[169] Pius (ital. Pio, franz. Pie), Name von neun römischen Päpsten: 1) St. P. I., aus Aquileja, war angeblich 142 157 Bischof von Rom u. soll als Märtyrer gestorben sein, sein Tag der 11. Juli; Briefe von ihm (wahrscheinlich unecht) in Hallands Bibliotheca Patrum. 2) P. II., hieß eigentlich Enea Silvio de' Piccolomini (lat. Äneas Sylvius), geb. 18. October 1405 in Pienza in Toscana, studirte seit 1423 in Siena u. Florenz Humaniora u. Jurisprudenz, war als Secretär des Bischofs Capranica 1432 u. in Diensten des päpstlichen Cardinallegaten Albergata wieder 1435 beim Concil in Basel; nach einer erfolglosen Mission an den König Jakob von Schottland, um denselben zum Krieg gegen England zu reizen, 1436 nach Basel zurückgekehrt, wurde er erst Protokollführer, dann Canzleivorstand des Concils u. wiederholt zu Gesandtschaften für das Concil gebraucht; als Gegner des Papstes Eugen IV. wurde er nach dessen Absetzung u. nach der Wahl des Papstes Felix V. 1439 einer der Secretäre an dessen Curie u., im Gefolge der Legaten des Concils zu einer Unterredung mit Kaiser Friedrich III. nach Frankfurt gekommen, von dem Kaiser als Dichter gekrönt u. als Secretär in der Reichskanzlei in Wien angestellt. Hier begann er bald insgeheim sich wieder dem Papste Eugen IV. anzuschließen u. brachte es durch seine Intriguen endlich dahin, daß der Kaiser u. die Deutsche Kirche sich dem Papste wieder unterwarfen; wofür ihn der neue Papst Nicolaus V. 1447 zum Bischof von Triest ernannte. Enea betheiligte sich dann an den Verhandlungen, deren Resultat das Wiener Concordat 1448 war, wodurch die Deutsche Kirche wieder alle Freiheiten verlor, welche sie durch die Baseler Beschlüsse erhalten hatte. Am kaiserlichen Hofe blieb er eine einflußreiche Person, warb 1450 für Friedrich III. um Eleonore von Portugal, bei welcher Gelegenheit er Bischof von Siena wurde, u. begleitete den Kaiser 1452 auf der Krönungsreise nach Rom; 1455 wurde er von Calixt III. zum Cardinal ernannt u. nach dessen Tode 1458 selbst zum Papst gewählt, als welcher er den Namen P. II. annahm. Zwei Ziele waren es, welche er verfolgte, einmal das durch die Concilienbeschlüsse geschwächte Curialsystem wieder zu stärken, weshalb er seine früher zu Basel ausgesprochenen kirchenpolitischen Ansichten zu Gunsten der Concilien u. gegen den Papst förmlich widerrief, u. dann alle christlichen Fürsten zu einem Kriege gegen die Türken zu gewinnen, zu welchem Zwecke er eine Fürstenversammlung nach Mantua berief, doch unterblieb die Sache, u. P. starb, nachdem er sich auch wieder mit Deutschland u. Frankreich entzweit hatte, 15. August 1464 in Ancona. Er schr.: Libri tres de concilio Basileensi; De ortu et auctoritate Romani imperii; De situ, ritu, moribus et conditione Germaniae; Historia bohemica; Cosmographia; Historia rerum Friderici III. imperatoris; die historischen u. geographischen Schriften erschienen gesammelt Helmst. 1699 u. Frankf. 1707; außerdem schrieb er zahlreiche Briefe (bis jetzt kennt man 558); seine Reden gab Mansi, 3 Bde., heraus; die Ausgabe seiner Werke Basel 1571 ist unvollständig; seine Selbstbiographie (Commentarii rerum memorabilium quae temporibus suis contigerunt) herausgeg. von Gobellinus; vgl. Helwing, De Pii II. rebus gestis et moribus, Berl. 1825; Hagenbach, Erinnerung an Än. Sylv. Picc., Bas. 1840; G. Voigt, Enea Sylv. de' Picc., ebd. 1856. 3) P. III., ein Schwestersohn des Vor., hieß eigentlich Francesco Todeschini, wurde 22. Sept. 1503 nach Alexander VI. gewählt, st. aber schon 18. October desselben Jahres. 4) P. IV., eigentlich Giovanni Angelo de' Medici, aus einer dunkeln mailändischen Familie, studirte die Rechte, wurde Protonotar der Curie u. 1549 Cardinal; unter Paul IV., welcher ihn als kaiserlich Gesinnten haßte, lebte er in Pisa u. Mailand u. wurde nach Pauls Tode, Ende 1559, zum Papst gewählt. Er amnestirte die Tumultuanten nach Pauls Tode, wogegen er die Caraffas, die Nepoten Pauls IV., unerbittlich verfolgte, milderte die Inquisition u. verschönerte Rom, stellte einen gedeihlichen Zustand im Kirchenstaate her, gestaltete die Beziehung zu den katholischen Mächten freundlicher u. unterließ fernere Versuche gegen England u. das protestantische Deutschland; er nahm das Tridenter Concil wieder auf u. beschloß es, 156163. Da er darnach sich mehr dem Weltleben als dem Eifer für kirchliche Dinge widmete, machte ein Schwärmer, Benedetto Accolti, einen Mordversuch gegen ihn; er entging zwar demselben, starb aber bald darauf 9. December 1565; vgl. Leonard, De laudibus Pii IV., Pad. 1565. 5) St. P. V., eigentlich Michele Ghisleri, geb. in Bosco bei Alessandria, wurde Dominicaner u. zeichnete sich als Inquisitor durch Eifer u. Strenge so aus, daß ihn Paul IV. 1550 als Commissar des Inquisitionshofes nach Rom berief, zum Bischof von Nepi, 1557 zum Cardinal u. zuletzt zum Generalcommissar der Inquisition ernannte; nach dem Tode Pius' IV. wurde er im Januar 1566 zum Papste gewählt; selbst von strengstem Lebenswandel forderte er allgemein ein sittliches Leben, verbesserte die kirchlichen Zustände in Rom, stellte die strengen Regeln in den Klöstern her u. ließ 1566 den Catechismus romanus einführen; daneben ließ er es auch nicht an Versuchen fehlen, die alte Macht des Römischen Stuhles wieder herzustellen, inzwischen blieb die Verschärfung der Bulle in coena Domini u. die Bannung der protestantischen Königin Elisabeth von England ohne Erfolg; den König Philipp II. von Spanien unterstützte er in seinen Ketzerverfolgungen im Lande u. in seinem Kriege gegen die Niederlande u. hatte die Freude, eine spanisch-venetianisch-päpstliche Flotte gegen die Türken unter Segel gehen zu sehen, welche auch 1571 bei Lepanto siegte. Er st. 1. Mai 1572 u. wurde von Clemens XI. 1712 canonisirt; seine Epistolae apostolicae herausgeg. von Franz Gobau, Antw. 1640; vgl. Hieron. Catena, Vita del Papa Pio V.; Falloux, Histoire de St. Pie, Angers 1846, 2 Bde. 6) P. VI., hieß eigentlich Giovanni Angelo Braschi, geb. 27. Dec. 1717 in Cesena, wurde bei den Jesuiten gebildet u. studirte erst die Rechte u. seit 1740 in Rom Theologie; er wurde 1744. Auditor in der päpstlichen Kanzlei,[169] 1753 Geheimschreiber des Papstes Benedict XIV. u. 1766 Generalschatzmeister; 1773 erhielt er den Cardinalshut u. wurde nach Clemens XIV. am 15. Febr. 1775 zum Papst gewählt. Er nahm die schon früher begonnene Austrocknung der Pontinischen Sümpfe wieder auf, legte in Ancona einen Hafen an, vollendete das von Clemens XIV. angefangene Museum (Pio-Clementinum, s. u. Rom), erweiterte die Wohlthätigkeitsanstalten, ließ mehres in Rom bauen u. führte einen sehr glänzenden Hofhalt; die Begünstigung seiner Nepoten erregte im Lande viel Unzufriedenheit. Als Kirchenfürst setzte er den katholischen Regierungen, welche in ihren Staaten die Kirche von dem Einfluß des Papstes mehr befreien u. von sich abhängiger machen wollten, einen entschiedenen Widerstand entgegen. Zwar brachte er die deutschen Bischöfe zur Zurücknahme der in der Emser Punctation gegen die päpstlichen Übergriffe in der Deutschen Kirche ausgesprochenen Grundsätze (s. u. Emser Congreß); aber daß Neapel das Lehnsverhältniß zum Päpstlichen Stuhle aufhob u. daß der Großherzog von Toscana u. der Kaiser Joseph II. in ihren Staaten, da der Papst sich zu keiner Reformation der Kirche bequemte, in ihren Staaten selbst die Hand an dieses Werk legten, konnte er weder durch Verhandlungen, noch durch Hortationen, noch durch einen persönlichen vierwöchentlichen Aufenthalt in Wien abändern. In Frankreich brach 1789 die Revolution aus, u. er versagte nicht nur den Beschlüssen der kirchenfeindlichen Nationalversammlung seine Zustimmung, sondern erließ 1791 u. 1792 Breven u. Manifeste, worin er jene Beschlüsse verdammte u. die denselben widerstrebenden französischen Geistlichen belobte u. belohnte. Das weltliche Regiment nahm dagegen nicht blos die päpstlichen Besitzungen in Frankreich (Venaissin u. Avignon) weg, sondern überzog auch den Papst, als er sich ziemlich lebhaft für die Bourbons u. für die Siege Österreichs über die republikanischen Truppen interessirte, mit Krieg, dessen Ende er in dem Waffenstillstand zu Bologna 23. Juni 1796 u. in dem Frieden zu Tolentino 19. Febr. 1797 mit einer Zahlung von mehr als 50 Mill. Fr. u. durch Abtretung der nördlichen Provinzen des Kirchenstaates erkaufen mußte. Darnach wurde in Folge eines Excesses gegen den französischen Gesandten in Rom diese Stadt 15. Febr. 1798 von den Franzosen besetzt u. P. selbst 19./20. Febr. aus Rom geführt u. nach längerem Aufenthalt in Siena u. Florenz im April 1799 über Parma, Piacenza u. Turin nach Frankreich geschafft, wo er 14. Juli in Valence ankam u. am 29. August 1799 starb. 1801 wurde sein Leichnam nach Rom gebracht u. in der Peterskirche beigesetzt. Vgl. Bourgoing, Mém. sur Pie VI., 1799 u. 1800 (deutsch von Meyer, Hamb. 1800), außerdem Lebensbeschreibungen von Fr. Beccatini, Ven. 1801, 4 Bde., von G. Tavanti, Flor. 1804, 3 Bde.; Wolf, Geschichte der Katholischen Kirche unter P. VI., Zür. 17971802, 7 Bde.; Nodari, Vitae pontificum Pii VI., VII., Leonis XII. et Pii VIII., Pad. 1840. 7) P. VII., eigentlich Barnaba Luigi Graf Chiaramonti, geb. 14. Aug. 1742 in Cesena, trat in den Benedictinerorden, wurde 1775 Abt, nachher zum Bischof von Tivoli, später zum Bischof von Imola u. 1783 zum Cardinal erhoben u. 14. März 1800 in Venedig als Nachfolger des Vor. zum Papste gewählt. Er zog am 3. Juli in das von den Franzosen wieder verlassene Rom ein. Während er in Deutschland viel an geistlicher Macht durch die Säcularisation der geistlichen Fürstenthümer u. durch die vergeblichen Güteversuche mit den Königen von Baiern u. Württemberg verlor, gewann er dagegen in Italien durch Concordate mit der Ligurischen u. Italienischen Republik, bes. aber durch die Aussöhnung mit Bonaparte u. durch das am 15. Juli 1801 mit Frankreich abgeschlossene Concordat, in dessen Folge er auch am 22. Nov. wieder in den Besitz des Kirchenstaats kam, welchen er, Consalvi als Minister zur Seite, weise regierte. Aber die Freundschaft mit dem Herrscher Frankreichs dauerte nicht lange; zwar salbte er denselben 2. Decbr. 1804 bei seiner Selbstkrönung in Paris, indeß weil er beschuldigt wurde, heimlichen Verkehr der Römer mit den Feinden Frankreichs zu gestatten, u. sich weigerte des Kaisers Bruder Joseph als König von Neapel anzuerkennen u. den Engländern die Häfen des Kirchenstaates zu verschließen, ließ Napoleon 2. Febr. 1808 Rom besetzen, im Mai 1809 den Kirchenstaat dem Französischen Reiche einverleiben u. den Papst selbst, nachdem derselbe den Bann über ihn ausgesprochen hatte, 6. Juli von Rom über Florenz nach Grenoble, dann aber nach Savona abführen, wo er als Gefangener lebte u. sich beharrlich allen Anmuthungen widersetzte, zu den kaiserlichen Bestimmungen in Kirchensachen seine Einwilligung zu geben. Im Sommer 1812 wurde er nach Fontainebleau in die Nähe des Kaisers gebracht u. hatte hier durch französischen Einfluß bereits das neue Concordat vom 25. Januar 1813 unterzeichnet, worin u.a. bestimmt war, daß der Papst statt seiner Besitzung jährlich 2 Mill. Fr. Einkünfte haben u. die Institution der von der französischen Regierung ernannten Bischöfe nicht mehr verhindern sollte: als er am 24. März, weil Napoleon den Vertrag zu früh publicirt hatte, seine Einwilligung zurückzog. In Folge des Sturzes Napoleons verließ er Frankreich u. kehrte 24. Mai 1814 nach Rom zurück; durch den Wiener Congreß wurde der Kirchenstaat wieder hergestellt, doch da dies nicht im ganzen Umfange geschah, so protestirte P. dagegen (s. Kirchenstaat, S. 520); seinem Lande gab er 1816 eine neue Verfassung, er stellte die Jesuiten u. die Inquisition in Rom wieder her u. führte eine strenge Regierung (s. Papst, S. 653); im Auslande gewann er durch Concordate u. Verträge (mit Baiern, Neapel, Preußen) dem Päpstlichen Stuhle wieder großen Einfluß; als Mensch war er einfach, fromm wohlthätig; er st. 20. Aug. 1823. Vgl. Storia del pontificato di Pio VII., Ven. 1815, 2 Bde.; Vie politique et privée de Pie VII., Par. 1823; Gaudet, Esquisses historiques et politiques sur le pape Pie VII., ebd. 1824; Pacca, Relazione del viaggio de papa Pio VII., Rom 1836. 8) P. VIII., vorher Francesco Xaver Graf Castiglione, geb. 20. Nov. 1761 in Cingoli in der Mark Ancona, wurde 1800 Bischof von Montalto, lebte seit 1808 in Südfrankreich, kehrte 1814 mit dem Papst zurück, erhielt das Bisthum Cesena u. 1816 den Cardinalshut, wurde von P. VII. als gelehrter Canonist sehr geschätzt u. folgte auf Leo XII. am 31. März 1829 als Papst; sein Staatssecretär war Albani, mit welchem er manche gute Einrichtung im Regiment des Innern traf. Während seiner kurzen Regierungszeit kam die Emancipation der Katholiken in Großbritannien zu Stande, in der Sache der Gemischten Ehen in [170] Preußen gestattete er keine Erleichterung; den neuen König Ludwig Philipp von Frankreich erkannte er an, da derselbe der Katholischen Religion u. deren Dienern seinen starken Schutz versprochen hatte; er st. 30. Nov. 1830. Vgl. Artaud de Montor, Histoire du Pape Pie VIII., Par. 1844. 9) P. IX., vorher Giovanni Maria Graf Mastai-Ferretti, geb. 13. Mai 1792 zu Sinigaglia; er wollte 1815 in die päpstliche Garde treten, wurde aber, weil er an der Epilepsie litt, nicht angenommen u. studirte seit 1816 Theologie; zwar war auch nun seine Krankheit ein Hinderniß der Weihe als Priester, indeß durch Strambi, einen Geistlichen in Loretto, durch Handauflegung geheilt, wurde er in Rom ordinirt u. ging 1823 mit der Mission nach Chili. Nach seiner Rückkehr 1825 widmete er sich der Förderung milder Zwecke u. wurde Director des Hospitals S. Michele; 1827 wurde er zum Erzbischof von Spoleto u. 1833 zum Bischof von Imola ernannt u., nachdem er 1840 den Cardinalshut erhalten hatte, am 16. Juni 1846 als Nachfolger Gregors XVI. zum Papst gewählt u. 21. Juni gekrönt. Die versöhnlichen Schritte, mit welchen er seine Regierung begann u. das harte Regiment seines Vorgängers auszugleichen suchte, so wie die vielfachen Reformen in der Verwaltung, welche er zum Theil sogleich begann, zum Theil in sichere Aussicht stellte, machte ihn zum Liebling des Römischen Volkes u. zum Gegenstand enthusiastischer Verehrung in ganz Italien (s.d. [Gesch.] VII.). Als aber die Forderungen der politischen Reformfreunde weiter gingen, als dem Papst seine Stellung ihnen zu folgen gestattete, verlor sich die Begeisterung für ihn alsbald wieder, u. nachdem er schon die Märzverfassung 1848 nicht mehr ganz freiwillig gegeben hatte u. im November ein Volksaufstand ausbrach, wobei sein Minister Rossi ermordet u. worauf ihm ein dem okratisches Ministerium aufgedrungen wurde, verließ er, am 24. Novbr., verkleidet u. mit Hülfe des baierischen Gesandten Grafen Spaur, die Stadt u. ging über Civita Vecchia nach Gaeta, von wo aus er gegen alle Verfügungen der revolutionären Regierung protestirte. Nachdem darauf Österreicher in die Legationen eingerückt waren u. ein französisches Heer der römischen Republik ein Ende gemacht hatte, kehrte P. 12. April 1850 nach Rom zurück u. ging nun mit seinem Staatssecretär Antonelli, unter Aufhebung mehrer frühern Einrichtungen, an eine zögernde u. bedächtige Verbesserung der Staats-angelegenheiten (s. u. Kirchenstaat, S. 526 ff.). Bei einem Besuch des Klosters S. Agnese bei Rom im April 1855 stürzte er mit seiner Begleitung durch die einbrechende Decke in den Unterraum, ohne jedoch persönlich beschädigt zu werden. Die fortdauernde Unzufriedenheit mit dem Regimente, durch äußere Einflüsse genährt, bewirkten, daß, als 1859 die von den Franzosen unterstützten Waffen der Sardinier in Oberitalien siegreich waren, die nördlichen Provinzen des Kirchenstaates abfielen u. sich an Sardinien anschlossen (s. u. Kirchenstaat S. 528 ff.). Während so dem Papste als Landesherren, mit Ausnahme einer kurzen Zeit, eine sehr dornenvolle Bahn zu gehen beschieden war, hatte er als Kirchenfürst um so größere Erfolge, denn obgleich er das strenge System seines Vorgängers fortsetzte, so waren doch seine Formen milder; es gelang ihm, günstige Concordate u. Conventionen 1848 mit Rußland, 1851 mit Toscana u. Spanien abzuschließen; die Katholiken Englands u. Hollands in das System der römischen Hierarchie einzureihen, wenn auch in ersterem Lande nur unter Widerspruch der Landesgesetze; in Frankreich sah er die Orden u. Klöster Ausdehnung u. Einfluß gewinnen u. die Geistlichkeit den Unterricht in ihre Hände bekommen; besondere Freude erlebte er in Deutschland an der Lebhaftigkeit, womit der Clerus die von der Revolution 1848 ausgesprochene Emancipation der Kirche von dem Staate in seinem Sinne zu deuten u. zu möglichster Ablösung von den Landesregierungen, dagegen zu innigerm Anschluß an den Päpstlichen Stuhl zu benutzen trachtete u. dazu zahlreiche Vereine, namentlich den nach seinem Namen genannten Piusverein, den Bonisaciusverein, die Vincentiusvereine (s.d. a.) gründete, ferner daß er es in Sachen der Gemischten Ehen bei der alten strengen Praxis bewenden lassen konnte, daß er das Concordat mit Österreich abschloß u. Verträge mit den Staaten der Oberrheinischen Kirchenprovinz verhandelte. Nur im Königreich Sardinien konnte er keinen ihn befriedigenden kirchlichen Zustand wiederherstellen u. er hob zuletzt die Kirchengemeinschaft mit der Regierung gänzlich auf. Inmitten der Sorgen seiner Regierung u. der Kämpfe mit Sardinien vollzog er am 8. December 1854, umgeben von einer zahlreichen Prälatenversammlung in der Peterskirche die Dogmatisirung der unbefleckten Empfängniß Mariä (s. Mariä Empfängniß), womit er eine persönliche Herzensneigung befriedigte u. einen alten Streit in der Kirche schlichtete; s. Papst, S. 654. Vgl. Cleve, La vie et le pontificat du Pie IX., Par. 1848; Balmer, Pie IX., ebd. 1848; Clerc, Pie IX., Rome et l'Italie, 1849; Giac. Margotti, Le vittorie della chiesa nel primo decennio del pontificato di Pio IX., 2. Aufl. Mail. 1857; Th. Mundt, Rom u. P. IX., Berlin 1859; Henke, Papst P. IX., Marb. 1860.
Buchempfehlung
Inspiriert von den Kupferstichen von Jacques Callot schreibt E. T. A. Hoffmann die Geschichte des wenig talentierten Schauspielers Giglio der die seltsame Prinzessin Brambilla zu lieben glaubt.
110 Seiten, 4.40 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Für den zweiten Band hat Michael Holzinger sechs weitere bewegende Erzählungen des Sturm und Drang ausgewählt.
424 Seiten, 19.80 Euro