1. De, der dênt, is sô gôd as de, der lônt. – Goldschmidt, 103; Bueren, 120.
Die Dienstboten sind in Oldenburg den Kindern des Hauses fast vollständig gleichgestellt; sie gehören ganz mit zur Familie, und da auch die Kinder wohlhabender Landleute dienen, so haben alle dieselben Umgangsformen und finden sich auf dem Lande die Scheidewände nicht, die sonst wol den Herrn vom Diener trennen.
2. Dei mi deint vört Braud, deint mi nit in der Naud. (Büren.) – Für Iserlohn: Woeste, 67, 53.
3. Der dient der gemain, dessen lohn ist klein. – Gruter, III, 16.
4. Der dient übel, welcher nicht ausdient.
5. Der dient, vnnd der gelt gibt, heben mit einander zugleich auff. – Henisch, 698.
6. Der vilen dient, der dient niemand. – Henisch, 699; Franck, II, 171a; Gruter, I, 18.
7. Dien' du mir, so dien' ich dir. – Murner, Nb.
8. Diene der Zeit!
9. Diene mir und iss von dir.
Port.: Come do teu, e chama-te meu. (Bohn I, 272.)
10. Diene wohl und fordere keinen Sold, so werden dir die Herren hold. – Eiselein, 118.
11. Dienen vnd nichts verdienen, füllt nicht den sack. – Lehmann, 125, 55.
It.: Servizio senza ricompensa è un ver suplizio. (Pazzaglia, 332, 5.)
12. Dienen vnd vndanck verdienen thut weh. – Lehmann, 125, 55.
13. Durch Dienen gelangt man zum Herrschen.
It.: Col ben servire, ed essere leale, di servitore si diventa padrone. (Pazzaglia, 332, 14.)
14. Einer dient um Gewinn, der andere um Ehre.
15. Es dienen mehr um die Suppe, als um den Herrn.
16. Es dient ein Keil dir oft zum Heil.
17. Es dient nicht allerley jederman. – Henisch, 696.
18. Es dient nicht alles zu jeder zeit. – Henisch, 696.
19. Es dient nicht einem jeden ein jeder stand. – Henisch, 696.
20. Es ist schwer dienen dem, der gedient hat, und befehlen dem, der befohlen hat.
21. Man diene wie man will, so ist Undank der Lohn.
Ung.: Jó tettedért jót ne varj.
[595] 22. Man dient lieber in güldenen als eysenen Ketten. – Lehmann, 126, 55.
Die goldenen binden überall fester und – angenehmer.
23. Man dient nicht vmb gute Wort, sie lohnen nicht. – Lehmann, 73, 23.
24. Man soll anderen dienen ohne sein eignen Schaden. – Sutor, 418.
It.: Amicizia con danno lasciala andar col malanno. (Pazzaglia, 76, 4.)
Lat.: Officium suum nemini debet esse damnosum. (Sutor, 418.)
25. Mancher dient viel Jahr vmbs Brodt vnd kan doch nicht zum Fleisch kommen. – Lehmann, 128, 93.
26. Niemand dient vmb danck, es füllt den Sack nicht. – Lehmann, 72, 20.
27. Niemandt würt zu dienen getrungen vnnd gezwungen, der zu sterben bereydt ist. – Franck, I, 29b; Lehmann, II, 428, 119; Simrock, 1624.
28. Trew gedient, wol gelohnt. – Henisch, 699.
29. Vielen zu dienen, versuch's!
30. Vil dienen vnd wenig lohn ist filtziger herren kron. – Henisch, 699.
31. Wer allen dienen will, kommt immer am schlimmsten weg. – Simrock, 141.
32. Wer allen dient, dient niemand.
33. Wer allen dient, macht sich keinem verbindlich. – Simrock, 142.
34. Wer da dienet, der dienet! – Agricola II, 642; Tappius, 181a; Egenolff, 249b; Lehmann, II, 872, 167; Gruter, I, 78; Schottel, 1138b.
Frz.: Sers comme serf, ou fuy comme cerf. (Bohn I, 56; Leroux, I, 98.)
It.: O servi, come servo, o fuggi, come servo. (Gaal, 290; Pazzaglia, 332, 9.)
Ung.: A ki szolga, nem úr. (Gaal, 290.)
35. Wer dienet bis er ist unwerth, dem ist des Teufels Dank beschert. – Eiselein, 118.
36. Wer dienet, biss das er wirt vnwerth, dem ist vndanck zu lohn beschert. – Henisch, 643; Lehmann, 128, 86.
37. Wer dienet, da man ihn nicht versteht, aller Arbeit und Müh' verlustig geht.
38. Wer dienet, der ist ein Knecht.
It.: Chi serve ad altri, non è per sé libero. (Pazzaglia, 330, 2.)
39. Wer dienet grossen Herrn, hat selten Dank und viel Beschwer'n.
Port.: Serve a senhor, saberás que he dor. (Bohn I, 294.)
Span.: Sirve á señor, y sabrás qué es dolor. (Bohn I, 257.)
40. Wer dient der Gemein, der stehet zuletzt gar allein.
It.: Chi serve al comune, non serve a nessuno. (Pazzaglia, 330, 1.)
41. Wer dient der gemeind, der ist allermans Knecht und jedermans Esel. – Lehmann, 127, 79.
42. Wer dient, der ist so gut als der lohnt. – Körte, 877; Simrock, 1614.
Wenn er nämlich als Diener seine Pflicht so treu erfüllt, wie es der Herr in seinem Bereich thut; denn der Herr fordert nicht mehr von den Haushaltern, als dass sie treu erfunden werden.
43. Wer dient einer Gemein, vnd einer jungen Frawen allein, vnd Kindern et similibus horum, der hat vndanck in fine laborum. – Petri, II; Lehmann, 127, 79.
44. Wer einem andern dient, der gedenck nur nicht, das man jhm dancken werd. – Agricola I, 375; Franck, II, 125a; Henisch, 699; Tappius, 191b u. 223b.
45. Wer einem dient, vnd thut jhm recht, den helt man für ein trewen knecht. – Henisch, 701.
46. Wer jederman könt dienen recht, der muss sein gar ein guter Knecht. – Henisch, 699.
47. Wer mir dienet, den nehme ich vom Galgen; und wenn er mir nicht mehr dienet, so häng' ich ihn wieder auf. – Kirchhofer, 145.
48. Wer mir dient, dem dien' ich wieder.
Grundsatz des Eigennützigen.
49. Wer nicht gedient, der kann auch nicht befehlen.
It.: Chi servito non ha comandar non sa. (Pazzaglia, 58, 4.)
[596] 50. Wer nur sich selber dienen will, wird allemal des Teufels Knecht.
51. Wer sein sein kann, der diene keinem Mann.
52. Wer sich selber dient, ist wohl bedient.
Engl.: Serve yourself till your bairns come to age. (Bohn II, 254.)
53. Wer vielen dient, der dient niemand.
54. Wer wohl dienet und schweiget, fordert auch.
It.: Assai dimanda chi ben serve, e tace. (Pazzaglia, 88, 6.)
55. Wer wohl dient, fordert täglich seinen Lohn.
56. Wer wohl dient, wird aus dem Knechte ein Herr.
57. Wer wol dient, dem wirt wol gelohnt. – Henisch, 699.
58. Wie du mir dienst, so dien' ich dir auch. – Kirchhofer, 145.
59. Wo ich euch vnd ewren wiste zu dienen, so were ichs willig. – Agricola I, 562; Latendorf, 120.
60. Wohl dienen macht Freunde, und die Wahrheit sagen Feinde.
Frz.: Bien servir fait amis et vray dire ennemis. (Leroux, II, 183; Kritzinger, 648.)
61. Wohl gedienet, übel belohnt. – Kirchhofer, 343.
62. Worzu dienet gut sonder muth. – Henisch, 696.
Lat.: Frusta habet, qui non utitur.
*63. Er dienet nicht zu Hofe. – Eiselein, 118.
*64. Er (es) dienet weder zu sieden noch zu braten. – Mathesy, I, 26b.
Holl.: Het dient nergens toe, dan om een vuil ei uit te broeden. (Harrebomée, I, 177.)
*65. Er dienet zu Hofe. – Eiselein, 118.
*66. Er dient wie der heilige Martin.
Er lässt sich seine Dienste sehr gut bezahlen. Bei den alten Franken wurden alle bürgerlichen Vergehen durch Geld gebüsst, und da sie glaubten, auch der Himmel lasse sich durch Geld erwerben, so trieben die Heiligen einen einträglichen Handel mit ihrem Einflusse. Daher sagte Chlodwig: »Der heilige Martinus dient zwar seinen Freunden vortrefflich, er lässt sich aber seine Mühe verzweifelt bezahlen.«
*67. Es dienet wie 'ne Fust ufs Aug'. (Luzern.)
*68. Es dient weder zu Rock noch Hosen; weder zu Stiefeln noch Schuhen.
Frz.: Servir comme un 0 en chiffre. (Kritzinger, 648.)
*69. Ich hab' ihm gedient.
Ihm eine gepfefferte Antwort gegeben, ihn gebührend behandelt.
70. Als du mir dinst, alzo lone ich dir. – Hofmann, 35, 112.
71. Der lesst jm mit eern dienen, der's wider gelten mag. – Franck, I, 65b.
72. Dien khainen vber sein willen. – Hauer, Mij.
73. Diene mir, so dien' ich dir wider. – Petri, II, 1110.
74. Es dient nicht alle Waare in jeden Kram. – Petri, II, 243.
75. Es dienet sich vbel, wenn die diener jmmer voll sind vnd tretten den Flaschen auff den Riemen vnd trincken Wein mit Sew vnd Ochsen-Mist getünget. – Petri, II, 243; Henisch, 1470, 63.
76. Es mag Niemand dem Andern dienen bei dem Seinen. – Graf, 216, 246.
In Bezug auf Erbtheilung, um zu sagen, dass die Mitglieder der Familie, denen Schutz und Sorge für die andern zukommt, mit Recht auch grössere Vorrechte geniessen.
77. Lange dienen und ungeschickt bleiben, ist eine Schande. – Simrock, 1626.
78. Man dient für Lohn und liebt sich für Geschenke.
Dän.: Der tienes for aurlig löh; men elskes for mild gave. (Prov. dan., 396.)
79. So gedienet, so gelohnet. – Graf, 178, 192; Henisch, 698, 10.
80. Wem man dienet, der lohnt. – Petri, II, 625.
81. Wer andern dient, dient sich.
82. Wer dienet, ist so gut, als wer lohnet. – Graf, 178, 188; Henisch, 698, 41.
Seit dem Aufhören der deutschen Erbhörigkeit beruht das Verhältniss der Dienstherrschaft zu dem Gesinde auf einem freien Vertragsübereinkommen beider Theile; deshalb ist der Dienende, da seine dienende Stellung seine persönliche Freiheit nicht wesentlich beeinträchtigt, so gut als der Arbeitsgeber oder der Dienstherr.
83. Wer dient, nennt keine Stunde sein.
Lat.: Nullum otium servis. (Aristoteles.) (Philippi, II, 53.)
84. Wer dient und nicht ausdient, verliert seinen Lohn. – Graf, 266, 246.
Holl.: Die dient en niet voldient, verliert zijne huur. (Harrebomée, I, 347a.)
85. Wer dir hat dienet ohn betrug, dem gib sein lohn bald ohn verzug. – Loci comm., 115.
Lat.: Si tibi seruierit aliquis, tua praemium tecum ne retinere diu cures, si diligis aequum. (Loci comm., 115.)
86. Wer fleissig dient und treu hält aus, der baut sich noch sein eigen Haus.
Drückt aus, dass Beharrlichkeit und Treue zum Ziel führen.
Frz.: De bon servir e bol être après varlet l'on dever mettre.
87. Wer heut noch Diener ist, kann morgen Herr sein.
Dän.: Vaer from imod din undermand han kand snart blive din overmand. (Prov. dan., 201.)
88. Wier dânt, äs nichen Här. – Schuster, 883.
[1135] 89. Wilt du dynen, so dyne grossen Herrn, die kênden dir deyn lohn wol mehrn. – Werdea Aiiij.
90. Wiltu mir dienen vnd etwas gän, frag nicht, ob ich's auch wölle nän. – Loci comm., 107.
Lat.: Qui dare uult aliis, non debet dicere, vultis?
91. Wo einer dienen kann, ist er berufner Mann.
Lat.: Nolo tibi ullum commodum in me claudies. (Terenz.) (Philippi, II, 31.)
92. Wo langt' dênt de Herr noch as Jung, fragte der Bauer den Lehrburschen. – Diermissen, 238.
93. Zu dienen, sä Reint Puppkes, do spôk je dutsk. – Kern, 165.
*94. Der hat nicht gedient.
Redensart beim Kartenspiel.
*95. Er dienet länger nicht, als die gelben Suppen währen. – Eiselein, 504.
*96. Er will dienen bis zum Tage des Brandes.
D.h. er versichert die festeste und ausdauerndste Treue. Auf den Hebriden üblich. (Vgl. Taschenbuch zum gesellschaftlichen Vergnügen, Jahrg. 1832, S. 137.)
*97. Hei dênt (stand) bî de Och – och, wo de Knêp undern Bûk dräge. – Frischbier, II, 532.
D.h. er hat bei den Säuen gedient. Von Einem, der sich seines Soldatenstandes zu unrecht rühmt.
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