.)
49. Borge well bezahlt sin. (Aachen.) – Firmenich, I, 492, 41.
50. Borgen machd zwaamohl Sorgen. (Trier.) – Laven, 176, 17.
51. Borgen macht Freunde, Wiederfordern Feinde. – Frischbier, I, 426.
52. Borgen macht Sorgen, Abgeben schiefe Gesichter. – Frischbier, I, 427.
53. Borgen und Schmausen endigt mit Grausen. – Hertz, 51.
An einem tiroler Wirthshause.
54. Das Borgen ist eine schlechte Sitte, wenn sie (die Borger) zurückgeben, schelten sie noch.
Weil sie das Mahnen übel genommen haben.
Masur.: Poźyczay, zły obyczay, gdy oddaią, ieszcze łają. (Frischbier, II, 3045.)
55. Hüte dich für borgeu im kauffen, sonst mustu eh' der Zeit entlauffen. – Petri, II, 387.
56. Jedermann borgt auf seine Habe. – Graf, 115, 277.
Spricht den pfandrechtlichen Grundsatz aus, dass man nur auf eigenes Hab und Gut Darlehn aufnehmen kann.
Altfries.: Allera monnick borge opa sine egne hava. (Richthofen, S. 123.)
57. Lang borgen is kên Quitteschellen. – Schröder, 688.
58. Lang borgen ist keine Bezahlung. – Graf, 229, 59.
Lat.: Solutio dilata tandem urgebitur. (Gaal, 227.)
Ung.: A' régi kölcsönözésse ajándék. (Gaal, 227.)
59. Mit Borgen und mit Prozessiren kann man Haus und Hof verlieren.
Dän.: Meget borg, og gaae til tinge, gior paa sidsten arm og ringe. (Prov. dan., 83.)
60. Wenn du was geborgt hast, so läugne, sagt der Jesuit. – Klosterspiegel, 54, 23.
61. Wer borgt, wird vieler Kunden sich erfreu'n, büsst aber Freund' und Habe ein.
It.: Chi dà a credenza, spaccia assai, perde l' amico ed il danar non ha mai. (Giani, 435.)
62. Wer geht aufs borgen, der geht aufs Sorgen. – Illustrirter Familienkalender, Coburg 1866.
63. Wer nicht borgt, der braucht kein Pfand.
Span.: Al buen pagador no le duean prendas. (Don Quixote.)
64. Wer nicht borgt, macht sich Feinde, und wer borgt, Prozesse.
65. Wer wöll borgen, der komme morjen, denn heid öss nödd der dag, wu ich borje mag. (Trier.) – Laven, 196, 136.
Alter Spruch der Wirths- und Kaufleute.
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